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Thema: 2 Jahre nach Meningeom-Resektion immer noch großes Ödem

2 Jahre nach Meningeom-Resektion immer noch großes Ödem
beetleman
05.10.2012 14:19:12
Hallo,
ich wende mich an dieses Forum, da ich mir etwas Hilfe erhoffe...
Meiner Frau, 26 Jahre alt, ist vor genau zwei Jahren ein Tennisballgroßes Meningeom aus dem linken Frontallappen komplett entfernt worden. Nachsorge nach 6 Monaten war ohne Befund, jedoch zeigte das MRT ein weiteres Jahr später ein Ödem in etwa der Größe des Tumors, jedoch keine Rezidivbildung. Aussage des Neurochirurgen war: beobachten, WV nach 6 Monaten, dann evtl. medikamentöse Behandlung.
Vor drei Wochen waren wir wieder im Uni-Klinikum mit einem identischen Befund wie vor 6 Monaten - von Medikamenten keine Rede mehr. So weit, so gut...die Frage, die meine Frau seitdem beschäftigt, ist in wieweit dieses Ödem Auswirkungen auf evtl. Hirnaktivitäten und -bedingt durch die Position im Gehirn- auf ihre Persönlichkeit haben kann?
Ich muss dazu sagen, dass ich meine, eine leichte Veränderung ihrer Persönlichkeit feststellen zu können.
Für eine Rückmeldung wäre ich sehr dankbar.
Mfg.
beetleman
alma
06.10.2012 10:55:42
Hallo,
Persönlichkeitsveränderungen entstehen eher bei Läsionen im rechten Frontalhirn. Anfangs zumindest. Mag sein, dass in eurem Fall die Belastung durch die Diagnose eine Rolle spielt. Ob es aber psychisch oder hirnorganisch ist oder auf einer falschenWahrnehmung beruht, ist nur schwer zu sagen.
Normalerweise würde man wohl Kortison geben, doch gegen Hirnödeme hilft auch Weihrauch. Das hat weniger Nebenwirkungen. Ich würde mich mal in dieser Richtung beraten lassen.
In meinem Fall: meine OP ist 1,5 Jahre her und ich habe beim letzten MRT (Ende Sept.) erfahren, dass das Ödem an dem Substanzdefekt rückläufig ist. (Ich wusste gar nicht, dass ich noch eins hatte.) Es scheint also langsam zu gehen mit der Rückbildung.
Kurzum: entweder zuwarten (gemeinsam mit den Ärzten) oder auf einer Behandlung bestehen oder Zweitmeinung. Bei Rückgang des Ödems wird man dann ja sehen, ob die (vermutete) Persönlichkeitsveränderung daher gekommen ist.
Gruß, Alma.
alma
sharanam
06.10.2012 12:19:22
Was der Volker am 09.10.2003 23:36:05 ( V.Ramm Dipl.-Psych./Neuropsychologe) hier reingeschrieben hat, fand ich hochinteressant, deshalb erlaube ich es mir, hier reinzukopieren. Mir hat es sehr geholfen, denn damit habe ich auch Probleme. Meiner lag auch links temporal.

"Was die Wesensveränderung bei hirnorganischen Erkrankungen (Tumore, Schlaganfälle, Blutungen u.a.) betrifft, so herrscht (wie oft) keine völlige Einigkeit unter den Fachvertretern. Zum Einen spielt sicher die Lage des Tumors eine Rolle. Veränderungen der Persönlichkeit des Menschen werden häufig mit Schädigungen im Frontallappen (vordere indengebiete) verknüpft, da dort die Funktionen der Planung und Steuerung des Verhaltens angesiedelt sind. Aber entsprechende Veränderungen
können durchaus auch bei Schädigungen anderer Gebiete auftreten - z.B. im Bereich der Schläfenlappen oder tiefer gelegener Strukturen (Thalamus, sog. limbisches System) und ihrer
Verbindungen zum Frontalhirn. Zum Anderen sind die Nervenzellen des Gehirns sehr druckempfindlich und es kann auch schon durch
die Größe eines Tumors (an anderer Stelle im Gehirn), bzw. die damit verbundene Verdrängung gesunden Gewebes zu Störungen der Hirnfunktionen kommen.

Weshalb die Wesensänderung häufiger negativ, als positiv auffällt hat seine Ursache wahrscheinlich in dem Umstand, daß die Rindenbezirke in denen die Impulskontrolle abläuft, vorwiegend hemmende Reize aussenden. Man kann es sich vereinfacht etwa so vorstellen: Es gibt ein Zentrum für aktives, offensives auch aggressives Verhalten, das gewissermaßen ständig aktiv ist. Die Rindenbezirke der bewußten
Verhaltenskontrolle üben ständig eine wohldosierte hemmende Wirkung auf dieses Zentrum aus. So wird unser Verhalten gezügelt und erscheint normalerweise sozial angemessen. Wenn durch eine Schädigung dieser steuernden Strukturen die Kontrolle vermindert ist, brechen die
ungehemmten (negativen) Verhaltensimpulse durch. Leider gibt es kein besonderes Zentrum für liebes oder nettes Verhalten, das ist immer ein bewußter Vorgang der psychische Anstrengung erfordert.
Neben erhöhter Reizbarkeit, Ungeduld u.ä. werden aber auch häufig Veränderungen im Sinne von zunehmender Abstumpfung und Passivität, also Antriebsverlust berichtet.

In wieweit ein Betroffener bei einer Hirnerkrankung die Kontrolle über sein Verhalten behält, ist pauschal schwer einzuschätzen. Auf jeden Fall gibt es kein entweder-oder, also ein gewisses Maß an Kontrolle bleibt sicher bestehen, aber die Schwelle zum Verlust dieser Kontrolle wird niedriger.
In aller Regel wird er also nicht genau so voll verantwortlich für seine negativen Impulse sein, wie ein hirngesunder Mensch.
Die seelischen Konflikte des Betroffenen, der ja eine lebensbedrohende Veränderung erlebt, werden selbstverständlich ebenfalls eine Wirkung auf das Verhalten haben."

sharanam
alma
06.10.2012 13:27:51
Ja, interessant.
Was den oben beschriebenen Fall angeht, frage ich mich: wenn es zu Persönlichkeitsveränderungen durch das Ödem kommen kann/gekommen ist, warum dann keine Behandlung? Schätzen die Ärzte das anders ein?
Alma.
alma
Kaschi
08.10.2012 15:48:11
Hallo beetleman,
ich habe deinen Beitrag interessiert gelesen und möchte meine Geschichte dazu erzählen. Im August 2011 wurde mir ein ca. 8,5x2,8 großes Rezidiv-Meningeom entfernt. Das Oedem hat sich bis heute nicht richtig zurück gebildet. Ich war in mehrern Neurochirurgischen Kliniken und bin beim Neurologen in Behandlung weil ich große Beschwerden habe. Mir sagte man das dort eine Durchblutungsstörung vorliegt und das es gar nicht selten ist das nach einer großen Tumorentfernung das Oedem noch jahre später zu sehen ist und sich nur ganz langsam zurückbildet, sodaß ich mit den Beschwerden leben muß. ( Kopfschmerzen und Nackenschmerzen, Konzentrationsstörungen ect. man hat sich gegen Kortison entschieden und mir gesagt das man weiter abwarten muß. Persönlichkeitsveränderungen hatte ich vor der OP. Starke Reizbarkeit und Aggressivität. Jetzt bin ich nur wahsinnig schnell geistig erschöpft.
Gruß Kaschi
Kaschi
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