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Thema: Begleiteter Freitod

Begleiteter Freitod
Binerich66
22.07.2014 07:27:51
Hallo ihr lieben, ich weiß, ich werde mit meiner Frage hier einige Menschen aufwühlen. Sorry, aber mein Mann hat seit 2/2013 zwei Glioblastome. OP mit Resttumore, Standarttherapie mit Bestrahlung und Temodal, danach Avastin mit Irinotecan, Leberwerte sehr schlecht, nur noch Avastin, 5 monate spater Entstehung eines neuen Tumors diesmal in der rechten Gehirnhälfte, nun bekommt er CCNU. Die Gabe von CCNU soll nur für 6 Monate gegeben werden, da es nicht länger gegeben werden soll. Von einer erneuten OP rät die Neurochirurgen ab. Mein Mann möchte auch keine weitere OP. Auch zur erneuten Bestrahlung wurde uns auch abgeraten. Gestern hat mir mein Mann eröffnet er möchte Sterbehilfe und zwar jetzt. Er möchte kein Pflegefall werden, es wird ja nicht besser. Er hat Angst, vor dem was nun kommt, ich kann ihn sehr gut verstehen, ich ja auch. Natürlich möchte ich ihn nicht verlieren, aber.........er hat ein Recht es selbst zu bestimmen, in Würde bei dieser Diagnose, zu sterben.
In Deutschland ist es nicht möglich und die Schweiz ist einfach zu teuer, das können wir uns nicht leisten, hört sich echt blöd an, aber so ist es nunmal. Gibt es hier in Deutschland doch irgendwelche Wege die wir nicht bedacht haben?
Binerich66
Gspensterl
22.07.2014 08:32:26
Hallo,
Ich kann eure Verzweiflung verstehen.
Aber in Deutschland wird euch nur eine sehr detailliert verfasste Patientenverfügung ein kleines bisschen eurem Wunsch entgegen kommen.
Gspensterl
Gspensterl
Prof. Mursch
22.07.2014 09:40:36
Sie sollten sich palliativmedizinisch beraten lassen. Ich habe mal unsere Palliativmedizinerin im Hause gefragt:
Das geht wohl am besten über ein Gespräch mit der nächsten Palliativstation in der Nähe (über den Hausarzt), ansonsten über ein ambulantes Palliativteam. Das müsste aber regional Ihr Hausarzt wissen.


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
Prof. H. Strik
22.07.2014 11:28:48
Angst vor dem, was kommt, kann ich gut verstehen und plagt verständlicherweise alle Patienten und ihre Angehörigen. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, in der entsprechenden Situation (d.h. auf Nachfrage) ein offenes und ehrliches Gespräch zu führen, was in der letzten Lebensphase zu erwarten ist. Das erleichtert so gut wie immer den Patienten oder/ und seine Angehörigen und verhindert, dass man sich das alles noch viel schlimmer ausmalt, als es schon ist.
Prof. H. Strik
Binerich66
22.07.2014 17:31:32
Vielen Dank für die Infos. Wir werden diese Woche mit unseren Onkologen darüber sprechen.
Sabine
Binerich66
dirlis
22.07.2014 23:26:09
Liebe Sabine,
Ich finde es toll, dass Du diese Frage hier gestellt hast.
Danke für Deine Offenheit und Deinen Mut!
Herzliche Grüße,
Dirlis
dirlis
Schmetterlin
23.07.2014 09:04:27
Oh ja, ich bewundere auch Deinen Mut, diese Frage hier zu stellen!

Auch ich habe oft darüber nachgedacht, warum ein Mensch so unsagbar viel Schmerz aushalten muss.
Es ist unmenschlich! und grausam!
Schmetterlin
Schwan01
23.07.2014 10:44:28
Liebe Sabine,
ich bewundere sehr deinen Mut diese Frage im Forum zu stellen, ich hatte es mir nicht mehr getraut, dieses Thema ist sehr sensibel, überhaupt sind verschiedene Themen bei den Betroffenen nicht immer will kommen.

In letzter Zeit haben wir sehr viele liebe Menschen verloren, sie sind den Weg gegangen, der ihnen keine Schmerzen bereitet, sie sind uns voraus gegangen, manch einer hat uns teilnehmen lassen an diesem schmerzlichen Weg, bei jedem ist der Krankheitsverlauf, das letzte Stadium anders....!!!

Ich zähle auch zu diesen Menschen die vorab alles wissen möchten, vorbereitet sein möchten, bei uns dreht sich um unsere Tochter /31), 10 Monate sind uns bereits geschenkt worden.

Zwischenzeitlich informiere ich mich natürlich weiter, beobachte meine Tochter, versuche die Zeit zu geniessen, ich weiß sie ist eine große Kämpferin, nach den 2 OPs sagte sie mir mal, mein Untermieter heißt Bruno (nach einem Fisch benannt) der weiß garnicht mit wem er sich da angelegt hat, ich werde ihn in die Schranken weisen!!!

Den Notartermin hatten wir, ich hoffe sie nimmt das Thema Patientenverfügung demnächst in Angriff.

Wie wir alle wissen dieser Tumor ist ein Miststück, unberechenbar, wenn ich ehrlich bin so einen Tod wünsche ich mir für meine Tochter nicht, soviel Schmerzen, nicht mehr der Mensch zu sein den er sein möchte , stell ich mir grausam und fürchterlich vor.

Von daher die Frage was für Hilfen gibt es um nicht so schmerzlich von dieser Erde gehen zu müssen???

Herzliche Grüße an unsere Kämpfer und Angehörige,

Manuela mit ihrem Sonnenschein Janine und Jürgen
Schwan01
Binerich66
23.07.2014 14:36:14
An Alle, ja diese Krankheit ist soooooooo grausam, für die Betroffenen und deren Angehörige. Man ist einfach nur hilflos! Ich freue mich über jeden Eintrag der eine positive Nachricht enthält, anderseiits kann das aber genau so schnell wieder eine schlechte Nachricht sein. Ich finde ich bin nicht mutig, sondern einfach nur hilflos. Ich denke das dieses Forum sehr wichtig ist, für den Austausch, allerdings sollte es getrennt werden, da wir Angehörigen bestimmt einige Fragen hier stellen würden, es aber nicht tun um die Betroffenen zu schützen,andersrum bestimmt auch. Ich liebe meinen Mann über alles und egal was und wie es kommt, ich werde den Weg mit ihm gemeinsam gehen und offen über alles reden. Ich wünsche allen hier den richtigen Weg zufinden. Ich danke euch allen!
LG
Sabine
Binerich66
tinchen
23.07.2014 16:24:20
Liebe Sabine,
dieses Thema ist heikel - , wir hatten hier im Forum schon mal eine ähnliche Diskussion.Thema: "Wie steht ihr zur Sterbehilfe" (einfach in Suchleiste eingeben).
Die Meinungen gingen SEHR WEIT AUSEINANDER - von voller Befürwortung bis zur absoluten Ablehnung. Vor allem der christliche Glaube spielt da eine große Rolle.

Auch wir (mein Mann mit Glio seit 15 Monaten) haben schon darüber gesprochen. Mein Mann will alles tun, damit er noch eine gute Zeit mit uns gemeinsam hat.
ABER: Wenn gar nichts mehr geht und er zum absoluten Pflegefall wird - Dann möchte er schnell und schmerzlos gehen können.... Patientenverfügung haben wir, aber reicht das aus?!

Ich denke, da müßte sich in der Palliativmedizin noch einiges tun.....

Trauriges Thema, aber leider werden wir mit dieser Diagnose damit unweigerlich konfrontiert.

Liebe Grüße tinchen
tinchen
Morgensonne
23.07.2014 17:21:53
Hallo Sabine,
ja so wie Du das hier versuchst anzugehen, dass wird allen Hoffnung geben, dass mann eines Tages in ganz bestimmten Fällen selber entscheiden darf ob man würdevoll sterben möchte. Auch wir hatten darüber disskutiert u. auch uns war die Schweiz zu teuer u. zu weit weg. Als vor kurzem ein bekannter Schriftsteller mit Diagnose Glioblastom in einem bestimmten Stadium das Sterben durch die Pistole an der Spree vor einem kümmerlichen Dahinvegetieren vorzog, fragte meine Frau noch woher man nur eine Waffe bekommen könnte. Man muß sich das einmal vorstellen, nur weil die Verantwortlichen unseres Volkes nicht in der Lage sind endlich ein entsprechendes Gesetz auf den Weg zu bringen, muß man sich illegal eine Waffe besorgen, um nicht länger leiden zu müssen.
Eine Option soll wohl noch Holland sein.
Bitte kämpft alle weiter um Euer Recht auf Selbstbestümmung.
LG, Gernot
Morgensonne
dirlis
23.07.2014 21:10:25
Ihr Lieben,
Ich stimme Gernot Morgensonnne zu, dass Selbstbestimmung ein hohes Gut ist, dass in Bezug auf die Rechtslage zu klären wäre.
Der angesprochene Schriftsteller hat sich lange vor der Tat entschieden, wer ihn gelesen hat, wusste es bereits im Vorfeld.
Ich habe ihn damals nicht verstanden, den als die Nachricht kam,wurde dies hier auch kontrovers diskutiert. Aber stünde mir das Recht zu, über ihn und seine Entscheidung zu urteilen. Durch seine Tat ist das Thema Hirntumor für kurze Zeit in den öffentlichen Fokus geraten -selten genug -.

Nun beobachte ich jeden Tag, wie mein Mann sich von Tag zu Tag, von Woche zu Woche ändert.
Was eine Krankheit und Medikamente aus einem Menschen machen können, wie sehr es ihn ändert. Bis heute bin ich fassungslos.
Er lebt, er fühlt sich geborgen, er hat keine Freude mehr am Leben.
Es gibt nur weniges, was ihm ein Gefühl von Zufriedenheit geben kann. Freude kam erkennbar.

Würde ich so leben wollen?
Wer weiß schon, wie sich meine Bewertung von lebenswertem Leben ändern könnte, wenn sich mein Leben von Grund auf ändert...

Aber ich möchte, falls mich irgendwann ein ähnliches Schicksal trifft, entscheiden können, ob ich und wenn, wann und wie ich dieser Krankheit ein Ende setze.

Es gibt kein Falsch und kein Richtig, es gibt nur individiduelle Entscheidungen, die vom Rest der Welt zu tragen sind. Auch wenn es schwer fällt.

Dirlis
dirlis
LENA
27.07.2014 15:02:50
Hallo Ihr lieben, hallo scherif01
man möchte nicht glauben und die Gedanke nicht zulassen das Leben kann so quellend und Kurz sein, aber ich sehe wie mein Sohn ( 25 Jahre ) macht jeden tag ein klein Schritt nach vorne und zwei nach hinten. ED 08.2012 nach dem OP, Kombinierte Chemo,- und Bestrahlung Therapie hat er einiger maßen sich erhollt. Seit Februar 2013 Progress Rezedif direkt an zentralle Sehenerv. Bekommt alle drei Wochen Avastin erst mit CECENU und vor eine Woche Avastin mit Irocitirin. Heute sieht er nur verschwommen, mich sieht er doppelt, hört kaum was, mit rechte arm kann er nicht essen, es hängt einfach. Es tut sehr weh Ihn so zu sehen.

Vor paar tagen mitte in der Nacht als ich komische gereusche gehört habe, bin ich in sein zimmer gerannt da habe ich ihn mit erst Epileptische anfall endeckt, mein Herz ist fast stehen geblieben.

ES ist sehr schlimm eigenes Kind zusehen wie er leidet. Nun endlich habe mich nach mehr maligen empfehlungen entschieden bei Palliativ medizin anzurufen. Am Monntag haben wir bei uns zuhause ein termin vereinbart.

Mein Sohn möchte aber noch nicht Sterben, er hat noch seine Pläne und ich Bewundere Ihn wie er so schwach ist aber manchmall sehr Stark.

Wünsche allen viel Kraft
LENA
Binerich66
28.07.2014 07:04:47
Liebe Lena, ich finde es toll das dein Sohn " Leben" will. Noch immer bin ich schockiert wenn ich lese wie jung manche Betroffenen sind. Ich dachte immer mein Mann ist noch zu jung zum sterben, aber es gibt leider auch schon Kinder und ganz junge Erwachsene die um ihr Leben kämpfen müssen. Ich hoffe das er die positive Einstellung zum Leben nicht verlieren wird. Die positive Einstellung heilt bekannlich kein Krebs, aber es gibt doch Menschen die plötzlich wieder ohne erkennbaren Grund plötzlich geheilt sind. Ich wünsche euch sehr, das dies auch bei euch passiert.
LG Sabine
Binerich66
LENA
28.07.2014 16:00:31
Liebe Sabine, es tut Gut Deine Zeile zu lesen. Lieben Dank! Ich wünsche mir nur, das mein Sohn Gesund wird, er hat noch sehr wenig von Leben gesehen. Ich hoffe das er plötzlich Geheilt wird.

Wünsche allen viel Kraft

LG Lena
LENA
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