@GMT
Sie schreiben: Menschen sind emotional und erleben Atemwegsinfekte anders.
Ich kann Ihnen sagen, dass es nichts mit Emotionalität zu tun hat, wenn man so schwer Luft kriegt, kurzatmig ist, und wirklich um jeden Atemzug ringt, und dabei die Lunge so weh tut, als ob Glasscherben drinnen werden und alles zerschneiden.
Und ja, ich habe es überlebt, aber mich haben diese Wochen mit Covid schwer traumatisiert - es ist nicht so, dass ich es einfach so ohne ärztliche Hilfe geschafft habe - die hatten alle selbst Angst, dass man in die Ordination kommt und andere ansteckt - ebenso die Ambulanzen.
Ich habe es zuhause überlebt, weil ich Glück hatte - aber mir hätte eine ärztliche Behandlung vielleicht geholfen, und ich hätte sie mir mehr als gewünscht - aber man traute sich ja nicht einmal die Rettung zu rufen, um die nicht auch noch zu gefährden.
Heute würde ich mit meinem Verlauf ganz sicher stationär aufgenommen werden - am Beginn der Pandemie bekam man nicht mal einen PCR-Test, wenn man nicht nachweislich in China oder Italien war.
Und long covid ist auch keine subjektiv empfunden Krankheit, sondern offiziell anerkannt und kann auch durch viele Untersuchungen (neurologisch, kardiologisch, pulmologisch, etc.) verifiziert werden.
In Österreich gibt es dzt. 10-15% anerkannte long covid-Fälle, und das ist nicht wenig.
Wenn es nur subjektiv wäre, warum gibt es dann schon spezielle long covid Rehas usw.?
Und es sind auch nicht 80% der positiven Fälle asymptomatisch ohne dass sie es merken.
Nur ca. 25-30% der Fälle verläuft asymptomatisch, wobei, wenn man mit solchen "asymptomatischen" Fällen spricht, kommt meistens heraus, dass sie schon Symptome haben, die aber nicht immer Covid-typisch sind, wie z.B. Durchfall, oder dass sie nur 1 oder 2 leichte Symptome haben, wie z.B. nur Halskratzen, oder nur Schnupfen - die gehören dann zu den Glücklichen, die es nur leicht erwischt, und um so kleine Wehwehchen macht niemand viel Wind, also werden sie als asymptomatisch bezeichnet, weil sie kein hohes Fieber haben, oder schon um Luft ringen.
In meiner Region gab es in der 2. und 3. Welle sehr viele Infizierte, und alle, die ich kenne, hat es schlimm erwischt, mit 2-3 Wochen im Bett mit Fieber, Schmerzen, Husten, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, usw.
Die meisten haben in dieser kurzen zeit 10 und mehr kg abgenommen, sodaß sie danach kaum wieder zu erkennen waren - man hat ihnen die Erkrankung also auch unverkennbar angesehen.
Davon kenne ich nur den Sohn einer Betroffenen, die auch schwer erkrankt war, er war damals 17 Jahre alt, der nur ein paar Tage Kopfschmerzen, erhöhte Temp. und Husten hatte.
Die 12-jährige Tochter hingegen, hat es wie die Mama auch schwer erwischt, die mußte ein paar Wochen nach der akuten Inf. ins Krankenhaus und hatte dieses PIMS-Syndrom. Das war bei ihr lebensbedrohlich.
Bei uns hat es auch ganz viele vom Krankenhauspersonal unseres kleinen Krankenhauses erwischt, und alle hatten solche Verläufe, dass sie mind. 2 Wochen sehr krank zuhause im Bett lagen, und lange Erholungszeiten hatten, und damit lange für Dienste ausgefallen sind.
Es mußten in diesem kleinen Krankenhaus sogar 2 Stationen schließen, weil die Pflegekräfte sich alle infiziert hatten.
In diesem Krankenhaus waren dann bei der 2. Welle so viele Covid-Patienten, dass keine mehr aufgenommen werden konnten, weil alles voll war, und man mit den neuen Patienten weiter entlegene KH anfahren mußte, und schauen, wo es noch freie Plätze gab.
Meine Freundin arbeitet dort, und die sagt heute noch - es ist unglaublich, dass das noch immer verniedlicht und verharmlost wird - es ist NICHT mit einer Grippe vergleichbar, und sie hat in ihren mehr als 30 Dienstjahren noch nicht erlebt, dass auch bei den größten Grippewellen, Stationen wegen Überfüllung schließen mußten, oder dass man normale Stationen in Isolationsstationen umwandeln mußte, oder dass man Operationen verschieben mußte, etc.
Jeder kann darüber denken wie er möchte - vielleicht muß man es auch selbst gehabt haben, um darüber urteilen zu können.
Ich freue mich für jeden, bei dem es leicht verläuft - aber beim Großteil verläuft es eben nicht asymptomatisch, sondern sehr wohl mit Symptomen, und bei einigen leider mit sehr schweren, manchmal auch tödlichem Ausgang.