Meine liebe Tonton,
fühle Dich zu allererst ganz fest und lieb umarmt von mir. Du hast mein aufrichtiges Mitgefühl.
Deine Mutti hat ihre letzte große Reise in eine ganz bestimmt für sie bessere Welt angetreten. Du hast alles richtig gemacht. Du/Ihr wart bis zuletzt bei ihr und ihr konntet Euch verabschieden. Zurück bleibt eine Leere, das wird auch eine ganze Zeit noch andauern. Ich habe das vor fast genau einem Jahr auch bei meiner Mutti, die ich bis zuletzt begleitet habe auch so gespürt und erfahren. Die Fürsorgerin im Krankenhaus sagte mir damals, sie müssen es sehen wie eine Art zweite Pubertät, nur leider ist man dann als Kind wirklich allein, weil die Eltern gehen. Zur Mutter hat man ohnehin aufgrund der natürlichen Gegebenheiten der neunmonatigen Schwangerschaft ein ganz besonderes "Band". Das spürt man im "normalen" Leben nicht so, aber mir ist das beim Tod meiner Mutti umso mehr bewußt geworden.
Liebe Tonton, wünschen wir Deiner Mutti ihre Ruhe und ihren Frieden. Und - Du wirst sehen, es wird Situationen geben, da spürst Du, daß sie da ist. Ich hatte das jetzt schon einmal in einem Beitrag geschrieben. Da geschehen ganz wundersame und wunderbare Dinge, aber man muß auch bereit sein, diese zu erkennen und an sich heran zu lassen. Es ist der Windhauch, der plötzlich aus dem Nichts da ist und einen umfährt. Es ist ein Marienkäfer Mitte November, der sich auf Deine Schulter setzt, gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Sei wachsam, auch Du/Ihr werdet solche Dinge erfahren!
Du schreibst ja, ihr habt gebetet. Ich hatte diese Woche schon einmal ein Lied im Forum genannt, daß mir/uns in solchen Situationen immer viel Trost und Hoffnung gegeben hat. Ich möchte es Dir hier auch noch einmal nennen, vielleicht kann es Dir/Euch auch ein Trost sein.Es ist ein sehr schönes Kirchenlied aus der Passionszeit, das sehr viel Zuversicht und Hoffnung verspricht, auch wenn man nicht unbedingt ein gläubiger Mensch ist. Schau doch mal nach, es heißt "Korn, daß in die Erde, in den Tod versinkt". Hier mal nur die erste Strophe:
Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Ich hatte auch vor ein paar Tagen für mich ein neues Profilbild ausgewählt. Ein Foto bei uns zu Hause, was im Frühjahr die aufgegangene Saat zeigt - der immer wiederkehrende Kreislauf des Lebens.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft.
Liebe Grüße.
Andrea