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Thema: Ängste nach Menigiom OP

Ängste nach Menigiom OP
susal1
12.03.2014 08:50:24
Hallo zusammen,

kurz die Vorgeschichte:
Meine Freundin hatte am 1.2.14 erstmals einige fokale epileptische Anfälle im rechten Bein mit Taubheitsgefühl der ganzen rechten Seite.
Ursache dafür war ein golfballgroßes Meningiom Grad 1 im motorischen und sensorischen Zentrum das operativ vollständig entfernt werden konnte. Seitdem bekommt sie 2000 Kepra/Tag für voraussichtlich 6 Monate. Frisium wurde vor 3 Tagen ganz abgesetzt. Das EEG letzte Woche war "wie bei einer 16 jährigen" also super ;)
Zur Zeit ist sie auf Reha, macht bezüglich Bewegung und Sensorik gute Fortschritte und möchte gern wieder in ihr altes Leben mit Sport und Arbeit zurückkehren.
Was ihr allerdings zu schaffen macht, sind Ängste.
Sie hat motorisch-sensorische Probleme im rechten Bein (da wo sie die Anfälle hatte) und oft, wenn sie das Bein trainiert hat (Physio, Laufband, Standrad, Terraintraining usw) fühlt es sich an, als würde sich wieder ein Anfall anbahnen. Das alte Gefühl also, das sie hatte, als das alles losging.
Sie denkt dann, jetzt springt die Nadel wieder auf den Anfang und alles geht wieder von vorne los. Sie weiß, dass diese Gefühle, dieses "innere Zittern" wohl normal sind (sagen die Ärzte dort, auch EEG war ja top), aber dennoch macht ihr das immer große Angst und sie fokussiert dann auch all ihre Sinne auf das Bein, beobachtet es ganz genau und nimmt jede noch so kleine Veränderung wahr. Heute Nacht z.B. konnte sie scheinbar ganz schlecht nur schlafen, weil in Ruhe die Aufmerksamkeit natürlich noch größer ist und die Angst vor einem erneuten Anfall sie richtig fertig macht.
Sie will allerdings nicht jede Befindlichkeit dem Arzt mitteilen, denn der meint bloß, sie solle sich nicht von der Angst einengen lassen, sie müsse sich dem stellen und auch raus gehen, spazieren usw. damit sie keine Angststörung entwickle. Und wenn sie das nicht schaffe, bekäme sie eben angstlösende Medikamente. Toll. Das will sie aber nicht.

Hat denn jemand von euch auch solche Erfahrungen?
Einerseits mit den körperlichen Empfindungen, die sie nur als "inneres Zittern" beschreiben kann?
Andererseits mit den Ängsten, dass alles wieder von vorne los geht. Das man den "Film" immer wieder sieht? Ob man will oder nicht! Sie spricht schon davon, dass sie zwanghaft diesen "Film" immer wieder durchlebt. Immer wieder die Situation, wie das Bein das erste mal gezuckt hat, wie der Rettungsdienst kam und wie sie 5 Stunden später die Diagnose "Hirntumor" serviert bekam.
Ich denke, es ist normal, dass sich diese traumatischen Stunden immer wieder wie im Film vor dem inneren Auge abspulen.
Aber wie lange?
Wie kann man so ein Trauma in den Alltag integrieren?
Klar, ein Neuropsycholge kann helfen. Sie hat von einer Mitpatientin gehört, dass es einen in der Reha gibt. Bei dem will sie jetzt einen Termin.

Leider gibt es in der Reha keine anderen Patienten, die das alles kennen. Die meisten hatten nen Schlaganfall, keiner epileptische Anfälle.

Vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Freue mich über jede Antwort.
Ich als Freundin möcht ihr natürlich auch so gut wie möglich helfen.

Liebe Grüße
susal1
fasulia
12.03.2014 09:28:01
Hallo susal,
wie kannst du ihr helfen?

"Ich denke, es ist normal, dass sich diese traumatischen Stunden immer wieder wie im Film vor dem inneren Auge abspulen."

du schreibst es schon selbst-es ist normal! (normale Raktion auf unnormales! Erleben)- ich glaube in dem du ihr das vermittelst, dass es NORMAL ist Angst zu haben, dass die Angst NICHT weggehen muss, dadurch geht sie weg.
der Versuch die Ängste "abzustellen", das! vergrößert die Angst-
Mitgefühl, ihr dein dasein und beiihrsein vermitteln und sie darin bestärken (anhand der objektiven Befunde), dass es VORBEI ist.

Und dass, wenn es doch noch Vorboten/Anzeichen für Anfälle sind, diese wenn sie sich deutlicher zeigen behandelbar sind.

"Ähnliche" Erfahrungen haben wohl alle, die hier im Forum als Betroffene oder Angehörige sind, gemacht, da es nicht zum gewöhnlichen Leben gehört einen Hirntumor zu haben- und andere darin "rumwühlen" zu lassen- und ein Angriff auf das ureigene "Pentagon" nicht spurlos an jemand vorübergeht- auch wenn jeder unterschiedlich damit umgeht und auf unterschiedliche Ressourcen und weniger oder mehr unterstützenden background zurückgreifen kann.

ich glaube auch nicht, dass ein Trauma, wie in letzter Zeit im TV immer wieder vermittelt wird, immer "dableibt" und "integriert" werden muss- momentan ist es im Vordergrund und wenn es die Seele mit allem was dazugehört verarbeitet hat, tritt es in den Hintergrund und gehört zur Biographie ... genau so wie andere "aufregende" Erlebnisse.

Auch wenn die anderen Mitpatienten nicht das gleiche haben, sind sie meist interessiert an den "Geschichten" der anderen- neben dem Psychologen, glaube ich ist es gut,wenn du ihr Mut machst, den anderen Mitpatienten zu erzählen, wie es war am 1.2.

Alles wird gut... es ist noch nicht viel Zeit vergangen... schau auch mal nach deinen! Ängsten und teile sie der Freundin( oder jemand) mit...LG
fasulia
susal1
12.03.2014 13:54:14
Hallo fasulia,

vielen Dank für die Antwort.

Du hast Recht, ich muss natürlich auch auf mich schauen. Das hab ich bisher allerdings nicht getan. Bin total fixiert auf die Genesung mit allen Fortschritten aber auch mit Rückschlägen. Meinen eigenen Ängsten hab ich noch keine Aufmerksamkeit geschenkt. Hm.

Und dass noch nicht viel Zeit vergangen ist, stimmt natürlich auch.
Aber, aber, aber...es ist alles echt nicht so leicht, wie man sich das vorgestellt hat. Und was da für Ängste daherkommen ahnt ja auch keiner.

Grad hat sie berichtet, dass sie wohl Entzugserscheinungen hat mit Schwitzen, hohem Blutdruck und Zittern. Arzt wurde ganz hektisch und rief nach Benzo-Tropfen, schnell, schnell! Und wollte ihr auch noch ein Neuroleptikum verpassen und ein EEG machen! Mann-o-mann!

Und ich sitz hier, 100km entfernt, kann immer nur am Wochenende hin und mach mich bei jeder Nachricht verrückt und warte auf die Untersuchungsergebnisse. Das lähmt mich grad total.

Wird wohl echt nötig sein, mich meinen Ängsten und Sorgen auch zu stellen....
susal1
kuddel
12.03.2014 21:12:58
Hallo susal1,
ich kenne dieses Angstgefühl , habe es ähnlich erlebt. Ich denke man muß der Sache Zeit geben , vor allem muß sie mit der Diagnose erstmal zurecht kommen. Hat bei mir auch etwas länger gedauert Fazit: Versucht die Ruhe zu bewahren ! liebe grüße Kuddel
kuddel
sharanam
13.03.2014 09:24:18
Das hört sich nach einer Aura an. Eine Aura merkt man stark, aber kaum jemand sieht einem das an. Kannst sie ja mal fragen, ob vom anghängten Schreiben irgendwas auf sie zutrifft:

www.epilepsie-selbsthilfegruppe-hamburg.de/anfallsarten_g.htm

Ich hatte damals auch mehrfach am Tag Auren, fand es unerträglich - mein Arzt ging auch nicht darauf ein. Erst die Epilepsieklinik verstand mich sofort. Grand mals dagegen störten mich gar nicht, denn ich war sofort bewußtlos und bekam nichts mit.
sharanam
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