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Gabi[a]

Drei Monate nach der Diagnose Glioblastom ist unser Vater (64 J) am vergangenen
Dienstag zu Hause gestorben.
Wir konnten voller Dankbarkeit in der gesamten Zeit von ihm Abschied nehmen.
Er hatte jegliche Therapie abgelehnt und er konnte friedlich sterben.

Ich glaube nicht, dass immer ein Therapieverzicht die richtige Lösung ist. Aber bei unserem
Vater war der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose recht groß und eine OP kam für ihn aufgrund
der Lage und Größe nicht in Frage.
Ich habe oft von diesem Forum Gebrauch gemacht und wertvolle Hinweise erhalten. Dafür
möchte ich Ihnen und Euch allen danken.

Oft habe ich dabei gemerkt, wie schwer es für die Angehörigen ist, die Diagnose und auch das
Sterben anzunehmen. Aus unserer Erfahrung bin ich sicher, dass die Erkrankten weniger
Ängste haben als die Angehörigen. Eine Begleitung mit den vier "L´s" - Lieben, Leben, Lachen
und Loslassen - wünsche ich Ihnen allen.

Alles Gute und vielen Dank
Gabi

Enrico

Hallo Gabi,

ich möchte dir mein Mitgefühl versichern und dir alles Gute wünschen!!!

Ich mache im Moment die Gefühle eines Anghörigen durch. Mein Vater liegt mit einem GBM im Endstadium auf einer Palliativstation. Meine Mutter ist jeden Tag sehr lange bei ihm, ich auch fast täglich.

Daher kenne ich dieses Gefühl der Hilflosigkeit, des Mitleidens.

Er ist in einem Zustand, wo man nicht mehr genau weiss, was er noch mitbekommt oder nicht, da er sich nicht mehr über Worte oder Gesten oder Augenbewegungen ausdrücken kann. Trotzdem denke ich, dass er noch vieles aufnimmt, auch wenn es den ANSCHEIN hat, das es nicht so ist.

Ich weiss aber nicht, ob er als Betroffener "einfacher" mit der Situation umgeht. Ich denke, dass das doch immer sehr subjektiv zu sehen ist.

Das Schlimme (oder ist es sogar das Gute??) bei ihm ist, dass er in der ganzen Zeit der Erkrankung (erster GBM vor 6 Jahren) die Schwere der Erkrankung nie richtig realisiert hat (er hatte nach der 1. OP eine Durchgangssyndrom und wurde die ganze Zeit danach mit Psychopharmaka behandelt). Er war aber sehr gut auf die Medikamente eingestellt, so dass die Lebensqualität nicht deutlich behindert war.

Wie gesagt, er hat die Krankheit und das Schicksal dass damit verbunden sein KANN (!!!) immer verdrängt. Es gab also keine Gespräche über den Sinn des Lebens und des Sterbens. Vielleicht lag es auch daran, dass er sowieso immer etwas verschlossener war, mit seinen Problemen nie jemand belasten wollte.

Manchmal denke ich sogar, dass er es gewusst oder gefühlt hat. Und auch er es nie ansprechen oder aussprechen wollte.

Und nun liegt er da. Kann nicht mehr reden. Und ich frage mich oft, wieviel von seinem jetzigen Zustand er realisiert und wie in welchem Grad er das noch bewerten kann, und wenn ja :WIE.

Da denke ich oft darüber nach und das vieles unausgesprochen zwischen geblieben ist und anscheinend auch bleiben wird, belastet mich schon.

Viele Gruesse
und alles Gute
enrico

Fred[a]

Hallo Gabi !

Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen
ist die Spur,
die seine Liebe
in unseren Herzen hinterlässt !

Ich möchte dir meine herzliche Anteilnahme zum Tod deines Vaters aussprechen. Gott gebe dir jetzt die nötige Kraft, deinen Lebensweg weiterzugehen!

Peer

Hallo enrico,
bei meinem Vater (63) wurde vor 8 Wochen ein multifokales GBM diagnostiziert, er wurde operiert und seit einer Woche wird er bestrahlt. Zur Zeit geht es ihm körperlich noch relativ gut und trotzdem fühle ich mich schon in einer ähnlichen Situation wie Du. Er möchte uns anscheinend nicht belasten mit seinen Gefühlen und wir versuchen ihm Hoffnung zu geben, weil das Immunsystem ja davon profitiert. Ich habe ihm letzte Woche aus dem Urlaub per Brief meine Hilfe angeboten, da er sich womöglich auch bis zuletzt sehr sehr schwer tun wird, über sich zu reden. Vielleicht schreibt er mir ja. Da ich räumlich einige hundert Kilometer von ihm getrennt bin, sehe ich ihn nur jedes zweite Wochenende. Ich bin gespannt, wie das kommende Wochenende wird. Vor zwei Wochen hatte er wieder zunehmende epileptische Gesichtshälftenanfälle und auch die Augenleistung liess plötzlich nach. Beides ist derzeit aber offensichtlich wieder besser. Ich bin gespannt, ob er von sich aus die "lebensphilosophischen" Themen anschneidet. Ich denke, man muss - auch wenn es sehr sehr schwerfällt - den Kranken auch in seiner Verdrängung von scheinbar lebenswichtigem akzeptieren. Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, dass Dir diese Gesprächsauseinandersetzungen gefehlt haben. Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit.

Gabi[a]

Ihr Lieben,

habt dank für Euer Mitgefühl und die einfühlsamen Worte.

Auch unser Vater war 64 Jahre ein eher verschlossener Mensch, der seine Gefühle
nicht ausdrücken konnte. Erst nach der Diagnose hat er sich geöffnet. Vielleicht hatten
wir Glück bei den Umständen (kein Kkh.-aufenthalt, keine Anfälle, Verlust des Kurz-
zeitgedächtnisses...).
Vater hat in dieser Zeit von sich selbst behauptet, dass er sich um 180 Grad gedreht hätte.

Vielleicht könnt Ihr mit Euren Angehörigen behutsam, ohne Scheu und ohne Zwang umgehen.
Ich glaube schon, dass aus der Nähe zum Tod Kommunikationswünsche da sind. Aber wir haben
auch die Hilflosigkeit unserer Mutter verspürt, die die Erkrankung und das Sterben ihres Mannes
nicht annehmen konnte und damit auch keine Gespräche darüber wollte.

Mir hat die Auseinandersetzung mit der Hospizbewegung sehr geholfen. Aber ich glaube auch an
die Einmaligkeit jedes einzelnen Menschen. Deshalb: es gibt sicherlich kein "muss", wie jeder
mit dem Leben und dem Sterben umgeht.

Ich wünsche Ihnen und Euch Mut und Zuversicht in diesen Zeiten
Gabi

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