Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Jeder Beitrag hilft.

Jetzt spenden

Eowyn

Guten Tag,

Ich möchte mich erkundigen, warum ein Hirntumor als Symptom eine sehr starke Antriebslosigkeit hervorruft. Bei meiner Mutter ist es das erste Symptom, was mich stutzig machte - sie war gefühlt von heute auf morgen ein andere Mensch (mit einem Mal Antriebslosigkeit, Probleme beim Lesen und leicht verwirrt ) aber die Symptome waren so gering, das ich als einziger Mensch in ihrem Umfeld dies wahrnehmen konnte. Sie ging nach wie vor arbeiten, erledigte Einkäufe aber war mit einem Mal so antriebslos.

Dies ging dann ca eine Woche lang so weiter, bis die Diagnose Hirntumor gestellt wurde ( da ich die Hausärztin dazu gedrängt habe, sie in die Klinik zu überweisen) Mama hat es gar nicht so wahrgenommen, versteht es bis heute nicht, wie ich sie so wahrnehmen konnte - sie merkt nur, dass sie etwas vergesslicher ist( wohl bemerkt sind alle Bestrahlungen bereits vorüber und der erste Zyklus der anschließenden Temodal Gabe.

Meine Frage lautet daher : kann dies auch psychisch bedingt sein oder gibt es Therapien speziell gegen diese Antriebslosigkeit? Ich würde die Vorgänge im Gehirn gern verstehen, welche dies auslösen. Ich hoffe sehr, eine Antwort zu erhalten.

Da sie weder Epilepsie oder andere Ausfälle hat, wäre auch eine Antidepressiva Therapie geeignet ? Sie ist so tapfer und macht alles so gut, geht Treppe und kleine Spaziergänge sind möglich. Nur der Antrieb fehlt dazu und man muss sie regelrecht zwingen.

Danke im Voraus für eine Antwort.

KaSy

Guten Tag, Eowyn

Es ist gut, dass Du bei Deiner Mama u.a. das Symptom "Antriebslosigkeit" bemerkt und auf eine Diagnose gedrängt hast.

Deine Mama wusste nicht, dass sie einen Hirntumor hat und die Symptome traten "von jetzt auf gleich" auf. Also sind sie keine psychische Folge des Tumors, sondern der Tumor hat sie verursacht.

Ich nehme an, dass sich das Glioblastom im Persönlichkeitsbereich des Gehirn befindet/befand. Dieses liegt frontal, also im vorderen Bereich des Kopfes, hinter der Stirn.

Durch die Diagnose "Hirntumor" sowie durch die Therapien kann es zusätzlich zu psychischen Problemen kommen.

Möglicherweise entwickelt sich bei ihr im Laufe der Zeit (auch zusätzlich) eine krebsbedingte Müdigkeit, das ist ein über einige Monate andauernder Erschöpfungszustand, der die vorherigen Belastung weit übertrifft. Dafür wird das Wort "Fatigue" verwendet.

Du fragst, ob eine Behandlung mit Antidepressiva hilfreich wäre.
Das solltet Ihr unbedingt mit den behandelnden Fachärzten (Onkologen?) besprechen.
Ich könnte mir vorstellen, dass sie durch die Chemotherapie genug Medikamente nehmen muss, da wären die Wechselwirkungen mit noch mehr Stoffen, die auch im Gehirn wirken, nicht so günstig.

Ich selbst habe auch die langjährige Erfahrung gemacht, dass bei psychischen Problemen, die durch einen Tumor (bei mir rezidivierende WHO-III-Meningeome) verursacht wurden, Antidepressiva weniger gut wirken als z.B. Gespräche (auch mit Psychoonkologen), Bewegung (Spaziergänge) bis zu (später) aktivem Sport, aber auch (irgendwann wieder) Arbeit und "Gebraucht werden".

Es ist gut, dass Du Dir Zeit für Deine Mama nehmen kannst. Treib' sie ein wenig an, aber nicht zu viel. Überlege, was ihr früher immer Spaß gemacht hat und probiere es aus.
Zeig ihr die schönen Dinge am Wegesrand, sucht sie gemeinsam, das tut auch Dir gut.
Bastelt nette Kleinigkeiten für die Weihnachtszeit, backt Plätzchen.
Spielt miteinander (Karten, Brettspiele, aber auch z.B. Memory und andere Gedächtnisspiele).
Dir fällt sicher viel für sie ein.

Lass Dich, lasst Euch aber auch beraten, was gut ist, wieviel jetzt nützt, wie man die Lebensqualität steigern kann.

Außer den Onkologen, Strahlentherapeuten und dem Hausarzt gibt es Neurologen, Psychoonkologen sowie Beratungsstellen und Sportgruppen für Krebspatienten.

Macht nicht alles, geht es langsam, nach und nach an.

Ich wünsche Euch eine gute gemeinsame Zeit!

KaSy

Fusel123

Hallo Eowyn

Du beschreibst es sehr genau, bei meiner Mama war/ist das genau so.
Bei meiner Mutter kam dies so schnell von heute auf morgen und das hat nur jemand gemerkt, der meine Mutter sehr gut kennt. Sie wollte nicht mehr aufstehen, ging nicht mehr zur Arbeit und man konnte 1-2 Stunden auf Sie warten, bis Sie parat war oder endlich z.B aus dem Auto ausstieg. Meine Mutter hat auch keine Termine mehr im Griff oder andere Sachen, wie du sagt einfach ein wenig verwirrt.
DIe Ärzte haben dies nicht wirklich so gemerkt, weil Sie meine Mutter behandelt haben als wäre sie normal. Aber nach dem Gespräch wusste sie nichts mehr.

Die Ärzte haben das auf den Tumor im Frontallappen rechts geschoben, weil dieser im Persönlichkeitszentrum war. Glioblastom zerstört das Hirn und drängt nicht ein gutartiger Tumor das Hirn einfach weg. Jetzt fehlt natürlich dieser Teil.
Nach der Bestrahlung kann dies noch etwas schlimmer werden - sollte aber irgendwann wieder besser werden. Wir warten auch noch auf diesen Tag.

Meine Mutter bekam ein Antidepressiva gegen die Antriebslosigkeit verschrieben. Aber natürlich gegen die anderen Symptome gibt es kein Gegenmittel. Ich hoff sie wird bald wieder die alte.

Freundliche Grüsse und Alles Gute
Fusel

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.