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Thema: Aufmerksamkeitsprobleme und Konzentrationsstörungen

Aufmerksamkeitsprobleme und Konzentrationsstörungen
glückskind89
27.01.2021 22:03:00
Hallo Forum- Mitglieder,

Mir wurde vor 14 Jahren ein Hirntumor komplett entfernt. Nach langer Zeit medikamentöser Nachbehandlung war ich dann einige Jahre Symptomfrei, bis ich ab meiner Schwangerschaft Absencen hatte.
Ich nehme seitdem Lamotrigin ein, wodurch sich die Aussetzer zurück bildeten. Organisch ist auch alles in Ordnung.

Jedoch stelle ich an mir fest, dass sich meine Aufmerksamkeits- Fähigkeit und Konzentration deutlich verschlechtert haben. Ich bin schneller Reiz überflutet und mir werden äußere Einflüsse schnell zu viel. Stress beeinflusst dies natürlich auch. Aber ich habe die Probleme auch unabhängig von stressigen Phasen im Alltag. Entweder kann ich mir wenig merken, ich kann mir Gelesenes nur schwer merken, oder ich habe so etwas wie einen Tunnelblick.

Haben Sie ähnliche Beschwerden mit gleichem gesundheitlichen Hintergrund wie ich?
Wenn ja, was können Sie mir raten?

Ich bin dankbar über Rückmeldungen.

Lieben Gruß
glückskind89
frida88
27.01.2021 23:07:32
Hallo Glückskind89,
das kenne ich gut! Aus diesem Grund habe ich seit Jahren immer einen Kalender aus Papier in meiner Tasche, dort ist alles!!! drin, was ich evtl. brauche, von Telefonnummern und Adressen bis zu Geburtstagen der Familie und der Uhrzeit, an der die S-Bahn morgens losfährt. Den trage ich immer mit mir herum, weil ich mich manchmal nicht erinnern kann.
Aber damit geht es ganz gut...
Viele Grüße, frida88
frida88
glückskind89
27.01.2021 23:15:10
Hallo Frida,

Danke für deine Nachricht. Ich schreibe mir natürlich auch alles mögliche auf.
Wurde dies bei dir genauer untersucht?
glückskind89
frida88
28.01.2021 07:52:00
Hallo Glückskind89,

da habe ich mich gestern am späten Abend offensichtlich völlig vertan (auch eines meiner "Probleme").
Ich wollte dir nur erzählen, wie ich damit umgehe und wie ich damit zurecht komme, Lamotrigin nehme ich nicht ein..

Bei mir besteht das ja schon seit der Operation und der Bestrahlung. Wenn es bei dir erst nach der Einnahme des Medikaments anfing, ist das wohl eine Nebenwirkung und du müsstest das noch einmal mit deinem Arzt besprechen.
frida88
Efeu
28.01.2021 07:55:44
Hallo Glückskind,

kenne ich aus, sorgfältig assortiertes Vergessen, je stressiger es wird, um so mehr.

Ich lebe auch mit Zetteln, Notizen, versuche, damit zurecht zu kommen.

Die ersten Jahre habe ich Gedächtnistraining, auch unter Anleitung einer Ergo, gemacht, jeden Tag. Mittlerweile lasse ich es, es verändert sich nichts mehr.

Diagnostisch ist diese kognitiven Defizite auf Bestrahlungsschäden linksfrontal zurück zu führen. Und, dass sich während der Reha ein Hydrozephalus gebildet hat, der erst spät erkannt wurde.

Raten kann ich Ihnen nichts, auch meine Ärzte wussten sich keinen.

LG
Efeu
Efeu
glückskind89
28.01.2021 10:51:11
Hallo Efeu,

Darf ich fragen wie alt Sie waren, als Sie die Bestrahlung bekamen?
Diese hatte ich auch, mit ca. 8 Jahren, nach der OP.
Lernt man bei der Ergotherapie auch Strategien, wie man sich am besten konzentrieren kann?

Lieben Dank für die Rückmeldungen :)
glückskind89
KaSy
28.01.2021 11:11:22
Liebes Glückskind89
Die Konzentrationsprobleme sind erst 14 Jahre nach den Therapien aufgetreten?
In der Schul- und Ausbildungszeit war das normal?

Bei Lamotrigin ist das nicht als Nebenwirkung ausgewiesen, aber hier wäre der Neurologe gefragt.

Werden noch MRT-Kontrollen durchgeführt, um einen neuen Hirntumor auszuschließen? Diese Möglichkeit besteht ja leider nach Bestrahlungen in der Kindheit.

Beratungen mit dem Hausarzt und den Fachärzten für Hirntumoren wären wichtig, um mit ihnen gemeinsam zweckmäßige Hilfen zu besprechen.

KaSy
KaSy
Efeu
28.01.2021 12:24:39
Hallo Glückskind,

ich war 52 Jahre alt, 4 Monate zuvor war die Tumor-OP. Das ist jetzt 5,5, Jahre her.

Die Ergo erarbeitet und trainiert mit einem auch Strategien, kommt darauf an, wie gut geschult sie in diesem Bereich ist.

Fragen von KaSy sind wichtige Hinweise. Ich ging davon aus, dass die Veränderungen zeitnah zu OP usw waren.

LG
Efeu
Efeu
glückskind89
31.01.2021 12:24:07
Hallo liebe Schreiber-/ innen,

Ich wurde als Kind operiert und anschließend erhielt ich eine Bestrahlung. Erst mit 27 kamen die Symptome. In regelmäßigen MRT´s ist alles unauffällig, zum Glück.
Bei der Ergotherapie- Suche, wobei muss ich ggf. besonders achten? Könnte die vergängliche Bestrahlung also ggf. eine Ursache sein?
ich habe bald in der Uniklinik Greifswald, Neurochirurgie einen Termin, als Kind wurde ich dort auch operiert. Vielleicht bringt mir das was, wobei ich skeptisch bin. Kennt ihr noch andere spezifische ärztl. Anlaufstellen?
Aber die Erfahrungswerte durch Betroffene helfen mir zusätzlich :)

Liebe Grüße.
glückskind89
KaSy
31.01.2021 13:20:46
Liebes Glückskind89
Durch die Bestrahlung in der Kindheit könnte ein neuer Hirntumor entstehen, der diese Probleme verursacht. Das ist bei Dir aber nicht der Fall!

(Es wurden bei Menschen, deren Gehirn in der Kindheit bestrahlt werden
musste, ab etwa 20 Jahre danach etwas vermehrt Meningeome gefunden. Deshalb bist Du immer noch in der MRT-Kontrolle.
Das trifft derzeit auf Dich nicht zu!)

Der Neurochirurg in HGW ist auf seinem Fachgebiet sehr gut und wichtig für diese Nachkontrollen.

Wegen der von Dir genannten Probleme solltest Du Dich mit Deiner Hausärztin beraten.

Ich nehme an, dass sie Dich dann zu einem Neurologen überweisen wird.

Dieser kann sich auf die Ursachensuche begeben und Dir Anlaufstellen nennen.

Das kann durchaus eine Ergotherapie sein. Ergotherapeuten sind auf sehr vielen Gebieten professionell einfallsreich und könnten Dir bei Deinen Problemen helfen.

Wenn Du das mit dem "Tunnelblick" wörtlich gemeint hast, solltest Du unbedingt einen Augenarzt aufsuchen. Denn das würde bedeuten, dass Du ein eingeschränktes Gesichtsfeld hast.

Du solltest auch überlegen, ob Du mit Deinem Gynäkologen sprichst. Es kommt nicht so ganz selten vor, dass während der Schwangerschaft, Stillzeit und (wie lange?) danach Frauen von einer "Schwangerschafts-Demenz" sprechen. Dabei ist das Wort "Demenz" übertrieben.
Gemeint ist damit eine erhöhte Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsprobleme u.ä., die während der Schwangerschaft beginnen.
(Ich selbst kenne es nicht, aber meine Tochter meinte, es bei sich festgestellt zu haben. Meine Schwiegertöchter sprachen nicht davon.)
Vielleicht haben Hormonveränderungen derartige Folgen?

Die Reizüberflutung mit oder ohne Stress, Probleme, mir Gelesenes zu merken und weiteres kenne und habe ich auch, allerdings direkt nach den Operationen und verstärkt nach den Bestrahlungen. Einiges (Gedächtnis, Konzentration, ...) wurde nach und nach besser, anderes (Reizüberflutung, Probleme mit vielen Menschen, ...) blieb bestehen.
Aber das passt nicht zu Deinen derart spät nach den Therapien aufgetretenen Problemen. Ein neuer Tumor ist bei Dir auch nicht da.

Es muss andere Ursachen haben, die nur ganz vielleicht etwas mit Veränderungen im Gehirn infolge der Hirntumor-Therapien in Deiner Kindheit zu tun haben.

KaSy
KaSy
Toffifee
31.01.2021 17:08:21
Hallo Glückskind,

Bei der Suche / Auswahl der Ergotherapie / Gedächtnistraining (mache ich auch seit zweienhalb Jahren) würde ich sagen, da hatte ich wohl richtig Glück.
Was ich schätze wäre:
- Erfahrung und Vielfalt der Übungen
- ehrliches Feedback (ausgezeichnet, heute ist wohl nicht Ihr Tag, Sagen Sie wenn es reicht, Geht das heute?)
- Die Chemie sollte auch stimmen.

Eine Auswahl dessen was ich mache:
Personen (Fotos oder Zeichnungen sowie Namen, Beruf und Hobby oder Wohnort) sechs bis sechzehn verschiedene.
Einkaufszettel / Ablagestellen am Körper / in der Wohnung / im Garten bis zu 20.
Merkliste: 25 oder 30 zusammenhanglose Hauptwörter durch eine "Geschichte erzählen" verbinden merken (Erkenntnis: desto witziger, abstruser desto besser klappte es).
Life Kinetik: Unterschiedliche Bewegungen der Hände, Arme, Füsse oder Beine zum Teil mit Ball und Begriffen: Farben, Orte, Berufe "im Paket" merken (je sechs bis acht) und dann auf Zuruf wiedergeben.
Logikübungen, Rätsel und weiteres.
Auf Rechenaufgaben hatten wir nach zwei Versuchen gestrichen / verzichtet da keinerlei Bedarf.
Also es sollte Spaß machen, auf die Dauer Ergebnisse zeigen, und die Waage finden zwischen Herausforderung und Entspannung.
Persönlich finde ich es exzellent.

Alles Gute und viel Erfolg

Toffifee
Toffifee
Mego13
31.01.2021 19:29:04
Liebe Glückskind,

Du hast schon sehr viele wertvolle Hinweise bekommen, daher möchte ich noch auf einen Aspekt eingehen, der sehr wichtig ist: Antiepileptika.
Diese können alle insgesamt Konzentration, Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung beeinflussen. Auch Menschen, die "nur" unter Epilepsie leiden haben damit manchmal zu kämpfen.
Lamotrigin ist eines der Antiepileptika, welches über die Natriumkanäle im Hirn wirkt. Natriummangel macht sich auch über Konzentrationsmangel bemerkbar. Ich weiß leider, wovon ich spreche. Ich hatte jetzt bereits zum zweiten Mangel Hyponatriämie ( Natriummangel). Wird regelmäßig Dein Natriumspiegel sowie Kalium als Gegenspieler kontrolliert. Ich nehme Levetiracetam und Zebinix, letzteres wirkt auch über die Natriumkanäle.
Daneben greifen Antiepileptika auch die Magnesium und Vitamin B-Speicher an. Auch diese könntest Du überprüfen lassen.

LG
Mego
Mego13
glückskind89
03.02.2021 22:21:10
Vielen Dank für die Tipps und Anregungen.

Sie sind sehr hilfreich und nun weiß ich, was ich noch für Möglichkeiten habe, um Genaueres herauszufinden.

Liebe Grüße.
glückskind89
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