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Thema: Autofahren nach Glioblastom?

Autofahren nach Glioblastom?
Claudi
27.02.2013 16:09:40
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um wieder Autofahren zu dürfen?
Mein Mann ist selbstständiger Architekt. Es geht Ihm gut und er hatte bisher nur einen Anfall und dieser war drei Monate nach der Diagnose des GBM Ende 2011 bzw. zwei Monate nach der OP im Januar 2012. Er will wieder arbeiten. Aber ohne Auto bei dem Beruf kaum möglich. Außerdem leben wir auf dem Land.
Claudi
INI12
27.02.2013 19:59:22
Hier prallen alle denkbaren Welten und Philosophien aufeinander! Es gibt keine einheitliche Richtlinie hierzu.
Grundsätzlich habe ich hierzu gelernt, dass es ausschließlich um den Versicherungsschutz im Falle eines Unfalls geht! In Falle eines Unfalls muss Dein Mann beweisen, dass er fahrtauglich ist/war. Somit wird Euch jeder raten, dies vorher zu tun (also bevor er sich ans Steuer setzt).
Dazu muss er eine „neuropsychologische Testung“ bestehen und bei einem Fahrlehrer eine „Fahrprobe“ ablegen.
Mit beiden positiven Resultaten in der Hand, kann final ein Neurologe seine Fahrtauglichkeit schriftlich attestieren.
Es muss es aber nicht(!), z.B. wenn er Bedenken wegen epileptischen Anfällen hat.
Was sagt Euer Neurologe aus der Klinik hierzu? Er ist vermutlich die beste Adresse für Euch.

Übrigens:
Wir reden u.U. nicht nur über das "Autofahren", auch Mofa und Fahrrad können bis dahin tabu sein. Dies hängt von der Formulierung des Fahrverbots ab - z.B. ob die Teilnahme am Straßenverkehr, oder das Führen eines Kraftfahrzeuges untersagt wurde.

Viel Erfolg!!!
INI12
Hanna
27.02.2013 23:30:41
Hallo Claudi, mein Mann hatte die OP Juli 2011(Glioblastom), vor der OP ein fokaler Anfall. Danach nicht mehr. Während der Chemo u. Bestrahlungen durfte er nicht fahren lt. Ärzte.
Im Mai 2012 waren wir beim Neurologen, er hatte keine Einwände.
Da mein Mann selber Kommissar bei der Polizei war, habe ich dann noch seine Dienststelle kontaktiert. Auch von dieser Seite waren keine Einwände oder Auflagen. Vielleicht kommt es auch auf das Bundesland an?! Habe mich damals auch mit der Versicherung in Verbindung gesetzt.
Auch die hatten keine Einwände.
LG
Hanna
Hanna
INI12
28.02.2013 17:32:00
Hallo Hanna,

ich hoffe für Euch, dass ihr das schriftlich von Eurem Neurologen habt!

Die Polizei hat mit den gesamten Procedere normalerweise nichts zu tun (außer vielleicht bei Euch als Arbeitgeber). Solange der Führerschein nicht entzogen wurde, ist für die Polizei immer alles in Ordnung, auch wenn ein medizinisches Fahrverbot verhängt wurde.

Solltet Ihr von Eurer Versicherung ein schriftliches OK haben (vielleicht sogar nur vom netten Agentur-Angestellten um die Ecke herum verfasst), ohne dass der Neurologe ebenfalls sein schriftliches OK gegeben hat, dann steht (bzw. fahrt) Ihr auf sehr dünnem Eis!
Dann wird sogar aus einem unverschuldeten Unfall sehr schnell eine Schuld oder Mitschuld, z.B. wegen (grober) Fahrlässigkeit – und die Versicherung ist dann eh raus aus dem Spiel. Und schon müsst Ihr Gegenbeweisen…
INI12
khk007
03.03.2013 15:39:28
Hallo,

ich habe meine Ärzte nach den OPs gefragt. Sie haben mir mündlich gesagt, ich solle einen Monat warten, um zu sehen, wie es mit Epilepsie steht. So habe ich es auch gemacht und ich habe seit 8 Jahren keinen Unfall gehabt trotz gelegentlicher leichter Epianfälle, die ich aber immer kommen merke. Sonst würde ich nicht mehr fahren, hänge ja selbst an meinem Leben. Während der Radiochemotherapie hab ich mir an einem WE nrn Mietwagen geliehen, bin 1000 km gefahren und war man Montag morgen der einzigste, der seinen Mietwagen ohne Schaden zurückgebracht hat...

Also nicht bange machen lassen, aber Augenmaß behalten. Versicherungen haben ja so die Angewohnheit, immer und überall einen Grund zu suchen, um nicht zahlen zu müssen...

Kai
khk007
GabrielaV
05.03.2013 17:23:15
Denk ich auch, man muss hier Augenmaß bewahren. Mein Cousin hat selber beim Autofahren schon Ausfälle gehabt und ist trotzdem Auto gefahren, das halte ich für unverantwortlich. Mein Mann fährt wieder Auto 1/2 Jahr nach der Bestrahlung, alles ist gut. Anfälle hatte er überhaupt nie nur vor der Diagnosestellung eine Absance (minimale Bewusstseinstörung 4 Sek).
Wieder arbeiten nach Glioblastom? Sehr Mutig. Er sollte sich lieber das Leben schön machen, keiner weiß, wie lange das gut geht und außer Schuften nichts gehabt zu haben kann ernüchternd sein. Aber er muss sich wohlfühlen und auf jeden Fall kürzer treten. Arbeit ist nicht alles im Leben.
Mein Mann hat seinen Betrieb abgewickelt, wir führen ein gemeinsames vorgezogenens Rentnerdasein. Schließlich wollen wir unsere verbleibende gemeinsame Zeit geniessen. Und das tun wir auch nach Strich und Faden. Sche.... auf die Kohle. Gelebt zu haben ist wichtig. Ausserdem kann er sich ausruhen wann immer er will, wenn er erschöpft ist. Das ist auch wichtig.

MfG Gabriela
GabrielaV
Claudi
05.03.2013 20:48:54
Liebe Gabriela,
ich weiß nicht wie alt Ihr seid. Mein Mann ist erst 53. Und wir haben erst vor 2 Jahren ein Haus gebaut. Ich hatte bislang nur einen Teilzeitjob, und da ich auch bald 50 werde, sind die Aussichten nicht so rosig, nochmal einen Ganztagsjob zu bekommen. LEIDER!
Aber prinzipiell hast du natürlich vollkommen recht. Man muss das Leben genießen, solange man noch kann. Das versuchen wir trotz Arbeit natürlich auch. Aber ich beneide Euch auch für euer Rentnerdasein.

Ich wünsche Euch alles Gute.
Claudi


Claudi
Anna S.
06.03.2013 13:22:49
Herr Professor Strik hat sich im Thema "Darf man ein Jahr nach der Operation fliegen?" auch zum Autofahren geäußert und ich erlaube mir, das mal hier hinein zu kopieren, da das Thema zu wichtig ist, um sich nur auf Augenmaß zu verlassen:

Prof. H. Strik am 04.03.2013 um 17:28:33:
"Für die Frage nach dem Autofahren gibt es schon recht klare Richtlinien: 3 Monate nach einer OP am Gehirn nicht. Danach hängt es davon ab, ob eine Epilepsie besteht. Wenn schon mal Anfälle aufgetreten sind, besteht eine Wartezeit von 1 Jahr, in dem keine Anfälle mehr auftreten dürfen. Da geht es nicht nur (aber auch) um den Versicherungsschutz, sondern die Fahrtauglichkeit besteht nicht. Hier muss man sich schon klar machen, dass man im Auto nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet. Im letzten tragischen, bekannt gewordenen Fall hat ein Epileptiker in Hamburg 4 Menschen das Leben gekostet. Der behandelnde Neurologe sollte über das alles gut Bescheid wissen und Sie entsprechend beraten."
Anna S.
Prof. H. Strik
06.03.2013 16:50:09
Danke. Ich hatte mich da offensichtlich in der Kolumne vertan.
Prof. H. Strik
GabrielaV
06.03.2013 19:50:22
Liebe Claudi, ja das glaube ich, ich würde mich auch beneiden. Aber mein Mann ist erst 45. Viel zu jung für so ne schei..... Diagnose. Leider hatte ich auch schon vor der Diagnosestellung Probleme in Richtung Depri, das kam einfach obendrauf, als ich schon total am Ende war. Da brauch ich glaub ich nicht mehr viel dazu sagen. Natürlich würde ich lieber stabil sein und arbeiten gehen k ö n n e n. Andererseits nehme ich es jetzt so und wir machen das Beste daraus. Mein Mann ist immer sehr schnell erschöpft. 1/2 Stunde spazieren gehen, 1 Stunde ausruhen. Wenn wir Arztbesuche haben ist er danach auch total hin. Ich bin gerade operiert und darf nicht auftreten für 6 Wochen, das ist für ihn eine echte Zumutung. Zum Glück bin ich sehr kreativ und lasse mir Dinge einfallen, um beweglich und selbstständig zu bleiben, aber alles geht eben nicht, ich bin ab und an auf seine Hilfe angewiesen. Das schlaucht ihn natürlich zusätzlich. Bald geht er wieder zur Kur, ich denke das wird ihm gut tun und wieder auf Vordermann bringen.
Ich wünsche euch gute Lösungen für alle anstehenden Probleme, es ist immer gut sich Rat und Hilfe zu holen, um alles ausschöpfen zu können.
Alles Liebe Gabriela
GabrielaV
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