Liebe Dolledeern,
ich möchte dir gern als "Betroffene" schreiben. Mir geht es leider genauso wie deinem Mann. Ein richtiges "ausgeschlafen sein" kenne ich garnicht mehr. Ich könnte auch den ganzen Tag schlafen, selbst nach dem Nachtschlaf fühle ich mich nicht erholt. Ich leide sehr darunter, weil "Aussenstehende" das nicht nachvollziehen können. Diese permanente Müdig-und Antriebslosigkeit äußert sich in einer Depression, die ich aber nicht wahrhaben möchte.
Ich habe auch zu nichts mehr Lust und auch keinen Antrieb. Seit Juni bin ich jetzt zu Hause und mein Mann gibt mir immer ein paar Aufgaben im Haushalt, die ich am Tag erledigen soll. Das ist für mich totaler Stress, aber ich versuche es über den Tag zu erledigen. Keiner weiß, was das für mich für eine Belastung ist.
Ich empfinde es aber auch als Belastung, nichts zu tun.Es befriedigt mich nicht und ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn mein Mann sich wieder selbst übertrifft bei den Arbeiten im und ums Haus...und ich sitze nur da.Es it ein so "bescheidenes" Gefühl, wenn der Mann um einen rumsaugen muß, weil man selber keinen Antrieb hat.
Es ist nicht Faulheit oder Desinteresse liebe Dolledeern. Für diese Art von Müdigkeit und Antriebslosigkeit müßten neue Begriffe gefunden werden, weil man als gesunder Mensch die Schwere dieser nicht nachvollziehen kann. Ich bin auf garkeinen Fall negativ gegenüber meiner Krankeit (Astro 3) eingestellt! Ich nehme auch eine hohe Dosis an Antiepileptika (1500-0-1500 Keppra, 150-0-150 Lamotigrin),.. die Müdigkeit wird auf Dauer nicht weniger, sie ist permanent vorhanden. Das macht mich auch total fertig.
Ich kann auch kein Buch lesen, was ich früher sehr gern gemacht habe, weil ich das gelesene schon wieder vergessen habe, wenn ich umblätter.
Wir haben einen Hund und viele sagen, das wäre in meinem Fall doch gut. Da käme ich wenigstens raus. Aber auch das Gassigehen ist eine Tortour für mich, ich vermeide es raus zu gehen und reduziere es auf ein mögliches Minimum an Strecke und Wiederholungen.
Ach Dolledeern, du denkst jetzt bestimmt, die jammert nur. Das mache ich sicher auch, aber was würde ich dafür geben, wieder einmal einen Morgen zu erleben, bei dem ich ausgeschlafen aufwache und total motiviert in den Tag starten kann (so wie es bei mir in meiner Jugendzeit war) Ich habe immer gern Aufgaben im und ums Haus gemacht...und nun?
Meinem Mann habe ich schon öfters versucht, diese Situation zu erklären, aber ich denke, auch er kann es nicht richtig verstehen. Wie sollte er auch? Oft fühle ich mich als Hemmklotz fü meinen Mann. Er hat soviel Humor und sehr unternehmungslustig und ich Tuddelige sitze nur auf dem Sofa rum.
Trotzdem versuche ich mir immer vorzunehmen, das ich das wieder in den Griff bekomme. Ich hoffe, es gelingt mir. Gemütsaufheller kann ich und dein Mann wahrscheinlich auch nicht nehmen, da sie bei gleichzeitiger Einnahme von Antiepileptika nicht indiiert sind.
Übrigens ging es mir bei Einnahme von Cortison einiges besser.Ich war total motiviert, mußte nicht mehr so viel schlafen und konnte in dieser Zeit einen Hauch von früheren Tagen "einfangen". Ich habe in dieser Zeit auch danach gelebt. Aber Cortison ist keine Dauerlösung ! ...und jeder reagiert ja auch anders darauf
Liebe Dolledeern, ich wollte dir diese Situation nur einmal aus der Sicht eines Betroffenen schreiben.
Liebe Grüße von Caroline