Hallo an Alle,
ich bin momentan verzweifelt und würde mich über eine Einschätzung von jemandem, der sich in der Materie auskennt, wirklich sehr freuen.
Ich bin 34 Jahre, männlich und bei mir wurde im Jahr 2005 ein Zufallsbefund bei einer MRT Untersuchung gemacht, die ich aufgrund der Abklärung anhaltender Depressionen habe durchführen lassen.
Der Radiologe fragte mich nach dem MRT noch einmal nach meinen Symptomen und erwiderte auf meine Erklärung, dass er "etwas gefunden habe". Er zeigte mit seinem Kulli auf die Stelle im Röntgenbild, die eine kleine, vielleicht Traubengroße Kontrastmittelanreicherung in hellem grau darstellte. Diese Stelle befand sich in der Mitte meines Kleinhirns.
In diesem Augenblick erstarrte ich auf meinem Stuhl und nahm seine restlichen Erläuterungen nur noch schemenhaft wahr. Doch werde ich nie vergessen, wie er sagte, dass er davon ausginge, es sei ein Tumor. "Eher gutartig", da so gut wie keine Infiltration/Verdrängung. "Viel Glück" waren seine letzten Worte.
Danach begann ein ziemliches Martyrium für mich. Ich bekam schnell einen Termin bei einem Professor für Neurochirurgie in Bonn, der sich nach dem Betrachten der Bilder einigermaßen sicher war, dass es ein Tumor sei, ganz gut zu erreichen bei einer OP.
Danach war ich bei einem Professor in Köln, seine Aussage war, dass er erstmal eine stereotaktische Untersuchung vorschlagen würde. Ob es etwas Altes ist oder ein Tumor sei, und wenn ja welcher, könne er im voraus nicht sagen.
Als letztes war ich bei einem Professor in Stuttgart. Nach der Bilderschau sagte er, er würde eher nicht davon ausgehen, dass es sich hier um einen Tumor handelt. Er meinte, das Gewebe hätte nicht wirklich viel Kontrastmittel aufgenommen, außerdem gibt es kaum eine Verdrängung des umliegenden Gewebes. Es sähe eher wie etwas altes "verwachsenes" aus, was ich vielleicht schon seit meiner Geburt habe. Dafür spreche auch die Position, die sich wohl in einer Art "Mittelkanal" befände, also in der Verlängerungs-Achse meiner Wirbelsäule, so wie ich es verstanden habe. Dort gäbe es nicht selten Verwachsungen, die seit Geburt an bestehen. "Lassen Sie weiter Bilder anfertigen."
Das tat ich. Von 2005 bis ins Jahr 2014 und in keinem der Bilder war auch nur das minimalste Wachstum zu erkennen. Beim letztens Termin sagte der Radiologe zu mir: "Es ist ein Zustand, kein Prozess. Vergessen Sie es."
Ich hatte es also für mich halbwegs abgehakt. Vor einigen Wochen hatte ich eine sehr belastende Zeit, in der ich, aufgrund einer anderen Diagnose, enorme Ängste entwickelt habe. Doch auch dieser Verdacht, stellte sich letztendlich als unbegründet heraus. Eine Woche lang schwebte ich im 7. Himmel vor Erleichterung. Jedoch habe ich dann eine Benommenheit wahrgenommen, die fortwährend da war, teilweise so schlimm, dass ich kaum von A nach B gehen konnte. Nun hat sich eine Derealisation daraus entwickelt (alles Erscheint wie im Film, als wäre die Umgebung nicht real).
Und seit Tagen plagt mich wieder der Gedanke, dass es mit meinem alten Befund zusammenhängen könnte. Zumal ich seit der Zeit mit Verdacht auf Hirntumor manchmal das Gefühl habe auf einem schwankenden Schiff zu laufen. Mal mehr, mal weniger, mal Wochen lang überhaupt nicht. Ich sage mir dann, es ist vegetativ bzw. psychosomatisch, weil ich, wie der Text hier vielleicht schon verrät, hypersensibel reagiere bei Stress und Angst.
Ich lese hier nun überall von dem "Wait and See"-Verfahren, da es wohl Patienten gibt, die Tumore haben, ohne dass dabei ein Wachstum festzustellen ist. Ich hatte eigentlich mit meiner damaligen "Kopfgeschichte" abgeschlossen und nun scheint es so, als könnte ich auch einer sein, bei dem es sich um einen schlafenden Tumor handelt. Aus diesem Grund meine Frage:
Wie schätzt ihr es in meinem Fall ein?
- Könnte das plötzliche Benommenheitsgefühl/Derealisation mit einem Tumorwachstum im Kleinhirn zusammenhängen?
- Und ist dies nach 13 Jahren möglich? (Bzw. vermutlich nach noch mehr Jahren, weil schon 2005 von zwei Professoren gesagt wurde, es würde eher nach etwas Altem aussehen. Und ich glaube nicht, dass dieses "Ding" bis 2005 gewachsen ist und dann schlagartig vor dem ersten MRT zur Ruhe kam.)
Ihr würdet mir mit eurer Einschätzung und Erfahrung wirklich sehr helfen. Vielen Dank!
Lg Ben