Liebe Lolli98, liebe Streusel,
was ich gelernt habe, ist, dass wir alle nicht wissen, wie lange wir noch leben dürfen. Dieses Wissen rückt sehr nahe, wenn man die Diagnose Hirntumor erhält. Wie Buttkeis sagt, "Prognosen braucht kein Mensch". Wer weiß es schon? Aber vielleicht kann ich Mut machen mit meiner Geschichte: Ich selber wurde vor einem Jahr operiert, Diagnose Glioblastom Grad IV. Der Tumor war gut operabel, wie es aussieht, wurde alles entfernt. Seitdem gehe ich alle 3 Monate zum MRT, bereits zweimal PET. Medikamente nehme ich keine mehr, die erste Zeit nach der OP ging es mir vor allem psychisch sehr schlecht, mein Körper hat auch nicht so ganz funktioniert, wie ich es wollte. Aber ich hatte bisher großes Glück. Kein Rezidiv. Im Oktober bin ich einen Halbmarathon - meinen ersten - gelaufen und mir geht es hervorragend. Ich traue mich kaum, es hier zu schreiben, denn mir ist bewusst, dass das eine absolute Ausnahme mit der Diagnose ist. Wobei ich wohl einen eher außergewöhnlichen Tumor hatte, da sehr langsam wachsend. Aber ich weiß auch, dass ich keine Garantie habe, dass es so bleibt. Für jetzt bedeutet es für mich - ich lebe und zwar mit großer Dankbarkeit und Bewusstheit. Und ich bin stolz auf meinen Körper, was er alles so schafft.
Therapieempfehlungen: nein, die Ärzte sind die besten Ansprechpartner und Experten.
Als Betroffene weiß ich, dass die größte familiäre Unterstützung ist, mit Liebe begleitet zu werden. Nicht die Hoffnung zu nehmen. Einfach da zu sein. es bedarf nicht vieler Worte. Man hat sowieso das Gefühl, das man in eine andere Welt hineinkatapultiert wird und alle anderen in einer anderen Welt - ohne Todesangst, ohne Angst, seine Kinder nicht bis zum Abitur, bis zur Hochzeit, bis sie Eltern werden, begleiten zu können - leben dürfen. Es verändert sich alles, aber das muss nicht nur schlecht sein. Es relativiert. Es verschiebt Prioritäten, das gesamte Koordinatensystem.
Ich wünsche Euch alles Gute.
Lifa