Meine Erstdiagnose Glioblastom ist nun 13 Monate her, im Januar kam das Rezidiv und das erste MRT 6 Wochen danach war alles andere als gut, OP erfolgreich, aber weiter Aktivitäten an diversen alten und neuen Stellen, jetzt Avastin mit Irino.
ABER
und deshalb schreibe ich diesen Beitrag. Auch wenn die Prognose ein nicht mehr als zu fernes Ende voraussagt, die beiden OPs hab ich sehr gut verkraftet, beide male nach 3 Tagen aus dem KH, wenig Ausfälle, die wieder fast verschwanden, sehr gute Lebensqualität. Auch Chemo und Bestrahlung waren im Nachhinein keine große Belastung.
Seit einem Jahr genieße ich jeden Tag, auch manchmal mit Tränen, aber insgesamt bin ich dankbar und freue mich, dass ich alles noch so intensiv erleben kann.
Das Leben ist lebenswert, auch mit solch einem schweren Schlag. Nichts ist mehr wie vorher, aber auch nicht unbedingt schlechter.
Mein Rezept, die Krankheit und die Prognose annehmen, weiterkämpfen, informieren, einen Weg finden und einschlagen und sich auf das Leben konzentrieren.
Wichtig ist es auch dem Tod in die Augen zu schauen und seine persönliche ToDo Liste abarbeiten, nichts ausklammern. Alle wichtigen Dinge regeln. Angefangen mit Testament, Vorsorgevollmacht, Beerdigung, Hospiz, Pflegedienst anleiern oder wenigstens planen und mit der Familie alle Wünsche abklären.
Das bringt Freiraum, Beruhigung und Ballast fällt von einem ab.
Verträge kündigen, aufräumen, nicht nur Papiere, sondern alles.
Nichts verdrängen, nichts offen lassen, dann kann man sich auf das Leben konzentrieren und verliert seine Ängste, denn egal was kommt, ich bin beruhigt und nichts überrascht mich unerwartet.
Das schlimmste was kommen kann ist der Tod und der ist nicht schlimm, ich bin sogar neugierig darauf, was da noch kommen mag und mir hoffentlich meine offenen Fragen beantwortet.
Wenn nicht, dann bin ich zwar enttäuscht, aber das merk ich ja dann auch nicht mehr.
Leid tut es mir für die, die mit dem Verlust hier noch weiter leben müssen, aber ich geh ja nur voraus.
Natürlich kann das nicht jeder so angehen, wir sind alle verschieden und einige haben solch schwerwiegendere Ausfallerscheinungen, dass es schwierig wird das Leben zu genießen, aber man kann auch in kleinen Dingen Lebensfreude erfahren und wer versucht seine Krankheit auch nur ein bisschen offener annimmt/akzeptiert, der lebt die Monate oder Jahre auf jeden Fall besser. Davon bin ich überzeugt, weil ich es im letzten Jahr eben selbst erlebt habe.
Vielleicht hilft meine Art damit umzugehen dem ein oder anderen besser damit klar zu kommen.
LG Harry