www.hirntumorhilfe.de
Herzlich willkommen im Forum der Deutschen Hirntumorhilfe!

Thema: Agressivität

Agressivität
laluna
09.09.2017 16:02:23
Von stimmungsschwankungen aller Art täglich andere bis nun neu zu aggressivEM verhalten alles dabei. Die Krankheit ist eine Krankheit für die ganze Familie wir alle sterben ein bisschen mit. Grauenvoll. SO böse zu mir. Ich bin an allem schuld. Er rennt hyperaktiv im Haus umher und räumt nur noch auf. Sollte ich tavor geben?
laluna
alma
09.09.2017 17:22:52
Schwer zu sagen. Das wäre ja gegen sein Wissen und es liest sich nicht so, als könntest du im Moment auf ihn einwirken.
Ich halte es für besser, sich an ein tel. Beratung zu wenden und das durchzusprechen. In eurem Fall, da es sich nicht um ein im engeren Sinne medizinisches Problem handelt, die Telefonseelsorge.
alma
Prof. Mursch
09.09.2017 18:29:16
Das kann durchaus ein medizinisches Problem sein. Stimmungsschwankungen und Aggressivität können durch eine Veränderung des Hirns durch den Tumor bedingt sein.
Wenden Sie sich an einen Arzt, der den Patienten kennt und die Veränderungen einschätzen kann, z.B. Hausarzt. Ggf. muss bei Gefährdung der Familie auch ein Psychiater hinzugezogen werden.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
sugoma21
12.09.2017 21:12:14
hallo laluna,
ich schreibe/antworte das erste mal hier.
Ich muss dir aber schreiben da ich mir vorstellen kann wie schrecklich du dich fühlst. Mein mann (Erstdiagnose 03/16 OP/ zweite OP 05/16, dann Stupp)
hatte Anfang diesen Jahres sehr schwere Psychosen.
Ich dachte über fünf Tage (und Nächte) das es bestimmt wieder wird.
Wir haben auch zwei Kinder (8 und 10)
Am fünften Tag konnte ich nicht mehr und bin mit ihm in Absprache mit der Behandelten Ärztin in die Notfallaufnahme um einen evtl. Tumorwachstum auszuschließen, dies konnte zumindest ausgeschlossen werden.
Aber sein psychischer Zustand hat sich weiter verschlimmert so das er in die Psychiatrie wegen Eigengefährdung eingewiesen wurde. Dass war das schlimmste was ich in meinem Leben erlebt habe. Es war nicht mehr mein Mann. Rückblickend war es das Beste, ihm wurde dort geholfen.
Er kam von Psychosen in eine schwere Depression, was sehr verständlich ist. Im Sommer konnte er wieder Lachen und mit unseren Kindern rum albern. Das schönste war als unser Sohn sagte "Papa ist wieder richtig cool".
Mein Mann kann sich an fast nichts in dieser Zeit erinnern, ich bin froh dafür.
Ich wünsche Dir/Euch viel Kraft
sugoma21
laluna
12.09.2017 21:45:21
Hallo und vielen Dank für die Offenheit.
Das glio macht alle und alles kaputt. Mein Mann war zeitlebens eine schwierige komplizierte persönlichkeit. Zum einen hilfsbereit und herzallerliebs zum anderen über und über kalt, Zitate ich brauche dich nicht mehr, du hast keinen Respekt vor dem v was mir wichtig ist. ........

Ich habe den Eindruck, nun werden karakter Eigenschaften noch intensiver.
Das bringt mich an den Rand des verrückt werdens.
HimmelHoch dann tiefe Vorwürfe. Ohnmacht.
Mein Gott was muss ich für ein Kreuz tragen, wo soll ich die kraft her nehmen. Ich habe angst, Akku leer
laluna
Schnupfel
13.09.2017 08:23:11
Liebe laluna,
ich habe seit über 30 Jahren tagtäglich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun - alle Nationalitäten, alle "Schichten" ( und vor allem hält sich jeder für 'gesund'! ;o) ) und kann dir nur sagen, dass JEDER Mensch eine komplexe Persönlichkeit IST. So auch dein Mann UND Du ebenfalls.

Wenn du ihn zitierst mit " Du hast keinen Respekt vor dem, was mir wichtig ist" oder "Ich brauch dich nicht mehr" - erscheint mir das nicht unbedingt "aggressiv" sondern eher, dass dein Mann eine sehr verletzte Seele hat was nun wirklich nicht verwunderlich ist.

Wer bitte schön wünscht sich nicht, dass man ihn wenigstens respektiert.
JEDER Mensch wünscht sich im Grunde seines Herzen gar, dass er geliebt wird - einfach nur weil er ist.
Wir alle tun uns damit bisweilen schwer, verlangen von anderen Dinge, die wir selber nicht bereit sind, zu tun. Manchmal sollte jeder einen Schritt zurück treten und das Leben wäre wesentlich einfacher.

Es ist für Angehörige definitiv schwer aber was ist es denn für den Betroffenen?
Wenn "wir Angehörigen" schon nicht wissen wie wir das ertragen sollen, wie soll es der Betroffene wissen, ertragen und dabei rational und rücksichtsvoll bleiben?

Du kommt aus dem Pflegebereich und der Palliativmedizin. Besinne dich auf das, was du dort gelernt hast und suche dir ganz dringend eine psychoonkologische Beratung.
DEINE Angst scheint das größte Problem (für dich) zu sein und vielleicht kann dir einiges davon abgenommen werden?
Probiere es und versuche deinem Mann Liebe und Verständnis zu geben und nehme nichts persönlich - ich weiß, es ist mitunter schwer diese Einstellung zu finden aber es funktioniert und vielleicht habt ihr alle etwas davon?
Gespräche mit Menschen, die nicht unbedingt "Familie" sind haben etwas Distanz und könnten dir auch behilflich sein.
Schnupfel
noidea
13.09.2017 10:24:43
Hallo,
ich habe einige Sachen knapp überlebt, und daraus gelernt: Es gibt Schichten des menschlichen Geistes, mit denen man normalerweise nicht in Berührung kommt. Wenn es aber wirklich schlimm wird, ist einiges ausserhalb der bewussten Kontrolle. So schlimm es auch ist, diese Ohnmacht zu erfahren, so habe ich auch einiges daraus gelernt:
Es gibt Profis, die nichts anderes tun, als mit Menschen in deiner Situation zu arbeiten (Psychoonkologen z.B.). Hast Du den behandelnden Arzt schon Mal nach einer solchen Hilfe gefragt?
Dann: Wenn man mit normalen Kräften nicht mehr weiterkommt, gibt es Medikamente. Bei mir war es eine große Hilfe, auch wenn ich das früher immer abgelehnt hätte.
Und im allerschwärzesten Loch war bei mir plötzlich einsetzenden Beten eine riesige Hilfe. Ich bin heute noch zutiefst dankbar, dass ich diese Wirkung erleben durfte.

Nun ist bei mir auch noch ein Gehirntumor festgestellt worden, so dass ich nun noch mehr Erfahrungen machen muss.

Aber vielleicht ist ja bei den Tipps was für Dich dabei.

Alles Gute
Noidea
noidea
Frank62
18.09.2017 21:48:33
Hallo
Und danke für die offenen Beiträge.
Auch bei uns wird es zunehmend schwieriger.
Das Glio gibt es seit 1999, 1.OP. 2013, danach Bestrahlung und Chemo bis Mai diesen Jahres, wegen. Schlechter Blutwerte dann Abbruch.
Bis zur OP Teilresektion hatten wir mit epil.Anfällen zu kämpfen,danach nicht mehr.Mein Mann war hinterher besser aufgestellt als vorher.
Leider hielt das nur ein dreiviertel Jahr an, es schlicht sich eigentlich alles so davon.
Das schwierige an der ganzen Situation war,das ihm selbst nicht immer bewusst war wie es um seine Fähigkeiten steht.
In guten Momenten wenn ich glaubte an ihn ranzukommen habe ich dann vorsichtig das Gespräch auf diese heiklen Themen gelenkt.
ZB.was macht der Katzenlöffel in meiner Kaffeetasse?,. Warum gelingt es ihm nicht mehr meine Sachen imKleiderschrank zu platzieren? Warum wollen wir das Schnitzel mit dem Löffel essen?
Heute kann ich sogar darüber lachen, weil er kann den Löffel noch bewegen und Sachen noch verräumen..
Schön daß er noch da ist wie er ist.
Es gibt gute und schlechte Tage,auch Laute Worte,die der Situation geschuldet sind,dass er sich mißverstanden fühlt oder nicht ernst genommen
.Er ist stark eingeschränkt ,ständig müde,Autofahren ist anstrengend, Einkaufen zu viele Menschen,was steht da im Regal?
Nebenbei gehe ich Vollzeit arbeiten, Haushalt sowie draußen auch alles mein Aufgabengebiet,bin somit mein eigener Chef und kann auch gleich alles selbst erledigen.
Manchmal komme ich mir wieder Hamster imLaufrad vor, man fängt immer wieder von vorn an und zwar allein.
Wenn ich trotzdem Mal um einen Handschlag bitte und dann doch wieder einen Korb bekomme nehme ich es nicht mehr persönlich.Es ist halt die Krankheit an sich.Trotzdem bin auch manchmal aufbrausend, man kann ja nicht alles lächelnd ertragen.
Nachts,man kann ja nicht schlafen,beginnt dann die Rundreise im Hirntumor Forum.
Mit dem Psychoonkologen hat es noch nicht geklappt,habe mir aber leichte Tabletten zur Stimmungsaufhellung geben lassen,tut gut zu wissen daß ich sie habe.
Es gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf,was wird wie und wann,kannst ja auch mit keinem mehr diskutieren, dass fällt schwer.
Als mein Sohn von jetzt auf gleich durch einen Verkehrsunfall verstarb habe ich auch kirchliche Zeilen gelesen,irgendwie war da etwas was mir innere Ruhe gab.
Ein Satz den ich bis heute vor mir hertrage,warum ich,warum wir? Darauf die Gegenantwort , weil du stark bist,du schaffst das.....
In diesem Sinne wünsche ich allen die nötige Kraft für die kommende Zeit.
Frank62
NACH OBEN