Hallo Zusammen
Gerne möchte ich meine Erfahrung nach der Strahlentherapie des Meningeoms (Felsenbeinspitzenmeningeom mit Verdrängung des Nervus vestibulocochlearis) mitteilen, nachdem ich im Dezember nur 10 Stunden vor der geplanten OP entlassen wurde. Ein Schädel CT zur OP Vorbereitung hatte ergeben, dass eine OP zu risikoreich sein würde. Genaueres hatte ich hier im Forum berichtet. Heute möchte ich mich auf das konzentrieren, wie es danach weiterging.
Zuerst: Ich kann allen Schutzengel dankbar sein dass ich nicht operiert wurde! Ich muss auch den Tübinger Neurochirugen hoch anrechnen, dass diese sich nach dem Schädel CT nur 10 Std. vor der OP gegen diese entschieden haben. (Das Meningeom in meinem Kopf ist weiträumig verkalkt und umschließt zudem den Nervus vestibulocochlearis).
In Dr. Boström von der Jankerklinik in Bonn hatte ich eine überaus differenzierte und kompetente Beratung und eine aufrichtige und warmherzige Begleitung! Die Diagnostik zur erforderlichen Bestrahlung ergab, dass sogar eine Ein-Zeitbestrahlung (1x13 Gy) statt 30 einzelner Bestrahlungen ausreichen würde. Diese Ein-Zeit-Bestrahlung bekam ich im Januar. Nach 3 Tagen wurde ich aus der Klinik entlassen.
Diese ersten Tage und Wochen waren geprägt von einer großen Müdigkeit, hohes Fieber, eine ausgesprochene Sensibilität meiner Kopf- und Gesichtsnerven auf Kälte, Zug usw. und ich konnte buchstäblich spüren, wie es in meinem Kopf und entlang der Wirbelsäule bis zum Kreuzbein „arbeitete“. Seit März geht es mir täglich besser und ich werde zunehmend konzentrierter in meinem Denken und Tun. Großen Respekt habe ich vor den Menschen, die deutlich höhere Dosen und längere Bestrahlungen bekommen müssen!!
Bereits bei der Nachuntersuchung am 15.März war der Tumor um 1mm geschrumpft.
Das klingt nicht viel, hat aber eine direkte Auswirkung auf meine Hirnerven. Der Trigeminus Nerv ist deutlich entspannter, und die Taubheit in meiner linken Gesichtshälfte inzwischen heute – 7 Monate nach Therapie – nur noch punktuell und bei Anspannungen.
Haare habe ich übrigens nicht verloren .
Vor der Bestrahlung hatte ich 18 wirklich heftige Monate hinter mir; als beruflich Selbstständige musste ich funktionieren trotz aller Symptome; heute fühle ich mich wieder auf gut 35% meines Energielevels. Bin sicher, es geht weiterhin Aufwärts .
Dankbar bin ich über die differenzierte Aufklärung über die potentiellen (Neben-) Wirkungen der Bestrahlungen. Auch wenn ich darauf vorbereitet wurde diesen Eingriff nicht zu unterschätzen, hat mich die Wirkung der Bestrahlung doch überrascht. Über die Aufklärungsbögen und auch über viele Strahlentherapeuten wird vermittelt, als ob nach kürzester Zeit alles gut ist, Nebenwirkungen kaum auftreten und man eigentlich direkt wieder arbeitsfähig ist. Dank Dr. Boström und dem Heft „Brainstorm“ (Ausgabe August 1/2014), welches die Strahlentherapie als Schwerpunkt hat, wurde ich nicht so sehr von den Nebenwirkungen überrascht. Entsprechend gelassener konnte ich – als Selbstständige ist das ungemein wichtig - geplanter mit vielen Dingen umgehen.
Insgesamt bin ich derzeit sehr sehr froh über den Verlauf und hoffe, dass die Symptomatik, welcher der Tumor bisher auslöste, sich weiterhin bessert. Inzwischen habe ich kaum noch Gleichgewichtsstörungen, nur noch punktuell Taubheitsgefühle in der linken Gesichtshälfte und sogar mein Hörvermögen ist mir bisher geblieben!
Ich glaube, ich kann allen Schutzengel dankbar sein dass ich nicht operiert wurde. Und ich bin sicher, es gibt noch zu wenig Wissen über die Vorteile einer Bestrahlungstherapie! Zunächst einmal wirkt es wie die 2. Wahl im Sinne: „Oh Gott, eine OP hilft nicht und so bleibt „nur“ noch Strahlentherapie“.
Ich für mich habe inzwischen verstanden, dass die Strahlentherapie (ja auch Radio Chirugie genannt) gleichberechtig neben der chirugischen OP steht und eine Entscheidung Individuum und Kontextbezogen gesehen werden muss.
Tatsache ist, meine Lebensqualität hat sich seither stetig gebessert und ich bin um eine Riesen OP herumgekommen, deren Auswirkungen nicht absehbar und sicherlich einschneidend gewesen wären.
Danke auch an dieser Stelle an die Mitglieder und Moderatoren hier im Forum sowie an die Beratungsstelle der Dt. Hirntumorhilfe!
Herzlichst, Lizbeth