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LunasWorld

Hallo zusammen,
ich bin neu hier als Angehörige/Freundin eines Patienten (Glio, Grad4, ED 09/2016). Es geht um meinen besten Freund, zu dem ich seit einigen Jahren einen sehr intensiven (vertrauensvollen) Kontakt habe. Nach der Diagnose haben wir auch viel gesprochen und geschrieben. Auf einmal ist der Kontakt abgebrochen. Allerdings kam heraus, daß dies auf "Weisung" seiner Lebensgefährtin hin geschah..... Sie schirmt ihn total ab, erlaubt keinerlei Kontakt, hat die Telefonnummern gesperrt, Facebook geblockt etc. und harte Drohungen ausgesprochen, sollten wir (Freunde) weiter Kontakt aufnehmen. Bei allem Verständnis dafür, daß auch sie eine sehr harte Zeit durchmacht, empfinde ich das Verhalten als extrem egoistisch. Nach allem was ich gelesen und auf dem Hirntumor Informationstag von Betroffenen selbst erfahren habe, sind soziale Kontakte sehr wichtig für die Patienten. Ich weiß leider nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll.... Eine Freundin sagte mir, ich soll die Situation akzeptieren, da ja auch unser Freund offensichtlich zulässt, daß sie ihn so abschirmt. Ich bin mir da allerdings nicht so sicher. Kann er noch eigene Entscheidungen treffen bzw. hat er durch die aktuelle Therapie (Radio/Chemo) vielleicht nicht die Kraft, sich mit seiner Lebensgefährtin "anzulegen"? Weiß er überhaupt davon? Ich vermute sogar, daß sie ihre Feldzüge ohne sein Wissen durchführt und er womöglich trauert, daß seine Freunde ihn vermutlich im Stich lassen? Eine sehr schwierige Situation, unter der ich sehr leide..... Blöd nur, daß sie offensichtlich Zugang zu all seinen Kommunikationsmitteln hat und alles kontrolliert.

Hat hier jemand Erfahrung mit einer solchen oder ähnlichen Situation?
Oder kann vielleicht jemand sagen, wie man als Patient in Therapie eventuell in einer solchen Situation fühlt und handelt???

Danke vorab für eure Gedanken!
Habt alle (Betroffene und Angehörige, Freunde und Familien) eine gute Weihnachtszeit!

LunasWorld

SpinEcho

Das klingt schrecklich.

Welche Art von "harten Drohungen" wurden denn ausgesprochen? Besonders, dass das von einer dritten Partei und nicht von dem Betroffenen selbst kommt, ist merkwürdig.

LunasWorld

Hallo SpinEcho,
ich habe ja in gewisser Weise Verständnis. Sie muss die Diagnose auch erstmal verkraften, so wie wir alle. Und dass man die womöglich kurze, gemeinsame verbleibende Zeit mit seinem Liebsten verbringen will, ist auch nachvollziehbar. Dennoch bin ich überzeugt davon, daß der Austausch mit weiteren geliebten Menschen wichtig für den Betroffenen sind. Es kann rein theoretisch auch sein, daß er selbst den Kontakt abgebrochen hat, aber alle, wirklich alle Zeichen stehen eben auf Manipulation. Ich will keine Eskalation, denn das bedeutet ja auch Belastung für den Betroffenen. Aber ich will auch nicht, daß er denkt, wir hätten ihn vergessen. Und ganz egoistisch gesehen will ich natürlich auch meinen Freund nicht verlieren!
Ich hoffe, hier Ratschlag zu finden, an wen man sich wenden kann, wie man mit dieser Ausnahmesituation fertig werden kann. Auch für uns Freunde ist das eine extreme psychische Belastung, so plötzlich von unserem Freund abgeschnitten zu sein. Vielleicht haben Angehörige ähnliches erlebt?

Telekomtoto

Hallo LunasWorld,
wenn es dein Freund ist, mach dir doch bitte vor Ort ein eigenes Bild davon.
Dann wirst du sehen was Sache ist . Wenn dein Freund irgendwann nicht mehr ist wirst du dich immer fragen was war wirklich. So findest du deine Antwort und kannst dann immer noch vor Ort entscheiden was du machst.
So würde ich es machen und hätte Klarheit.

Liebe Grüße Thomas

Smarty66

Hallo Luna
vielleicht denkt die Angehörige erst mal, daß dein Freund Ruhe und Zeit braucht, um dies alles zu verarbeiten und möchte ihn evt. deshalb "abschirmen".

Vielleicht ist eine Möglichkeit mit ihm Verbindung aufzunehmen, wenn du ihm schreibst und auch deine/eure Unterstützung anbietest und ihm so zu verstehen gibst, daß du zu ihm hälst. Eine andere Möglichkeit wäre, evt. über seine Eltern/Geschwister Kontakt mit ihm aufzunehmen bzw. daß sie ihm mitteilen, daß ihr auch für ihn da seid !
Freundschaft und Stütze in schweren Zeiten ist auch unglaublich wichtig.
Es gibt leider viele Bekannte - und auch Verwandte - die den Kontakt einfach, ich sag mal, einschlafen lassen, weil sie sich den Umgang mit den Kranken nicht zutrauen oder Angst haben, was falsch zu machen.

Ich finde es toll, daß du dir Sorgen um ihn machst und gerne mit ihm da durch gehen möchtest.

LG smarty


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Diagnose Glioblastom 7/14 links frontal - seit 11/14 durchgehend Chemo mit Temodal und seit 1/15 Methadon. MRT's sind bis jetzt stabil !

alma

Natürlich ist soziale Isolierung ungut.
Aber es ist eine allgemeine Aussage, die wohl jeder unterschreiben würde.
Wir kennen aber die Einzelheiten der hier Beteiligten nicht, ihre unterschiedlichen Sichtweisen. Welcher Art sind die harten Drohungen? Auf diese Frage hast du nicht geantwortet.
Auch kann ich mir von hier aus kein Bild machen, wie es deinem Freund derzeit geht. Was die Therapie gebracht hat, welche Nebenwirkungen auf-getreten sind oder wie er insgesamt mit der Krankheit umgeht.
Ich stelle mir vor, dass er noch unter Schock steht, denn die Diagnose ist ja gerade zwei Monate her. Man ist nicht mehr der-/dieselbe und das kann sich auf die sozialen Beziehungen auswirken. Unter Umständen zieht man sich zurück und schirmt sich radikal ab.
Ihr solltet einen Kompromiss mit seiner Frau suchen. Wenigstens eine Absprache treffen, dass ihr Nachricht darüber erhaltet, denn ohne ist es schwer auszuhalten. Es verstärkt die ohnehin schwierige Ungewissheit noch. Eine Frage der Menschlichkeit, dafür Verständnis zu haben.
Und wenn ihr keinen Zugang zu ihr findet, sucht euch eine Mittelsperson.

Gruß, Alma.

LunasWorld

Hallo zusammen, danke vorab an alle, die sich hier zu Wort melden!
Es ist tatsächlich nicht leicht, sich in die Situation einzufühlen. Egal was man sich überlegt, man denkt immer, man macht es falsch.
Vielleicht will er tatsächlich selbst keinen Kontakt.
Das ist zwar nach "normalen" Maßstäben extremst unwahrscheinlich, aber wir haben hier gerade eben keine normalen Umstände.
Sie verbietet uns JEDE Art der Kontaktaufnahme, daher sind hingehen, Emails schreiben etc. "eigentlich" nicht drin. Wir wollen ja wie gesagt jetzt erstmal keine direkte Eskalation. Sollte sich die Situation über die Zeit nicht beruhigen, werden wir natürlich trotzdem versuchen, irgendwie Kontakt aufzunehmen. Die Drohungen erfolgen über verschiedene Kanäle, SMS Terror etc. darauf sind wir bisher nicht eingegangen, da wir lieber irgendwann ein vernünftiges Gespräch führen wollen, als jetzt auf Attacken zu reagieren. Derzeit gilt "Wenn ihr Kontakt aufnehmt, lernt ihr mich kennen". Auf aufgeschlitzte Reifen am Auto etc. hat niemand Lust...
Wir werden wohl etwas abwarten müssen, für mich ist halt interessant, ob es noch mehr Menschen mit dieser Erfahrung gibt oder gab!
Herzlichst,
Luna

Estee

Hallo Luna,
ich vermute das ist da zwischen dir und Ihr was vorgefallen,
sonnt werde die Ehefrau nicht so reagieren.
Du musst einfach verstehen, dass Sie mit der Diagnose Ihres Mannes sehr überfordert ist und viel Arbeit damit hat.
Auch der kranke Ehemann um Leben kämpft. Sie pflegt Ihr Ehemann und kann bestimmen was da passiert.
Ich werde die Situation akzeptieren und sich zurückziehen.

LunasWorld

Hmmmm, das wirft ein ganz neues Licht auf die Situation. Du meinst also, es könnte etwas persönliches sein? Mir ist zwar nichts bewusst, aber der Gedanke ist interessant und würde einiges erklären.
Es tut gut, darüber zu sprechen. Danke!

alma

Hallo Luna,

eine Drohkulisse aufzubauen, zeugt nicht gerade von Verhandlungsbereit-schaft oder -fähigkeit.
Überrascht mich ziemlich, von so einem Verhalten zu hören. Der Anlass der Glioblastomerkrankung ist doch ein sehr trauriger.
Aber ich erinnere mich an einige wenige Beiträge aus dem Forum hier - am Kranken- oder Sterbebett kommt es gelegentlich zu Rangeleien (im übertragenen Sinn) zwischen Familienangehörigen. Dabei geht es um die Austragung alter Eifersüchteleien vor dem Hintergrund einer massiven Zeitverknappung. Man kann da nur raten, im Interesse des Erkrankten zu handeln und dafür zu sorgen, dass die letzte Zeit eine gute Zeit ist.
Aber wenn es auf das Ende zugeht, ist die Panik bei manchen groß. Verständlich in einer Situation, in der Korrekturen kaum noch möglich sind.

Mayla

Vielleicht gibt es die Möglichkeit mit einem Mediator, einen neutralen Vermittler (Gesprächspartner) Kontakt mit der Familie des Erkrankten oder ihm selbst aufzunehmen, um ein gemeinsames und klärendes Gespräch in die Wege zu leiten und dann auch zu führen.
Oft sind auch Pfarrer/Priester, oder ehrenamtl. Mitarbeiter.. verschiedener Religionen bereit bei der Kontaktaufnahme unterstützend mitzuhelfen.
Wichtig finde ich möglichst vorurteilsfrei in die Konfliktlösungssuche hineinzugehen (auch wenn die andere Seite es vlt. momentan nicht gut kann) und deine Hilfe und Unterstützung wie es dir möglich ist anzubieten.
Bei mir gibt es Phasen wo ich Gespräche/Besuche sehr gerne mag und manchmal will ich alleine sein die Stille und Ruhe einfach genießen, ich habe alle darum gebeten sich vorher zu melden und dann sage ich ehrlich wonach es mir gerade ist, eine Absage ist nie persönlich gemeint, sondern immer situationsbedingt. Das verlangt auch viel Verständnis von Freunden, war bisher aber noch nie ein Problem.
Ich wünsch euch alles Gute Mayla

alma

Helfen könnte auch eine Krebsberatungsstelle für Angehörige.

SpinEcho

> Dabei geht es um die Austragung alter Eifersüchteleien vor dem Hintergrund einer massiven Zeitverknappung.

Es kann nicht nur um eifersüchtige Befindlichkeiten gehen, sondern um handfeste finanzielle Vorteile, z.B. wer an welcher Stelle im Testament erwähnt wird.

Ja, das klingt vielleicht hart, aber es kommt vor.

alma

Möglich, steht aber bei meinen Deutungen nicht an erster Stelle.
Nebenbei: finanzielle Vorteile unterliegen ja auch Eifersucht und Neid.

Justina

Hallo LunasWorld,
Ich fürchte, ich habe meinen Mann auch eine zeitlang "abgeschirmt". Hoffentlich habe ich niemanden so vor den Kopf gestoßen wie es dir passiert.
Der Grund war: mein Mann fühlte sich überrannt vom Besuch, fand keine Ruhe mehr, hat aus Höflichkeit aber nichts gesagt. Ausserdem war bei uns der erste Schock durch, wir rangen um Normalität und Alltag und kamen mit dem Entsetzen der Freunde über die Krankheit nicht klar. Es hat ihn jedesmal wieder runtergerissen.
Inzwischen spreche ich seine Freunde und Bekannte bewußt an, uns zu besuchen. Wenn es ihm zuviel wird, schläft er eh ein. Wir wissen ja nicht, wieviel Zeit noch bleibt. Ich möchte von niemandem den Vorwurf bekommen, ich hätte ihn "abgeschirmt".
LG, Justina

LunasWorld

Hallo Justina,
das klingt vollkommen nachvollziehbar, und ihr hättet mein vollstes Verständnis. Wenn mir jemand sagt "bitte lasst uns eine Weile in Ruhe, wir melden uns, wenn wir Kontakt wünschen" dann verstehe und akzeptiere ich das. Was ich nicht verstehe, sind die komplette Kommunikationssperre und die Drohungen.

@SpinEcho: Das mit den Streitigkeiten ums Geld ist ja absolut schrecklich!
Ich kann nur hoffen, dass das allen hier erspart bleibt!
Ich bin entsetzt darüber, wie wenig sich die Menschen zusammenreissen und fokussieren !

LG, Luna

Estee

Hallo Justina, kann es sein ,möglich hast Du die vorherige Signale der Abneigung der Ehefrau nicht beachtet?
So wurde der Kontakt der Ehefrau zu dir drastisch beendet.
Zittat:" Kranke fühlte sich überrannt vom Besuch, fand keine Ruhe mehr, aus Höflichkeit aber nichts sagte."
Das war genau bei uns.
Ich habbe mein Mann bewust abgeschirmt, weil die Verwante nicht helfen wollten und machten auch noch Ärger.
Sie wollten meinem Mann ein fremden Betreuer besorgen,mein Mann sollte sich noch vorher scheiden lassen usw.

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