Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Jeder Beitrag hilft.

Jetzt spenden

deeppain

Hallo alle miteinander,
vor genau einem Jahr habe ich erfahren, dass mein Vater (51 Jahre) einen Tumor im Gehirn hat. 2 Wochen später wurde eine Biopsie gemacht und eine Woche drauf wurde ein Glioblastom diagnostiziert... eine Woche nach den Biopsie Ergebnissen sollte die Chemo/Bestrahlung in Kombination anfangen, doch bevor es soweit war, wachte mein Papa nicht mehr auf. Damit meine ich, dass er einfach die ganze Zeit „geschlafen“ hat, sodass eine Therapie in diesem Zustand nicht denkbar war. Dieser Zustand dauerte 7 Tage an. Am Sonntag fuhr ich mittags ins Krankenhaus und merkte gleich, dass sein Körper kälter als die letzten Tage war. Da hatte ich verstanden, dass es bald soweit ist. Und am selben Abend ging er von uns. Das waren dann genau 5 Wochen nach dem wir erfahren haben, dass „etwas im Hirn ist, was nicht dort sein sollte“. 5 Wochen... Das ging viel zu schnell.
Gibt es jemanden der/die ein(e) Angehörige(n) so „schnell“ verloren hat nach dieser Diagnose? Wie lief es bei euch ab? Mir kam es immer so vor, als ob die Ärzte schon von Anfang an keine Hoffnung/Motivation für eine Therapie hatten und dementsprechend auch immer alles „langsam“ angegangen sind. Was denkt ihr darüber? Ich glaube ich könnte ein Buch über diese 5 Wochen meines Lebens schreiben, aber das reicht erstmal... Danke.

Melissa26

Hallo deeppain,

zunächst einmal möchte ich dir zum Verlust deines Papas mein herzlichstes Beileid aussprechen. Es ist furchtbar, dass uns diese Krankheit geliebte Menschen wegnimmt.

Mein Vater ist ebenso betroffen (Diagnose im April diesen Jahres) und lässt seither einiges an Behandlungen "über sich ergehen". Von Bestrahlungen über Chemo in Tablettenform bis hin zu seiner derzeitigen Therapie mit CCNU/VP16 und Cortison aufgrund eines Rezidivs und Ödems.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass dir die Zeit, die dir mit deinem Papa seit der Diagnose geblieben ist, als "zu schnell vergangen" erscheint! Am liebsten möchten wir unsere Familie und geliebten Eltern ja so lange wie möglich um uns haben.
Und da verstehe ich auch voll und ganz das Gefühl, welches du hast, dass die Ärzte keine Hoffnung bzw. Motivation hatten eine Therapie einzuleiten. Jedoch kann ich hier nur aus eigener Erfahrung mutmaßen, dass eine Therapie sehr schwer anwendbar gewesen wäre, wenn der Betroffene in eine Art "Dauerschlaf" fällt und auch nicht wirklich ansprechbar ist. Bei meinem Papa mussten z.B. für die Bestrahlung sämtliche Vorbereitungen und Voruntersuchungen gemacht werden, bei welchen er bei vollem Bewusstsein sein musste. Auch vor den Chemo-Behandlungen wurde er immer ganzheitlich durchgecheckt und hätte nur ein Blutwert nicht gepasst, hätte auch bei ihm die Therapie nicht fortgeführt werden dürfen. Und im Verlauf dieser ganzen Behandlungen bei meinem Papa sehe ich außerdem, wie ein Mensch darunter leiden kann. Von Nebenwirkungen geplagt wird, selbst bei völligem Bewusstsein mitbekommt, wie nach und nach der Körper aufgibt und einige Körperfunktionen - wie die Motorik, Sprache usw. - zunehmend Einschränkungen erfahren, obwohl der Lebenswille noch vorhanden ist und der Betroffene dadurch auch psychisch unglaublichen Belastungen ausgesetzt ist.
Ich hoffe du verstehst mich nicht falsch und ich kann nur nochmals betonen, wie sehr ich deine Gefühle, dass dein Papa zu früh gegangen ist, nachvollziehen kann!
Aber ich möchte vorsichtig probieren, dir vielleicht eine neue Sichtweise darauf zu eröffnen, wie "schön" und "ohne Leid" dein Papa doch gehen durfte. Es ging schnell, keine Frage. Für die Angehörigen viel zu schnell! Aber deinem Papa wurde durch den Weg, den er vielleicht auch selbst für sich gewählt hat (haltet mich für verrückt aber ich glaube daran, dass der Mensch den eigenen Weg und auch den "Zeitpunkt des Todes" stark mit beeinflussen kann) viel Leid erspart. Natürlich fragt man sich, was gewesen wäre, wenn er hätte therapiert werden können. Und es gibt hier auch einige Betroffene, die trotz der Diagnose noch schöne Jahre im Kreise ihrer Liebsten verbringen dürfen, was unglaublich wundervoll ist und mich für die jeweiligen Personen aus tiefstem Herzen freut.
Aber dein Papa hat einen anderen Weg gewählt. Für ihn war vorgesehen keine leidigen Therapien durchzumachen. Er durfte friedlich - und ich betone an der Stelle nochmals: Wenn auch viel zu früh! - einschlafen. Und: Er ist noch eine Woche bei euch geblieben. Er hat euch Zeit gegeben euch von ihm zu verabschieden und hat auch sich die Zeit genommen sich von euch verabschieden zu können. Ich bin mir sicher er hat mitbekommen, dass ihr in diesen 7 Tagen noch für ihn da und an seiner Seite wart. Und hat sich dazu entschlossen diese Welt ohne Leid zu verlassen - was wie ich finde ein sehr schöner Weg ist.

Ich wünsche dir alles Liebe und weiterhin viel Kraft für die Zukunft.

deeppain

@Melissa26

Danke, dass du dir Zeit genommen hast deine Ansicht zu schreiben... Ich gebe dir natürlich auch Recht und bin froh darüber, dass mein Papa nicht leiden musste. Zumindest habe ich das so wahrgenommen. Es ist einfach sehr schwer...

deeppain

@Melissa 26

Wie ist sein derzeitiger Zustand? Könnt ihr mit ihm reden oder kommunizieren?
Ich wünsche dir und allen Angehörigen viel Kraft.

Melissa26

@ deeppain

Sein derzeitiger Zustand ist so lala. Er sagt er hat keine Schmerzen und er kann auch laufen und sprechen usw. aber durch die Chemo vergangene Woche ist er noch sehr schlapp und schläft viel. Durch das Ödem ist leider seine rechte Hand stark eingeschränkt, sodass er diese kaum noch nutzen kann. Das macht ihm sehr zu schaffen und schränkt natürlich auch unglaublich ein. Und er klagt über Ängste, die er jedoch nicht genauer definieren kann. Das kommt wahrscheinlich vom Cortison, was jetzt aber nach und nach langsam ausgeschlichen wird.
Er hat nun auch den Wunsch geäußert in eine Pflegeeinrichtung zu wollen. Ich finde es sehr gut, dass er selbst einsieht, dass er zuhause alleine nicht mehr zurecht kommt (ich wohne 350km entfernt und mein Bruder 100km) und unsere Besuche eben nicht ausreichen um den Alltag zu bewältigen. Lieber so, als einen Menschen in den womöglich letzten Monaten seines Lebens zu zwingen in eine Pflegeeinrichtung zu gehen.
Ich hoffe es geht bergauf wenn er dann im neuen Jahr "umzieht" und auch mehr Umtrieb und Gesellschaft hat als nun ständig alleine zuhause.

Danke für deine lieben Worte :)

Marsupilami

Liebe deeppain

mein herzliches Beileid zu Deinem Verlust!

Trauer hat immer mit Schmerz zu tun und auch mit Wut. Und auch immer mit Schock oder Schrecken.
So oft habe ich schon erlebt, wie jemand die Nachricht bekommt, dass Mutter/Vater nach langerKrankheit gestorben ist. "Absehbar", trotzdem, der Schmerz ist immer da... Wir reden nicht umsonst vom "Trauerjahr"

Ich wünsche Dir, dass Du einen Menschen hast , der mit Dir trauern kann !


Gruß vom Marsupilami

deeppain

@Melissa26

Okay, ich verstehe. Das hört sich sehr hart an. Ich hoffe ihm wird es in der Pflegeeinrichtung gut gehen...




@Marsupilami

Danke dir. Ja, das kann ich definitiv bestätigen. Ich fühle mich oft nicht verstanden und werde sauer. Aber keiner versteht es, weil ich es auch gar nicht zur Sprache bringe...

Marsupilami

Liebe deeppain,

wie sollst du denn auch etwas zur Sprache bringen können, was zu so großen Teilen im Unterbewußten abläuft.
Und verwirrt und unsicher sind wir wortlos in der eigenen Fassungslosigkeit eingesperrt.

Ich würde Dir liebend gerne Tipps und Ratschläge geben, wie Du das ganze abkürzen kannst. Ich habe keine.

Es gibt Menschen, die Dich verstehen. Du machst da nichts falsch. Es fühlt sich grauenhaft an.

Trauer rollt über dich hinweg wie Wellen über einen Strand. Sie rollen heran und sie ziehen sich zurück. Sei wie der Strand. Du wirst dableiben, auch wenn die Wellen anrollen und sich zurückziehen

Gruß vom Marsupilami

deeppain

Tolle Worte...
Danke @Marsupilami

Gesche

Liebe Deeppain,

ich kann so gut nachfühlen, wie du dich gerade fühlst. Bei mir ist es zwar nicht mehr so frisch, aber ich habe meine Mutter vor zwei Jahren auch an einem Glioblastom verloren. Daran, dass ich mich immer noch in diesem Forum aufhalte, merke ich selbst, wie sehr es mich immer noch beschäftigt.
Bei meiner Mama dauerte es von den ersten Symptomen (Wortfindungsstörungen) bis zum Tod auch nur 7 Wochen. Da ich erst zwei Wochen später davon erfuhr, hatte ich, so wie du, nur 5 Wochen Zeit für den „Abschied“. Oder eigentlich auch nicht, denn ich bin immer mindestens von mehreren Monaten ausgegangen, was natürlich ebenfalls schon ein Schock war. Wir befanden uns alle in einem absoluten Ausnahmezustand. Ich hatte einen voll gestillten, sechs Monate alten Säugling und eine dreijährige Tochter, bin mit meinem Baby zu meiner Mutter gereist (sie wohnte 900 km entfernt), um die Biopsie mit ihr gemeinsam durchzustehen, habe meine Mutter zu mir nach Hamburg geholt und alles weitere alleine organisiert. Sie sollte in Hamburg therapiert werden. Dass es dann so schnell gehen würde, damit hat natürlich niemand gerechnet. Den Arztbrief der Uniklinik Tübingen, in der die Biopsie gemacht wurde und aus dem die genaue Diagnose hervorging, erhielt ich auf mehrmalige nachfrage erst NACH dem Tod meiner Mutter.
Es waren die fünf schlimmsten Wochen meines Lebens.
Meine Mutter konnte von Anfang an nicht mehr gut sprechen und verlor ihre Sprache mehr und mehr. Ihr Wesen war nach und nach immer mehr verändert. Sie lächelte nicht mehr, weinte nur sehr selten, hatte einen starren, ausdruckslosen Blick. War an ihren geliebten Enkeln nicht mehr interessiert. Trotzdem bekam sie vieles mit und war sich ihrer Lage auch zwischendurch bewusst.
Leider fiel sie erst einen Tag vor dem Sterben in eine Art Tiefschlaf. Wäre das vorher passiert, wäre ihr einiges an Leid erspart geblieben. Sie machte in diesen fünf Wochen alles im Schnelldurchlauf durch. Zuerst verlor sie die Sprache, dann wurde der Gang unsicher, dann trat eine Halbseitenlähmung ein und sie wurde bettlägerig, dann kam eine Überlauf-Inkontinenz und dann einen Vollinkontinenz dazu. Die Denkleistung verschlechterte sich auch rapide und ähnelte einer Demenz. Das Krankenhaus, in dem sie bestrahlt wurde und irgendwann auch stationär aufgenommen war, weil ich die Pflege zu Hause nicht leisten konnte, war eine Katastrophe. Sie wurde weder regelmäßig neu gewindelt, noch wurde ihr das Essen angereicht, geschweige denn zu Brei püriert. Schlucken konnte sie auch nicht mehr gut und irgendwann gar nicht mehr. Es kamen fokale Anfälle dazu. Und Druckstellen, weil ich permanent das Personal dazu drängen musste, meine gelähmte Mutter bitte umzulagern. Dann kam die rissige Pergamenthaut (Cortison).
Ich habe alles getan, und meiner Mama einen Hospizplatz zu organisieren, aber leider hat die Zeit dafür nicht mehr gereicht. Ich fühlte mich leider auch von keinem Sozialdienst in irgendeinem Krankenhaus gut betreut.
Meine Mutter hatte eine Patientenverfügung und eine Generalvollmacht aufgesetzt, als sie von dem Verdacht auf bösartigen Hirntumor erfuhr. Was für ein Segen und wie unglaublich klug von meiner emotional so gepeinigten Mutter. Sie bekam also keine Magensonde. Als man merkte, dass die Therapien nicht anschlugen und sich der Zustand dramatisch verschlechterte, wurde sogar das Cortison komplett abgesetzt, es gab keine Flüssigkeitszufuhr und meine Mutter durfte in Ruhe gehen. Dafür bin ich letztendlich dankbar, auch, wenn es verdammt schwer war, es zuzulassen.

Ich denke, dass es für sie selbst wirklich ein Segen war, dass es so schnell ging. Lebenswert war das Leben schon nach drei Wochen nicht mehr.
Für uns Angehörige war es eine Katastrophe. Das Schlimmste war für mich immer, dass ich mit meiner Mutter nicht mehr sprechen konnte. So erfuhr ich auch nie, ob sie Schmerzen hatte, was sie fühlte, ob sie sich bewusst war, dass sie sterben wird. Ob sie Ängste hatte, ob sie Wünsche hatte. Immer nur der starre, aber immer fixierende Blick. Ab und zu ein paar geräuschlose Tränen (wenn z.B. ein lieber, lang nicht gesehener Besuch kam oder sie von Klängen der Musiktherapeutin umhüllt war oder ich ihr vorlas).

So ähnlich wird es dir wohl auch gehen, wenn dein Vater früh in einen komaähnlichen Zustand gefallen ist, oder? Die Zeit des Abschiedes fehlt einem massiv. Und Verarbeitung kann erst sehr viel später einsetzen.

Ich wünsche dir wirklich alles, alles Gute. Gib dir Zeit. Ich merke erst jetzt, dass das Grübeln bei mir langsam weniger wird. Und es gibt wirklich immer wieder Momente, wo einen die Trauer einholt. Vielleicht wird es die sogar immer geben.

deeppain

Liebe Gesche,
ich musste bis zum Schluss deiner Worte weinen... Du sprichst mir aus der Seele. Den starren, emotionslosen Blick kenne ich leider zu gut. 2 Jahre sind gar nicht so viel, wenn ich bedenke, dass es bei uns in paar Wochen ein Jahr wird. Die Zeit geht sehr schnell um und wie du sagst, die Trauer holt einen immer ein. Auch wenn ich einerseits, wie du, glücklich darüber bin, dass mein Vater dieses Leid nicht lange ertragen musste, bin ich andererseits traurig darüber, dass ich mich quasi von einem anderen Menschen verabschieden musste. Er war nicht der Mann, der mich so liebevoll erzogen hat, sondern nur noch ein Mann der mit einem kalten Blick in die Leere starrt... (ich weiß, dass das egoistisch klingt) Trotzdem habe ich jeden Tag mit ihm geredet und ihm lustige Videos aufgemacht und Witze erzählt. Ja... Man könnte über vieles reden, aber es ist vorbei und nicht mehr rückgängig zu machen. Leider.

Danke nochmal für die ehrlichen Worte. Ich wünsche deiner Familie und dir auch alles Gute und viel Gesundheit.

Liebe Grüße aus dem Süden

Dybala

Hallo deeppain,
hallo zusammen,

nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe, habe ich mir einen Account erstellt um dir/euch antworten zu können.

Erstmal wünsche ich euch mein tiefstes Beileid und Alles erdenklich Gute für diese schwierige Zeit! Es hört sich blöd an aber ich spreche aus Erfahrung, Zeit heilt alle Wunden und mit der Zeit wird man sich leider damit abfinden müssen und das Leben geht irgendwie weiter.

Nun zu deiner Frage: meine Oma hatte dieses Jahr leider den gleichen Krankheitsverlauf. Meine Eltern waren im April weg, um das Grab meiner leider ebenfalls verstorbenen Tante zu besuchen. Meine Oma hat in dieser Woche bei uns gelebt, da sie Messegäste hatte. Am Mittwoch Abend kam sie bei uns zuhause an, ich habe selber auf der Messe gearbeitet und war selbst erst immer spät zuhause und demenstprechend sehr müde. Ich kam am Mittwoch zurück, habe sie begrüßt und kurz mit ihr gequatscht, anschließend habe ich uns noch etwas zu essen geholt und bin schlafen gegangen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich kaum etwas gemerkt, da ich wie gesagt nach der Arbeit kaum gesprochen habe und nur ins Bett wollte. Am nächsten morgen bin ich zur Messe gegangen, habe dort gearbeitet bis mir meine kleine Schwester auf Whatsapp geschrieben hat und gefragt hat, was mit Oma ist und meine Mutter hat mir kurz danach dieselbe Frage gestellt. Ich habe nicht verstanden was los ist, weil ich ja noch gestern abend normal mit ihr gesprochen habe. "Oma spricht so komisch und benimmt sich komisch". Ich nach der Messe sofort nachhause und habe mir selbst ein Bild davon gemacht. Meine Oma war sehr verwirrt und hat sehr wenig gesprochen und wenn, dann hat sie nur "ja" oder "nein" gesagt. Wir dachten uns... okay schlaganfall? Nächsten morgen haben wir sie zum Arzt geschickt, dieser meinte sie hätte einen Virus?!.. frage mich wie sich sowas Arzt nennen kann.. wir haben sie dann nochmal zu einem anderen Arzt begleitet und von dort an ging es schnell.. der Arzt hat sie sofort ins Krankenhaus geschickt und ab jetzt kommt die Kurzfassung..

1. Krankenhaus-> Untersuchung-> Tumor
2. Krankenhaus-> Biopsie-> Gliobalstom (oder wie das geschrieben wird) -> OP

Nach der OP konnte sie etwas besser sprechen und sie konnte sich erinnern, dass ich bald Geburtstag habe etc. Wir dachten, es geht bergauf. Eine woche später sollte sie in ein Kurzzeitpflegeheim kommen, diese waren leider alle voll, sodass wir sie zu sich nschhause nahmen. Wir haben uns 24/7 um sie gekümmert. Sie konnte gehen, sich bewegen etc. Aber leider nicht mehr sprechen. War dennoch geistig anwesend. Sie hat die Chemo+Strahlentherapie angefangen. Ich meine es war ein Besuch oder zwei Besuche ehe sie nicht mehr aufgewacht ist am nächsten Morgen. Wir haben den Krankenwagen geholt, sie ins Krankenhaus gefahren und seitdem war sie auch in einem Tiefschlaf und ist leider nicht mehr aufgewacht. Man hat sie gesehen, wie sie da lag und sehr schwer geatmet hat, ihr Gesicht angeschwollen und alles.. und genau an meinem Geburtstag ist es leider passiert, sie ist verstorben.. 6 Wochen von der Diagnose bis zu dem Tod.. wir haben uns auch mehr ausgerechnet und das alles kam aus dem nichts, sie war kerngesund, hatte nie Beschwerden und dann passiert sowas von dem einen auf den anderen Tag.. Ich wünsche Euch und Euren Familien nur das Beste für die Zukunft, viel Kraft und vor allem viel Gesundheit!!

Ich verfasse den Text gerade um 3 uhr morgens, tut mir leid wenn manche sachen nicht sinnig erscheinen oder ich durcheinander geschrieben habe.. bei Fragen immer her damit!

deeppain

Hallo Dybala,

das tut mir wirklich Leid... Bevor ich diese Seite entdeckt habe, dachte ich immer es gibt niemanden, der dasselbe wie ich durchmachen musste. Aber umso mehr Beiträge ich in diesem Forum lese, desto klarer wird mir, wie vielen Menschen es ähnlich wie mir ergeht. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, um auf den Beitrag zu antworten. Das weiß ich wirklich zu schätzen.

Ich wünsche dir noch eine Gute Nacht

Gesche

Liebe Dybala,

es tut mir leid, dass du den Verlust deiner Oma verkraften musstest/musst. Auch das muss ein Schock gewesen sein, wenn sie vorher noch so gesund war. Meine Oma (die Mutter meiner Mutter) war gerade mal 11 Monate vor meiner Mutter verstorben. Auch sehr schmerzhaft, weil ich wirklich Liebe für sie empfand, aber sie war zum Glück schon stolze 93 und ihren Tod empfand ich auf eine Weise als normal und richtig für sie. Und Gott sei Dank ist sie vor ihrer Tochter gegangen und musste deren Leid nicht noch mit ansehen. Nun liegen sie im Friedwald nicht weit voneinander.
Wie muss es nur für Menschen sein, deren Kind an dieser teuflischen Krankheit leidet? Nicht auszudenken, wie man das verkraften kann, ohne selbst kaputt zu gehen.

Du scheinst auf einem guten Weg zu sein. Trotzdem ganz viel Kraft und Gesundheit auch für dich!


Liebe Deeppain,

die Art des Krankheitsverlaufs bei einem Glioblastom macht es einem zusätzlich so schwer, oder? Es überrumpelt einen geradezu und zumindest ich fühlte mich so überfordert wie noch nie in meinem Leben. Wenn ein Hirnschaden dem Menschen einerseits alle Fähigkeiten nimmt und ihn zusätzlich in seinem Wesen so verändert, ist der Verlust für die Angehörigen doppelt schwer zu verkraften. Ich habe mich die ganzen 5 Wochen gefragt und frage mich bis heute, was meine Mutter gefühlt und gedacht hat in all der Zeit. Wie schlimm es auch für sie gewesen sein muss, sich nicht mehr äußern zu können...
Danke, dass du meine Geschichte so empathisch gelesen hast.
Nichts von dem, was du schreibst, klingt egoistisch! Ich finde es toll, dass du da und ihm gegenüber so "normal" wie möglich warst. Mach dir da bitte keine Vorwürfe. Du hast alles getan, was du konntest, oder? Und trotzdem verstehe ich, dass du selbst alles gerade noch einmal kritisch durchdenkst. Das habe ich lange Zeit genau so gemacht. Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht, meine Mutter in Hamburg in dieses verflixte Krankenhaus gesteckt zu haben in dem sie auch noch sterben musste, sie zu Hause nicht "angemessen" betreut zu haben, sie überhaupt noch der Biopsie ausgeliefert zu haben (das war der Anfang vom Ende), mich im Krankenhaus nicht rund um die Uhr um sie gekümmert zu haben (durfte mit Baby leider nicht lang auf der Station sein und musste zum Stillen nach Hause), nicht rechtzeitig gemerkt zu haben, dass sie gelagert werden muss, anfangs manchmal ungeduldig gewesen zu sein (ich war heillos überfordert, was alles zu tun war - meine Mutter war privatversichert - elend viel Papierkram, Pflegegrad, langfristige Betreuung, Steuererklärung, die meiner verstorbenen Oma gleich mit, sämtliche Baustellen in der Wohnung beseitigen (meine Mutter ließ anfangs zum Teil den Herd an, sodass einmal sogar die Feuerwehr kommen musste und ich musste eigentlich ständig aufpassen, dass sie nicht wieder irgendwas "anstellt"), Recherche über die Krankheit bis tief in die Nacht, Reise zur Uniklinik, Termine mit Notar usw... zudem hatte ich von der Krankheit noch keine Ahnung und dachte nur, meine Mutter könnte sich ja mal "ein wenig anstrengen, anstatt immer nur rumzusitzen und zuzuschauen, wie ich mich abstresse mit kleinem Baby im Gepäck") - die Liste könnte ich ewig verlängern. Oh mann. Ich hätte rückblickend vieles anders gemacht, wenn ich gewusst hätte, wie wenig Zeit mir mit meiner Mama bleiben würde.

Aber andererseits haben wir für unsere geliebten Eltern sicherlich alles getan, was in dem Moment in unserer Macht stand, oder? Ich bin mittlerweile an dem Punkt, wo ich die Selbstvorwürfe im Keim ersticken kann, weil ich weiß, dass sie nichts ändern und ich zu dem Zeitpunkt einfach alles gegeben hab, was möglich war.

Ich wünsche dir auch alles, alles Gute und ja... vor allem Gesundheit!! :-)

deeppain

Ja, genau! Das habe ich mich auch immer gefragt. Was wohl in seinem Kopf vor sich geht. Oder, was dieser Tumor mit ihm anstellt, dass er nicht mal kleinste Emotionen äußern kann... Ich glaube (weiß es natürlich nicht sicher), dass er nie als ein Mensch mit einer tödlichen Krankheit gesehen werden wollte, bzw. er wollte bestimmt nie voller Mitleid behandelt werden. Leider taten das aber viele... Ich denke auch, dass es für ihn sehr viel schlimmer war, falls er mitgekriegt hat, was um ihn herum passiert ist.
Wie du sagst, man bereut vielen und würde vieles ändern. Wenn ich daran denke, würde ich gerne meinen Kopf gegen die Wand stoßen. An anderen Tagen denke ich aber, dass er am Ende sowieso gestorben wäre, egal was wir anders gemacht hätten...

Ja, ich hoffe ich bin bald auch dazu im Lage, die Selbstvorwürfe im Keim ersticken zu lassen.

ariane19888

Ich hab meinem Freund am 28.01.2020 verloren.... wahren eines Monats nach Diagnore... nach dem Lessen.... bin ich dankbar , dass fur ihm es sehr schnell gegangen war...... er ist wahrend oprezationen in Koln Uni Klinik gestorben..... bewusstloss.. ohne Angst.... ohne Schmerzen... letzte 2 woche hat er sehr starke schmerz am nacken...... ich vermisse ihm sehr... Es war Liebe meines Lebens... mein schatz

Januar2017

Das tut mir sehr leid für dich. Für deinen Freund war es wirklich ein guter Übergang.
Fühl dich gedrückt.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du wieder ein gutes Leben aufbauen kannst.....

Liebe Grüße,
Ela

Andrea1966

Hallo an alle,

ich schaue nicht so häufig in das Forum, denn oft kann ich es nicht ertragen. Aber wenn es mir schlecht geht und die Nacht zum Tag wird, lese ich eure Beiträge, finde Mitleidende und hoffe auch Tipps. Bei meinem 80-jährigen Vater wurde im Februar ein Glioblastom teilweise entfernt, es folgten Bestrahlungen und mittlerweile 3 Chemos.

Das erste Anzeichen, das etwas nicht stimmt, war an meinem Geburtstag und dann ging es rasend schnell, dass er nur noch plapperte, keine sinnvollen Worte mehr bilden konnte, obwohl die wohl in seinem Kopf noch richtig waren. Vor der OP bekam er Cortison, das schon mal etwas half, und nach der OP sah es richtig gut aus. Aber nach und nach wurde die Sprache schlechter, er verlegte Dinge und verstand/begriff vieles nicht mehr. Ich ging zu jedem Arztgespräch mit, auch weil ich teilweise "übersetzen" musste und egal wieviel Zeit die Ärzte sich ließen (und jeder nahm sich sehr viel Zeit), musste ich ihm daheim alles noch mal erklären. Er hatte sich auch verändert. Mein früher immer witziger Papa wurde auf einmal "bissig", denn er merkte, dass sein Kopf nicht mehr das macht, was er soll. Ende April ging ich wegen meiner Depression in eine Klinik, vor dem Glioblastom ging es mir schon nicht gut und das gab mir den Rest. Mein Sohn kümmerte sich um seinen Opa, fuhr mit ihm zum Arzt und wusste auch, wo er hin muss, wenn ...
Nach knapp 3 Wochen rief er mich an, weil er meinen Vater in die Klinik brachte, da er orientierungslos war. Es wurde ein CT gemacht und nach Aufnahme in der Klinik auch ein MRT. Der Anfangsverdacht, dass der Tumor gewachsen ist, hat sich nicht bestätigt. Also wurde das Cortison erhöht, um den Hirndruck zu senken. Bei dem Aufenthalt wurde dann auch die Palliativstation eingebunden und die haben ihn im Hospiz angemeldet, anfangs ja wegen dem Verdacht, dass der Tumor gewachsen ist. Die Klinik wollte ihn dann loswerden und er kam in Kurzzeit-Pflege (das Drama habe ich an anderer Stelle geschildert) und ist seit letzter Woche im Hospiz.

Auch wenn der Tumor nicht sichtbar gewachsen ist, hat sich sein Zustand sehr verschlechtert, aber er hat keine Schmerzen. In den ersten beiden Tagen haben wir ihn im Hospiz nicht besucht, es gibt ja immer noch Beschränkungen und ich dachte, es sei besser, wenn er sich erst einmal ohne uns dort einlebt. Am Samstag war ich dann bei ihm und seitdem hab ich Tränen in den Augen. Als ich kam, war er am Essen und es hat ihm anscheinend gut geschmeckt. Ich brachte ihm Kirschen mit, die er auch alle gegessen hatte. Aber er hat kaum gesprochen. Er ließ in den letzten Monaten alles über sich ergehen, aber irgendwie war ihm nie wirklich bewusst wie schwer krank er ist. Nach Wochen mit Bestrahlung und Chemo gab ich ihm Infomaterial über ein Programm für Krebskranke und meinte, das wäre ja nichts für ihn, da er keinen Krebs hätte. Als ich ihm sagte, dass es man bei Tumoren im Kopf nicht Krebs sagt, giftete er mich an, warum ich das vor ihm verschweige, was ich nicht tat. Ich versuchte auch vor seinem Umzug ins Hospiz, zu sagen, was Hospiz bedeutet, aber ich erreichte ihn wohl nicht - meine Mutter wurde von einem ambulanten Hospiz bis zu ihrem Tod betreut.

Er war die ersten Tage noch in einer "Soft"-Quarantäne, aber ich glaube, es wurde ihm jetzt wirklich bewusst wie ernst seine Krankheit ist. Er hat zum Glück noch keine Schmerzen, aber er ist nicht mehr ER, er existiert nur noch, aber er lebt nicht mehr. Ich weiß nicht, ob er sich von mir "verraten und verlassen" fühlt, aber ich kann nicht zu mir nehmen und ich kann auch nicht zu ihm ziehen. Mein Bruder, der weiter weg wohnt, war gestern bei ihm und brachte ihm eine Mini-Stereoanlage mit einigen CDs, die er gerne hört. Seine Antwort war, das könnt ihr wieder mitnehmen... Er war immer ein wandelndes Musiklexikon, es war nie still in der Wohnung. Er hat jede Freude verloren.

Andrea1966

- Fortsetzung -

Auch die Bilder von meiner Mutter, die meine Schwägerin ihm mitbrachte, wollte er nicht haben. Für mich ist es so, als er habe abgeschlossen oder mit seiner Lebensfreude abgeschlossen. Es stehen uns noch schlimme Tage/Wochen/Monate bevor und ich wünsche mir für ihn, dass er nicht leiden muss. Nur gegen die körperlichen Schmerzen kann man was tun, aber was ist mit den seelischen - nach fast 40 Jahren Depression kenne ich die.

Ich mache mir Vorwürfe, auch wenn ich weiß, dass sie unbegründet sind, und sehe wie mein Vater von Tag zu Tag kleiner wird.

Ich musste mich jetzt ausheulen, aber ich kann euren Schmerz mitfühlen. Bei meiner Mama wussten wir, dass sie nicht mehr lange bei uns ist und sie schlief auch ganz friedlich ein. Aber trotzdem war es sehr schmerzhaft und ich vermisse sie nach fast 7 Jahren immer noch. Meine Mama schlief friedlich ein und das wünsche ich meinem Papa auch.

Ich wünsche euch allen viel Kraft und drücke euch

Andrea

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.