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Susi19

hallo Forianer
mein Mann hat seit 2011 ein Oligoastrozytom III, operiert, Bestrahlt, 2014 Rezidiv wieder erfolgreich bestrahlt und jetzt erstmal wieder Ruhe bis Februar. Mein Mann hat ausser 6 Monaten Krankenstand voll gearbeitet, d.h. wir führen seit 2005 eine Wochenendehe. Auf der einen Seite freue ich mich, dass er trotz seiner Erkrankung sein Leben weiter führen kann auf der anderen Seite fehlt der Familie die nötige Zeit alles zu verarbeiten. Wir haben drei Kinder, zwei sind zwecks Studium ausgezogen das dritte ist 17 Jahre und geht noch 2 Jahre zur Schule. Jetzt zu meinem Problem. Mein Mann ist sehr ungehalten und aggressiv zuhause, was wir auch beim Onkologen schon angesprochen haben. Ich kann einigermaßen damit umgehen ( psychisch betreut) Aber meine Tochter leidet zusehendst.Mein Mann drangsaliert sie wo es nur geht, schubst sie, brüllt sie an es ist kein normales Miteinander. Mal reagiert sie zornig mal liegt sie schluchzend stundenlang im Zimmer, mit dem Erfolg dass sie kaum noch zuhause ist. Auf das Anraten des Onkologen einen Psychologen zu besuchen, reagiert mein Mann nicht. Ich habe lange meiner Tochter unsere Situation erklärt, dann klappt es wieder 2 Wochen. Mein Mann möchte erst aufhören zu arbeiten, wenn meine Tochter aus dem Haus ist, wie kriegen wir ein friedliches Miteinander hin. Weiß einer Rat.?

liebe Grüße
Susi19

Mamamuhki

Hallo Susie19,
ich war lange nicht hier im Forum, da es mir psychisch zur Zeit nicht besonders gut geht, dachte ich mir, ich schaue mal wieder, was so los ist.
Mich würde interessieren, wo der Tumor bei deinem Mann gesessen hat? Die Aggressionen, die Ungeduld und das Verhalten, von dem du berichtest, kenne ich aus eigener Erfahrung.

Liebe Grüße
Cordula

Lara

Hallo Susi,

Bei uns ist mein Mann seit 01/2009 mit einem Glio lV betroffen. Wir haben auch 3 Kinder (20,14,12Jahre). Mein Mann geht auch immer noch voll arbeiten. 2 OP's und zwei mal Strahlen/Chemotherapie haben viel Kraft gekostet. Ich glaube es ist eigentlich zu viel für ihn, er reagiert auch oft ungehalten auf die Kinder, manchmal ist nur ein Blick oder oder eine Frage oder eine Unterhaltung zwischen den Kindern zu viel... Das endet bei uns dann auch oft mit einem heulenden Kind im Kinderzimmer....
Wir hatten dann zusätzlich das Problem, dass eines unserer Kinder mit Asthma durch diese Stresssituationen in der Nacht immer öfter Asthmaanfälle hatte.
Hier konnte ich ihm dann nahe legen, dass es so nicht weiter geht.... ich bekam dadurch Nachts auch kaum noch schlaf, unser Asthma Kind wurde zunehmend aggressiver unsere häusliche Situation wurde dadurch immer gereizter ... Ich immer zwischen den Kontrahenten....
Wir haben dann gemeinsam nicht für Ihn sondern für unseren Sohn einen Psychoonkologen aufgesucht. Leider konnte die Uni uns in Düsseldorf keine psychologische Hilfe für Kinder vermitteln wir müssten dann nach Münster :(
Somit blieb uns nur das Gespräch mit einem Psychoonkologen für Erwachsene. Wir sind dann gemeinsam für unseren Sohn dort hin. Dort war es ihm erst möglich zu erkennen, dass es tatsächlich ein Problem gibt. Im Prinzip versuche ich jetzt, dass wenn mein Mann von der Arbeit kommt die Kinder beschäftigt sind... So dass er erstmal Ruhe hat.
Es bedeutet aber auch, dass seit der Re- Bestrahlung 2013 keine Kinder mehr zum spielen zu uns kommen.... Es gefällt mir nicht, aber mir fällt nichts anderes ein.

Auf Grund einer neuen beruflichen Situation, wurde mir eine Fortbildung angeboten. 2 mal 3 Tage incl. Übernachtung und Verpflegung. Die Fortbildung wollte ich, ich hatte aber Angst meine Kinder und meinen Mann 3 Tage allein zu lassen... Und 3 Monate später noch mal 3 Tage.
Hier im Forum riet mir jemand es zu tun.
Mein Mann wollte sich Mühe geben... und ich habe es gemacht... Es hat mir sehr gut getan und es hat funktioniert sie haben es geschafft... Die Wohnung war zwar nicht sauber und aufgeräumt als ich wiederkam.... Aber meine Jungs haben es geschafft ...Es klappt seit dem auch besser...
Mein Mann schaut mich jetzt erst mal an und fragt ob er sich aufregen darf... Denn ab und zu ist es ja auch berechtigt mit 12 oder 14 Jahren muss man ja auch oft mal seine Grenzen ausloten ... Und mir ist es auch sehr wichtig, dass meine Kinder es sich auch manchmal trauen... Denn eigentlich sind sie viel zu lieb, wenn ich sehe was bei Freunden so in der Pubertät abgeht....


Wir haben auch regelmäßig einen Kinderfreien Tag pro Woche. Dann gehen die Kinder nach der Schule zur Oma und mein Mann und ich gehen essen, spazieren.... Ein mal im Jahr fahren wir auch allein in den Urlaub... Diese Zweisamkeit tut uns auch gut ... Danach ist er auch immer etwas ausgeglichener.

Ein Rezept kann ich dir leider nicht geben... Ich kann dir nur von meinen Erfahrungen und Versuchen berichten.
Wohnt dein Mann in der Woche außerhalb? Oder ist er nach der Arbeit so müde, dass du von einer Wochenendbeziehung sprichst?
Vielleicht wäre es ja möglich, dass ihr es so einrichtet, dass ihr wenn er am Wochenende heimkehrt einen gemeinsamen Abend verbringt.
Vielleicht lässt es sich ja so einrichten, dass deine Tochter und dein Mann sich nicht sofort begegnen sondern erst wenn du und er etwas gemeinsames unternommen habt.... .????

Ich hoffe es melden sich noch ein paar Leute mit interessanten Ideen.

LG

Lara

styrianpanther

Liebe Susi !

Ich als Betroffener eines Oligoastros II bemerke immer wieder mal, dass ich in Situationen, wo ich mich ärgere, länger brauche wieder runter zu kommen. Villeicht liegt es daran, dass meine Tumor im Bereich der emotionalen Intelligenz/Umgang mit Aggressionen (rechts frontal) liegt.
Das Wissen alleine darüber und die Unterstützung durch Psychotherapie haben mir schon geholfen.

Ich für mich habe ebeschlossen meine Arbeit einmal mal ruhen zu lassen und anderen Dingen Aufmerksamkeit zu geben. Diese erwerbsarbeitsfreie Zeit hat mir durchaus Entlastung gebracht. Anderereseits war ich so viel zuhause, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Das hat viel guten Kontakt in der Familie gegeben, aber auch zu vielen Reibungsthemen geführt.

Nun, nur meine eigene Erkenntnis- und das aufmerksam machen von aussen bzw. Innen (meine Frau) - über mein Verhalten hat es mir möglich gemacht, da genauer hinzuschauen und Übungen und Konfliktlösungstechniken zu erlernen und zu üben und anzuwenden.Traumatherapie, Familientherapie und u.a. regelmässiges Yoga und Medidation entlasten meinen Geist, gemeinsame Gespräche mit meiner Frau und auch mit unserem Sohn, erklären vieles und führen zu Entspannung in konfliktbeladenen Situationen.
Ich tue mir da auch leichter, da ich bisher in diesem Bereich auch als Sozialarbeiter gearbeitet habe, jedenfalls bin ich mir meiner Erkrankung bewusster und kann nun besser selbst reagieren.
Ich für mich habe beschlossen, dass ich im Falle einer späteren dauerhaften schwierigen Phase, mir ggf. vorübergehend oder auch dauerhaft eine eigene kleine Wohnung oder ein Zimmer suchen werde , wohin ich mich auch zurückziehen kann- ohne ganz aus dem familiären Kontakt zu gehen (vom der Planung her geht das realistischerweise hin bis zur Palliativbetreuung)
Also das wichtigste wäre die Selbsterkenntnis, die so lese ich, hat dein Partner noch nicht- ohne die ist eine positive Veränderung schwieriger wird.
Wenn dein Mann so hegftig reagiert, solllte vielleicht auch deine Tochter geschützt werden- körperliche und seelische Kränkungen gehen nicht. Das muss man deinem Mann auch sagen können und sich überlegen welche Reaktion möglich ist. Vielleicht gelingt es dir und deinem Mann dieses Thema mal anzusprechen. Wenn sich da nichts ändert, müsstest Du was ändern, das ist leider so. Da geht es auch um Selbstschutz- lieber vehement Unterstützung und begleitenden Gespräche einfordern, als zuschauen bis die "Verletzungen" gar den Einsatz der Polizei erfordert und dann geht noch weniger.
Hole dir bitte Unterstützung von einer externen Beratungseinrichtung/Gewaltschutzzentren....und erwäge Optionen und Möglichkeiten die euch unterstützen.
Ich würde ein gemeinsames Gespräch einfordern, vielleicht mit Begleitung und Unterstützung von aussenstehenden. Es geht dabei nicht um anprangern sondern um Bedürfnisse formulieren und Unterstützung und Lösungen für alle erarbeiten. Für Deine Tocter, für Dich UND für deinen Mann. Dieses beschriebene Problem lässt sich nicht aushalten, auch wenn 17-jährige junge Erwachsene zwischendurch mal schwierig sein mögen....

Alles Gute euch !

styrianpanther

Lara

Lieber Styrianpanther,

Du hast den Tumor an der gleichen Stelle wie mein Mann.
Du hast wirklich eine Begabung das Problem auf den Punkt genau zu treffen.
Ja ich denke Beschützen muss mein sein Kind in diesen Situationen unbedingt...
Es ist zu Beginn schwer, wenn man vorher alle Entscheidungen gemeinsam getroffen hat und versucht hat vor den Kindern als ein Team seine Meinung zu sagen...
Und plötzlich muss man seinem Partner vor den Kindern in seine Schranken verweisen ... Oder ins Kinderzimmer rennen und erklären, dass das was Papa da gesagt oder getan hat nicht richtig ist :(
Gott sei dank ist mein Mann einsichtig und kann seine Aggressionen kontrollieren aber wir versuchen auch möglichst Situationen zu vermeiden die problematisch sind...
Ich finde deine Entscheidung vorerst zu Hause zu bleiben für die Familie da zu sein wirklich gut .... Sich auf das wichtige zu konzentrieren.

Liebe Grüße
Lara

Susi19

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.
Ich habe jetzt viele Lösungsvorschläge lesen können.
Mein Mann hatte/hat den Tumor vorne links so groß wie eine Avocado.
Er wohnt in einer kleinen Wohnung nahe der Arbeitsstelle und kommt i.R. nur zum WE nach Hause. Und ich glaube das ist das Problem. Er findet sich kaum in die FFamilie ein, da die Probleme mit unserer Tochter zu den Arbeitsproblemen, die ja auch manchmal da sind, hinzukommen.
So richtig ausspannen ist schwierig, aber ich nehme ihm soviel wie es geht ab. Die Erkrankung haut einen erstmal um! Seit 2011 wissen wir von dem Tumor und 2014 hatte er ein Rezidiv. Das macht schon viel mit einem da wir in der Vergangenheit sehr viel mit schweren Erkrankungen in der Familie kämpfen mussten. Er hat mein vollstes Verständnis.
Lieben dank ich melde mich wieder
LGSusi19

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