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tim68

Hallo.

Bei mir wurde ein Kavernom in unmittelbarer Nähe zum Sprachzentrum diagnostiziert.
Ich war nun bei zwei Unikliniken. Einmal wird eine Wach-OP präferiert und einmal eine OP mit Vollnarkose mit vorgehendem Sprach-MRT. Hat hierzu irgendjemand Erfahrungswerte, welcher Weg erfolgsversprechender ist?

fcorr

Hallo Tim,

der Vorteil in der Wach-OP liegt darin, dass man direkt während der Operation die Sprache prüfen und schneller reagieren kann. In Intubationsnarkose kann man die Hirnfunktionen für Sprache leider nicht überprüfen.

Die OP in Vollnarkose mit Sprach-MRT ist sicherlich auch erfolgsversprechend, es gibt jedoch Operateure die der Meinung sind, dass die intraoperative Überprüfung genauer ist als die Neuronavigation anhand des MRT´s.

Liebe Grüße
Felix

Prof. Mursch

Ich habe Erfahrung mit beidem. Das Sprach-MRT hat nach allgemeiner Meinung so seine Schwächen, was die Präzision der Lage funktionstragender Areale angeht. Das ist die Wach-OP eher besser.
Wach-OPs sind allerdings nicht für allen Menschen gleich gut geeignet.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Mego13

Hallo Tim,

ich hatte eine Wach-OP. Ich habe während der OP Zungenbrecher und Rezitationstexte gesprochen. Daneben musste ich Mundmotorikübungen machen und es hieß immer: "So, Frau "Mego", jetzt lächeln sie mal für Frau Dr. ....". Der OP vorangegangen ist ein FMRT und eine etwas aufwendigere neuropsychologische Testung. Ich durfte vor der OP keine Beruhigungsmittel wie Dormicum nehmen. Weil es bei mir aus beruflichen Gründen auch um die Erhaltung von Sprachkompetenz, Mimik und Artikulation ging, war es meiner Neurochirurgin besonders wichtig, dass ich nach der OP auf stärkere Schmerzmedikamente und Schlafmittel verzichten sollte. Meine Neurochirurgin meinte immer mit Augenzwinkern: "Frau Mego, sie haben sich die Wach-OP gewünscht, jetzt lassen sie auch die Finger von den Drogen." Meine Bettnachbarin hat z.B. Tavor und morphinhaltige Schmerzmittel bekommen. Für mich gab es Ibuprofen und ganz wenig Novalgin.
Ich würde mich jederzeit wieder für eine Wach-OP entscheiden, auch wenn es hart war. Durch die Wach-OP konnte die Neurochirurgin mehr von dem Tumor entfernen als sie sich sonst zugetraut hätte.
Wenn Du Fragen hast, schreib gerne.

LG
Mego

Trix

Hallo Tim, ich weiss genau wie sich das anfühlt und die Entscheidung ob Wachoperation oder Vollnarkose ist nicht einfach. Ich habe gerade am 31.01. eine Wachoperation in London gehabt. Waehrend der Wachphase habe ich Geige gespielt. Das hat dazu gefuehrt, dass mein Neurochirurg, auch durch das vortaegliche Hirn-Mapping meines Tumors (Astrozytom Grad 2), 95% meines Tumors entfernen konnten. Eine etwas unwirkliche Erfahrung. Aber bei mir hat es sehr gut funktioniert. Es war das erste Mal, dass mein Professor diesen Eingriff bei einer Geigenspielerin durchgeführt hat. Der Tumor wurde bei mir in 2013 entdeckt und dann durch Radiotherapie behandelt. Er galt damals als inoperabel. Der Tumor hat sich jahrelang ruhig verhalten bis Herbst 2019. Auch aufgrund der besseren Technik fuer Operationen dieser Art und auch dass bei mir einer der besten Hirnchirurgen Grossbritanniens operiert hat, hat sehr geholfen. Falls Du Fragen hast, kannst Du Dich gerne melden. Alles Gute, Dagmar. PS Es ist immer gut den Operateur zu fragen, wieviel von solchen Eingriffen er schon durchgeführt hat. Meiner hatte schon um die 400 auf dem Buckel. Impressive!!

tim68

Hallo zusammen.

Vielen Dank für eure Nachrichten und Ihre Unterstützung. Ich habe mich am Ende für die Wach-Op entschieden. Der Eingriff erfolgte am Freitag letzte Woche. Nun leide ich unerwartet unter eklatanten Ausfällen bei der Wortfindung, bei der Rechtschreibung und der Rhetorik. Habt ihr damit schon Erfahrungen gemacht, wie ist es um die Heilungschancen bzw Wiederherstellung der Fähigkeiten bestellt?

Herzliche Grüße
Tim Fischer

Mego13

Hallo Tim,

ich hatte ein wenig Probleme mit Dysarthrie. Einen Tag nach der OP habe ich noch gelallt. Zunächst war auch die linke Seite in der Mimik etwas schwerfälliger. Ich hatte dann später noch einen leichten S-Fehler für ca einen Monat. Durch meinen Beruf kannte ich die Übungen, die man gut dagegen machen kann. Trotzdem hatte ich auch noch 5 Sitzungen bei der Sprachtherapeutin. Was Du beschreibst, klingt eher nach einer Aphasie. Bist Du schon aus dem Krankenhaus entlassen. Auch gegen Aphasie gibt es sehr gute Übungen. War schon eine Logopädin bei Dir? Wenn man nicht auf Dich zukommt, lass Dir die Sitzungen auf jeden Fall von Deinem behandelnden Neurologen verschreiben.

Alles Gute
Mego

Prof. Mursch

Die Heilungschancen kann man natürlich so nicht beurteilen, aber es spricht viel für gut.
Junges Alter, exzellente Möglichkeit des schriftlichen Formulierens und die Wach-OP, die sicherlich, auch wenn jetzt etwas schlechter ist, doch wichtiges geschont haben sollte. Wenn es sich um eine Komplikation wie Einblutung, kleine Anfälle oder Schwellung handelt, ist ds oft sehr gut reversibel (rückbildungsfähig).

Meist bemerkt man das nach Wochen bis Monaten nicht mehr. So kenne ich das von meinen Wach-OP Patienten.


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

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