Liebe Serena
Weißt Du, mir geht das oft genau so wie Dir. Vor dem MRT-Termin bin ich halbwegs ruhig und danach kommen die Ängste.
Viele erzählen das andersherum. Das ist ja auch logisch, eigentlich sollte man vor dem MRT-Ergebnis "zittern" und bei einem guten Befund erleichtert sein und fröhlich durch die Gegend hüpfen.
Vielleicht ist das so, weil man auf ein schlechtes MRT-Ergebnis wartet, also eher unbewusst. Da sind irgendwelche Zeichen, "die können doch nur von einem gewachsenen Tumor kommen!" Und dann sagt man sich, "Bleib ruhig, bald habe ich das MRT und dann wird der Befund zeigen, dass der Tumor wirklich gewachsen ist und dann muss ich wieder in die Klinik ... .
Also bleibt man ruhig, zumindest nach außen, lässt die Angst in sich verborgen und hat aber im Unterbewusstsein diese negative Erwartungshaltung.
Und nun kommt das MRT, dann der Befund, alles sieht unverändert aus, super, alles toll, Glückwunsch, freu Dich ...
... und Du fällst in ein tiefes Loch.
Warum, verdammt noch mal, kann ich mich nicht freuen?! Was soll diese unsinnige Angst?!
Ich denke, dass diese negative Erwartungshaltung jetzt quasi "enttäuscht" wurde.
"Aber ich habe doch diese Anzeichen bemerkt und wieso kommt das jetzt nicht vom Tumor?!"
Und jetzt "haut die allmächtige Psyche voll rein" und verpasst Dir erst recht genau die Symptome verstärkt, für die Du den Nachweis zu erhalten gehofft hast und ihn nicht bekamst.
"Da muss doch was sein! Ich merke das doch! Das ist jetzt erst gewachsen. Ich hatte das doch beim ersten Mal genau so! Die haben nicht richtig hingeguckt."
Es ist die Psyche, die Dir diesen "Streich spielt".
Ich weiß nicht, ob Du Dich psychotherapeutisch betreuen lässt. Ich mache das. In diesen "Vor-Nach-MRT-Situationen" hat mir das ein wenig geholfen. Aber es bleiben die unterdrückten Sorgen davor und die heraus "platzenden" Ängste danach. Die tauchen direkt nach dem MRT auf, da ist gerade kein Psychologe da. Die kommen nachts, vor allem die Kopfschmerzen, "die sind doch ganz genau typisch für einen Hirntumor". Und auch nachts geht kein Psychologe ans Telefon.
Ich habe mir an diesen MRT-Tagen meist besonders viel Zeit gegönnt, für einen Nachdenk-Spaziergang, für einen schönen Kaffee, für das Verarbeiten dieses "unerwartet guten" Befundes. Ich habe versucht, mich selbst davon zu überzeugen, dass der Befund stimmt und meine "Hirntumor-Symptome" nicht stimmen können. Ich habe versucht, meine eigene Psyche, die mich austricksen will, selbst auszutricksen. Es war ein bisschen erfolgreich. Aber ich habe auch gelernt, dass es gut ist, den Psychotherapie-Termin ganz kurz nach dem MRT-Termin zu vereinbaren.
Oder mit jemandem zu reden, der einen versteht, oder ins Forum zu schreiben oder es in ein Tagebuch zu notieren (dann kann man zurückblättern und lesen, dass es beim vorigen MRT auch so war, und bei dem davor auch - und versteht sich nach und nach besser).
Es ist diese unsichtbare Gefahr im Kopf, die uns Angst macht, und dann ist da diese Psyche, auch im Kopf, die "sich freut", uns noch mehr Angst zu machen. Gib der gerade so bösen Psyche etwas anderes zu tun, lenke sie von Tumor, MRT, Krankenhaus ab und fliege mit ihr in ein Traumland, geh mit ihr in den Wald, besänftige sie mit Deiner Lieblingsmusik, lauf ihr davon ...
Irgendwann muss sie doch kapieren, dass sie unrecht hat, weil das MRT nicht lügt!
Und Du weißt es auch, das MRT stimmt!
KaSy