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Gaby[a]

Liebe Forumsteilnehmer,

meine Freundin hat seit 1 Jahr einen Glioblastom IV. Eine OP war nicht möglich. Inzwischen hat sie Bestrahlung, Temodal, und 2 Flüssigchemos hinter sich.

Leider hat sie inzwischen 3 Tumore, wobei einer im Kleinhirn sitzt.

Ihr Zustand ist inzwischen sehr schlimm geworden. Sie kann nicht mehr richtig sehen, ist linksseitig gelähmt, und hatte vor ca. 2 Wochen erste Epileptische Anfälle. Diese werden zur Zeit mit Medikamenten verhindert. Als Nebenwirkung und wohl auch durch die Tumore schläft sie sehr viel.
Sie muß jetzt rund um die Uhr betreut werden, da sie nicht mehr alleine aufstehen und laufen kann.

Essen tut sie sehr wenig.

Bitte lassen sie mich wissen, mit welchem weiteren Verlauf ich rechnen muß. Ich werde sie in Kürze besuchen und möchte so gut es geht vorbereitet sein.

Vielen Dank und alles Gute für Sie!
Gaby

Editha[a]

Hallo Gaby, ich kann dir nur von unserer Erfahrung berichten. Meine Mutter kann seit Ostern nicht mehr aufstehen, muss rund um die Uhr gepflegt und versorgt werden. Das Schlafen wir immer mehr zunehmen. Die Wachzeiten werden immer kürzer. Sie kann mittlerweile kaum noch sprechen und auch nicht schlucken. Das einzig positive an ihrem Zustand ist, dass sie es selbst nicht merkt. Sie ist der Ansicht, es geht ihr hervorragend.

Lassen wir sie in ihrem Glauben. - Sie wird auf alle Fälle immer ruhiger und der Arzt hat uns prophezeit, dass sie irgendwann sanft einschlafen wird. - Irgendwann.

Liebe Grüße und alles Gute
Editha

Heike[a]

Hallo Editha,

wie alt ist Deine Mutter? Mein Vater hat seit Okober letztes Jahr die Diagnose eines Astrzotoms III und sein Zustand wird immer schlechter. Die Bestrahlung hat nicht das gewünschte Ergebnis gebracht und operieren kann man nicht. Wir sind erst bei der 1.Chemo. Er schläft aber sehr viel, das Sprechen fällt ihm immer schwerer, er bringt immer mehr durcheinander, hat einen Zucker mittlerweile von über 500 (!) durch das Cortison und hat seit 2 Tagen starke Kopfschmerzen, die wohl auf erhöhten Hirndruck zurückzuführen sind. Er hat keinen Kampfgeist und schweigt vor sich hin. Mein Vater ist 56 Jahre alt.
Kannst Du ein bisschen mehr über den Verlauf bei Deiner Mutter erzählen?
Ich will ihn noch nicht aufgeben!

Viele Grüsse
Heike

Bette

Liebe Gaby,
mein Vater hatte ein inoperables Astrozytom WHO III. Ich habe darüber Ende Juli hier im Forum berichtet und mit Heike Erfahrungen ausgetauscht. Er war 6,5 Wochen im Krankenhaus und danach 8,5 Wochen bei uns zu Hause. (Die Krankheit begann erst Anfang Juni 2003). Am vergangenen Mittwoch ist er bei uns zu Hause in unserem Wohnzimmer gestorben, wir konnten ihn also bis zuletzt zu Hause behalten. Von der Zeit zu Hause hatte er 7,5 gute Wochen. In dieser Zeit wurde er allerdings zunehmend schwächer und schlief immer mehr. Die Ärzte hatten uns angekündigt, dass er immer mehr schlafen würde, schließlich einschlafen und dann entschlafen würde. Und so kam es auch. In den 7,5 Wochen konnte er ganz normal essen und machte einen ganz gelösten, entspannten Eindruck. Auf Nachfrage, wie es ihm ginge, sagte er stets: Danke, mir geht es sehr gut. In der letzten Woche ging es dann sehr schnell. Das Essen ging plötzlich schlechter, er verschluckte sich häufig, dann klappte das Trinken nicht mehr. Er konnte nicht mehr schlucken. Schließlich bekam er einen Infekt und starb. Doch trotz allem hatten wir bis zuletzt den Eindruck, dass er keine Schmerzen hatte und er sah immer ganz entspannt aus. Drei Wochen vor seinem Tod hat er zum letzten Mal ein Wort gesprochen. Eine Woche vor seinem Tod hatte er zum letzten Mal ein Auge geöffnet. Trotzdem hatten wir immer das Gefühl, dass er uns wahrnehmen konnte. Bis ganz kurz vor seinem Tod reagierte er zum Beispiel noch auf Händedruck. Der Tod selbst war ganz friedlich. Er hat einfach zu atmen aufgehört und hatte danach ein Lächeln auf dem Gesicht. Es gäbe noch unendlich viel zu berichten. Doch was ich mit meinen Ausführungen eigentlich wollte, ist Folgendes. Das, was Du geschrieben hast, erinnert mich in vielem an das, was wir erlebt haben. Wir haben uns auch mit dem Sterben beschäftigt. Es gibt da eine sehr gute Broschüre von der Hospizbewegung (Herder-Verlag?) zum Thema Sterbebegleitung. Darin ist unter anderem beschrieben, wie sich der Sterbende in seinen letzten Wochen verändert. Er schläft immer mehr. Essen verliert seine Bedeutung (der Sterbende braucht eine andere Art von Energie). Der Sterbende spricht immer weniger und kehrt sich statt dessen nach innen. Worte verlieren ihre Bedeutung.....
Möglicherweise lässt sich das, was Du beschrieben hast, so erklären. Allerdings muss man mit Ferndiagnosen ja sehr vorsichtig sein. Versuche Dir bitte selbst ein Urteil zu bilden oder frage noch weiter.
Eines ist mir noch wichtig zu sagen: Ich hätte nie gedacht, dass eine so schlimme Zeit zugleich auch eine so gute, reiche Zeit sein kann.
Ganz liebe Grüße, Bette

Gaby[a]

Liebe Bette,

vielen Dank für Deine ausführliche und einfühlsame Antwort. Ich werde das von Dir in meinem Denken und Handeln berücksichtigen.

Morgen sehe ich meine Freundin wieder und hoffe, dass Sie noch viele wache und zufriedene Momente hat.

Alles Liebe
Gaby

Heike[a]

Liebe Bette,

am Freitag sagten uns die Ärzte, dass sie meinem Vater nicht mehr helfen können. Der Tumor würde so schnell wachsen, dass sie dem nichts entgegensetzen können. Jetzt soller diese Woche zu uns nachhause kommen. Ich bin froh, dass er wieder in unserer Mitte sein wird. Ich werde versuchen, meine Arbeitszeit zu reduzieren, damit ich möglichst viel Zeit bei ihm verbringen kann. Mein Vater bekommt seit ca. 1 Woche Morphium. Erst nur für die Nacht, jetzt, wenn der Hirndruck unerträglich hoch wird, auch 1-2x tagsüber. Er ist teilweise verwirrt und das Sprechen manchmal sehr durcheinander und unverständlich. Er steht aber noch zum Essen, Trinken und zur Toilette auf. Schlafen muss er aber sehr viel. Das Essen strengt ihn sehr an, dass er es maximal 1 Stunde im Sitzen aushält. Ich wünsche meinem Vater auch, dass er keinen erbiterten Kampf mit Schmerzen aufnehmen muss. Es ist schlimm genug, dass er diese Krankheit ertragen muss.Was können wir noch machen, um ihm den Hirndruck nehmen zu können?

Vielen Dank für all die hilfreichen Berichte von eich allen, die ich bisher im Forum gelesen habe!!

Alles Gute für euch alle!

Heike

Bette

Liebe Heike!
Es tut mir sehr leid, dass es Deinem Vater nun auch so schlecht geht und die Ärzte keine Möglichkeit mehr sehen. Ich denke, das Beste, was Du dann für Deinen Vater tun kannst, ist, ihn nach Hause zu nehmen. Was bei uns sehr schön war, ist, dass meine Mutter und meine drei Geschwister auch ganz bzw. größtenteils zu Hause waren. Die Umstände waren einfach so glücklich, dass mein Vater seine Familie noch einmal ganz intensiv erleben konnte und alle um sich hatte. Ich selbst bin gerade im Erziehungsurlaub und konnte deshalb den Sommer mit meiner Tochter zu Hause verbringen (mein Mann kam dann immer am Wochenende), Mein Bruder ist Lehrer und Erzieher und konnte deshalb nahezu die ganzen Sommerferien zu Hause verbringen. Das, was er arbeiten musste, hat er eben dort erledigt und für die ersten Wochen danach hat ihm sein Arbeitgeber einen Sonderplan geschustert, so dass er ganz viel bei uns sein konnte (Wochenenddienst erst nach den Herbstferien, dafür dann verstärkt ...). Meine Schwester hatte noch viel Urlaub und auch ihr Arbeitgeber hat ihr Freiräume geschaufelt und mein letzter Bruder schließlich wohnt noch zu Hause. Das war sehr hilfreich, denn so konnte man sich gegenseitig stützen und beraten. Wenn es dem einen schlecht ging, konnte ihn vielleicht gerade ein anderer trösten. Und wenn Entscheidungen zu treffen waren, war man nicht allein auf sich gestellt. Speziell meine Tochter war ein Segen in der Zeit. Denn dank ihr konnten wir auch im Wohnzimmer bei meinem Vater lachen. Das hört sich vielleicht komisch an, aber ich glaube, es war auch für meinen Vater wichtig, dass sich nicht eine düstere, schwermütige Stimmung breit machte. Ohne unser Baby hätten wir möglicherweise nie lachen können, weil wir dazu viel zu traurig waren. Aber es ist doch wichtig, das die Atmosphäre entspannt und nicht bleiern ist. Und das hat sich so ganz natürlich ergeben und uns alle immer wieder aufgebaut. Außerdem konnte mein Vater so auch noch sein Enkelkind genießen. Als er schon nicht mehr sprach, hat er einmal gelächelt, als sie ihm mit ihrem Händchen ins Gesicht patschte. Morgens kam bei uns die Sozialstation. Das war auch sehr gut, denn sie haben uns viele wertvolle Tipps zur Pflege und Lagerung gegeben. Ich habe der Schwester dann immer assistiert; so habe ich am allerbesten gelernt, wie man was macht und konnte es dann an meine Geschwister weiter geben. Einen lieben Nachbarn haben wir auch, der mehrfach für die gesamte Sippe gekocht hat u.s.w.. Also das waren wirklich glückliche Umstände.
Was den Hirndruck betrifft, so hat mein Vater nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ca. 4 Wochen lang 24 mg Cortison (Fortecortin) bekommen. danach wurde schrittweise auf 12 mg reduziert. Schmerzen hatte er nie. Aus diesem Grund hat er auch nie Schmerzmittel oder Morphium erhalten. Wir hatten für alle Fälle etwas daheim, haben es aber nie gebraucht. Hat Dein Vater denn Schmerzen? Um Krampfanfällen vorzubeugen, bekam mein Vater Carbamazepin bzw. als es mit dem Schlucken nicht mehr klappte, Diazepam (in den Popo). Die anderen Medikamente hatten mit dem Herzinfarkt zu tun bzw. sollten die Nebenwirkungen von Cortison mildern. Eines sagte uns die Ärztin noch: viel wichtiger als alle Medikamente ist das soziale Eingebundensein in die Familie. Das ist jetzt das Allerwichtigste. Natürlich gilt das nicht absolut, denn wenn ein Mensch Schmerzen hat, muss man in jedem Fall das Menschenmögliche versuchen, um diese zu mildern, aber es bringt doch auch deutlich zum Ausdruck, dass in dieser Phase der Krankheit der Mensch in seinen sozialen Bezügen in den Mittelpunkt rückt.
Liebe Heike, ich weiß nicht, ob ich Dir jetzt etwas helfen konnte. Wenn Du noch irgendwelche Fragen hast oder mit mir sprechen möchtest, so lass es mich einfach wissen. Was mir noch sehr geholfen hat, waren einige Vorträge bei einer Hospizhelferin, die ich vor der Krankheit meines Vaters gehört hatte. An manches habe ich mich wieder erinnert. Vielleicht kannst Du ja auch den Hospizdienst zu Hilfe ziehen oder dort mal ein Gespräch suchen. Ich halte sehr viel von dieser Einrichtung. Für uns wäre es immer noch ein Ausweg gewesen, falls unsere Kräfte doch nicht gereicht hätten. Übrigens gibt es in einigen Städten auch richtige Hospize. Freiburg hat zum Beispiel ein tolles Hospiz. Über eine Tante hatte ich zum dortigen Leiter immer Kontakt und ich konnte so viele Fragen beantwortet bekommen, die sich während der Pflege ergeben. Er hat uns auch vorbereitet, wie der Verlauf sein würde und was auf uns zukommen würde (er hatte selbst zu dem Zeitpunkt 7 Glioblastompatienten im Hospiz).
Also, wenn Du noch Fragen hast oder jemand zum Sprechen brauchst, lass es mich einfach wissen.
Ich wünsche Dir und Deinem Vater viel Kraft, und dass die kommende Zeit bei aller Schwere auch eine tröstende Zeit wird, die Euch Eure Familie intensiv erleben lässt. Alles Liebe, Bernadette

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