www.hirntumorhilfe.de
Herzlich willkommen im Forum der Deutschen Hirntumorhilfe!

Thema: Wie schädlich ist Stress?

Wie schädlich ist Stress?
Freddy
13.02.2014 15:15:02
Wie schädlich ist Stress ?

Klar sollte man Streß immer weitest gehend vermeiden, aber wenn man wieder einigermaßen normal leben will, geht es doch nicht ohne.

Ich bin im Vorstand eines Gesangvereines. Wenn ich da wirklich mit "reden" will, muss ich auch schon was einstecken. Einige Sänger sind da gnadenlos, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass ich Streß nicht vertrage.
Freddy
wando
13.02.2014 15:30:03
Lieber Freddy,

aus meinen eigenen gemachten Erfahrungen kann/muß ich Dir leider sagen, daß mir Streß jeglicher Art, ganz egal ob positiver oder negativer Streß, sehr zu schaffen machen. Ich habe zwar jetzt meist "positiven" Streß gehabt, aber auch das hat mich ziemlich geschlaucht, kräftemäßig und mental auch.
Weihnachten z. B. war so ein positiver Streß für mich, Familie komplett verwöhnen mit allem, was dazu gehört, sich nichts anmerken lassen, wenn es mal zu viel ist und, und, und. Die "Quittung" habe ich dann auch umgehend bekommen. Im neuen Jahr ging dann, neben heftigen Schmerzen, kräftemäßig gar nichts mehr. Da merkt man eben doch, daß man nicht fit ist.

Wenn man ins "normale" Leben zurückfinden möchte, bleibt einem leider auch der Streß nicht erspart. Ich selbst habe mich jetzt in neuropsychologische Behandlung begeben, weil ich das alleine nicht schaffe. Ich bin zu schnell erschöpft, nicht belastbar und kann mich nicht konzentrieren. Gestern war das erste "Kennenlern-Gespräch". Am 13.03.14 ist dann die Diagnostik, die sich über ca. 3 Stunden erstrecken wird. Habe ich in Abstimmung mit meinen Ärzten "angeschoben", weil ich ja irgendwann in meinen Beruf (Buchhaltung) zurück möchte.

Du kannst mir auch gerne eine PN schicken, wenn Du mehr wissen möchtest.

Liebe Grüße.

Andrea
wando
schulze72
13.02.2014 23:54:43
Hallo Freddy,
nach meiner Diagnose und OP versuchte ich wieder voll in alles eizusteigen - was über fast ein Jahr wirklich schief ging. Danach schmiss ich alles hin. Das ist zwar eine lange Geschichte, heute bin ich aber sehr froh, dass wir in der Familie einen Rollentausch hinbekommen haben. Ich bin Papa daheim und mache alles so gut es geht und meine Frau geht (zufrieden) arbeiten.
Unsere Ehrenamtstätigkeiten nehmen wir weiterhin war, aber nur soweit wir es können - dafür ist es doch ein Ehrenamt.
Und wenn ich vom Tumor absehe, ist mein Leben heuten schöner, stressfreier und familienorientierter als zuvor.
Ich genieße die Zeit daheim wirklich sehr...

LG
Thomas
schulze72
Freddy
16.02.2014 14:05:04
Danke Andrea, danke Thomas,

Neuropsych. Behandlung hab ich mir auch schon überlegt, scheitert derzeit aber noch an meiner mangelnden Mobilität.

PN = Post Nachricht ?

Ehrenamt werd ich auf alle Fälle versuchen zu reduzieren, mal sehn obs gelingt.
Freddy
enie_ledam
21.04.2014 18:14:41
Hallo,

Ich vertage gar keinen Stress mehr. Und wenn ich gestresst werde - lässt sich ja nicht immer vermeiden dann vergesse ich alles. Mein Gehirn wird dann vom Sieb zum Eimer ohne Boden. Und daraus resultiert dann zwischen menschliche Probleme wie Streit. Ich weiß ich sollte eig. Meinen Nebenjob kündigen, da ich nach 2 Stunden ko bin, nicht nur was Arbeit angeht sondern jegliche Aktivität am Tag. Ich denke du musst abwägen wie wichtig es dir ist in dem Verein mitreden zu können. Oder vielleicht die anderen. Entscheiden lassen und du erfreust dich an der Musik. Ich weiß kann schwer sein aber das gute an der Krankheit ist das du dich weiter entwickeln kannst und neue Charakter Eigenschaften erproben kannst :)
enie_ledam
styrianpanther
22.04.2014 22:38:23
Guten Abend!

anlassbezogen, heute hatten wir zuhause ein Kindergeburtstagsfest meines 6jährigen Sohnes, gestern hatte er (Familien) Geburtstag, vorgestern feierten wir Ostern mit der gesamten Familie. An sich habe ich mir vorgenommen diese Festlichkeiten besonders charmant und intensiv zu zelebrieren. In der Nachbetrachtung waren die letzten Tage wohl zu intensiv für mich, schon sehr stressig, die Organisation, die vielen und berechtigt lautstark feiernden Kinder, das ging und dann doch an meine Substanz.
Ein Einblick in mein Seelenleben, ein paar lose Gedanken

Früher war das anders, wobei wieviel Stress verträgt überhaupt ein 'gesunder' Mensch ?

Früher ist seit knapp zwei Jahren Vergangenheit also jetzt, was ist jetzt ?

Also nach meiner ED , Operation und REHA ist alles doch anders. Ich bin bescheidener geworden und habe meine [bisher sehr hohen Leistungsziele] bewusst zurückgedreht und merke, dass es mir guttut. Aber und trotzdem, es ist alles anders in meinem Kopf.
Wie sehr wirkt sich meine Erkrankung also nun auf meine Belastbarkeit und meine Psyche aus, was verträgt meine Psyche, mein Gehirn nun mehr oder weniger.

Es spielen so viele Faktoren eine Rolle denke ich, erstmals alle medizinischen Faktoren, Art und Lage des Tumors. Wie abgegrenzt war dieser, wie wirkt er in umgebendes Gewebe hinein und wie geh ich mit meiner neuen Situation um.

Wie reagiert mein Umfeld auf meine Veränderungen , meine Familie , meine Freunde und mein berufliches Umfeld. Wie wirken die Medikamente, die ich verschrieben bekomme?

Dann alle 3 oder 6 Monate wieder neues mehr oder weniger Bangen über den aktuellen Zustand , die neue Suche nach Veränderung oder doch alles weiter so gut wie bisher.

Das alles wirkt nicht immer und ständig , oft dann mehr begleitend unbewusst, ist ein stiller Begleiter meines Daseins. Es macht stressanfälliger.

Zwischendurch ein Zucken, ein leichtes Kribbeln im Kopf , vielleicht nur Müdigkeit oder eine epigastrisches Episode. Eine Erinnerung an den eigenen Irrtum, es werde wieder so wie früher, es werde vielleicht wieder ganz gut ? Trotzdem glaube und hoffe ich fast trotzig und liebevoll stur an eine Art von Heilung. Jedenfalls später und das wäre schon gut. Alles was später ist ist gut.

Wenn einige meiner Freunde, Nachbarn und Bekannten
(nicht alle aber die, die halt, einem so gerade über den Weg laufen und vielleicht gerade stressbedingt wenig Zeit haben) höflich im vorbeigehen interessiert fragen, wie es mir geht, da halte ich auch inne, bin auch freundlich und muss manchmal auch freundlich schwindeln, weil ich selbst nicht weiß, was ist. That's Life...denke ich mir jetzt und hoffe dass es noch lange so bleibt.

Meist bin ich ja guter Dinge , hoffnungsfroh und fast gewohnt fröhlich und lebensfroh, plane in die Zukunft, freue und genieße eigentlich jeden Tag ein bisschen und auch , wenn mein Sohn wieder ein Jahr älter wird und hoffe, dass ich ihn lange -hoffentlich ins Erwachsenenalter - begleiten darf.

Ich lasse mich nicht unterkriegen, versuche ieder Normalität zu leben und merke dann doch das alles anders ist.

Dinge die mir früher so leicht von der Hand gingen, hitzige Diskussionen mit Kindern, Erwachsenen, Streitgespräche , ich war der Ruhepol- war alles mein Metier, in der Ruhe liegt die Kraft ....nun, das war einmal ...derzeit geht das nicht, ich merke das und nehme es als Zeichen zur Kenntnis.

In der Ruhe liegt die Kraft.

Bin mir meiner selbstsicherer, dass es eine sehr gute Entscheidung ist, bescheidener hinsichtlich eigener Leistungsansprüche zu werden.

Ein Ausblick...
Nachdem ich nun glücklicherweise vorerst mal auch meine Medikamente ausschleichen konnte , merke ich, dass meine seelische Befindlichkeit sich alleine dadurch verbessert, dass künstlich geschaffene Nebenwirkungen vorerst ausbleiben.
Das ist gut so und soll auch so bleiben.

Meine alte Stressresilienz ist deshalb aber nicht wieder da. Das kann mir ein guter Hinweis sein, weiterhin achtsam im Umgang mit den Belastungen des Lebens umzugehen.

Lujong Yoga, Quigong, Medidation, kurze Gebete - auch ein in mich gehen , gutes -gesundes-Essen, echte Freunde, viel Zeit mit meiner Familie , therapiebegleitung, Sport und Bewegung , eine neue berufliche Beschäftigung die möglich ist und macht.

Das ist auch gut so und darf auch so bleiben.
Es hätte schlimmer kommen können

Fertig von der Seele geschrieben
Danke und gute Nacht

Styrianpanther
styrianpanther
Freddy
24.04.2014 16:10:14
Tolle Beiträge, danke!
Freddy
NACH OBEN