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SkiAdler

Verwirrung über die Einnahme von Oxycodon.

Meine Mutter (Diagnose 9/2018) klagt seit gut 10 Monaten über Schmerzen am ganzen Körper.

Palliativ-Team hat Oxycodon verordnet.
Meine Mutter verlangt bewusst seit 3 Monaten immer mehr davon. Die tägl Dosis ist geblieben, bei "Bedarf" bekommt sie eine "Akut" dazu. Diese hat sie max. 1-2 Mal am Tag genommen.

Letzte Woche OP am Rezidiv, Aussage der Ärtze, die Oxycodon wäre zu hoch u haben sie gesenkt. Meine Mutter wird regelrecht "aggressiv" wenn sie keine Tablette bekommt.

Schweres Unterfangen: Wir haben dem SAPV vertraut in Bezug auf Schmerzmedikation
Nun sagt die Klinik was anderes. Wobei ich denke, die Klinik hat nur Momentaufnahmen des Patienten.
Die Klinik hat die Dosierung runter gesetzt, wobei WIR als Angehörige mit dem Patienten "kämpfen" müssen.

Ich habe versucht mir einiges über Oxycodon anzulesen.
Schwere Lage und Verwirrtheit bei uns Angehörigen, da wir zu wenig medizinisches Wissen haben, den Ärtzen vertrauen, aber nun reden auch die Ärtze gegeneinander.

Ohne irgendjemandem zu Nahe treten zu wollen, ist das für die verzweifelten Patienten + Angehörigen kontraproduktiv gewesen.

Gibt/Gäbe es eine Alternative zu Oxycodon? Ist es überhaupt noch möglich eine Umstellung in so einer geschwächten Phase des Körpers zu machen? Wäre Einnahme von Placebo auch möglich oder reagiert der Körper darauf negativ?

Vor der OP des Rezidivs letze Woche hat man noch ein einigermaßen gutes Gefühl gehabt. Nun nach der OP geht gar nichts mehr. Sie liegt nun im Hospiz.
Warum überhaupt noch diese OP? Den Körper so schwächen?
Die Ärtzin sagt - keine Chemo sie sei zu schwach
Der Arzt: eine Chance haben wir noch - Temodal
Beides behandelnde Ärtze in derselben Klinik.

Wir sind völlig durcheinander - möchten den Ärtzen vertrauen und möchten aber auch das unsere Mama nicht unnötig leiden muss. Daher der Gedanke der Placebos, damit der Stress im Kopf nachlässt.

Jetzt bin ich vom wesentlichen durch Emotionen wieder abgekommen.
Es ist ein Zustand der Ohnmacht.

Vielen Dank für eine Antwort.

KaSy

Liebe Skiadler,
Es scheint bei Deiner Mama nun die Zeit gekommen zu sein, wo ihr den Ärzten, denen Ihr zu Recht vertraut und die - jeder auf seine Weise - wirklich helfen wollen, die Frage stellen solltet, ob und wie sie selbst handeln würden, wenn es ihre Mutter wäre.

Das SAPV-Team kennt Eure Mutti und versucht alles, um ihr die Schmerzen zu nehmen.

Deine Mutti weiß, dass Ihr diese Betäubungsmittel helfen. Sie möchte keine Schmerzen erleiden müssen.

Das Palliativteam hat gut und bedacht gehandelt, ihre Dosis nicht zu erhöhen und mir fiel bei Deinem Schreiben auch gleich ein, dass man ihr statt einer höheren Dosis Placebos geben könnte.
Besprecht es im Hospiz, ob das möglich ist oder welche anderen Möglichkeiten es gibt.

Sei den Ärzten nicht gram, sie sehen Deine Mutti in einem besseren Zustand, als er eigentlich ist. Erst durch die geringere Dosis konnten sie erkennen, dass weitere Therapien sie vielleicht einige Tage länger leben lassen.

Aber das Leben muss auch lebenswert sein. Auch in den letzten Tagen, Wochen, ...

Und wenn ihr allein das Schlucken einer Tablette ein besseres Gefühl gibt und die erfahrenen Begleiter das richtig finden, dann erleichtert Ihr ihr so das Leben.

Mit Eurem Vertrauen in die in jeder Lebensphase richtigen Partner habt Ihr Eurer Mama sehr geholfen.
Es war und ist alles richtig, was Ihr getan habt.
Zweifle jetzt nicht.
Geh zu ihr.
Es ist Deine Mama

KaSy

Mego13

Liebe Skiadler,

Es tut mir sehr leid, wenn ich lese, wie es Dir und Deiner Mutter mittlerweile geht.

Wie lange sehen die Klinikärzte Deine Mutter? 5,10, 15, 20, im besten Fall 30 Minuten. Das ist nicht die Schuld der Ärzte, es ist ein eng getakteter Arbeitsalltag, der aufgrund des Personalmangels nicht anders funktioniert. Wie gut kann man mit dieser Momentaufnahme einen Patienten einschätzen? Tatsächlich sein Schmerzlevel einschätzen, egal wie sehr ich helfen möchte?

Warum sollen sich die Ärzte des SAPV-Teams mit der Schmerzmedikation täuschen. Sie sind auf diesem Gebiet die Experten, sie haben die Erfahrung und schauen ausschließlich auf die Bedürfnisse des Patienten, dessen Wahrnehmung und dessen Körpergefühl.

Hat Deine Mutter bereits eine Chemo bekommen? Dann sind Ganzkörperschmerzen durchaus vorstellbar auch noch lange Zeit nach der Chemo?

Der Körper hat ein starkes Schmerzgedächtnis, wenn Schmerzen nicht gelindert oder ernst genommen werden, kann es sein, dass er immer stärker reagiert.
Placebo? Was sagt das Hospiz dazu? Was das Palliativteam.

Auf dem Gebiet der Kommunikation von Menschen mit Demenz ist bekannt, dass deren Schmerzwahrnehmung und -artikulation noch vor 20 Jahren zu wenig ernst genommen wurden. Auch heute ist dies teils noch der Fall. Es ist immer schwer eine neurologische Erkrankung mit der anderen zu vergleichen.
Dennoch ist es so, dass nur Du liebevoll für die "subjektiven" Bedürfnisse Deiner Mutter eintreten kannst?

Was sagt die muskuläre Körperspannung Deiner Mutter, was sagen Ihre Augen?

Wenn Du glaubst, dass man die Nerven Deiner Mutter beruhigen sollte, gibt es in Hospizen weitaus bessere und liebevollere Möglichkeiten als Placebos: Klangtherapie, Reflexzonenmassagen, Snoezeln, Erzähltherapie, um nur einige zu nennen.

Falls Du wirklich über Placebos nachdenkst, lass Dich sehr, sehr gut beraten. Ich lächel Dir ganz sanft zu und möchte nicht belehrend klingen. Ich habe großen Respekt davor, wie sehr Du Dich für Deine Mutter einsetzt. Wer hier von uns schon einmal Ganzkörper- oder Knochenschmerzen erleben "durfte", wird sich bestimmt eine starke Schmerzlinderung wünschen.

Alles Liebe
Mego

SkiAdler

Vielen Dank Mego
Vielen Dank KaSy

Ich weiß eure Worte sehr zu schätzen und habe in meinen zerstreuten Gedanken durch eure Worte wieder einen klareren Weg gefunden.

Der Gedanke Placebo kam mir ganz spontan beim ganzen Lesen im Internet. An die Ärzte habe ich es noch nicht rangetragen.

Ich werde mich heute auf den Weg in Hospiz machen, nun aber mit einem etwas beruhigterem Gefühl !

Danke !

Ich melde mich sicher nach dem Besuch noch einmal .

Mirli

Hallo Skiadler,
mir macht das Angst, wenn ich mal in diese Lage kommen sollte, palliative Betreuung zu brauchen. Bisher habe ich immer gesagt, dass ich in letzter Konsequenz in ein Hospiz gehen werde, da dort alles für mich getan wird, und, dass ich in den letzten Tagen/Wochen dort auf gar keinen Fall unter Schmerzen leiden werde müssen.

Palliative Medizin hat die Aufgabe, Schmerzen zu nehmen und die Lebensqualität zu erhalten. Die Nerven sind unter Schmerzen unerträglich angespannt und benötigen dringend eine (medikamentösen) Zusatz-Therapie. Sie leidet an einem Glioblastom!
Bei mir steigt gerade Panik auf, dass man dort womöglich Placebos gereicht bekommt. Das will ich für mich nicht! Sondern wirksame Medikamente, einen Medikamenten-Hammer und wenn es gar nicht mehr anders geht Sedierung.
Es gibt immer eine Alternative, als Schmerzen zu erleiden, ansonsten ist ein Hospiz kein Hospiz.
Alles, alles Gute
Gruß Mirli

fasulia

@skiadler
das Mittel dass du benennst ist ein starkes Schmerzmittel, das als Nebenwirkung, wie alle Opioide eine Abhängigkeit ( daher auch die Aggressivität ) erzeugt und bei Reduktion der Dosis oder bei Ersatz durch Placebos starke! Entzugssymptome auslöst.
Eine Reduktion der Dosis muss ärztlicherseits gut begleitet werden.

fasulia

@Mirli
ich glaube deine Sorge ist unbegründet, ich kann zwar nicht für alle Hospize sprechen, aber dort arbeiten speziell ausgebildete Pflegekräfte, die insbesondere in der Schmerztherapie gut geschult sind und da würde keine Opiode durch Placebos ersetzen

KaSy

Habe ich das falsch verstanden?

Skiadler schrieb doch folgendes:
"Meine Mutter verlangt bewusst seit 3 Monaten immer mehr davon. Die tägl Dosis ist geblieben, bei "Bedarf" bekommt sie eine "Akut" dazu. Diese hat sie max. 1-2 Mal am Tag genommen."

Daraus habe ich entnommen, dass die vom Palliativteam verordnete Dosis drei Monate lang (nahezu) immer gleich blieb, obwohl ihre Mutter immer mehr verlangte.
Bedeutet das nicht, dass diese Dosis medizinisch gegen die Schmerzen ausreicht, aber psychisch nicht?
Die Psyche spielt eine große Rolle für das gesamte Wohlbefinden.
Wenn die Mutti von Skiadler mehr als die festgelegte Dosis haben möchte, dann kann man ihr meines Erachtens Placebos geben, anstatt ihr noch mehr von diesem BTM (Betäubungsmittel) zu geben.
Die Psyche würde diese Placebos mit dem Effekt der Schmerzlinderung koppeln.
Die nächste Tablette wäre dann wieder die BTM-Tablette.

Diese Placebos können Tabletten sein, die keine Wirksamkeit haben oder sogar nützlich sein können.

Die Erfahrung, die ich mit Kindern in Ferienlagern gemacht habe, ist dabei nicht so sehr weit hergeholt. Es gibt dort immer mal wieder Kinder, die unter Heimweh leiden. Wenn man es in der Gruppe oder als Betreuer nicht geschafft hat, das Kind zu beruhigen, wurde es zu unserer Krankenschwester gebracht. Sie sprach mit dem Kind und gab ihm eine "Heimwehtablette". Das Ergebnis war verblüffend. Die Tablette, die in Wirklichkeit nur Vitamine oder Traubenzucker enthielt, beseitigte das Heimweh fast sofort.
(Natürlich haben wir das nie verraten.)
Man sollte den Placebo-Effekt wirklich nicht unterschätzen.

Natürlich kann es auch viele andere Möglichkeiten geben, ob für Kinder im Ferienlager oder für Schwerkranke zu Hause oder im Hospiz.

Aber wenn alle Versuche nicht helfen, sind Placebos eine mögliche Methode, um nicht mit einer zu hohen BTM-Dosis Schaden anzurichten (oder die Kinder von den Eltern aus dem Ferienlager abholen zu lassen).

KaSy

Mirli

Hallo fasulia,
wer bist du, also ich meine in deiner Funktion/Tätigkeit? Arbeitest du gar in einem Hospiz?
Ich finde das Thema "Placebo im Hospiz" hoch brisant. Wer gibt mir die Garantie, dass nicht ein Dritter festlegt, die Person X sollte Placebo statt wirksamer Medikamente bekommen. Placebo hat keine Wirksamkeit, wissen die Patienten das eigentlich vorher, wie bei Homöopathie, dass sie sowas bekommen? Ich wusste die Möglichkeit der Verabreichung bisher nicht.

Schmerzen zu haben, bevor man gehen kann, ist eine der schlimmsten Vorstellungen, die ich habe. Wer jemals in seinem Leben z.B. Trigeminusschmerz hatte, kann es verstehen. Für meine Psyche möchte ich auch keine Placebos, wenn ich aggressiv und wütend, wie SkiAdlers Mutter, bin.
Da wird mir tatsächlich heiß und kalt zugleich. Finde gut, dass dieses Thema hier das Licht der Welt erblickte. Morgen werde ich in meiner Patientenverfügung explizit Placebos generell ausschließen, soweit hatte ich bis jetzt noch gar nicht gedacht.
Gruß Mirli

Prof. Mursch

Vor der Gabe von Placebos in der Behandlung mit Opioiden kann man nur warnen! Der Patient kennt die Wirkung und merkt, wenn sie ausbleibt.
Außerdem: welch ein Vertrauensbruch!
Wenn im Rahmen einer palliativen Behandlung Opioide regelmäßig gegeben wurden, macht es wenig Sinn einen Entzug zu beginnen. Dafür benötigt man schon gute Argumente wie schwere Nebenwirkungen.


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Mego13

Liebe Mirli,

ich möchte mich fasulia anschließen. Die Hospizmitarbeiter, die ich während meiner Arbeit kennenlernen durfte, waren stets sehr besondere und empathische Menschen, die durch die langjährige Begleitung Schwerkranker sehr weit davon entfernt waren, Menschen in dieser Lebensphase anstatt echter Medikamente Placebos zuzumuten und diese auch noch mit einem Entzug zu belasten. Für diese war Lebensqualität und Erleichterung der letzten Tage, Wochen, Monate selbstverständlich.
Eine Freundin von mir musste vor drei Jahren ihre Mutter ins Hospiz bringen, die erst Mitte 60 war. Die Beiden wurden dort so liebevoll und sorgend begleitet, dass sie noch heute Veranstaltungen besucht und Sachspenden für die Einrichtung sammelt.
Natürlich kann niemand etwas versprechen, meine Einschätzung deckt sich trotzdem mit Fasulias.

LG
Mego

Mirli

Ich habe als Kind im Sportunterricht beim Völkerballspiel mir den kleinen Finger verletzt. Im Lehrerzimmer bekam ich von einer Lehrerin Tropfen, die die Schmerzen verschwinden lassen sollten. Das passierte natürlich nicht und mein Vertrauen in Medizin sowie in Lehrerinnen ist bis heute gestört. Mein Finger war gebrochen und ich hatte tagelang höllische Schmerzen, da er nicht medizinisch versorgt wurde.
Vertrauensbruch ist die zutreffende Bezeichnung, nicht nur auf der Palliativstation/Hospiz.
Gruß Mirli

KaSy

Da es hier ein Verständnisproblem gibt, nehme ich alle meine Aussagen zur psychischen Wirkung von Placebos statt einer schädlichen Überdosierung mit BTM zurück.
KaSy

SkiAdler

Um mal den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Offnsichtlich bin ich hier falsch verstanden worden und die Auffassung von Mensch zu Mensch ist verschieden.

Ich habe weder gesagt, dass WIR Placebos geben werden, noch, dass das Hospiz welche gibt.

Dann könnten wir hier auch Diskutieren ob Homöopatie sinnvoll ist.

Ich begleite meine Mutter seit dieser Zeit und habe mich lediglich kurz gefragt, ob das Verlangen nach Tabletten rein psychischer Natur ist.

Wenn das so wäre, dann hätte man wenigstens die Leber und anderen Organe vor den Nebenwirkungen der Schmerzmittel schützen können.
Das war mein Gedanke.

Ich bin ohnehin mit der Situaion überfordert meine Mutter so leiden zu sehen. Werde garantiert nichts unternehmen was ihr schaden könnte!

Ich versuche nur verzweifelt nach ein paar Strohhalmen zu greifen.

Eigentich wollte ich nur meine Verzweiflung darstellen!

Mego13

Liebe Skiadler,

Die Sorge um Deine Mutter liest man in jedem Deiner Worte. Ich glaube nicht, dass hier jemand Deine Worte missverstanden hat.
Ich wünsche Dir, dass Dir jemand nach dem heutigen Tag und dem Gang zum Hospiz zur Seite steht.

Alles Liebe

Mego

Mirli

Liebe Skiadler,
das sollte auch keine Anklage sein, der Professor hat es ja womöglich auch anders verstanden, entnehme ich seiner Antwort? Ich war nur total erschrocken über den Gedanken Placebo.

Wenn man sich hier schriftlich austauscht, kann man immer was fehlinterpretieren, sonst müsste man ja ewige Erklärungen schreiben. Wir diskutieren doch hier nur, es soll fair sein, auch wenn man mal missverständlich schreibt oder versteht oder es hitzig zugeht.

Wir sind alle Betroffene und sollten schon deswegen füreinander Verständnis aufbringen. Wenn wir das nicht schaffen, welcher Außenstehende dann? Und es soll niemand sich auf die Füße getreten fühlen. Manche Themen sind nun mal emotional belastet. Es soll jeder einen Nutzen aus diesem gemeinsamen Austausch ziehen.

Wenn man den Text von KaSy noch mal liest und ihre spätere Ergänzung dazu, kann man auch nachvollziehen, wie sie es eigentlich genau meinte. Deswegen muss niemand seinen Text zurücknehmen. Es ist auch ein Meinungs-und Erfahrungsaustausch und ich verstehe sie und akzeptiere ihre Meinung. Man kommt durch unseren Diskurs auch auf neue Ideen.

Ich verstehe deinen Griff nach einem Strohhalm.

Wobei ich glaube, dass man die schädliche Nebenwirkung des Medikaments eines Hospizpatienten durch evtl. zu hohe Dosierung vernachlässigen kann.
Gruß Mirli

Prof. Mursch

Ich habe den Beitrag von KaSy kommentiert.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

KaSy

Sehr geehrter Prof. Mursch,
Ich hatte weder vom Ersatz der BTM durch Placebos noch von einem Entzug geschrieben.
Ich hatte genau das beschrieben, was Skiadler zu Beginn und auch jetzt meinte.
Es waren die Klinikärzte, die die BTM herunterdosiert haben und im Hospiz wurden keine Placebos statt BTM gegeben.

Wegen dieser Verständnisprobleme, die zu dieser angstvollen Diskussion führten, habe ich meine Aussagen öffentlich zurückgenommen.

Im übrigen weiß ich sehr gut, was Über- und Unterdosierung sowie das Verschweigen der wochenlangen Gabe von BTM bedeutet.

KaSy

SkiAdler

Guten Morgen !

Es sind in den letzten Tagen viel Eindrücke und Emotionen geballt aufeinender getroffen. Alles muss verarbeitet werden.
Danke für klare Worte, manchmal schwer sie zu verarbeiten.

Ich war gestern im Hospiz. Für mich das erste Mal sowas zu erleben.
Ich bin das erste Mal seit dieser Krankheit am Boden zerstört und mir schwindet jede Hoffnung. Verzweifung, Trauer und Wut machen sich breit.

Wenn ich die Einnahme und die Wirkung von Oxycodon lese, dann erschließt sich mir der Prozess der Abhängigkeit. Dann erklären sich mir auch die Nebenwirkungen und die daraus erschienen Entzugserscheinungen.
Die genauso beschrieben werden wie es meiner Mutter seit ca. Weihnachten ging.

Mir muss nur jemand mal den Nutzen des Entzugs nach dieser OP u. bei der Körperverfassung erklären.
Ich hätte mich auch gegen eine OP entschieden, aber es war die Entscheidung meiner Eltern, die ich selbstverständlich respektiert habe.

Die Woche vor der OP war sie noch Zuhause und konnte gehen und reden.

Aber sie jetzt so zu sehen, mit den Worten "Ich will nicht mehr leben" , das zwerreißt mir das Herz.

Ist es überhaupt möglich sich nochmal etwas! zu erholen?

Vielleicht ist ja auch bei dieser Krankheit alles so üblich, nur woher sollten wir sowas wissen um sich drauf vorzubereiten.

Man ist ja mit all seinem Handeln und den Entschediungen voll auf die Ärzte und das Vertrauen angewiesen und das in Bezug auf ein Menschenleben.

Hier geht es nicht um die Entscheidung : gehe ich aufs Gymnasium oder die Realschule?

Da möchte ich mich einfach nur gründlich informieren um meine Gedanken ordnen zu können.

Ich wünsche trotz allem einen schönen Sonntag und vielleicht kommen ja heut noch ein paar Sonnenstrahlen hervor.

Danke - SkiAdler

Mirli

Liebe Skiadler,
zuerst nur zum Verständnis: "Mir muss nur jemand mal den Nutzen des Entzugs nach dieser OP u. bei der Körperverfassung erklären."
Wir sprechen hier nicht über Entzug sondern Reduzierung?
Die könnte vielleicht im Zusammenspiel mit der erneuten OP notwendig gewesen sein?

Ich glaube, deine Mutter befindet sich bereits im Sterbeprozess und deine Vorstellung, sie im Rollstuhl mit hinauszunehmen zu den Pferden auf die Wiese, ist ein unheimlich schönes Bild. Behalte es im Kopf!

Man hätte ihr womöglich die dritte OP nicht mehr zumuten sollen, und hier muss ich mal einen Satz von KaSy klauen: "Aber das Leben muss auch lebenswert sein. Auch in den letzten Tagen, Wochen, ..."

Du hast noch die Möglichkeit "Tschüss" zu sagen. Meine Mutter starb in dem Jahr, als mein Hirntumor diagnostiziert wurde. Da war ich 38. Im Herbst, als sie allein in ihrer Wohnung plötzlich starb mit 73, war mir kein Tschüss-Sagen mehr vergönnt. Ich musste dann meinem andernorts lebenden Bruder, der zehn Jahre älter ist als ich, auch noch die Mitteilung telefonisch überbringen. Gern hätte ich mich von meiner Mutter verabschiedet, da Tage voraus ein kleiner Streit stattfand. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war immer recht angespannt. Sie hatte es nicht leicht im Leben, selbst Krebskrank, war alleinerziehend mit drei Kindern.

Im Trösten bin ich nicht besonders gut. Wenn ich traurig bin, dann höre ich passend dazu traurige Musik. Je melancholischer umso besser. Ich möchte dann, dass es richtig weh tut und versinke gern mal im Selbstmitleid - danach geht es wieder bergauf. (Empfehlen kann ich dir Songs von Cat Stevens oder Rio Reiser (Für immer und Dich) oder aber mein Lieblingssong von Dirk Michaelis (Fischlein unterm Eis). Denn so fühlt man sich zuweilen, wie ein Fischlein unterm Eis. Findest du alles unter dem Video-Kanal mit der liebevollen Bezeichnung für die Londoner U-Bahn (Y..Tube)

Alles Gute für dich und deine Mutter!
Gruß Mirli

KaSy

Liebe Skiadler,
Es lohnt nicht, darüber nachzudenken, ob es richtig oder falsch war, dass Deine Mutti noch einmal operiert wurde. Es wurde von Deinem Vati oder beiden gemeinsam entschieden, dass sie das Angebot der Ärzte annehmen.

Die Frage nach der Verringerung der Dosierung des BTM durch die Ärzte der Klinik ist jetzt für Deine Mutti und für Dich wichtig.

Die Dosierung des BTM wurde erst nach der OP herabgesetzt. Das verstehe ich. Denn wenn schon ein "starkes Schmerzmittel" wirkt, dann muss und kann der Anästhesist die Narkose- und Scvmerz- und sonstigen Mittel anders dosieren, also in einer geringeren Dosis.

Ob der Anästhesist oder die Neurochirurgen oder ein Team gemeinsam entschieden hat, die BTM-Dosierung nach der OP herabzusetzen oder sogar auszusetzen, weiß ich nicht. Verstehen könnte ich es nur dann, wenn sie das SAPV-Team hinzugezogen hätten. Es hat Deine Mutti zu Hause seit Monaten begleitet und wusste und weiß, welche BTM-Dosis für Deine Mutti optimal war, so dass es für sie gut war. Sie haben eine höhere Dosierung nicht vorgenommen, selbst als Deine Mutti danach verlangte. Aber sie haben ihr statt dessen zwischendurch "Akut-Tabletten" gegeben. Ich bin mir recht sicher, dass diese Akut-Tabletten kein BTM enthielten, sondern andere Mittel, die weniger schädlich sind.

Mir stellt sich tatsächlich dieselbe Frage, wie sie Prof. Mursch äußerte, nämlich, wie haben es die Ärzte aus der Klinik begleitet bzw. in welcher Form haben sie den weiter behandelnden Ärzten zu Hause (Hausarzt und SAPV-Team) und dem Hospiz die Begleitung bei dem vollständigen oder teilweisen "Entzug" übergeben?

Vielleicht weiß es Dein Vater. Bestimmt sollten der Hausarzt oder das SAPV-Team, aber ganz sicher der Hospizarzt darüber Auskunft geben können. Du brauchst diese Klarheit.

Deine Mutti braucht eine gute "Rundumbetreuung" mit für sie angenehmen Möglichkeiten. Dabei könnte eine Neueinstellung dieses BTM oder die Gabe eines anderen Mittels durch das Hospiz sinnvoll werden.

Schau öfter bei Deiner Mutti vorbei. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ihre momentan schlechtere Situation noch eine OP-Folge ist, aber es ist auch möglich, dass sie auf ihrem letzten Weg ist. In jedem Falle braucht sie Dich und Du sie.

KaSy

PS:
Weißt Du eigentlich, wer die Verlegung Deiner Mutti in das Hospiz befürwortet und organisiert hat? Könnte es eine gemeinsame Entscheidung Deiner Eltern gewesen sein, weil es für Deinen Vati zu schwer wurde?

SkiAdler

Hallo KaSy

Vielen Dank für deine Worte !

ICh habe das Gefühl du verstehst mich gut und du findest immer die richtigen tröstenden Worte für mich.

Du hast recht mit der Aussage, das die Entscheidung Hospiz mit den Ärtzen und meinem Vater getroffen wurde. Weil er es sich Zuhause verständlicherweise nicht mehr zugetraut hat.

Schwer ist es, dass die momentane Wesensveränderung so stark ist, dass es schwer fällt damit umzugehen.

Wiederholtes lautes Schreien, Wutanfälle und ständig redet sie von einem Mann der ihr was antut. Der immer da ist, wenn wir nicht im Zimmer sind.

Das bereitet einem schon Gänsehaut. Man denkt immer, man hat mit dieser Krankheit schon das schlimmste mitgemacht, aber die Betreuer hier vor Ort sagen, dass Schlimmste kommt noch.

Ich bin da für sie , sitze neben ihr. Würde ihr so gern die Hand halten , nur jede Berühung tut ihr weh und sie schreit.

Einem bleibt nur das "einfach Dasein!"

Nochmal DANKE an deine tolle Art und die sanften und doch klaren Worte

Lieber Gruß
SkiAdler

KaSy

Liebe Skiadler,
Kannst Du Deiner Mama, die es trotz der Wesensveränderung immer bleibt, etwas von früher erzählen oder ihr etwas vorlesen?
Es ist so wichtig, dass die schönen Erinnerungen die schlimmen Wirkungen des Tumors und dessen Therapie für sie und vor allem für Dich immer überwiegen.

Sei für sie da.
(Dann ist auch der "böse Mann, der ihr etwas antut", weg.)

Aber sprich auch mit den guten Helfern im Hospiz. Es darf nicht sein, dass bei Dir jetzt diese Aussage "Das Schlimmste kommt noch", überwiegt. Auch Du musst beruhigt werden, dass im Hospiz alles für sie getan wird, damit es ihr gut geht, selbst wenn (und gerade weil) es momentan anders erscheint.
Sei stark für Euch beide!
KaSy

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