Hallo ihr Lieben,
bei mir (weiblich, 26 Jahre alt) wurde im August 2018 während eines stationären Aufenthaltes in der Psychiatrie (wegen mittelschwerer depressiver Episode und Panikstörung) festgestellt, dass etwas in meinem Hirn ist, was da nicht sein sollte. Links frontal, gelegen zwischen Persönlichkeit und Sprache. Nach einigen Untersuchungen und einer Biopsie im Oktober dann die Diagose - Astrozytom II, IDH-mutiert, für OP jedoch sehr riskant am Sprachzentrum gelegen. Nach gründlicher Überlegung die Entscheidung zur Resektion unter Vollnarkose, trotz Risiko, die Sprachbildung zu beschädigen. OP am 26.11., Tumor restlos entfernt, Ergebnis der Biopsie nach Laboruntersuchung bestätigt, keine Schäden am gesunden Gewebe. Große Freude, Gefühl wie neu geboren, riesige Erleichterung und Dankbarkeit. Zumindest für 2 Wochen, und dann kam das große, tiefe Loch.
Wie geht es jetzt weiter? Was mache ich mit meinem Leben? Einfach so weiter wie zuvor oder doch ganz anders? Der Tumor ist Gott sei Dank weg, aber was, wenn er wieder kommt? Sämtliche Recherchen ergeben, dass man damit jederzeit rechnen muss. Von Prognosen zur Überlebenszeit ganz zu schweigen. Kinderplanung? Wäre das nicht viel zu egoistisch? Will ich mit Pech in 10 Jahren mein Kind als Halbwaisen hinterlassen? Meinen Freund als alleinerziehenden Vater? Oder habe ich Glück und es kommt kein Rezidiv? Wie stehen die Chancen? Alles ist offen, und doch hängt da dieses Damoklesschwert in der Luft, still und bedrohlich.
Seit 2 Wochen gehe ich wieder arbeiten, in einem Monat darf ich endlich wieder Auto fahren. Eigentlich sollte ich überglücklich sein, doch diese Ungewissheit zieht mich in ein unglaublich tiefes Loch. Wo ich kurz nach der OP noch nach 5 Stunden Schlaf freudestrahlend und voller Tatendrang aus dem Bett gesprungen bin, könnte ich heute den ganzen Tag schlafend im Bett verbringen. Wait & Watch - der Gedanke an das MRT am 20.02 macht mich wahnsinnig. Irgendein inneres Stimmchen flüstert mir ständig, dass da wieder etwas ist, in meinem Kopf. So ein blödes Bauchgefühl, das ich auch vor der Erstdiagnose schon hatte, das Gefühl von damals, dass da etwas in meinem Kopf ist, das da nicht hingehört ... Es macht mich einfach wahnsinnig. Und eigentlich will ich das doch gar nicht. Ich will doch eigentlich alles so positiv sehen, wie es ist. Kein Tumor mehr, keine Panikstörung mehr (von den Tiefen einer Depression bin ich definitiv auch noch weit entfernt), ein Partner der mich liebt und unterstützt, eine große Familie, die hinter mir steht. Eigentlich gibt es doch gar keinen Grund so negativ gestimmt zu sein, und trotzdem holen mich die Gedanken immer wieder ein.
Ich denke es würde mir sehr helfen, wenn jemand, dem es ähnlich geht oder ging seine Erfahrungen mit mir teilen und mir vielleicht sogar einen Tipp geben könnte, wie ich wieder zu einer positiven Einstellung zurück finden kann.
Dass man immer mal schlechte Tage hat ist mir klar, aber so wie es im Moment ist, kann es auf keinen Fall weiter gehen. Vor allem will ich mit diesen Gedanken mein direktes Umfeld nicht belasten, da alle so froh und glücklich sind, dass wir diese schlimme Zeit hinter uns haben und der Tumor komplett entfernt werden konnte. Aber ist die schlimme Zeit wirklich vorbei?
Vielen Dank schon mal für eure Rückmeldungen!
Liebe Grüße,
der Mausebär