Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

Orchidee7

Meine Schwester hat die erste Behandlungsserie (Bestrahlung und Chemo) hinter sich. Soweit geht es ihr eigentlich gut, wenn da nicht ihre selbst angesprochende Aggressivität wäre. Wir als Angehörige sind da etwas aus der Bahn geworfen, da wir sie so überhaupt nicht kennen und sie sich selber auch nicht. Kommt das von den Epilepsietabletten oder von der Behandlung an sich.

Irmhelm

Hallo Orchidee7,
das kann zum einen von den Epilepsiemedis kommen, aber auch vom Cortison. Ich gehe davon aus, das sie Cortison bekommt, denn das ist standard bei Bestrahlung. Meinem Mann ist es auch so ergangen. Ich kannte ihn manchmal nicht wieder. Es hat mir sehr weh getan, ihn so verändert zu sehen. Nach Beendigung der Bestrahlung wird das Cortison langsam ausgeschlichen und so verändert man sich auch wieder. Aber es dauert eine Zeit. Die Epi-Tabletten wirken hier natürlich auch mit. Ich hoffe, dir hiermit geholfen zu haben und wünsche alles Gute und viel Kraft.
Irmhelm

angi

Hallo Orchidee,

bei meiner Frau war es ähnlich. Nach der Diagnose GBM Grad IV hatte meine Frau einen Schwäche/Ohnmachtsanfall der vom Neurochirugen als Epilepsieanfall gedeutet wurde, Vorbeugend hatt er das Medikament "Keppra" verordnet da hatte die Bestrahlung mit Chemo noch gar nicht begonnen. Keppra hat sie dann auch über die Weihnachtsfeiertage genommen und war dabei unausstehlich. Sie ist bei der kleinsten Gelegenheit aus "der Haut gefahren."

Als wir zu Beginn der Bestrahlung mit Chemo das Keppra nach Absprache mit dem Neuroradiologen weggelassen haben wurde sie merklich ausgeglichener und umgänglicher.

Angi

mona

hallo,Orchidee7

es ist auch die Bestrahlung und Chemo mit,wo der mensch sich verändert natürlich auch das Keppra.Ich mußte selber herausfinden welches medikament mit levetiracetam bzw von welcher firma ich es besser vertrage.

Weihnachten 2012

Hallo Orchidee7,

Sowohl Keppra als auch der Tumor selbst machen aggressiv - kenne das von mir selbst (bin Betroffene).

Lg Isabell

tinchen

Liebe Orchidee,

genau dieses Problem habe ich mit meinem Mann.

Er duldet absolut keine Diskussionen, keine Widerrede - wenn er nicht 100% RECHT bekommt, läßt er es an mir oder unseren erwachsenen Kindern aus.
Auf Grund epileptischer Anfälle und Verwirrtheit wurde er während der Chemotherapie+Bestrahlung ins Krankenhaus eingewiesen. Zum Glück sind diese Anfälle durch gute Medikamentenabstimmung die letzten 2 Wochen nicht mehr aufgetreten.
Wir besuchen meinen Mann (und Vater) täglich, versuchen ihm jeden Wunsch zu erfüllen - wenn es denn möglich ist im Krankenhaus!
Manchmal freut er sich über die Besuche und Kleinigkeiten. An diesen Tagen ist auch meist eine Unterhaltung möglich, wir können gemeinsam im Krankenhauspark die Frühlingssonne genießen und schöne Stunden gemeinsam verbringen.

Häufiger ist mein Mann leider sehr ungerecht, beschimpft uns oder redet sehr schlecht über andere Verwandte bzw. Freunde. Wir haben den Eindruck, daß immer irgendeiner als "Sündenbock" herhalten muß.

Wir wissen, daß der Tumor bzw. die zahlreichen Medikamente die Ursache sind - trotzdem sind wir immer wieder traurig und auch wütend über diese verbalen Agressionen.

Wir hoffen sehr, daß nach Ende der Chemo- und Strahlentherapie auch bezüglich der Wesensveränderung eine Besserung eintritt.


Liebe Grüße
Tinchen

Malati

Liebe ORCHIDEE!
Es ist leider so und alles trägt ein wenig zu dem Verhalten bei, die Medis, der Tumor, die Raumforderung, der Druck. Je nach Tumorlage ergeben sich Wesensveränderung (frontal Stirnbereich dort liegt das Zentrum dafür). Es gibt Zeiten, in denen mein Mann sehr schwierig ist und schlecht auszuhalten, aber es gibt auch bessere bis gute Phasen wie gerade zur Zeit. Daraus muss man Kraft schöpfen.
Wünsche Dir viel Kraft und Deiner Schwester alles Gute.
GglG, M.

Andrea 1

Hallo noch einmal an alle hier.

Ich persönlich bekam "nur" Chemo und keine Bestrahlung, aber eine aggressive Phase musste ich leider auch bei mir feststellen. Meine Freundinnen machten mich mehr oder weniger grob darauf aufmerksam. Ich hatte mich in meinem Wesen so stark verändert, dass sie mit mir nicht wirklich noch gut umgehen konnten. Ich musste zu allem etwas Negatives hinzufügen, was früher und auch jetzt wieder überhaupt nicht meine Art ist/war/ist.
Was ich glaube, woran das lag;
*Cortison würde ich komplett ausschließen, denn das musste ich schon früher sehr oft nehmen und da gab es bei mir überhaupt keine seelischen Veränderungen.
*Keppra (nehme ich auch) würde ich ebenso, nach einer gewissen Gewöhnungsphase und der eigenen gedanklichen Einstellung zu dem Medikament ausschließen.
Persönlich würde ich auf die daraus resultierende;
*seelische Belastung/
*Konzentrationsproblem, man ist nach solchen EIngriffen sehr schnell genervt
*Chemo und
*Bestrahlung tippen, was auch Eingriffe sind, denn so war das auch oft bei meinem Vater. Je nach Chemo und Bestrahlung war er anschließend depressiv oder grimmig drauf, was sich aber auf Grund seiner generellen positiven Lebenseinstellung rel. schnell wieder legte.
Er merkte das aber auch irgendwie selber, dass er mit sich selbst sehr unzufrieden war und schaffte es, sich immer wieder neu zu motivieren, wodurch er wieder schnell zu dem positiv denkenden Menschen wurde, wie wir ihn kannten und liebten. Er wollte nie bedauert werden, also taten wir es nicht. Wir redeten mit ihm stets so, als wäre alles in bester Ordnung, gaben ihm aber trotzdem Tipps, wenn er sie hören wollte, wir standen nie im Klinikum mit Leidensmine an seinem Bett, was er sehr gut fand.
Klar, das war sehr oft für uns sehr kräftezehrend, wenn man als "Außenstehender/Angehöriger "einen auf heile Welt machen soll" und innerlich war einem nur noch zum Heulen zu Mute, aber wir taten es für unseren Vater, dass er wieder nach vorne schauen konnte.
Erst, als es definitiv zu Ende ging und er keinerlei Kraft mehr zum kämpfen hatte, da konnten wir ihm nur noch einmal sagen, wie sehr wir ihn liebten.

Okay, ich war damals sehr auf "Krawall gebürstet", was mir echt nicht auffiel. Erst als meine Freundinnen mir , den Spiegel vorhielten, die ungeschönte Wahrheit an den Kopf warfen (auf meinen Lebensgefährten wollte ich nicht hören), kam ich nach und nach "zur Besinnung". Rückblickend war das zwar in dem Moment der Wahrheit für mich schmerzhaft, aber ich bin sehr dankbar, dass sie es mir so deutlich sagten. So sollten halt Freunde sein und eine echte Freundschaft hält das aus.

Liebe Orchidee, seid also bitte nicht zu hart zu ihr, aber stets ehrlich, die seelische und körperliche Belastungen gehen ihr scheinbar im Moment über ihre Kräfte hinaus. Gebt ihr ein bisschen Zeit, Zeit zur Ruhe zu kommen und, um wieder zu lernen, positiv zu denken.
Es wird sich alles fügen.

Viele Grüße und beste Gesundheit wünscht

Andrea 1 :-)

Tausendfüßler

hallo miteinander
selber Glio Grad IV,Dez.2010
es gibt Gefühlsausbrüche ,die so immens sind ,ich stehe neben mir,kann mir fast zuschauen dabei.
Neben der Aggression gibt es aber den anderen Bereich
--eine solche Sensibilität allen Menschen gegenüber, ich spüre ,wie sie fühlen--
Es wird besser ,
wenn die akute Phase der Bestrahlung und der Chemos vorbei ist,kommt Ruhe rein.
Antiepileptika ,das geht auf die Psyche, macht müde ,traurig, schwach aber
es gibt eine Gewöhnung ,und die Stimmung's Schwankungen pendeln sich ein.
Ich lerne mich besser kennen und die anderen auch,wer das nicht mag der bleibt eh weg.
Halten und aushalten ,sie mich -meine Frau--das bedeutet mir ganz viel
es ist schwer für Beide.
LG
T.-F.
.

gramyo

Hallo, ihr Lieben alle,

aus meiner Beobachtung heraus, würde ich sagen, es sind alle Komponenten veranwortlich.Es brauch einfach Zeit, insbesondere wenn man nie vorher ernsthaft erkrankt war, sich an Medikamente und Strahlen- und Chemotherapie, die ja auch stark angstbesetzt sind, zu gewöhnen.

Natürlich , spielt die Diagnose Hirntumor, mit häufig sofortigen, radikalen Einschnitten, auch in Bezug der Lebenserwartung, eine immense Rolle.
Wer, kann da sofort ruhig und gelassen bleiben?! Ich denke keiner!

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass die komplementäre Krebstherapie viele Nebenwirkungen der Medikamente mildern.

Auch der GLAUBE, egal in welcher Richtung, gepaart mit Entspannungsübungen oder Meditationen, gibt es auch absolut im kirchlichen Bereich, ist eine wirkliche Hilfe.

Ja, als Angehöriger muss man erst einmal nur den geliebten Menschen, einfach auffangen und sich den Ernst seiner Lage, immer wieder bewußt machen. Denn der Betroffene ist ja der "Betroffene".

Wir, als Angehörige, können ihn nur "symbolisch" oder auch real, an die Hand nehmen und sagen:"komm, das stehen wir jetzt gemeinsam durch".

Denn, da ist ja die Liebe, die wir sehr stark empfinden.

Wir wünschen allen die Liebe
die sämtliche "Nebenwirkungen" mildert
Gramyo und ihr Mann , der innerlich bei ihr ist

tinchen

Hallo miteinander,

ich denke, die Stimmungen sind ein "Wechselbad der Gefühle" - sowohl für die Betroffenen selbst - als auch für die Angehörigen.
Es ist einfach sehr schwer (für beide Seiten) damit klarzukommen.

So war mein Mann die letzten Tage total klar, man konnte über vieles mit ihm sprechen, was vor knapp einer Woche nicht möglich war. Wir konnten uns total gut unterhalten, nicht nur über belanglose Dinge (wie an "schlechten Tagen").

Dafür zeigte mein Mann sehr deutlich seine Traurigkeit, sein Wissen um die Prognose seiner Erkrankung (Glioblastom). Er tat mir bei meinen beiden Krankenhausbesuchen am Wochenende total leid - und es gelang mir nur mit Mühe, nicht "mitzuweinen". Damit hilft man ja seinem Angehörigen auch nicht.

Jetzt (vom Krankenbesuch wieder zu Hause) bin ich sehr traurig und mir ist die Endlichkeit des Lebens heute wieder SOOO bewußt - wie seit dem Tag der Diagnose "Glioblastom" (vor 6 Wochen) nicht mehr.

In den Phasen, als mein Mann so ungerecht und bösartig war, war auch ich, als Reaktion, eher wütend und verdrängte meine Traurigkeit. Oft wußte ich vor Problemen nicht ein und aus - da denkt man darüber nach, was zu tun ist, wie man alles regelt und lebt von einem Tag zum anderen ... Es bleibt gar nicht mehr so viel Kraft, über die Alltagsprobleme hinausgehend zu grübeln ...

Ich bin inzwischen der Meinung, man muß als Angehöriger einfach lernen, weder die `Bösartigkeit` noch die depressiven Phasen des Betroffenen überzubewerten und gelassener zu sein. Einfach nur da zu sein, ihn unterstützen, Mut machen, verbale "Angriffe" überspielen bzw.Thema wechseln...


Ich wünsche allen viel Kraft - liebe Grüße
tinchen




gramyo

Liebe Tinchen und alle die traurig zu Hause sitzen,

an ihre Lieben denken und mutlos und verzweifelt sind, weil sie über den ganzen Tag jemanden "aufgerichtet" und betreut haben.

Ihr alle seid wirklich wunderbar , kraftvoll für die geliebte Person, da.

Deswegen, wenn man mal die Geduld verliert, ist das nicht weiter schlimm. Der Betroffene merkt ja trotz allem, eure Zärtlichkeit und Liebe.

Tinchen. Ihr steht erst am Anfang der Therapie und der schweren Diagnose "Glioblastom.

Es wird wirklich besser, wenn der erste Teil, Kombibehandlung , vorbei ist und er Zuhause bei dir und Kindern und Enkelchen ist.

Hab Vertrauen und Mut. Hier bist du gut aufgehoben.

Ganz liebe Grüße und auch dir eine kleine "Ruheinsel"
wünschen dir Gramyo und ihr Mann, der innerlich bei ihr ist

tinchen

Liebe Gramyo,

danke für die lieben Worte:)
Ich bewundere dich - du hast für nahezu JEDEN hier im Forum die richtigen Worte, machst Mut, hilfst ... Das ist SOO wichtig und wertvoll für uns alle.

Einfach DANKE:)

Ganz liebe Grüße + einen schönen Sonntagabend
tinchen

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.