Hallo liebe Betroffene und Angehörige,
ich beobachte nun schon seit 3 Monaten dieses Forum und dachte, ich könnte mich nun auch mal vorstellen.
Ich bin 27 Jahre alt und wohne in Berlin.
Letztes Jahr im Juli fingen bei mir die Symptome an, dass ich täglich Deja-vus hatte für circa 30 Sekunden und dabei im linken Auge im oberen Sichtbereich ein Blinken auftrat. Zu der Zeit befand ich mich im Schreiben meiner Masterarbeit und kurz zuvor ist mein Hund gestorben, weswegen ich es für eine posttraumatische Belastungsstörung hielt.
Irgendwann haben mich dann diese Deja-vus aber so verängstigt, weil ich mich danach auf nichts mehr konzentrieren konnte, ich war wie ausgelaugt, dass ich eine Neurologin aufsuchte. Sie hatte sofort den Verdacht auf epileptische Anfälle und schickte mich zum MRT schon mit der Begründung, wenn Epilepsie in meinem Alter erst auftritt, ist der Verdacht auf einen Tumor schon groß. Das bestätigte sich auch leider durch das MRT 2 Wochen später und ich wurde in die Neurochirurgie geschickt.
Der Tumor war eiförmig und etwa 2,5x2,1x2,1cm groß und lag nahe des Sehzentrums. Weil er sich aber auf den Bildern gut abgrenzte vom gesunden Gewebe und meine Symptome mittlerweile durch Keppra rückläufig waren, wurden die nächsten Monate nur Verlaufskontrollen gemacht und der Verdacht lag auf gutartig.
Der Hauptgrund war die Lage, denn durch eine OP hätte ich eventuell einen größeren Schaden, wenn der Tumor gutartig wäre und kein weiteres Wachstum erfolgt wäre. Nach 3 Monaten wuchs er auch nicht, jedoch blieb mir die Entscheidung dann überlassen, ob ich eine OP will oder nicht, da es dem Arzt zu Bedenken gab, dass die Keppra-Dosis weiterhin erhöht wird, weil die Anfälle zurückkommen.
Mitte Februar diesen Jahres wurde ich dann operiert und die Zellanalyse ergab, dass er doch nicht so gutartig ist wie es schien. Diagnose Astro III und weitere Behandlung mit Chemo oder Strahlen. Schlimmster Tag meines Lebens, viel Geheule, Lebensplanung wird in Frage gestellt, ich hatte wie gesagt gerade meinen Masterabschluss in der Tasche.
Durch eine 2. OP wurde dann noch ein auf den MRT-Bildern sichtbarer Rest entfernt und ich war nur noch fix und fertig.
Nach dem Krankenhausaufenthalt gab es viele Termine und Sachen zu organisieren: Psychoonkologen besuchen, finanzielle Situation durch viele Anträge klären usw., Kinderwunschzentren aufsuchen durch eventuelle Unfruchtbarkeit durch Chemo usw. Nach der OP trat auch eine Gesichtfeldeinschränkung des linken Auges im besagten oberen Bereich auf, die bis heute anhält.
Mittlerweile hat sich die Psyche wieder einigermaßen gefangen und ich habe gerade den 2. Zyklus meiner Chemo mit Temodal hinter mir. Der 2. Zyklus lief besser als der 1. und im Großen und Ganzen hatte ich von einer Chemo schlimmeres im Kopf.
Anfang Juni steht dann wieder das nächste MRT Bild an. Das wars soweit von meiner Tumorgeschichte bisher.
Ich habe festgestellt, wie bestimmt bei so vielen anderen, dass es sehr hilft mit Leuten zu sprechen, die von der gleichen Krebsart betroffen sind. Mein Freund gibt mir schon viel Kraft, aber er kann natürlich nicht immer alles 1:1 nachvollziehen. Ich würde mich freuen, wenn sich ebenfalls Betroffene aus Berlin melden würden und man sich austauschen/aufbauen oder was auch immer kann
Gruß, cookycrumb