Hallo, Horst63,
Ich verstehe Dein Problem aus eigener Erfahrung gut.
Bei mir wurde vor 26 Jahren ein ähnlich großes Meningeom wie bei Dir vollständig entfernt, das links frontal lag und WHO I war.
4,5 Jahre später wurde ein Rezidiv erkannt, das in der MRT-Bildgebung klein schien, aber innerhalb einer Woche operiert wurde. Bei der OP wurde ein flächiges Wachstum festgestellt, das zuvor nicht so erkannt worden war und für die Neurochirurgen recht schwer zu beherrschen war.
Normalerweise wachsen Meningeome in einer (Art) Kapsel und wenn es mit dieser Kapsel entfernt werden kann, dann kann man von einer vollständigen Entfernung sprechen.
Bei Meningeomen, die sich flächig ausbreiten, gibt es diese Kapsel gar nicht mehr. Das bedeutet, dass sich Tumorzellen an Stellen befinden, wo sie auch (heutzutage) mit den besten OP-Mikroskopen nicht erkannt und also auch nicht entfernt werden können.
Mir war nach dieser Rezidiv-OP klar, dass eine weitere Behandlung erfolgen sollte. Mein Gedanke war: "Was einmal wiederkommt, kann auch öfter wiederkommen." Und so war es auch, es wurde eine Bestrahlung durchgeführt (fraktioniert mit 30 mal je 2 Gy, 30 Werktage = 6 Wochen + Vorbereitung =7 Wochen, Linearbeschleuniger, Photonen). Diese war erfolgreich.
Eine Cyberknifebehandlung gab es damals noch nicht. Sie wäre aber bei einem flächig wachsenden Tumor, der bei Dir zusätzlich ein Ödem hat, aus diesen zwei Gründen nicht sinnvoll.
Mich wundert, dass bei Dir bei dem WHO-Grad II keine Bestrahlung nach der OP folgte. Vermutlich hat die Tumorkonferenz das gründlich beraten und aus bestimmten Gründen abgelehnt.
Nun hat die Realität die Tumorkonferenz eines Besseren belehrt. Und Du hast den schwarzen Peter. Ich schreibe das deswegen so deutlich, weil es in den letzten etwa 5-6 Jahren ein Umdenken bei WHO-II-Hirntumoren gab, weil die langjährige Erfahrung gezeigt hatte, dass zur Rezidivvermeidung auch diese Tumoren nach der OP eine Nachbehandlung brauchen.
Für mich wäre der Weg klar.
Erst wird so viel wie möglich operativ entfernt. Eine komplette Entfernung wird nicht möglich sein. Durch die OP sind die Chancen für eine wirklich erfolgreiche Bestrahlung deutlich besser.
Im Anschluss erfolgt möglichst bald die Bestrahlung, die die nicht sichtbaren restlichen Tumorzellen an ihrer weiteren Teilung hindert. Diese Zellen sind dann nicht weg, sondern werden in einem monate- bis jahrelangen Verlauf nach und nach als abgestorbene Zellen (hoffentlich) vom Stoffwechsel abtransportiert. Das ist auch der Grund, warum durch eine OP erst möglichst viel vom Tumor entfernt werden sollte.
Bei mir war es übrigens so, dass in den folgenden Jahren bis jetzt an anderen Stellen Meningeome entstanden. Nach vollständiger operativer Entfernung war, wenn eine Bestrahlung erfolgte, diese stets erfolgreich, es entstanden keine Rezidive. Mein 2016 entferntes Meningeom konnte nur teilweise entfernt werden und die Bestrahlung hat es nicht geschafft, ein weiteres Wachstum an dieser Stelle zu verhindern. Das ist allerdings eine seltene Ausnahme wie auch der WHO-Grad III meiner Meningeome.
Ich wünsche Dir eine sichere Entscheidung und eine Klinik, in der beide Therapien durchgeführt werden, da sich die Fachärzte untereinander direkt und auch in der Tumorkonferenz beraten können.
Eine psychoonkolgische Unterstützung erbittest Du sofort in der Klinik (das gibt es jetzt in jeder Klinik) so wie Du auch möglichst schnell mit den Therapien beginnen solltest, denn bei Rezidiven sollte man sich keine Zeit lassen!
Viel Erfolg, Kraft, Geduld und Durchhaltvermögen wünsche ich Dir!
KaSy
PS: Bei der DHH e.V. kannst Du eine Broschüre "Meningeom" kostenlos bestellen, die Adresse steht in den Nutzungsbedingungen.