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Thema: Abschied und Hoffnung

Abschied und Hoffnung
Rotezora
22.07.2017 14:28:38
Liebe Forianer,
seit vielen Jahren bin ich stille Leserin des Forums, habe mich hier informiert und immer wieder mit der Realität konfrontiert. Nun möchte ich selbst etwas beitragen, das bei aller Tragik auch etwas Hoffnung geben soll.

Meine Mutter ist vor wenigen Wochen mit Mitte 60 an einem Glioblastom gestorben. Ihre erste Diagnose war vor fast 5 Jahren. Nachdem die erste OP, die Behandlungen und der erste Schock verdaut waren, waren ihr und uns noch über 3 Jahre ohne Einschränkungen und viel bewusster Zeit vergönnt. Erst das letzte Jahr zehrte so an den Kräften mit drei weiteren OPs und Behandlungen, dass sie sich gegen eine weitere OP entschied. Als auch die letzte Behandlung irgendwann abgebrochen wurde, nahm die Krankheit in den letzten Monaten ihren unvermeidlichen Lauf. Sie hat so lange mit bewundernswerter Stärke und Optimismus gekämpft und doch nie gehadert oder die Augen vor der Realität verschlossen. Wir konnten sie zuhause pflegen und begleiten bis zum Schluss. Sie hatte keine Schmerzen und war von viel Liebe und Ruhe umgeben. Sie ist friedlich eingeschlafen und ich bin unendlich dankbar für diese letzten intensiven Wochen.

Was ich mit diesen wenigen Worten weitergeben möchte:
Zeitliche Prognosen müssen nicht zutreffen. Es kann auch mit dieser schlimmen Krankheit noch eine hohe Lebensqualität geben. Es ist ein Geschenk für alle, wenn Zeit bleibt, Abschied zu nehmen. Das Sterben muss nicht schrecklich sein und wir haben mehr Kraft als gedacht. Man darf traurig und glücklich zugleich sein.
Und ich weiß, dass meine Mama noch bei mir ist und überall da, wo ich möchte.

Ich wünsche allen viel Kraft und Zuversicht!
Rotezora
KaSy
22.07.2017 20:17:31
Ich danke Dir sehr für diesen lieben und hoffnungsvollen Beitrag für uns alle hier im Forum. Es ist sehr schön, dass Du in Deiner Trauer das Positive der letzten Jahre mit uns teilst. Vielen Dank!
KaSy
KaSy
Sally
23.07.2017 00:03:26
Liebe Rotezora,
vielen Dank für diese positiven Worte. Es hat sehr gut getan diese zu lesen.
Wir stehen erst am Anfang dieser schrecklichen Krankheit und müssen erst mal begreifen, dass unser Leben nun andere Wege geht als gedacht.
Wir wissen nicht, wie es bei uns sein wird und wieviel Zeit wir noch haben. Wir versuchen mutig und zuversichtlich zu sein, haben aber Angst davor was noch kommen mag und wie es letztendlich ausgehen wird.
Umso mehr haben mir deine Worte gut getan und ich kann wenigstens jetzt in diesem Moment darauf hoffen, dass auch vor uns noch eine gute und lebenswerte Zeit liegen kann. Danke dafür!
Sally
Thomas95267
23.07.2017 00:30:43
Danke sehr gute Worte .
Thomas95267
Rotezora
23.07.2017 00:47:52
Liebe KaSy, lieber Thomas,

ich danke euch! Es tut mir auch gut zu hören, wenn die paar Worte etwas Tröstliches für andere haben. Das können wir doch alle gut gebrauchen, ob als Angehöriger, aber natürlich vor allem für euch, die das hauptsächlich tragen müsst. Ich wünsche euch weiterhin viel Kraft!

Liebe Sally,
ich kann das so gut verstehen. Die Diagnose zerstört schlagartig alles. Ich kenne diese Angst. Aber sie gibt dem Leben einen Wert, den man sonst so selbstverständlich nimmt. Die Zeit ist einfach so intensiv, im schlechtem, aber auch im guten.
Habt Mut und Zuversicht, weint und lacht, verdrängt nicht, aber vergesst auch das Leben nicht! Ich wünsche alles Gute für den Weg, der vor euch liegt!

Traurige, aber beseelte Grüße!
Rotezora
Sally
23.07.2017 08:35:31
Vielen lieben Dank Rotezora!
Liebe Grüße
Sally
suace
23.07.2017 23:09:49
Liebe Rotezora
Danke für Deine Hoffnung. Mir steht der Abschied noch bevor. Mein Liebster hat sein Glio seit 3 Jahren. Er hatte von Anfang an erhebliche Einschränkungen..... eigentlich ist er schon lange weg und an seiner Stelle wohnt hier ein meistens freundliches aber oft bockiges Kind.
Trotzdem bin ich froh, daß er noch da ist und ich hoffe, daß das unvermeidliche Ende so friedlich und liebevoll werden kann wie bei Euch. Ich hatte schon bei Diagnosestellung ein Bild im Kopf wie er im Wohnzimmer in einem Pflegebett einschlafen darf. Ich hoffe sehr, daß wir alles so machen können, daß wir am Ende versöhnt sind mit Allem was unser Leben so sehr verändert sind..... und ich irgendwann sagen werden kann, daß es gut war so wie es war. So wie bei Euch
suace
Rotezora
24.07.2017 18:41:04
Liebe Suace,

dass es bei euch so schwierig ist, tut mir leid zu hören! Jeder Fall ist hier ja auch anders - ein anderer Verlauf, andere Ausfälle, anderes Umfeld, ein anderer Mensch. Auch als Partner ist man sicher nochmal stärker gefordert denn als Tochter.
Etwas Positives in allem zu suchen, fällt mir schon auch schwer. Darf ich darüber überhaupt urteilen? Es sind so viele Fragen unbeantwortet. Aber manche Dinge liegen eben einfach nicht in unserer Hand und jeder muss sich für seinen eigenen Weg finden, damit umzugehen.
Ich hoffe für dich sehr, dass dieses friedliche Bild, das du im Kopf hast, auch mal so Realität wird - auch wenn es komisch ist, sich sowas überhaupt wünschen zu müssen. Ich wünsche euch viel Kraft!
Rotezora
suace
24.07.2017 22:53:43
Liebe Rotezora
Danke für Deine lieben Worte
Doch, man kann und muß das Positive suchen! Der Tumor ist ja nunmal da. Darüber habe ich keine Macht und den kann ich nicht beeinflussen.
Ich kann aber versuchen nicht das zu betrauern was weg ist sondern das würdigen was noch da ist (fällt manchmal schwer aber ist machbar.... meistens)
Und ich kann beeinflussen wie ich damit umgehe. Ich kann in der Demenz auch manchmal echt komische Momente erkennen. Ich kann mich darüber freuen, daß mein ehemals echt wirklich nachtragender Liebster jetzt nach 10min einen Streit vergessen hat...... das macht mein Leben in dieser Hinsicht echt einfacher. Und ich bin mir bewußt, daß der Abschied schon zu einem nicht ganz kleinen Teil hinter mir liegt ...... evtl. macht mir das den endgültigen Abschied ein bißchen leichter.......
suace
Rotezora
25.07.2017 23:00:00
Liebe Suace,
danke für deine bestärkenden Worte! Du hast Recht - man muss das Positive suchen! Ich wollte hier ja auch einen positiven Beitrag leisten und nicht doch wieder zu zweifeln anfangen. Aber es ist nun mal nicht immer so leicht - das könnte man hier aber sowieso niemandem vormachen.
Meine Mama sagte aber auch immer: was man nicht ändern kann, muss man annehmen. Sie war so stark! Das trägt mich immer noch.
Und du machst das auch alles richtig und wirst es schaffen! Ja, es ist ein Abschiednehmen auf Raten. Schlimm sind auch immer diese Fragen: was wird noch kommen? Wie schlimm wird es noch werden? Schaffen wir das? Irgendwann weicht diese Ungewissheit einer traurigen Gewissheit. Und das hat aber auch etwas Befreiendes. Die Krankheit ist dann besiegt, wenn auch zu einem hohen Preis. Ich hoffe für alle hier, dass sie am Ende damit Frieden schließen können.
Rotezora
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