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Thema: Anaplastisches Astocytom Grad 3

Anaplastisches Astocytom Grad 3
Klaus[a]
26.11.2005 20:15:42
Hallo,
nachdem bei meiner Schwester dieser Tumor entfernt wurde und eine Bestrahlung angeschlossen und abgeschlossen wurde , ergab das MRT ,das noch zwei weisse Punkte zu sehen sind . Die Ärzte sagten ,das es sich um nicht entferntes Tumorgewebe handelt (wir hoffen das es kein neues wachsendes Tumorgewebe ist).Nun wurde ihr geraten eine PCV Chemo zu nehmen.Wer kann uns mitteilen wie so eine PCV Chemo wirkt und wie verträglich so was ist und gibt es noch etwa andere Therapien bei einem anaplastischen Astrocytom Grad 3 und wie sollen die Kontroll MRT zeitlich gesetzt werden alle 3 oder 6 Monate?
Danke und liebe Grüsse
Klaus
Klaus[a]
Gabriele[a]
27.11.2005 14:17:44
Hallo Klaus,

Die Chemo PCV gehört zu den Standardtherapien in der Behandlung von malignen Astrozytomen und hat eine über Studien nachgewiesene gute Ansprechrate (dennoch leider weit unter 50 %). Ein darin enthaltener Wirkstoff ist ein sog. Nitroseharnstoff. Ein anderer Wirkstoff ist Vincristin, das für die am meisten unangenehmen Nebenwirkungen verantwortlich ist. In manchen Kliniken wird deshalb ohne Vincristin gegeben. Die Erfahrungen mit diesem Schema sind glaube ich noch nicht sehr groß. Eine andere Standard Chemo ist ACNU/VM 26, die ebenfalls einen Nitroseharnstoff enthält aber wesentlich besser verträglich ist. Die Ansprechraten sind mindestens so gut wie bei PCV. Zwischenzeitlich ebenfalls zu den Standardtherapien gehört Temodal(Temozolomid), die in neusten Studien bereits parallel zur Bestrahlung verabreicht wurde mit ersten sehr guten Ergebnissen, was die rezidivfreie oder progressfreie Zeit anbelangt. Leider ist die Bestrahlung ja schon beendet.Ob Temodal oder eine chemo mit einem Nitroseharnstoff als first- oder secondline Therapie vorteilhafter ist, kann bislang noch nicht gesagt werden. Temodal ist ausgesprochen gut verträglich und kann als Tabletten eingenommen werden, auch über lange Zeit, was bei den Nitroseharnstoffen meist nicht der Fall ist, da sie das Knochenmark verändern. Zur Zeit gibt es eine ganz neue Studie, in der eine Chemo mit einem Nitroseharnstoff kombiniert wird mit Chloroquine einem Malariamittel. Die soll nach ersten nicht gesicherten Kenntnissen wesentlich bessere Ergebnisse liefern als nur die Standardchemo. In die Studie kommt man aber nur rein, wenn zuvor keine Chemo mit einem Nitroseharnstoff gemacht wurde. Das würde für Temodal als firstline Chemo sprechen. Wenn die Bestrahlung schon abgeschlossen ist, dann wäre es eine Überlegung wert ob stattdessen die Temodal Therapie mit Hyperthermie komb. wird. Lt. einem Vortrag in Hannover sind die Ergebnisse von Temodal mit Hyperthermie ebenfalls besser als die ohne.
Info kann telefonisch im Grönemeyer Institut in Bochum eingeholt werden. Zu Chloroquine Dr. Giese der ebenfalls das letzte Mal in Hannover war.

Alles Gute

Gabriele
Gabriele[a]
Klaus[a]
27.11.2005 20:21:40
Hallo Gabriele
vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe auch schon einiges über diese kombinierte ( Bestrahlung und Chemo ) Art der Behandlung gehört.Aber bei meiner Schwester ist ja die Bestrahlung schon abgeschlossen,sodas nur noch die einzel Chemo folgen soll.Die Ärzte sagen das zuerst die PCV dann wohl als aggressivere Chemo eine Temozolomid Behandlung in Frage kommt . Wir sind da ganz schön verunsichert das Vertrauen haben wir schon aber je weiter wir uns informieren desto schwieriger fällt uns eine Entscheidung.Kann denn eine Kombination mit bestrahlung und Chemo noch mal,nach einiger zeit , wiederholt werden.Oder gibt es da einen festen Ablauf oder Reihenfolge die eingehalten werden muss?
Vielen Dank von uns
Klaus
Klaus[a]
Gabriele[a]
27.11.2005 20:54:24
Hallo Klaus,

in der Regel kann man nur eine konventionelle fraktionierte Bestrahlung mit 60 Gy erhalten. Die Temozolomid Behandlung ist nicht die aggressivere im Vergleich zu PCV, weder was die Nebenwirkungen noch was die Wirkung betrifft. Ich glaube eher, dass die behandelnde Klinik die konventionelle Reihenfolge der Therapien anbietet. Bestrahlung dann PCV und wenn dann ein Rezidiv oder Progress beobachtet wird, dann als 3. Therapie Temozolomid und dann ist man in manchen Kliniken schon austherapiert. Die Behandlungsfolge ist erprobt und bewiesenermaßen oft wirksam. Man erreicht damit mit Glück die durchschnittliche mediane Überlebenszeit. Will man mehr, dann ist meine Meinung und die von vielen in der Liste, muß man mehr machen und damit vielleicht mehr riskieren. Man ist sich z.B. nicht sicher ob PCV oder ACNU/VM 26 nach einer Temozolomid Therapie noch die gleich hohe Ansprechrate hat. Man weiß aber zwischenzeitlich auch, dass Temodal parallel zur Bestrahlung (und damit vor einer Chemo mit Nitroseharnstoff) eine längere rezidivfreie oder progressfreie Zeit hat. Bei Meinem Mann hatte Temodal obwohl als secondline Chemo verabreicht keine Wirkung. Ich persönlich würde Temodal als firstline vorziehen, da es in vielen Fällen das Rückenmark weniger schädigt und damit, wenn es wirkt vielleicht als Langzeitchemo verabreicht werden kann( wovon man auch noch nicht weiß, ob die wirklich sinnvoll ist), das kann man in der Regel bei bereits vorgeschädigtem Rückenmark nicht mehr. Ebenso kann Gleevec/Litalir vielleicht noch als Langzeitherapie gegeben werden. Da diese Wirkstoffe aber auch auf Blutbild gehen, funktioniert das auch nur noch bei im Voraus Intaktem. Dazu würde ich mir nicht die Chance nehmen, die Komb. mit Chloroquine, die höchst interessante erste Erfolge aufweisen kann. Bei einem Astro III hat man mit Glück ggf. viele Jahre und in denen kann sich noch einiges tun.

Alles Gute Gabriele
Gabriele[a]
Christine[a]
28.11.2005 16:17:05
Hallo Klaus
mein Mann hat ein GBM - dx 11.04, OP und danach in Dec 04 Bestrahlung bis 58Gy (2x täglich 3 Wochen lang)- anschließend Temozolomid, täglich niedrigdosiert + celebrex.

Es ging ihm sehr gut dabei. In Oct. 05 wurde ein Rezidiv festgestellt in Nov. folgt erneut eine Resektion. Ab diese Woche fängt er wieder eine neue Behandlung an d.h. wieder Bestrahlung bis ( möglichst) voller Dosis und parallel dazu Gleevec - nach der erneute Bestrahlung soll er weiter Gleevec täglich nehmen.

Also die Re-bestrahlung + Chemo scheint ´nach einige Zeit´ möglich zu sein - wir werden jetzt jedenfalls unsere Erfahrungen damit machen. Uns ist erklärt worden dass mindestens 6 Monaten zwischen beide Bestrahlungstherapien sein müssen. Bei alledem muss ich noch sagen dass es mein Mann weiterhin gut geht!

Vielleicht hat dies weiter geholfen.
Viele Grüße
Christine
Christine[a]
Klaus[a]
29.11.2005 18:50:26
Hallo Gabriele Hallo Christine
vielen Dank für eure antworten.

Noch einen dicken Dank an Gabriele. Du hast mir schon einige male meine Fragen so erklärt das ich langsam einen Einblick in die Materie bekommen . Das ist für uns sehr wertvoll und nicht immer selbstverständlich ,das ein
"Fremder" einem anderem "Fremden" so Auskunft gibt.
Bei meiner Schwester wird nun die wohl konventionelle Reihenfolge der Therapien eingeleitet,das heißt sie wir die PCV Behandlung bekommen.
Wir hätten wohl ablehnen können aber was dann? Für mich bedeutet das nun Ordner anlegen und die Materie versuchen zu verstehen und hoffen das ich hier im Forum weiter auf so nette Menschen treffe wie Gabriele.
dannke Klaus meine Schwester und unser Familienanhang
Klaus[a]
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