Hallo liebe Bea,
ja, das mit der Angst macht einen echt fertig... Bevor meine Tochter damals operiert wurde, vergingen vorher einige Tage, an denen ich nur noch einfach für meine Tochter da war... einfach da sein... Hand halten... Ich hatte keine Vorstellung, ob sie nach der OP überhaupt noch einmal wach würde... ich hatte einmal abends im Internet wegen Hirntumoren recherschiert... und vorne rechts waren es meistens Glioblastome und die Statistik lies nichts gutes erahnen... da habe ich dann beschlossen, mich erst einmal nicht mehr schlau machen zu wollen... und habe mich einfach nur um meine Tochter gekümmert... einfach nur da sein... Hand halten...
Der Vater meiner Tochter - eher der mütterliche Typ - ist eigentlich auch gleich zusammen gebrochen... und hat nichts mehr so richtig auf den Schirm bekommen...ich habe noch ziemlich lange durchgehalten... mein seelischer TiefTauchgang war ca. 1 1/2 Jahre später, nachdem meine Tochter ihr Studium wieder aufnahm... und gerade als ich mir eine Psychologische Hilfe organisieren wollte, fielen mir hilfreiche Bücher von Olaf Jacobsen in die Hände...und dort fand ich für mich eine Lösung: wir sind immer miteinander verbunden, ganz egal was passiert und ganz egal wo immer sie ist... ach, ich bin übrigens Elektotechnikerin und von meinem Wesen her eher der nicht-an-gott-glaubende-typ... aber dank Jacobsen habe ich hier einen Weg finden können, auf dem ich eine meiner größten Verlustängste etwas mildern konnte... und ich bin auch am überlegen, ob ich loslassen kann, wenn es darauf ankommt... und ich weiß, es wird mir das Herz zerreissen...
Als meine Tochter damals in den OP gebracht wurde und ich mir nicht sicher war, ob oder wie sie da wieder heraus kommen wird, da war ich sehr froh, die letzten Tage alles nur erdenklich mögliche für sie getan zu haben....und das wichtigste war: einfach da sein... die Hand halten ... und in den Arm nehmen... und ich glaube, dass wäre mir, wenn ich hilflos wäre, auch am wichtigsten.... das einfach jemand da ist, dem ich vertraue... einfach da sein... einfach Handhalten und in den Arm genommen werden... ein tolles Gefühl... das Schönste Gefühl... einfach Liebe geben und bekommen...
Ach und ich war zwischendurch mal so verrückt, dass ich vor lauter wut einen plasticwäschekorb auf dem fussboden zerschmettert habe, weil ich einfach nichts dagegen tun kann... weil es einfach nicht in meiner macht steht... und nur ganz allmählich konnte ich akzeptieren, dass ich es nicht verhindern kann... und das ich damit leben lernen muss...und will...
und dann habe ich für mich festgestellt, dass mir Heulen hilft... also nach dem Heulen konnte ich hinterher mitunter wieder klarer denken und handeln als davor... als ob der stress und die unangenehmen gedanken einfach herausgespült wurden...
und dann habe ich Gedanken wie den Engerieerhaltungssatz im Kopf... "Nichts verschwindet, alles wandelt nur seine Form"... in diesem Sinne: Sie werden immer bei uns sein...egal wo sie sind...sie haben einen festen Platz in unserem Herzen... unser Herz ist groß genug ... und sie werden nie allein sein... egal wo sie sind... Kraft unserer Gedanken und Spiegelneurone sind wir immer bei ihnen.
Liebe Grüße Christina