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Thema: Symptome des Glioblastoms

Symptome des Glioblastoms
Dr.z
21.04.2014 21:27:28
Ist es richtig, dass es eigentlich egal ist, wo der Tumor sitzt? Die Zellen sind überall im Gehirn verstreut und auch Wesens- und Verhaltensänderungen sind somit immer mit dabei? Geht der eigentliche Charakter des Menschen über kurz oder lang verloren?

Wie sieht es mit der Gefühlsebene aus, werden solche Patienten emotionslos und kalt?

Ich bemerke eine starke Veränderung bei meinem Mann, nur laut Lage des Tumors dürften so emotionale Schwankungen ( manisch- depressiv) nicht auftreten.
Dr.z
Prof. Mursch
21.04.2014 21:44:28
Es ist nicht egal, wo der Tumor liegt. Viele Menschen haben wenig Wesensänderungen. Die Symptome richten sich mehr nach der Lage des Zentrums des Tumors.
Emotionale Schwankungen können auch einfach nur auftreten, wenn man mit einer solchen Diagnose konfrontiert ist und die Konsequenzen erfasst.
Der eigentliche Charakter bleibt fast immer in Grundzügen erhalten.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
alma
21.04.2014 21:49:32
Hallo,

nein, es ist nicht egal. Verstreute Zellen entgehen der MRT-Aufnahme, also weiß man streng genommen nicht, wie weit sich ein Glioblastom ausgebreitet hat. Die Symptome beziehen sich auf die Hirnbereiche, in denen man durch die Bildgebung einen Tumor nachweisen kann. Das gilt ja auch für andere Symptome, z.B. Sprachstörungen, akustische und optische Halluzinationen, Lähmungen usw.
Wesensveränderungen sind bei Hirntumoren nicht zwangsläufig. Viele Fachleute führen sie eher auf die Belastung durch die Diagnose zurück.
Dasselbe gilt für die psychische Verfassung.
Manisch-depressiv: ist das von einem Arzt diagnostiziert worden? Wenn nicht, würde ich das nachholen, damit - unabhängig von der Glioblastom-Diagnose - eine entsprechende Behandlung erfolgen kann.

Gruß, Alma.
(Oh, da war ich etwas zu spät, Dr. Mursch hat schon geantwortet.)
alma
Dr.z
21.04.2014 23:45:58
Ich habe nun schon von mehreren Ärzten gehört, dass es eine Persönlichkeitsveränderung aufgrund des Tumors eintreten wird, so ist das also eher die Ausnähme, unser Hausarzt meinte, es wäre einfacher neurologische Ausfälle zu therapieren als Verhaltensauffälligkeiten. Doch ich habe 3 kleine Kinder und mit einer dermaßen Aggressivität und Wut meines Mannes ist ein Familienleben nicht möglich. Es wurde die dexadosis erhöht,weil man davon ausging, dass das Ödem um den Tumor groß ist, doch das hat nichts gebracht. Es spricht vieles dafür, dass mein Mann dringend einen Psychiater oder Neurologen braucht, doch er findet das nicht.Er findet alles ist in bester Ordnung. Was kann ich tun?wenn er weiter so unkooperativ ist, und auch die Kinder Angst vor ihm haben ? Drum denk ich mir dann wieder es muss die Erkrankung sein, denn er war früher ein sehr sensibler Mann ,dem die Kinder und ich etwas bedeutet haben.
Dr.z
dirlis
22.04.2014 07:45:56
Hallo liebe Dr.Z,

Du bist in einer schreckliche Situation und lässt dies doch nur am Rande einfliessen...

Selber mit erkranktem Mann (Glioblastom seit 12´12 und 3 Kindern 12, 10 und 6 Jahre)...

Neben der Lage des Tumors und der Ausnahmesituation, die sich ohne Frage auf die Psyche auswirkt, bitte ich Dich auch an die Nebenwirkungen der Medikamente zu denken.
Wir sind bei dem verschriebenen Antiepileptikum darauf hingewiesen worden, dass aggressives Verhalten bis hin zu Tätlichkeiten möglich sind und man in diesem Fall auf ein anderes Präparat wechseln könne.

Mein Mann nimmt übrigens schon seit Januar 13 zusätzlich ein Antidepressiva und ich bin sicher, dass wir ihn dadurch stabilisieren konnten. Dennoch haben wir immer wieder das Problem, dass er kaum angemessen auf die Kinder eingeht und er den Versuch des Sohnes mit ihm zu kuscheln als Drängeln interpretiert.

Herzliche Grüsse von Dirlis
dirlis
Iwana
22.04.2014 11:01:51
Hallo zusammen
Gerade Dexametason kann manische Zustände verursachen! Man fühlt sich wunderbar, Bärenstark und wehe jemand will dem Einhalt gebieten, die Wut brodelt ganz nahe unter der doch so euphorischen Oberfläche...

Wir hatten in der Psychiatrie immer wieder mal Cortison-bedingte Manien oder dann Psychosen.

Dies ist dann aber von Medikamenten ausgelöst, der Tumor hat damit eigentlich nichts zu tun.

Dr. Z. Wie viel kann dein Mann noch schlafen unter Dexametason?
Gruss Iwana
Iwana
Dr.z
23.04.2014 15:31:12
schlafen wäre übertrieben, dahintösen und des nachts herumwandern. Das ist für uns alle ziemlich belastend, aber vor allem für mich. Dann weint wieder mein kleinster und ich komm eigentlich seit mehr als 2 Monaten nicht mehr zur Ruhe.
Ich habe so das Gefühl mein Mann überlässt alles den Ärzten gibt sein Schicksal in fremde Hände, Leute die er gar nicht kennt, wenn ich etwas sage, oder ihm auch helfen will, rastet er aus.
Und es ist das ungewisse, das was noch kommen mag, wie sich die Krankheit entwickeln wird, das läßt mich verzweifeln und macht mir Angst, wo wir erst seit 3 Jahren hier leben, und alle Freunde und Verwandten in Österreich sind.
Ich weiß nicht, ob und wie ich das alles alleine schaffe!
Dr.z
hortensie
23.04.2014 22:36:23
Hallo, liebe Dr. z, deine Zeilen entsprechen dem, was auch ich empfinde. Mein Mann (1.OP 09/13, zweite OP 01/14) hat sich im Wesen auch geändert in dem Sinn, das Eigenheiten, die mich früher schon an ihm gestört haben, sich noch mehr manifestiert haben. Ich bin wegen Depressionen schon seit vier Jahren in Behandlung und die Diagnose und sein Verhalten hatten mir im Herbst total den Boden unter den Füßen weggezogen. Dank vieler Gespräche mit meinem Psychologen, einem Psychoonkologen (was ich euch auch empfehlen würde), meinen Sportfreundinnen und anderen Vertrauten geht es mir jetzt wieder besser.
Wenn ich mich mal wieder ärgere, sage ich mir immer, das sein Verhalten krankheitsbedingt ist und versuche an die schönen Erlebnisse der Vergangenheit zu denken. Das Lesen hier im Forum zeigt, das sehr viele Menschen unter dieser bösen Krankheit leiden, es ist ein kleiner Trost, das man mit seinen Sorgen nicht allein ist. Ich wünsche dir viel Kraft, vor allem auch für deine Kinder.
Gruß Hortensie
hortensie
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