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Sky6483

Der Vater meiner beiden Kinder ist vor ein paar Monaten an Krebs einem Glioblastom erkrankt.
Diese unheilbare Krankheit ist unfassbar für uns.
Doch was das schlimmste an der ganzen Sache ist, das er keine Hilfe annimmt. Er nimmt regelmäßig seine Tabletten, macht jedoch keine Chemotherapie und lässt sich auch nicht regelmäßig vom Arzt untersuchen.
Er hat unkontrollierte aggressive Verhaltensweisen, welche nur durch Kleinigkeiten ausgelöst werden ( Fliege an der Wand stört ihn schon massiv).
Ich weiss echt nicht was ich noch tun soll, denn ich muss auch an meine Kinder denken denen ich solche Agressionszenarien nicht mehr länger zu muten kann.
Und auch für mich ist es schwer zu ertragen mit anzusehen wie es immer schlimmer wird.
Vielleicht weiss jemand Rat von euch,wäre mir echt eine grosse Hilfe.

Sky6483

Vielleicht hat jemand ähnliches erlebt und kann mir Tips geben.
Denn ich kann ihn doch nicht im Stich lassen bei solch einer Diagnose.

fasulia

es ist ein unfassbarer "Einschlag" in das normale Leben... die auch Wut auslöst....die man versucht zurückzuhalten... doch manchmal reicht schon die Mücke an der Wand und das Zurückhalten "geht" nicht mehr- zumal je nach Tumorlage und durch die OP auch die ImpulsKONTROLLE beeinträchtigt sein kann.
schau mal über die Suchmaske nach Beiträgen von "Mamamaus" sie hat ähnliches erlebt, nachdem ihr Mann (ich meine mich zu erinnern) mit Medikamenten eingestellt wurde, besserte sich die Situation- auch hatten sie eine begleitende Therapeutin (empfehlenswerte Fachrichtungen sind: PsychoonkologIn;PsychotherapeutIN; NeuropsychologIN)

Sky6483

Danke fasulia für die schnelle Antwort.
Es ist nicht nur diese Impulsivität die ich täglich ertrage, sondern auch diese Ignoranz was seine Krankheit betrifft.
Ich Liebe diesen Mann doch ich weiss nicht wie lange ich das alles noch ertragen kann.
Ich habe Angst ohne ihn zu sein, aber noch schlimmer ist das ich nicht helfen kann weil er sich nichts sagen lässt.
Er lässt weder Nähe noch Zärtichleiten an sich heran.
Wenn sich der Tag mal nicht nach ihm richtet,weil ich nun mal noch 2 Kinder habe, die ihm mittlerweile, so kommt es mir jedenfalls vor, nur eine Last sind und wenn ich ihm das dann auch mal sage, dann bin ich die Dumme und er beschimpft mich mit nicht so schönen Wörtern.
Er ist auch schon Handhreiflich mir gegenüber geworden, was ich natürlich zwar verzeihe, ich dennoch Angst um mich und meine Kinder habe.
Nun habe ich überlegt evtl. mal mit dem Arzt zu reden um uns aber auch vor sich selbst zu schützen, denn was soll noch passieren?

fasulia

ja , mir ist schon klar, dass es nicht nur die Impulsivität ist- es ist ein Gesamtpaket, dass man m.E. nur mit psychologischer und/oder medikamentöser Behandlung bewältigen kann, den behandelnden Arzt anzusprechen ist eine gute Idee- vielleicht wäre es gut ohne das Beisein deines Mannes? ... aber vllt. auch besser mit ihm? du kannst eure Situation besser einschätzen.

KaSy

Liebe Sky6483,
prinzipiell kann ich Deinen Mann irgendwie verstehen.

Als Hirntumorpatient kann man durch die Lage des Tumors (im "Persönlichkeitszentrum") und durch die Ausweglosigkeit des Krankheitsverlaufs wütend, aggressiv, ungerecht ... vor allem den Liebsten gegenüber werden bzw. sein.

Mir selbst ging es auch so, da war die Lage des Tumors Schuld, aber ich fühlte mich auch verdammt schuldig, wenn ich meinen Kindern, meinen Verwandten, den besten Freunden gegenüber die Kontrolle verlor.
Bei Menschen, mit denen ich umgehen musste, die mir aber weniger nahe standen, hatte ich mich unter Kontrolle.
Und das verwirrte mich und machte mir aber auch klar, dass es die Liebsten sind, bei denen ich glaubte, mich gehen lassen zu können, weil sie mich und ich sie besonders gut kenne.
Ich wurde wütend auf mich!
Ich bekam es mit der Angst zu tun, meinen Kindern womöglich wehzutun.
Ich entzog mich derartigen Gefahrensituationen, lief weg, heulte.
Es war für meine Kinder nicht leicht, das zu verstehen und zu verarbeiten, aber sie waren in dieser Zeit bereits älter als 14 Jahre.
Sie konnten das einordnen, verstehen vielleicht nicht so ganz.
Aber wir alle haben die Zeit gehabt, Gefühle füreinander zu entwickeln, "das Beste aus der Situation zu machen" und wir verstehen uns heute "blind", also wirklich sehr gut.
Nun hatte ich keinen Hirntumor, bei dem man mit einem tödlichen Verlauf rechnen muss, aber im Laufe von 25 Jahren wiederholt WHO-III-Meningeome, die operiert, z.T. nachbestrahlt wurden. Man lebt nicht einfach damit.


Dein Mann ist erwachsen.
Er lässt sich nicht helfen, von Dir nicht, von keinem Arzt. Das musst Du vielleicht zulassen, es ist seine Entscheidung, die er vermutlich schon seit längerem getroffen hat.

Er ist Dein Mann und Du kannst es vielleicht ertragen, wenn er Dir gegenüber aggressiv wird, Dich mit "unschönen Worten" beschimpft, sogar handgreiflich wird. Du schreibst, dass Du ihn doch liebst und das stimmt. Dir gelingt es, dieses absurde Verhalten Dir gegenüber auf den Tumor zu schieben.

Lässt Du es zu?
Sagst Du ihm, dass er sich im Ton vergriffen hat?
Machst Du ihm deutlich, wie Dir das wehtut, wenn er handgreiflich wird?
Sagst Du auch mal Stopp!
Oder sagst Du Dir innerlich, er kann doch nichts dafür, ich liebe ihn doch ...

Mit meinem Bespiel wollte ich Dir deutlich machen, dass man unkontrollierbare Aggressivität auch so in den Griff bekommen kann, dass man andere nicht psychisch oder gar körperlich verletzt. Das ist möglich und wenn es ihm nicht möglich ist, dann darfst Du ihm auch mal "die Meinung sagen".

Ich hätte das jetzt sicher nicht so hart geschrieben, wenn es nicht auch Kinder in Eurer Familie gäbe.
Sie sind besonders betroffen!
Sie kennen ihren Papa als lieben Papa, der mit ihnen spielt und lernt und rumtollt.
Sie akzeptieren jetzt, dass er krank ist und dass seine Krankheit sein Verhalten verändert hat.
Aber lange halten sie das nicht aus.
Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber könnte es sein, dass sie beginnen, sich vor seiner Wut zu fürchten, dass sie ihn, ihren einst so lieben Papa, fürchten, sich ihm unbewusst oder bewusst entziehen?

So wie er mit seiner Krankheit medizinisch umgeht, wird er damit rechnen, dass sein Leben zu Ende geht.

Wie werden die Kinder ihn dann in Erinnerung behalten?
Und Du?


Ich weiß nicht, wie jung Deine Kinder sind. Hast Du mit den Erziehern bzw. den Lehrern gesprochen? Hat sich das Verhalten der Kinder geändert? Sind ihre schulischen Leistungen schlechter geworden? Ziehen sie sich im Freundeskreis zurück oder geraten sie sogar in gefährliche Kreise, um die häusliche Situation für einige Stunden vergessen zu können?

Du musst Deine Kinder schützen.

Ja, Du hast deinem Mann Liebe und Treue geschworen.
Aber Ihr habt Kinder.
Dein Mann hat in gesunden Zeiten ganz bestimmt alles getan, um den Kindern ein schönes, ein besseres Leben zu gestalten.
Er würde es immer noch wollen, wenn er könnte.

Wenn es Dir nicht gelingt, mit allen möglichen Hilfen (Ärzte, Psychologen für ihn, die Kinder und Dich, Lehrer, Erzieher, ...) eine Situation zu erzeugen, die für Eure Familie gut ist, dann solltest Du daran denken, Deinen Mann in eine Einrichtung zu geben, wo ihm professionelle Hilfe zuteil wird.
Ich könnte mir vorstellen, dass er Fremden gegenüber nicht so aggressiv wird, aber wenn es so ist, dann ist es geschultes Personal, das damit umzugehen weiß.
Ihr hättet die Möglichkeit, ihn zu besuchen und ob die Kinder mitkommen wollen, das können sie mit Dir entscheiden.
Das kann Ruhe in Eure Familie bringen und auch Deinen Mann könnte es in eine bessere Situation bringen.


Ich hoffe, Du nimmst mir diese harten Worte nicht übel, aber auch schwerkranke Menschen sind Menschen, die sich sozial verhalten können. Das darf man ihnen sagen. Und wenn sie es mit aller Hilfe von außen bewusst nicht wollen oder wegen des Tumors nicht mehr können, dann können sie zu einer Gefahr für ihre Liebsten werden, zu einer Gefahr, die psychisch sehr, sehr lange nachwirken kann.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du eine Lösung für Eure Familie und für Deinen Mann findest, die Euch allen gut tut.

KaSy

Sky6483

Hallo Kasy, vielen Dank für die zwar einerseits harte, aber dennoch helfende Meinung und tröstenden Worte.
Meine Kinder sind 7 und 3 und ich habe natürlich mit Lehrern und Erziehern gesprochen um Klarheit und vielleicht auch teils Verständnis gegenüber dem Verhalten,was meine Kinder wiedererwartet an den Tag legen könnten, gesprochen.
Natürlich habe ich versucht ihnen zu erklären das er nie wieder so wird wie es einmal war, aber ich kann von einer 7 Jährigen nicht erwarten das sie alles so versteht wie ein Erwachsener.
Sie zeigt mir gegenüber ablehnendes Verhalten, indem Sie sich nicht an Regeln hält oder Aufgaben, wie Zimmer aufräumen werden dann mit : "Nö,Mach du das doch " beantwortet.
Was natürlich nicht immer leicht für mich ist.
Und in der Schule ist es grenzwertig im Rechnen, aber in den Corona Zeiten vielleicht auch nicht immer einfach ihre schulischen Aufgaben zu Hause, so gut wie ein Lehrer es vielleicht kann, zu vermitteln.
Dennoch greift mein Mann stets ein,wenn er merkt ich komme bei ihr nicht weiter. Und komischerweise zieht seine laute Stimme manchmal mehr als irgendeine Strafe meinerseits.
Aber ich denke das dann wohl Angst ihrerseits größeren Respekt hervorruft.
Und der Kleine, naja er hat seine Phase gerade wieder nachts ins Bett zu nässen, was ich auch der ganzen Situation zuordnen.
Aber alles in Allem ist er derjenige der immer wenn meine Grosse mal wieder "rumzickt" derjenige der für mich Partei ergreift und auch mal sagt das man das nicht macht oder sagt zu seiner Mama,was mich immer erstaunt und auch glücklich macht.

Liebe Grüsse

KaSy

Liebe Sky6483,
Eure Kinder haben sich verändert.

Du beschreibst es als glückliche Momente, wenn Dein Kleiner Deiner Großen sagt, dass man so nicht mit der Mama reden darf. Ja, das ist ja auch richtig.

Aber er übt (kindlich unbewusst) eigentlich Kritik an seiner Schwester. Sicher hat er Recht und Du findest es gut. Aber Eure Große wird dadurch noch mehr in eine Situation gedrängt, mit der sie nicht mehr klar kommt.

Ich kenne Eure Familie nicht, aber ich habe drei Kinder und jetzt fünf Enkelkinder in etwa diesem Alter und ich habe Berufserfahrung.

Ich versetze mich in die Lage Eurer Großen, die noch ein kleines Kind ist:
"Alle sind gegen mich, Papa ist krank und wird laut, Mama ist mit mir nicht zufrieden und der kleine Bruder ist nun auch noch gegen mich.
Ich soll die Große sein, aber das ist alles zu viel für mich.
Ich darf nicht in die Schule, wo meine Freundinnen sind.
Ich möchte ja alle Aufgaben für die Schule schaffen. Aber das kann ich nicht, das Rechnen ist schwer. Ich brauche Hilfe. Mama und Papa helfen mir ja, aber sie haben nicht immer genug Geduld. Mach noch mal, sagen sie, Du kannst es doch. Ich kann es doch aber nicht. Rechnen ist doof! Und Papa schreit und Mama ist traurig und ich bin Schuld.

Und dann soll ich aufräumen und mich allein anziehen und Zähne putzen und Papa wird wütend und der Kleine wuselt rum und nervt mich und dann schaffe ich das alles gar nicht und Mama ...

Ich will nicht, dass sie schimpft! Ich will, dass sie mich lieb hat, aber sie muss sich um Papa kümmern und um die kleine Nervensäge, die jetzt nachts wieder ins Bett macht, und ich will doch die Große sein ..."

So oder so ähnlich könnte Eure Große-Kleine denken oder fühlen und so richtig versteht sie das alles nicht, sie findet da nur schwer raus.

Sie braucht Zeit von Dir für sich allein.
Sie braucht viel Anerkennung, viel Liebe, viel Kuscheln.
Nimm sie so oft wie möglich in den Arm, gerade wenn sie etwas falsch gemacht hat, sage ihr liebevoll, dass Du es nicht gut fandest und lass sie reden, wenn sie möchte. Lass sie weinen, wenn sie möchte. Sag ihr, wie sehr lieb Du sie hast.

Sie muss auch mal raus aus dieser Situation.
Gibt es Eltern ihrer Freundinnen, wo sie mal für einige Stunden hingehen kann?
Gibt es Omas,,Opas, andere Verwandte, die mal für sie da sein können?
Gut wäre eine Kinderpsychologin, mit der sie reden kann oder malen, spielen, alles aus sich rauslassen, was sie bedrückt.

Sie kann Euch das nicht sagen, weil sie Euch nicht verletzen will, so viel versteht sie.
Ihre wütende Reaktion ist ein Ruf, eine dringende Bitte um Hilfe!
Diese Hilfe muss von außen kommen.


Der Kleine ist sicher noch recht schnell wieder zufrieden zu stellen, mit einem Kuscheln, einem Lächeln, dem Lieblingsspielzeug oder dem tollsten T-Shirt der Welt.


Auch Du brauchst Auszeiten, mit den Kindern im Wald, mit einer Freundin bei einer Tasse Kaffee, sonst kannst Du das alles nicht bewältigen.


Ich wünsche, dass Du Möglichkeiten findest, Eure Familiensituation zu "entschärfen", mehr Lachen und Freude in Euren schweren Alltag zu bringen. Ihr braucht das alle!

Beste Grüße!
KaSy

Mego13

Liebe Sky,

was tust Du momentan selber für Deine eigenes (psychisches) Wohlbefinden? Was würdest Du einer guten Freundin raten?

Gibt es noch mehr praktische Hilfe, die Du im Alltag organisieren und annehmen kannst.

Woher glaubst Du kommt die Aggression Deines Mannes?
Der Tumor kann im Persönlichkeitszentrum sitzen. Ihr könntet die Begleitmedikation überprüfen lassen. Dein Mann kann auch unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden? Du bist näher dran. Wir hier können nur rätseln und mit unseren eigenen Bildern und Ideen antworten. Darum geht es aber nicht, Du bist die Person, die Lösungsansätze organisieren kann.

Nur in einem Punkt muss ich Dir streng raten. Ich hoffe, Du denkst nicht, dass ich keinen Respekt vor Dir habe, dass ich Deine Situation herunterreden möchte. Allerdings habe ich in meiner Arbeit auch seit über 12 Jahren Kinder erlebt, die in ihrer Beziehung zu den Eltern Schreien als verbale Gewalt erfahren mussten. Schreien ist hierarchische Kommunikation. Nur weil Deine "Große" sich "klein machen muss" und in diesem Fall "gehorcht", ist das keine gesunde Lösung. Für sie gibt es keine Zuflucht in dieser Situation, also wird sie bei Deinem Mann gezwungenermaßen "parieren" und bei Dir wieder rebellieren, weil sie um Deine Liebe und Zuneigung ringt. Sie braucht verbale und nonverbale Unterstützung. Wertschätzung, Anerkennung und ganz viel kuscheln.
Es gibt auch Psychoonkologen, die mit der ganzen Familie arbeiten. Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass ein Kinderpsychologin eine sehr gute Option ist.

Ich wünsche Dir, dass auch Du eine Person hast, die Dich in den Arm nimmt, die Dir sagt, wie gut Du diesen schweren Schicksalsschlag meisterst.

Ich weiß nicht, ob Dein Mann noch positiv auf Berührungen reagiert, ein Versuch wäre es vielleicht wert.

GlG
Mego

Sky6483

Leider reagiert er eher negativ auf Berührungen meinerseits, liebe Mego.
Aus dem Grund ist alles noch schwerer für mich zu ertragen und ich würde am liebsten manchmal wegrennen.
Doch dann habe ich wieder Erinnerungen an die guten Zeiten und die Hoffnung auf Besserung was das Zwischenmenschliche.

Ich weiss jedenfalls echt nicht wie ein Mensch so etwas lange ertragen kann ohne selbst daran kaputt zu gehen.

Mego13

Liebe Sky,

versuche auch bitte von Zeit zu Zeit für Momente "auszubrechen" Weißt Du, durch meine Arbeit, wusste ich einfach, dass Partnerschaften unter chronischen Krankheiten leiden, dass professionelle Begleitung für Tumorerkrankte sehr hilfreich ist. Und trotz alledem leidet mein Mann und braucht auch seine kleinen Fluchten. Deswegen versuche nun vielleicht Dir zunächst diese kleinen Fluchten zu ermöglichen. Vielleicht gibt es eine Person, die sich in der Zeit um Deinen Mann und Deine Kinder kümmern kann. Deswegen bist Du weder eine schlechte Partnerin oder Mutter. Du kannst nur helfen, wenn Du einen Hauch Deine Tanks auffüllen kannst. Ich wünsche Dir , dass Dich jemand mal in den Arm nimmt und diesen ganzen verdammten Schmerz mit Dir aushält.

Falls Du niemanden hast: Manche der behandelten Krankenhäuser haben auch unterstützende Angebote für Angehörige. Auch die Einrichtungen der deutschen Krebsgesellschaft auf Landesebene bieten Unterstützung für Angehörige an.

GlG

Mego

Sky6483

Liebe Kasy danke für deinen Beitrag der mir schon ein wenig die Augen geöffnet hat was meine Tochter betrifft.
Ich habe Tränen in den Augen wenn ich das lese, aber du hast eigentlich recht und so ganz habe ich das noch nie wirklich so gesehen.

Es tut gut mit jemandem zu reden der mich versteht.
Zu Hause bzw. in meinem Umfeld habe ich leider niemanden der mich versteht oder hilft.

LG

Sky6483

Leider sind meine Kinder derzeit bei Oma untergebracht weil sie es für Kindeswohlgefährdung hält bei dem was er für Verhaltensweisen an den Tag legt bzw.agressiv reagiert.
Ich weiss einfach nicht weiter .... Warum kann sie mich nicht einfach unterstützen und stattdessen schadet sie mir noch damit.
Er hat nicht mehr lange zu leben warum tut sie so etwas?

Mego13

Liebe Sky,

fühle Dich erstmal fest gedrückt. Magst Du uns erzählen, wie es Deine Mutter / Schwiegermutter geschafft hat, dass sie die Kinder bekommt?

LG
Mego

KaSy

Liebe Sky,
Eure Familiensituation hast Du bereits vor 2 Monaten hier so beschrieben, dass Du die Aggressivität Deines Mannes selbst kaum noch ertragen kannst, aber Deinen Kindern nicht mehr ständig zumuten willst.

Es ist bei Euch sicher nicht besser geworden.
Du quälst Dich, Dein geliebter Mann ist immer mal wieder wütend und aggressiv zu Dir, aber auch zu den Kindern.

Du hast die Oma (vermutlich nicht nur einmal) um Hilfe gebeten und nun hat sie die Kinder zu sich genommen.
Vielleicht hat sie gerade Urlaub und eigentlich braucht sie diese Zeit für sich als Erholung. Aber sie sieht seit 2 Monaten Eure dramatische Familiensituation und es quält auch sie, nicht helfen zu können. Sie sieht es von außen.

Vielleicht hat Euer Mädchen ihr Dinge erzählt, die sie Dir nicht sagen möchte, um Dich nicht zu verletzen. Sie weiß ja, wie sehr viel mehr Du Dich um alles kümmern musst und doch nicht glücklich wirst.

Ich glaube, dass es nicht vorrangig "das Kindeswohl" ist, um das sich die Oma Sorgen macht, das klingt für mich nach "Entziehung aus der Familie" durch das Jugendamt. Ich denke eher, dass sie den Kindern und Dir (!) für einige Tage oder 2-3 Wochen etwas Ruhe verschaffen möchte, Dir Arbeit abnehmen will, Dir Chancen geben möchte, für Dich da zu sein.
(Aus der Ferne ist das schwer zu beurteilen ...)

Nutze diese Zeit, um Deinem Mann sehr deutlich die Meinung zu sagen, wenn er "sich daneben benimmt". Wenn die Kinder nicht da sind, kannst ihn auch mal so "anbrüllen" wie er Dich "anbrüllt".

Tu es!! Es klingt seltsam, aber es wird auf ihn wirken und vor allem wird es Dir helfen, Dir Erleichterung verschaffen.

Ich oute mich mal wieder. Letztens hat mich mein Computer so sehr und immer wieder "geärgert", dass ich die Wut über ihn rausbrüllte, ich schrie und mir war es egal, dass man mich evtl. durch das offene Fenster draußen hätte hören können. Dann habe ich meinen Wahnsinnsärger aufgeschrieben. ... Und, o Wunder, dann war es besser. Sogar richtig gut!

Du hast in den letzten Monaten so viele riesige Probleme gehabt und Du hattest vermutlich kaum eine Chance, sie irgendwie zu verarbeiten. Sie haben sich in Dir angestaut wie Luft in einem immer mehr aufgeblasenen Luftballon. Der muss irgendwann platzen. Und Du musst auch diese angestaute Wut, den Ärger, die Schuldzuweisung an Dich, den entstehenden Wahnsinn rauslassen!

Schmeiß Deinen Mann auch mal aus dem Zimmer. Es wird ihm wenig, aber Dir viel helfen.

In meiner oben beschriebenen Situation habe ich dem Computer nichts getan - und Du wirst Deinem Mann auch nichts antun. Für ihn ist das irgendwie ganz gut, aber für Dich? Nein, natürlich wirst und darfst Du ihm nichts antun, aber was tust Du Dir selbst damit an jedem Tag viele Stunden lang an!!

Nutze die Zeit, wo Du Deine Kinder bei Oma gut behütet und fern vom erkrankten Papa weißt, um zur Ruhe zu kommen, auch um nachzudenken, welche Möglichkeiten Du hast und organisieren kannst, um Euer Familienleben besser bewältigen zu können.

Dir wurden im Mai viele Tipps gegeben, lies sie noch einmal, suche in Deiner Umgebung, gib Dir und den Kindern immer wieder Möglichkeiten, aus der Dramatik durch die verdammte Krankheit herauszukommen.

Ich nehme an, dass Du ihn weiter in der Familie haben möchtest und kann es sehr gut verstehen.

Aber Du solltest der Oma nach einiger Zeit sagen können, wie Du Dir das weitere Leben vorstellst und da sollten mehrere konkrete Sachen dabei sein.
Z.B. Eure Tochter übernachtet einmal pro Woche in einer anderen Familie, professionelle Hilfe für Deinen Mann kommt mehrmals ins Haus und Du machst mit den Kindern in dieser Zeit etwas ganz Wunderschönes, Oma wird einmal in der Woche die Kinder betreuen, Du organisierst das Wäsche waschen z.B. mit einer Haushaltshilfe, Ihr bestellt einmal in der Woche Pizza anstatt zu kochen, ...

Deinem Mann (hoffentlich mit Pflegegrad!) stehen viele Hilfen zu, die auch der ganzen Familie helfen, wenn man sie sinnvoll (!) nutzt.

Wenn Du das alles notierst, organisierst und dann der Oma sagst und ihr den Zettel dazu auf den Tisch legst, dann werden ihre Sorgen um Eure Familie und um ihre Enkel etwas kleiner.

Geh bitte nicht davon aus, dass die Oma Dir schaden will.
Sie nimmt die Kinder, sie unternimmt mit ihnen viel, sie kocht und wäscht und tröstet und spielt mit ihnen. Sie bringt sie ins Bett, liest ihnen Geschichten vor, gibt ihnen Gute-Nacht-Küsschen und kuschelt mit ihnen liebevoll. Sie hat das Frühstück bereitet und weckt die Kleinen. Sie macht Deinen Kindern eine schöne Zeit. Eine Zeit, die Du ihnen seit längerem nicht geben kannst, obwohl Du es so sehr möchtest.
Sei ihr dankbar, auch wenn Du es momentan ganz anders empfindest.

Es ist nicht die Oma, die Dein Leben kaputt macht und es ist auch nicht Dein Mann, der alles wütend zerstört - es ist der "Scheiß-Tumor", für den keiner etwas kann!

Du musst das Leben mit den Kindern und dem Tumorzerstörten Mann schaffen und Du wirst es schaffen!

Ich glaube an Dich! Du warst schon so lange so stark und Du wirst wachsen - für Dich, für Deinen Mann und für die Kinder!

Deine KaSy

suace

Liebe Sky.
Meine Kinder waren schon groß ... insofern ist die Situation nicht mit meiner vergleichbar.
Aber: Vermeidung von Berührung kam bei meinem Liebsten auch sofort. Das hat mich in den Jahren der Krankheit wahnsinnig belastet. Er ließ noch Berührungen von seinen Enkeln zu, manchmal auch von den Kindern (selten), von mir nur ganz wenige Male Irgendwann habe ich es damit zu erklären versucht, daß sein Gehirn nicht mehr richtig filtern konnte was "auf der Haut" passiert. Lumbalpunktion war kein Problem, Blut abnehmen ein Drama und Berührungen auch, schwere Stürze dagegen eher nicht. Also eigentlich unerklärlich. Erst in den letzten Tagen vor seinem Tod wollte er daß jemand seine Hand hält
Auch Aggressivität war zum Teil schlimm. Das wurde deutlich besser nach Wechsel der Epilepsiemedikamentes von Keppra auf Vimpat.

Viel Kraft Dir

Freiheit

Hallo Sky

Mir fällt dazu etwas ein (selbst erlebt bzw. durchgemacht):

Nimmt dein Mann Keppra?

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