Zustand nach Op und Bestrahlung eines anaplastischen Meningeoms Typ 3 WHO
Hallo,
heute finde ich endlich den Mut, hier meine Geschichte aufzuschreiben!
Ich habe als Beifahrer 2 schwere Autounfälle überlebt. Beim ersten war meine li. Gesichtshälfte betroffen - Abriß des Ohrs mit Ausriß des Gehörganges, Freilegung des Kiefers, Trigeminus - Nerv zerrissen. Beim 2. Unfall war die HWS betroffen. Rückenmark gequetscht. Aber ich hatte beide Male einen Schutzengel und sehr gute Ärzte.
Im Januar 2007 wurde dann bei mir ein Meningeom (9x4x2cm) li. parietal diagnostiziert. Op im Februar 2007. Am Jahresende 2007 wurde ein Rezidiv (Typ3 WHO) gefunden. Op im Februar 2008, Strahlentherapie im Juni/Juli 2008, wobei ein noch vorhandener Rest erfolgreich verödet werden konnte.
Seitdem sind alle Kontroll - MRT unverändert.
Ich hatte mit zahlreichen Einschränkungen zu kämpfen, hab aber gelernt
damit umzugehen.
Mein größtes Problem sind schwere Kopfschmerzen, oftmals Trigeminusneuralgie und extreme Wetterfühligkeit. Während
der akuten Schmerzattacken bin ich körperlich sehr schwach und muß liegen. Im schlimmsten Fall 7-10 Tage, mehrmals pro Monat. Der Tinnitus ist dann besonders laut.
Ich bekomme ein Opioid, Antidepressiva, Carbamezepin und zwei andere
Medikamente zum Abfangen der Schmerzspitzen.
Eigentlich bin ich ein fröhlicher und optimistischer Mensch. Von der Tumorerkkrankung wollte ich mich nicht nicht unterkriegen lassen. Ich habe immer versucht, positiv zu denken. Natürlich gab es auch dunkle Stunden. Aber ich habe gelernt, mich an kleinen Dingen zu erfreuen und mich abzulenken.
Zu Beginn der Krankheit hat mich mein Mann verlassen. Das habe ich wahrscheinlich verdrängt.
Jetzt hat sich mein Allgemeinzustand verschlechtert. Ich habe oftmals keine Kraft zum Aufstehen und verkrieche mich zu Hause. Dazu kommt, dass seit der Bestrahlung meine linke Kopfseite fast völlig kahl geblieben ist. Wenn ich mich im Spiegel sehe, vergeht mir die Lust, vor die Tür zu gehen.
Ich habe Schlafstörungen und Panikattacken. Mir fehlen soziale Kontakte und Bewegung.
Es wurde eine schwere Depression diagnostiziert.
Jetzt erst, nach 9 Jahren, kommt der Schmerz wegen meines Mannes. Ich war zwar traurig, wenn meine Mitpatienten Besuch von ihren Liebsten bekamen. Doch ich hab versucht mich abzulenken. Leider arbeiten meine Kinder 600 km von zu Hause entfernt. Trotzdem haben sie mich so oft
wie möglich besucht und mich sehr unterstützt. Allerdings können sie mir nicht den Partner ersetzen, der mich mal in den Arm nimmt. Natürlich hat sich auch der Freundeskreis reduziert. Dafür weiß ich jetzt, auf wen ich wirklich zählen kann. Auch meine 3 Geschwister haben mich mehr oder weniger im Stich gelassen.
Der allerschlimmste Tiefschlag in dieser Zeit war der Tod meines Vaters! Er fehlt mir jeden Tag!
Momentan bin ich so richtig am Boden zerstört. Ich habe sogar Angst, dass ich wegen meines Zustandes den Tumor wieder aktiviere.
Das ist ganz schön viel Text, habe wirklich versucht es so kurz wie möglich zu formulieren.
Ich hab viele Beiträge im Forum gelesen. Es ist wunderbar, dass man sich mit Gleichgesinnten und -betroffenen austauschen kann. Das hat mir Mut gemacht, meine Geschichte aufzuschreiben.
Mir ist bewusst, dass hier im Forum Menschen mit viel schlimmeren Problemen sind!
Ich wünsche Euch Allen von ganzem Herzen viel Kraft und alles Gute!