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Yeliel1975

Hallo,
erst einmal bin ich dankbar, dass es so ein Forum gibt, in dem man sich austauschen kann und auch seelische Unterstützung von Betroffenen, wie auch Angehörigen bekommt.

Meine Mutter wurde vor fast 2 Monaten per Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert, es kam aber letztendlich nach Krankenhauswechsel, die Diagnose Glioblastom. Sie wurde vor 3 Wochen operiert und ist inzwischen wieder Zuhause, um nun eine Chemo/Bestrahlung ambulant zu erhalten.
Ich bin seit ein paar Tagen angemeldet und habe eigentlich viel zu viele Fragen, die ich noch gar nicht wirklich sortiert habe.

Meine Mama war seit einigen Monaten auffällig, in dem sie schon mal so aggressive Tobsuchtsanfälle hatte, was von ihrer Art total atypisch ist. Wir haben uns schon mal Gedanken darüber gemacht. Aber das immer irgendwie nicht wirklich ernst genommen. Nach dem sie nun diesen Sprachausfall hatte, und es nun zu dieser Diagnose gekommen ist, und man auch viel gelesen hat, kann man das erahnen, dass es von dem Tumor kam. Sie ist ansonsten ein sehr liebevoller und herzlicher Mensch und langsam zu begreifen, dass es wirklich ernst um sie steht ist total schlimm.
Zur Zeit ist es nun so, dass sie eigentlich ganz ruhige Phasen hat, allerdings manchmal ruft sie an und alles muss sich um sie drehen. Egal, ob man vielleicht gerade nicht kann. Alles, wirklich alles muss sofort und an gleicher Stelle passieren. Sie kauft ein, wie ne Wahnsinnige. Ob es Joghurt sind oder Kiwis oder Drogerieartikel, weil sie z.B. kein Wasser mehr halten kann, jede Menge Seife, Duschgel & Zahnpasta, Unmengen. Warum will sie davon so viel?
Wenn mein Vater allerdings nicht alles gleich so mit macht, hierzu muss man sagen, er ist 81 Jahre alt (körperlich nicht in bester Verfassung) und leider bestand die Ehe auch noch in letzter Zeit nur auf dem Papier, flippt sie aus. Sie sagt, sie sei ganz ruhig, aber ich weiß auch dass sie nicht ganz ohne sein kann mit ihrem Ausflippen, Rumschreien, Beleidigen.

Mein Vater ist total überfordert mit der Situation. Man hört aus ihm raus, dass er will, dass sie irgendwo stationär aufgenommen werden soll. Er will sie so schnell wie möglich aus seinem Leben haben. Das tut so weh. Auch sie merkt, dass er sich total entfernt hat. Sie wünscht sich so sehr, dass er lieb zu ihr ist, sie umsorgt und er kann es einfach nicht, weil keine Liebe halt mehr da ist. Ihm ist es peinlich, wenn Mama allen erzählt, wie krank sie ist und ihr Gottesglaube hilft, das durchzustehen. Ich glaube sie will Aufmerksamkeit, weil er ihr es nicht mehr geben kann. Deswegen macht sie das oder ist es einfach schon ein Teil ihrer Wesensveränderung?

Ich habe schon überlegt, sie bei mir aufzunehmen, aber wir haben Familie, 2 kleine Kinder, ich bin auch berufstätig und ich habe nicht die Kapazität. Vor allen Dingen kann ich meinem Mann das nicht antun. Ich habe sie dennoch schon mal gefragt, sie meinte, sie will dennoch bei ihm bleiben. Auch weil sie wohl Angst hat, dass er sich eine andere Frau nimmt, die dann bekommt, was sie sich schon so lange von ihm wünscht. Allerdings ist das mit seinen 81 Jahren aus normaler Sicht abwegig. Dennoch würde es mich nicht wundern, wen er da noch aus dem Ärmel zaubern würde. Zu viel habe ich die letzten Jahre von meiner Mama gehört. Oder gehört das auch schon zu den langsam anschleichendem Paranoia?

Völlig hilflos fühle ich mich. Der Schmerz, dass Mama so krank ist, ich nicht zu 100% da sein kann. Es schmerzt, dass sie keinen liebevollen Mann an ihrer Seite hat. Sie ist manchmal so voller Zuversicht und manchmal so traurig. Ich liebe sie so sehr, weil sie einer der Menschen ist, die immer Liebe gegeben hat und voller Herzlichkeit war, ist. Es gibt kaum jemanden, der so liebevoll war und teilweise auch noch ist.

Ihr Blutdruck geht im übrigen nicht wirklich runter, der ist ständig zu hoch. Kommt das von der Kortisongabe?
Nächste Frage, ist das normal mit der Inkontinenz?
Ist das normal mit der Rücksichtslosigkeit, wenn nicht alles sofort passiert, wie sie es möchte?
Ist es normal, dass sie alles manchmal verschwommen sieht. Sie geht nur noch langsam, früher war sie eine Wetzmaus. Seit dem 1. Krankenhausaufenthalt kann sie nicht mehr richtig gehen. Wie auf einmal Klick und alles sofort anders.
Sie wurde am Sprachzentrum links operiert, hat doch eigentlich mit dem anderen alles nichts zu tun oder doch? Es konnte nicht alles entfernt werden und die Ärztin meinte es kommt zu 100% wieder, das kann sie jetzt schon sagen.

Danke fürs Lesen und ich freue mich von Euren Erfahrungen zu lesen.
Allen hier mein Mitgefühl!
Liebe Grüße, Yeliel

tinchen

Liebe Yeliel,

sei herzlich Willkommen hier im Forum, auch wenn der Anlass natürlich nicht schön ist.

Die Diagnose "Glioblastom" ist sowohl für Betroffene als auch für Angehörige ein Schock, man fühlt sich hilflos, überfordert - erst ganz allmählich findet man ein wenig Ruhe. Und kann einen Schritt nach dem anderen planen.

Manches, was du vom Befinden deiner Mutti schilderst, gehört zu dieser Diagnose. So kennen viele Angehörige diese Wesensveränderungen, Stimmungsschwankungen. Sie müssen nicht auf Dauer bleiben, vieles bessert sich im Verlauf dieser Erkrankung. Gib einfach mal in die Suchleiste "Wesensveränderung" ein, Du findest zahlreiche Beiträge zu diesem Thema.

Wie es bei deiner Mutti genau weitergeht, kann Dir keiner sagen. Bei jedem ist es anders. Viele haben den Eindruck, einer "Achterbahnfahrt" - es ist ein ständiges "Auf und Ab".
Auch die medizinischen Fragen können wir im Forum nicht konkret beantworten, allenfalls unverbindliche Tips geben....

Lebst du in der Nähe deiner Eltern? Eventuell kannst du deine Mutti bei einem Arzttermin begleiten und um Auskünfte bitten!

Wichtig ist erstmal: Hat deine Mutti eine Pflegestufe? Ihr könnt sie formlos beantragen und habt die Möglichkeit, euch von einem Pflegedienst unterstützen zu lassen (allein schafft es dein Vati mit 81 Jahren keinesfalls!). Wenn Deine Mutti auf Dauer inkontinent bleibt, könnt ihr Pflegehilfsmittel bei der Pflegekasse beantragen und ein Sanitätshaus mit der Lieferung entsprechender Einlagen usw. beauftragen.

Lasst euch vom Arzt Physiotherapie (Bobath) für eure Mutti verschreiben. Dieses ist auch als Hausbesuch möglich.

Liebe Yeliel, vielleicht hilft dir das schon ein wenig weiter?!

Ich wünsche euch alles Liebe
tinchen

Yeliel1975

Hallo liebe Tinchen, vielen lieben Dank für deine Antwort. Das hilft schon mal sehr weiter. Leider wohne ich nicht in der Nähe und hab immer nur ab und zu mal Zeit dort hin zu fahren. Mir tut es so leid, dass ich beide quasi alleine lassen muss😞! Ich war zwar beim Entlassungsgespräch dabei nach der OP, aber die vielen Fragen kamen erst nachher. Morgen ist wieder große Untersuchung. Leider muss ich den ganzen Tag arbeiten und bin wieder nicht dabei. Wir telefonieren jeden Tag mindestens einmal lange! Mehr geht nicht momentan. Vielen Dank nochmal für deine Hilfe! Danke😊

kala05

Hallo liebe Yeliel,

auch ich heiße dich im Forum willkommen. Leider ist der Anlass kein schhöner. Ihr seht noch am Anfang eines langen steinigen Weges. Eines sollte euch aber klar sein und davor kann euch leider niemand bewahren, die Situation wird nicht besser werden. Bei meinem Papa ging es innerhalb von 3 Monaten von der Diagnose bis zum Tod jeden Tag stetig bergab. Sein Tumor war nicht operabel und er hatte sich gegen Chemo und Bestrahlung entschieden, was den Prozess sicherlich noch beschleunigt hat. Nach der Entlassung aus der Klinik konnte mein Papa aber nicht mehr ohne Aufsicht bleiben, so dass meine Mutter 24 Stunden für ihn da war und da seien musste. Durch die Halbseitenlähmung war er auch in seiner Mobilität stark eingeschränkt. Jeder Gang zur Toilette war mit erheblichen Problemen verbunden, da wir auf den Rollstuhl Wochen warten mussten. Die Diagnose bekamen wir am 24.4.. Die Pflegestufe wurde am 2.6. mit Stufe 2 festgestellt und bereits während der Zeit der Begutachtung bis zum Bescheid hatten wir einen weiteren starkten Verfall, so dass Stufe 3 bewilligt wurde. Mein Papa bekam dann ein Pflegebett ins Wohnzimmer, da der Weg ins Schlafzimmer im OG nicht mehr möglich war. Auch das Essen ging bei ihm nicht mehr allein. Alles in Allem kann ich dir / euch nur raten, ohne euch Angst zu machen, dass ihr euch auf eine sehr schwierige Zeit einstellen solltet. Es gibt im Forum jedoch auch immer wieder tolle Beispiele, bei denen die Zeit der Erkrankung auch sehr viel positives gebracht hat und die Zeit sehr intensiv war. ES WIRD ABER ALLES ANDERS WERDEN !!!

So wie du es schilderst wird es aber kaum bleiben und ihr solltet euch bereits jetzt ernsthaft Gedanken machen, wie ihr deine Mama versorgen wollt. Mein Papa war zum Schluss im Hospiz und diesen Weg habe ich als sehr positiv und würdevoll empfunden.

Ich wünsche dir viel Kraft und Stärke, um die kommenden Zeit zu überstehen.

Liebe Grüße
Kala

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