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Netta

Ich weiß nicht mehr wie ich mich verhalten soll... Mein Mann hat schon vor seiner Erkrankung regelmäßig 2-3 Bier am Feierabend getrunken. Seit der Diagnose Glioblastom 11/2013 hat er ein unstillbares Verlangen danach. Aufgrund seiner Gedächtnisstörungen kann er die Menge nicht steuern, er vergisst, wieviel er getrunken hat und glaubt mir nicht, wenn es ich ihm sage, wie vielte er schon getrunken hat.Ich mag es ihm nicht völlig vorenthalten, er sagt es ist Lebensqualität für ihn und dass es ihn beruhigt. Ich akzeptiere eine gewisse Menge Seit der letzten Strahlentherapie (7x), nach erneutem Tumorwachstum, ist das Gedächnis noch schlechter geworden und sein Wesen verändert sich zunehmend. Er sucht im ganzen Haus nach Alkohol, wird aggressiv, wenn ich ihm nichts gebe. Er beschimpft mich und meine Tochter und verletzt uns verbal. Z.Zt. Bekommt er wieder Chemo mit Temodal, one week on, one week off. Dazu noch Valproat als Antiepileptikum und Citalopram gegen die Depressionen. Alkohol und all diese Medikamente lassen sich doch nicht miteinander vereinbaren!!! Was kann ich tun? Ich weiß nicht mehr weiter!!! Diese täglichen Auseinandersetzungen machen mich und meine Tochter völlig fertig.
LG Netta

rokohu

Hallo, ich denke, dass dein lieber Mann mit dem Alkohol einen Ausweg sucht. Bitte verstehe ihn. Wie ist denn die aerztliche Prognose. Leider hat dein Mann schon einen gewissen Leidensweg hinter sich. Spricht er über sich und seine Empfindungen?
Die wesensveraenderungen ist wohl leider eine Begleiterscheinung bei dem Kampf gegen die Tumorerkrankung. Meine Tochter ist immer wieder rege!recht ausgerastet bei ihren Anfällen. Sie war aeusserst aggresiv, hat uns nicht nur beschimpft sondern auch geschlagen, getreten, gebissen. War die Hölle. Bitte Gebiete deinen Mann, er hat es verdient. Denkt an eure schönen Momente, erzähle ihm davon. Er kann sich mit Sicherheit auch an alles noch erinnern. Gib ihm sein Bier, wenn es ihn glücklich macht, jedoch nicht zu viel.
Wuensche dir alles gute und vor allem kraft bei den anstehenden Prüfungen, die dir mit Sicherheit abverlangt werden.
Herzlichst rokohu

Summertime

Hallo Netta,
ich würde dringend ärztlichen Rat einholen.Ich habe während meines Studiums gelernt, dass bei regelmäßigen Alkoholkonsum (1 bis 2 Bier jeden Abend) schon eine Abhängigkeit besteht.
Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass Tabletten und/oder Chemo sich mit Alkohol gut vertragen.
Mein Mann bekommt auch noch Antiepileptika und hat mit Alkohol komplett aufgehört, obwohl er vorher schon fast nichts getrunken hatte und der Arzt gesagt hat, ein Glas Wein am Wochenende schadet nicht. Aber die Angst vor Nebenwirkungen ist einfach zu groß.
Bitte rede mit deinem Mann und erkläre ihn die Situation. Auch wenn man sich öfters wiederholen muss. Mein Mann hat auch Probleme mit dem Merken. Vielleicht kann man den Alkohol auch durch eine andere Belohnung austauschen. Ich mache jetzt viel zusammen mit meinem Mann, z. B. ins Kino gehen, ein gemeinsames Lagerfeuer (nur an erlaubten Stellen) oder andere Sachen die in den letzten Jahren viel zu kurz gekommen sind.
Liebe Grüße
Summertime

Aziraphale

Natürlich besteht bei täglich 1-2 Bier schon eine Abhängigkeit. Das ist unter diesen Umständen aber wenig hilfreich. Mein mann bekommt seit seinem letzten Krankenhausaufenthalt 3 verschiedene Antiepileptika. Er darf laut Arzt 2 Bier täglich trinken (vorher hatte er 5-7 täglich). Daran hält er sich auch. Denn er möchte nicht wieder ins KH, er möchte nicht wieder über eine Woche Anfälle haben. Übermäßiger Alkoholgenuss kann die aber durchaus auslösen und waren somit vielleicht auch eine Ursache für seinen letzten Aufenthalt.

Ich kann verstehen, dass es sehr schwer ist, gerade wenn dein Mann sich gar nicht erinnern kann, wie viel er denn getrunken hat. Aber würde das denn wirklich einen Unterschied machen? Würde er aufhören, wenn er wüsste er hat ja schon 5 Bier und damit mehr als genug? Wo ist denn seine selbst gesteckte Grenze? Ich würde das auch mal mit einem Arzt besprechen. Wir haben das getan, sind sehr offen damit umgegangen und wurden auch nicht schief angesehen deshalb. Ich weiß, dass mein Mann medizinisch als Alkoholiker gilt (schon so lange ich ihn kenne). Nur ist zwischen medizinisch und gefühlt ein großer Unterschied für mich...

ahnungslos

Hallo Netta,

ich möchte mal etwas zum Thema Alkohol sagen. Ich habe auch über lange Zeit regelmäßig getrunken (Bier und Schnaps). Es war mein "Ausgleich". Aufhören war für mich schwer, aber ich suche mir jetzt Belohnungen in anderen Bereichen. Kino, spazieren gehen,... Aber genug von mir. Wenn dein Mann schon Alkohol sucht, finde ich, ist das kein gutes Zeichen. Aber meiner Erfahrung nach wirst du alleine nicht viel dagegen ausrichten können. Dein Mann muss in dem Falle den ersten Schritt gehen.

Gruß ahnungslos

patienthope

Hallo Netta,

dein Mann scheint ja noch "relativ" vernünfitg zu sein und würde eine Grenze akzeptieren. Ich habe da auch nur eine Idee und bin mir nicht sicher, ob ihr sie schon einmal probiert hattet. Wie wäre es mit dem Umstieg auf Dosenbier und dem täglichen nebeneinander platzieren von getrunkenen Dosen (Flaschen wären mir da zu gefährlich). Dein Mann könnte bei jeder Dose die er trinkt eine Signatur auf ein Blatt neben dem aktuellen Datum machen und so nachhalten, wieviel er getrunken hat. Dann muss er es ja glauben und hört ggf. nach 2 Bier auf. Die anhaltende Sicht auf die Dosen könnte zudem noch bewirken, dass er es als "genug" empfindet.

LG, Patric Majcherek.de

Weihnacht.

Hallo Netta,

Da läuft vermutlich schon ein Suchtprogramm ab ...

Das würde ich unbedingt in professionelle (ärztliche) Hände geben! Der Alkohol verändert ja auch die Wirkung der Medikation.

Eine psychologische Betreuung könnte im vielleicht auch helfen, etwas von der schweren (Diagnose-)Last abzunehmen.

Auf keinen Fall weiter allein herumdoktorn, um deinetwillen vor allem auch!

Lg
W.

KaSy

Hallo, Netta,
Dein Mann trinkt bereits seit seiner Glioblastom-Diagnose, also seit zwei Jahren, viel mehr Alkohol als zuvor.
Zwei Jahre sind für einen Glioblastom-Betroffenen mit den von Dir geschilderten Therapien eine ziemlich lange Zeit, in der es ihm auch - auf die Entwicklung des Tumors bezogen - deutlich schlechter hätte gehen können. Womöglich würde sich ein Alkoholentzug (den ich zunächst spontan anraten wollte) ungünstig auf den Erfolg der Tumortherapie auswirken. (Tatsächlich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sich all diese Medikamente mit Alkohol vertragen, aber wer weiß schon gerade in Bezug auf Glioblastome, was da wie zusammenwirkt. Da sind auch die Fachärzte viel am Probieren und hätten sicher schon ein deutliches Alkohol-Stopp ausgesprochen, wenn es eine deutliche Verschlechterung gegeben hätte.)

Aber Du bist nicht nur für Deinen Mann da! Du musst für Dich und Deine Tochter sorgen! Auch ein Mensch mit einem Glioblastom, so schlimm es für ihn ist, darf sich seiner Familie gegenüber nicht so verhalten! Du gehst kaputt und wie sich Eure Tochter durch die bereits so lange ablaufenden verbalen und körperlichen Misshandlungen entwickeln wird, das kann man durchaus ahnen. Sie wird ihrem Vater nicht verzeihen können, jetzt kaum, später gar nicht.
Es klingt hart und es ist auch so - Dein Mann hat seine Tochter bereits verloren. Und Dich auch.
Ich vermute sehr stark, dass Du mit Deiner Tochter längst ausgezogen wärst, wenn er nicht das Glioblastom hätte ...

Es gibt durchaus Hirntumor-Betroffene, die allein leben, das kann Dein Mann auch und es ist für Euch alle besser, auch für ihn. Denn auch er würde es sich nicht verzeihen, wie er Euch behandelt, falls er es noch mitbekommt.
KaSy

TumorP

Hallo Netta, hallo Aziraphale,
die Grenze zur Abhängigkeit / Sucht ist fließend. Bei dem einen sind es 1 Flasche tgl. bei dem anderen zwei. In den Beipackzetteln von "Epileptika": Vorsicht, bzw. kein Alkohol, da die Folgen nicht "vorhersehbar" sind. Ist jemand jedoch bereits Alkoholiker ist es bei "einem Gesunden" schon schwer von heute auf morgen auf 0 zu gehen. Dazu gehören u. a. der Wille und viel Unterstützung vom sozialen Umfeld. Bei jemandem der eine schwere Krankheit hat ist es "verständlich" das (vermehrt) im Alkohol ein "Ausweg" gesucht wird.
Bei einem Entzug sofort auf 0 wären wahrscheinlich auch Anfälle die Folge. Die Lebensqualität ist ja auch nicht gerade auf dem Weg nach oben.
Ein Entzug ist nicht einfach.
Das Problem ist wie verhält sich der Tumorkranke gegenüber seinem Umfeld? Es besteht die Möglichkeit der buchstäblichen Gewalt. Das wird sich dann bei Alkoholkonsum verstärken.
Viel Kraft da den "Mittelweg" zu finden.
TumorP

Aziraphale

Hallo TumorP,

bei uns war es so. 2 Ärzte haben gesagt, dass in der Situation ein Entzug sich eher negative auswirken würde. Deshalb hat mein Mann sogar im KH 1l Bier täglich "verordnet" bekommen. Aber halt auch nicht mehr. Den darf er auch weiterhin trinken und er hält sich auch daran. Die ersten Tage war das etwas knifflig, ich hab da sehr genau darauf geachtet. Jetzt nimmt er sich selbst ein Wasser, wenn das "Limit" erreicht ist.

Ich weiß aber, dass das nie so funktionieren würde, wenn er das nicht selbst einsehen würde oder nicht mehr kontrollieren könnte. Und dann ware ich wohl in der gleichen Situation wie Netta.

Stitch

Das ist ein schwieriges Thema. Ich habe einige Jahre in der Drogen- und Suchtbehandlzng gearbeitet und weiß, wie fließend die Grenze zur Sucht sein kann. Auf jeden Fall solltet Ihr einen Arzt konsultieren, denn es geht nicht primär um die körperliche Entgiftung , sondern um den psychischen Entzug . Denn bei diesen Medikamenten ist Alkohol kontraindiziert. LG stitch

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