Ich möchte den Verlauf der Erkrankung meines Mannes beisteuern, da die Erfahrungsberichte ja auch Mut machen. Mein Mann ist 2014 mit 54 Jahren erkrankt. Diagnose Glioblastom Grad IV, rechts temporal, methyliert, ziemlich groß. Für weitere Details haben wir uns nicht interessiert, so dass ich hier auch keine weiteren Infos geben kann. Der Tumor konnte im Rechts der Isar in München komplett entfernt werden. Die Diagnose und Prognose waren weniger ermutigend. Danach folgte die übliche Therapie mit Bestrahlung und Temodal. Bei den vierteljährlichen MRTs hier und da Kontrastmittelaufnahme, Diagnose war uneindeutig, evtl. Nekrosen oder kleine Rezidive. Ende 2015 ein eindeutiger neuer Befund am Balken, keine OP möglich, erfolgreich Bestrahlung und Chemo. Ein weiteres Rezidiv konnte nicht mehr bestrahlt werden, eine OP war aufgrund der Lage auch nicht möglich. Meinem Mann ging es insgesamt sehr schlecht, vermutlich auch wegen der sich ja erst spät auswirkenden Auswirkungen der Bestrahlung. Es folgte ein schwerer epileptischer Anfall. Mit Cortison wurde es wieder besser. Anfang 2017 gab es 1X CCNU, Cortison, dann bis in den Sommer hinein 12 Avastin- Gaben. Das Avastin hat den Allgemeinzustand deutlich verbessert, bis dann allerdings nach diesen 12 Gaben der extrem hohe Blutdruck und ein sich verschlechterndes Allgemeinbefinden die Fortführung der Avastin-Therapie nur noch mit hohem Risiko möglich gewesen wäre. Kontroll-MRTs waren nicht aussagekräftig, da Avastin verschleiert. Mein Mann holte sich eine Zweitmeinung ein und entschloss sich, keine weiteren Therapien mehr zu machen. Wir hatten uns darauf eingestellt, dass er nun innerhalb kurzer Zeit sterben würde. Aber das Gegenteil war der Fall, seitdem hat er sich gut erholt und lebt einfach weiter. Die MRT-Untersuchung war vorgestern ohne neuen Befund. Bemerkenswert finde ich seine persönliche Haltung: Von Anbeginn Annahme der Diagnose, keinerlei ergänzende Therapien, Bejahung der konventionellen Vorgehensweise. Mein Mann hat an seinem Lebensstil nichts geändert, macht keinen Sport, isst und trinkt, was er will. Er ist getragen von einer bewundernswerten Gleichmut, mit der er alles annimmt und aushält (!). Mein Mann verbringt in seiner „Ein-Mann-Firma“ nahezu jeden Tag am Schreibtisch und tut alles, um mit seinen verbleibenden Kräften die Geschäfte am Laufen zu halten. Mein merkt ihm seine schwere Erkrankung an, die üblichen Symptome finden sich in all den Schilderungen hier im Forum. Für mich als Angehörige weitaus schlimmer als für meinen Mann selbst. Er realisiert die Symptome z.T gar nicht. Wir beide leben mehr denn je im Hier und Jetzt, das Hospiz ist ausgesucht, das SAPV-Team weiß von uns… es kommt, wie es kommt und ich versuche, mir nicht allzu große Sorgen zu machen. Mein Mann macht sich eh keine. Wir alle können uns gar nicht genug an Mascha Kaléko halten: „Sei klug und halte dich an Wunder.“