Ich hatte keine Chemotherapie, da es gegen WHO-III-Meningeome keine gibt, die nicht mehr schadet als nützt.
Aber ich versuche es mal von der Theorie her:
Die meisten (oder alle) Chemotherapie-Medikamente werden in einer Art Tablette eingenommen oder injiziert.
Tabletten nimmt der Patient in bestimmten Abständen ein.
Sie müssen durch den gesamten Verdauungstrakt (Lippen, Mundschleimhaut, Zunge, Speiseröhre, Magen und den mehrere Meter langen Darm).
Auf diesem Weg geben sie ihre chemischen Bestandteile nach und nach an den Blutkreislauf ab.
Von diesen oft recht vielen Stellen werden sie auf recht vielen Wegen durch das Blut bis zum Tumor gelangen, wo sie ihre eigentliche Aufgabe erfüllen sollen, nämlich die Tumorzellen so zu schädigen, dass der Tumor im besten Falle "stirbt".
"Unterwegs" schädigen sie nicht nur verschiedene Teile des Verdauungstraktes, sondern gehen auch chemische Reaktionen mit dem Blut ein.
Je nach der chemischen Zusammensetzung des Medikamentes werden bestimmte Bestandteile des Blutes "in Mitleidenschaft gezogen".
Und dieses "geschädigte" Blut kann dann weitere Folgereaktionen auslösen, die nichts mit dem Verdauungstrakt zu tun haben, z.B. Hautreaktionen.
Dass man seit mehr als 10 (oder viel mehr ?) Jahren überhaupt dazu übergegangen ist, Chemotherapien zu Hause durchführen zu lassen, hängt sicher damit zusammen, dass diese Medikamente viel verträglicher wurden, also deutlich weniger dieser Nebenwirkungen aufweisen. Viele Patienten gehen während ihrer Chemotherapie sogar arbeiten.
Dennoch gibt es die Wechselwirkungen mit dem Blut, das Blutbild muss regelmäßig überprüft werden, um das Schaden-Nutzen-Risiko gegen den Tumor und für den Patienten abzuwägen.
Dazu gehört auch die Idee, die Chemotherapie höherdosiert zu verabreichen, da die Wirksamkeit gegen den Tumor besser ist, dann aber für den Patienten eine Pause einzulegen, in der er und sein Blut usw. sich davon erholen kann. Beim Stupp-Schema erholt sich das Blut in der Zwischenphase meist ohne Gegenmittel. Das gelingt durch die Wirkung des Immunsystems, das gleichzeitig dadurch gestärkt wird.
Wenn die Chemotherapie "per Tablette" nicht ausreichend wirkt, werden "härtere" Medikamente eingesetzt, die direkt in den Blutkreislauf gespritzt werden.
Das Blut transportiert sie zum Tumor, den sie "bekämpfen" und im besten Fall "töten" sollen.
Zunächst aber befinden sie sich im Blut und gehen als chemische "Makromoleküle" Reaktionen mit einigen oder mehreren von den vielen Bestandteilen des Blutes ein.
Mit welchen, das hängt vom Chemotherapeutikum ab und vermutlich auch davon, wie hoch oder niedrig diese Blutanteile bei dem individuellen Patienten sind.
Durch die Injektion wird der Umweg über den Verdauungstrakt vermieden, dort sollten keine unmittelbaren Schäden entstehen.
Aber da diese Medikamente besser wirken sollen, enthalten sie auch mehr Stoffe gegen den Tumor, die das Blut auch mehr schädigen können.
Dieses noch mehr geschädigte Blut gelangt ja auch in alle Körperregionen, wo es im Laufe einer unterschiedlich langen Zeit von mehreren Monaten bis zu einigen Jahren auch innere Organe schädigen kann.
Diese Medikamente scheinen besser verträglich zu sein, da sie nicht diese direkten Folgen (Übelkeit, Durchfall, Appetitveränderung, spätere Hauptprobleme usw.) verursachen.
Aber sie wirken intensiver und "geheimer", indem sie ein Versagen der sehr gut durchbluteten inneren Organe auslösen können.
(Ich weiß nicht generell, wie schnell so etwas geschieht. Aber nach einer größerflächigen Eigenhaut-Transplantation wegen einer Wundheilungsstörung begann das zunächst gut angenommene und geheilte Gewebe nach etwa 16-18 Tagen abzusterben. Da es die Haut war, war es zu sehen und ich ließ mich wieder in die Klinik bringen.
Dort wurde das tote Gewebe abgetragen und damit ein generelles Organversagen vermieden.
Ob, wie und wie schnell man das bei inneren Organen bemerkt, weiß ich nicht. Aber wenn 1 Organ versagt, folgt das Versagen weiterer Organe ...)
Es scheint heutzutage noch keine Möglichkeit zu geben, Medikamente durch den Blutkreislauf so zum Tumor zu transportieren, dass sie gar keine Reaktion mit dem Blut eingehen. Denkbar wären so eine Art "ferngesteuerter Kapseln", die allerdings nicht injiziert, sondern oral eingenommen werden und erst dann "geöffnet" werden, wenn sie im oder am Tumor "eingetroffen" sind.
Das wäre aber auch keine Lösung für Tumoren, die nicht "kompakt" sind. Und das sind die meisten Hirntumoren nicht. Und das macht es auch den hunderten-tausenden Forschern so schwierig, gegen Tumoren mit Medikamenten anzukämpfen.
Jedes Medikament gelangt in das Blut und wird kaum zum Tumor gelangen, ohne Blutwerte zu ändern.
Ich denke schon, dass ein sehr widerstandsfähiger Tumor bzw. sein Rezidiv mit höherwirksamen Medikamenten bekämpft werden muss, die auch mehr Wechselwirkungen mit dem Blut eingehen.
Ob das aber auch umgekehrt gilt, also ob der Grad der Nebenwirkungen (u.a. auf das Blut) auch bedeutet, dass der Tumor deutlich besser bekämpft wird, das weiß ich nicht.
Durch die genetischen Untersuchungen des Tumormaterials ist es aber ein wenig besser geworden, das passende Medikament einzusetzen, also das Mittel, das nicht "nur das Blut schädigt", sondern auch den Tumor "tötet".
KaSy