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Leevke

Hallo,

es ist so unendlich schwer und erdrückend. Mein Kopf rotiert und ich weiß nicht wo ich anfangen soll.

Mein Lebensgefährte (wir sind seit 25 Jahren ein Paar) hat den Zufallsbefund Glioblastom Stufe 4 (4 Tumore) vor knapp 5 Wochen erhalten. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie es mal war. Einen Tag vorher hat er noch alles gemacht und getan und plötzlich ist alles vorbei. Am schlimmsten ist für mich der Verlust seines Kurzzeitgedächtnisses. Er ist ein anderer Mensch und ich habe einfach nur noch Angst. Tagsüber funktioniere ich, aber die Nächte sind kurz und sobald ich die Augen öffne, umklammert die Angst mein Herz. Er ist erst 55 Jahre alt.
Ein Tumor wurde entfernt, aber es sind noch 3 weitere, die inoperabel sind. Am Donnerstag beginnt die Chemo und die Bestrahlung.
Ich hoffe, dass es mir hilft, hier zu lesen und zu schreiben...

Katja

Tulip

Liebe Katja,

Das wünsche ich Dir, dass es hilft. Oft tut es einfach schon gut, den Kummer, die Fragen etc hier unterbringen zu können mit oftmals hilfreichen Reaktionen. Es ist leider nicht viel zu beschönigen bei dieser Krankheit. Aber mitunter gibt es zwischendrin auch bessere Phasen.
Geht Stück für Stück.

LG Tulip

Helmuteva

Unser Sohn hat ein Lymphom non hodschkin malignes. Wir sind wie in einem Alptraum. Neun Monate würden alle möglichen Untersuchungen gemacht. Bis zuletzt sagte man uns es ist eine Vaskulitis oder eine Infektion. Es ist einfach nur schrecklich. Jeder Tag ist nur mit Angst besetzt.

alex90

Hallo Katja,

ich hoffe, Dir hilft es, hier zu lesen und zu schreiben. Versuche, der Angst nicht allzuviel Raum zu geben, genieße jeden Moment, den ihr habt - insbesondere die schönen Momente. Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Ihr werdet Höhen und Tiefen erleben - Ihr seid aber nicht alleine.

Macht einen Schritt nach dem anderen, Tag für Tag, Stück für Stück. Denkt nicht darüber nach, wo ihr in einigen Wochen oder Monaten steht. Seid im hier und jetzt. Meiner Mama und mir hat dieses "Stück für Stück" sehr viel geholfen.

Liebe Grüße
Alex

Helmuteva

Danke für die tröstenden Worte. Jetzt ist zu allem Überfluss auch noch meine Frau krank geworden. Kompletter seelischer Zusammenbruch. Ich bin zeitweise so müde und schlapp und schleppe mich nur mehr so herum. Ich kann wirklich nur mehr für die Stunde und den Tag leben.

Toffifee

Versuchen über die Hobbies die Lebensgeister, den Lebensmut zu aktivieren, vertraute Tätigkeiten, Orte, alles was dem Wohlbefinden gut tut. Anscheinend beeinträchtigen die "Raumforderungen" das Kurzzeitgedächtnis. Lethargie, Apetitlosigkeit, unendlche Müdigkeit all das kommt, bleibt über Wochen und wenn es weniger wird fasst man wieder Vertrauen.
Alles Gute

Greta80

Hallo Leevke,
ich kann deine Angst gut nachvollziehen. Es ist erschreckend, was alles auf einem zukommt, wenn man sich aus heiterem Himmel mit so einer Diagnose auseinandersetzen muss.

Ich bin die Tochter einer Betroffenen (Diagnose im September 2018) und die ersten Wochen war ich "nur" am Verarbeiten. D.h. es gab für mich viele schlaflose Nächte, viel Recherche, viel Weinen und diverse psychosomatische Beschwerden. Gegenüber meiner Mutter war ich stark und bin es nach wie vor. Von den Operationen möchte ich gar nicht reden und den Komplikationen danach...

Vergiss NIE auch auf dich zu schauen. Denn nur dann können wir eine Stütze sein. Ich z.B. denke nicht mehr zu stark an die Zukunft und was kommen könnte. Ich genieße das Jetzt so bewusst wie möglich und verbringe viel Zeit mit meiner Mutter und auch anderen Menschen, die mir wichtig sind.

Die Zukunft kommt ohnehin noch schnell genug....

Auch wenn man das nicht vegleichen kann, doch ich habe vor einigen Monaten einen sehr jungen Kollegen plötzlich sterben sehen, der als fit und gesund galt. Und dann verstarb er unerwartet und ohne "Vorwarnung". Auch das hat mir die Augen geöffnet, mir nicht ständig Sorgen zu machen und den Moment zu leben.

Alles Gute euch!

Leevke

Ich danke euch allen sehr.
Es ist so schwer und ich kann die Situation weiterhin nicht akzeptieren. Ich versuche stark zu sein, aber es ist für mich unerträglich, ihn in diesem Zustand zu erleben. Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich keine Geduld mehr haben und unfair werde. Er muss jetzt morgens nach dem aufwachen immer eine MCP nehmen, dann 30 Min. warten, dann die Chemo-Tablette und wieder 30 Min. warten. Ich sage ihm, dass er nüchtern bleiben muss. Er sagt okay und dann will er was essen und Kaffee trinken. Er kann es sich nicht mal 1 Minute merken, dass er nüchtern bleiben muss. Es ist ein Kampf. Ich habe schon alles probiert. Auch die Tablette geben, wenn er noch im Bett liegt, klappt nicht. Den ganzen Tag ist er verwirrt, er weiß nicht welchen Tag, Monat oder Jahr wir haben. Er hat kein Zeitgefühl. Nur abends gibt es ein Zeitfenster von ca. 1 Stunde, in der er etwas klarer im Kopf ist. Ich habe wahnsinnige Angst wegen der Chemo und der Bestrahlung. Montag hat er die 3. Bestrahlung. Habe solche Angst um ihn.

Liebe Grüße

Isarflimmern

Liebe Leevke,
die erste Zeit ist die schlimmste. Es ist kein Stein mehr auf dem anderen. So, wie Du die Situation schilderst, kenne ich es von meinem Mann auch. Bei meinem Mann sind nun seitdem fast fünf Jahre vergangen. Er war bei der Diagnose auch im Alter Deines Mannes. Wir sind seitdem durch alle Höhen und Tiefen gegangen, die ich mir nie vorzustellen vermochte. Ich wusste nicht, dass ein Mensch so krank sein kann. Und was so ein Tumor im Gehirn anstellt. Aber, liebe Leevke, vertraue auf Euren Weg. Hab keine Angst, versuche so ruhig wie möglich zu bleiben und vertraue den Ärzten. Die anstehende Therapie wird Dein Mann gut vertragen - es geht weiter, Du wirst sehen! Hab keine Angst und gib dem Himmel Dein Glück in die Hände.

GMT

Liebe Leevke,

dass Du riesige Angst hast, ist nur allzu verständlich und je mehr Du versuchst, dich zu informieren um so größer wird es sicher erst einmal.....
Ob du die Situation "akzeptierst" oder nicht wird eher nichts an der Situation ändern aber eventuell dir mehr schaden....

Leider gibt es da nicht so viele Möglichkeiten den Zustand zu ändern und du wirst Entscheidungen treffen müssen - z.B. ob es wichtig ist, dass dein Mann weiß, welcher Tag, welche Uhrzeit es ist oder ob seine Wunschäußerung nach Essen & Kaffee trotz deiner Erklärung der Situation sofort der Umsetzung bedarf oder er auch das gleich wieder vergisst.....vielleicht will er auch nur sein Bedürfnis nach Wohlgefühl "nachkommen" weil ihr eventuell gemeinsam am Tisch sitzt dabei und es für ihn einen (gesunden) alltäglichen Moment darstellt?

Die Angst wird nicht vergehen und man wird sich auch nicht daran gewöhnen können - aber man darf versuchen, manchmal zu den überstarken emotionalen Dingen rationale Gedanken einzubringen, die ablenken von der Angst und eventuell auch zu Lösungen solcher Momentangegebenheiten beitragen....lass sie einfach zu und nicht den Emotionen die Macht über das Geschehen....

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