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Thema: Bessere Behandlung durch Chefarzt?

Bessere Behandlung durch Chefarzt?
jürgen
27.08.2018 18:30:40
hallo leidensgenossen!

bei mir steht nach über sechs jahren eine zweite op an. innerhalb eines jahres hatte ich jetzt drei krampfanfälle in der nacht und die mrt bilder zeigen über die jahre hinweg eine leichte vergrößerung des resttumors. glücklicherweise besteht keine kontrastmittelaufnahme.

mein chirurg empfiehlt eine op in einer klinik, die über ein intra-operatives mrt verfügt, so dass ich auf eine entsprechende Klinik gestoßen bin. dort riet man mir sehr deutlich dazu, die op vom chefarzt durchführen zu lassen. allerdings müsse ich dann für den op-tag als privatpatient behandelt werden und die kosten (3 bis 4000 euro) selbst übernehmen...

der ansprechpartner meiner krankenkasse hat sich mit der klinik in verbindung gesetzt und die auskunft erhalten, dass auch weitere operateure dort in der lage und ausreichend erfahren seien, diese op vorzunehmen. sollte ich jedoch die chefarztbehandlung als wahlleistung wünschen, müsse ich selbst zahlen.

ich bin verunsichert, von wem ich mich operieren lassen soll und womöglich kann mir diese entscheidung niemand abnehmen.
was meint ihr?
jürgen
jürgen
Lena333
27.08.2018 18:39:44
Hallo Jürgen,

etwas "befremdlich" finde ich an sich schon die Empfehlung der Ärzte vor Ort, dass Du Dich vom Chefarzt behandeln lassen solltest. Haben sie Dir die Gründe genannt? Dies könnte ja eigentlich -aus Deiner Sicht- nur die größere Erfahrung mit diesen OP`s sein, was ich aber an Deiner Stelle definitiv hinterfragen würde. Nicht immer haben die Chefärzte auch immer mehr Erfahrung mit den Operationen, das ist sehr unterschiedlich.

Ich würde also dies erstmal genau nachfragen, (wobei hier natürlich ein Restrisiko besteht, dass Du keine ganz ehrliche Auskunft erhälst), wenn aber tatsächlich dem so sein sollte, dann würde ich - bei einem komplexen und schwierigen Fall wie Deiner zu sein scheint- tatsächlich- wenn Du es finanziell schaffst- die Mehrkosten privat in Kauf nehmen.

Darüberhinaus würde ich eventuell noch eine Zweitmeinung einer anderen Uniklinik einholen, wenn Du dafür noch die Zeit und die Kraft hast.

Dass die Krankenkasse die Chefarztbehandlung nicht übernimmt, ist normal, da kann man m.E. nichts machen, es sei denn, der Chefarzt gibt Dir schriftlich eine Begründung, WARUM nur ER diese OP durchführen kann (z.B. Begründung: bestmöglicher Erfolg durch größte Erfahrung o.a.), dann würde ich versuchen, diese Begründung bei der Krankenkasse einzureichen.

Wünsche Dir alles Gute.

Lena
Lena333
asteri1
27.08.2018 19:38:03
Als ich mit meinem primären KHB- Tumor im Krankenhaus lag, wollten mich meine Eltern auch privat versichern lassen. Der Chefarzt meinte, ich würde auch als gesetzlich versicherte Patientin, die bestmögliche Behandlung erhalten.
asteri1
Lena333
27.08.2018 19:44:39
So wie "asteri" schreibt, sollte es auch eigentlich sein!

Zumal der Abschluss einer privaten Zusatzversicherung mit der Diagnose eines Gehirntumors- ob gut- oder bösartig- finanziell eigentlich nicht machbar ist (wenn man nicht gerade über ein Vermögen verfügt).

Habe das selbst bei mehreren privaten Versicherungen angefragt, aber: die Erkrankung "Meningeom" macht den Abschluss einer privaten Krankenversicherung auch als Zusatzversicherung nicht möglich.
Lena333
Deubi
27.08.2018 20:11:58
Hallo Jürgen,
ich habe dir eine direkte Nachricht geschickt mit meinen Erfahrungen von meiner Astro-II-OP am 1.8.18
Meine Genesung schreitet gut voran.

Ich wünsche dir auch alles Gute, viel Kraft für die nächste Zeit.

LG
Deubi
Deubi
jürgen
27.08.2018 22:23:22
Vielen Dank für die schnellen Rückmeldungen.
Gründe für eine Chefarztbehandlung sind mir nicht wirklich genannt worden. Nur, dass mir ein etwas älterer, wohl erfahrener, nicht mehr operierender Chirurg, dazu geraten hat, die OP vom Chefarzt machen zu lassen, weil er es so machen würde wie der ältere anweisende Chirurg.
Wie gesagt habe ich schon mehr oder weniger eine Bestätigung durch das Gespräch zwischen meiner KH und der Klinik, dass auch andere Operateure in der Lage und ausreichend erfahren seien, den Eingriff machen zu können.
Gruß, Jürgen
jürgen
KaSy
27.08.2018 23:10:11
Hallo, Jürgen,
ich bin seit 1995 fünfmal an Meningeomen (WHO III) operiert worden, es gab Folge-OP. Alle Meningeom-OP wurden selbstverständlich vom Chefarzt durchgeführt. Wegen einer Folge-OP fuhr er extra in eine 70 km entfernte Klinik, um im Team mit dem anderen Chefarzt zu operieren. Eine weitere Folge-OP behielt er sich auch selbst vor. Es gab nie Probleme mit meiner gesetzlichen Versicherung. Die jeweiligen Chefärzte (insgesamt vier im Laufe der Zeit) hatten (bis auf einer) in der Charité Berlin studiert.

Sollten die Neurochirurgen in dem von Dir gewählten Universitätsklinikum tatsächlich überzeugt davon sein, dass sie nicht in der Lage sind, diese Operation durchzuführen, dann sollen sie es Dir schriftlich geben, dass Du nur dann die bestmögliche Behandlung erhalten kannst, wenn Dich der Chefarzt operiert. Das muss der Krankenkasse genügen, um die OP zu bezahlen.

Ich würde mich wegen dieser Vorgehensweise auch bei der Leitung des Krankenhauses vergewissern, ob das so richtig ist.

Frage, ob es gewollt ist, dass ein gesetzlich versicherter Patient als Patient zweiter Klasse behandelt wird und nicht einmal in einer der hochgelobten Universitätskliniken, die mit den allermeisten Hirntumoroperationen und den allerneuesten Geräten berechtigterweise für sich werben, die Behandlung erhält, die er verdient.

Du solltest auch die Frage nach der Anzahl der erfolgreichen Operationen des Chefarztes im Vergleich zu den erfolgreichen Operationen jedes anderen Neurochirurgen und der Assistenzärzte stellen und Dir diese Zahlen nachweisen lassen.

Kämpfe für die bestmögliche Behandlung, so lange Du es kannst.
(Auch "Chef"-Ärzte sind Ärzte, die ihre Arbeit für den Patienten machen - so wie Du in Deinem Beruf das Beste gibst oder gabst.)
KaSy
KaSy
asteri1
28.08.2018 04:07:12
Ich wollte nur noch ergänzen, dass es nicht unbedingt der Chefarzt sein muss, der der beste und talentierteste Praktiker des gesamten Team ist.
Als ehemalig tätige Krankenschwester habe ich einen rundum Einblick auf diverse Stationen erhalten. Oftmals sind es die Oberärzte, die die Spezialisten sind.

Wenn man als gesetzlich versicherter Patient einen solchen zugewiesen wird, weil man vielleicht an einem kompliziert zu operierenden Tumor leidet. Kann man sich sehr glücklich schätzen.
asteri1
Likiniki
28.08.2018 07:51:01
Ich komme auch aus der Medizin und sehe das wie asteri. Im übrigen waren Chefärzte auch mal Oberärzte bis irgendwo in irgendeiner Klinik eine entsprechende Stelle als Chefarzt frei wurde.

Lg Cathi
Likiniki
Madze
28.08.2018 08:32:19
Mein Mann wurde auch vom Chefarzt operiert. Die gesetzliche KK hat keinerlei Probleme gemacht.

Grüßle
Madlon
Madze
Harry1962
06.10.2018 19:42:10
Hallo, ich sehe es auch wie asteri1. Bin auch nicht von einem Chefarzt operiert worden. Welche Klinik bzw. Universitätsklinik macht so eine Aussage Chefarzt wäre das beste????
Harry1962
KaSy
06.10.2018 20:56:18
Es ist durchaus möglich, dass der Chefarzt für bestimmte Operationen "der Beste" ist.

Aber wenn er sein Talent nur Patienten zur Verfügung stellt, die auch "am besten" zahlen, dann ist er nicht "der Beste".

@ Jürgen
Wie ist es bei Dir gelaufen?
KaSy
Lissie38
06.10.2018 21:02:40
Nur Chefarzt... Alles andere ist schlechtere Funktion

Bei Normalen Krankenkassen muss man es halt selbst zahlen, aber lohnt sich
Lissie38
paolo
07.10.2018 00:06:34
Zitat Lissie38:
"Nur Chefarzt... Alles andere ist schlechtere Funktion"

Dem muss ich widersprechen..
In den allermeisten Fällen sind auch die ihm untergeordneten Ärzte hervorragende Operateure, die ebenfalls viele Jahre Erfahrung haben.
Ich wurde sowohl von Oberärzten, als auch vom Chefarzt operiert, und keines der Ergebnisse war zu beanstanden.
Die Chirurgen besprechen i.d.R. die Fälle miteinander, und entscheiden sich für das beste Vorgehen.
Ich würde bei so einem Arztvergleich auch nicht das Wort "schlechter" verwenden, sondern von weniger erfahren oder weniger umfangreich qualifiziert sprechen. Handwerklich sind Neurochirurgen grundsätzlich sehr gut, denn sonst wären sie keine Neurochirurgen geworden.

Wenn man auf Chefarztbehandlung besteht, fallen je nach Versicherung evtl. auch zusätzliche Kosten an.
Es kann aber auch vorkommen, dass der Chefarzt aus eigener Initiative einen Fall an sich nimmt, ohne dass für den Patienten dadurch Kosten entstehen, auch als gesetzlich Versicherter. Da spreche ich aus eigener Erfahrung.
Natürlich kann ich nicht für jede Einrichtung sprechen, aber bei meinen eigenen Klinikaufenthalten hatte ich stets den Eindruck, dass das Wohl des Patienten im Mittelpunkt steht, unabhängig davon, ob er privat oder gesetzlich versichert ist.
Zwischen Oberarzt und Chefarzt sind die Unterschiede oft eher auf dem Gehaltsscheck zu finden und zu einem geringerem Maße in der fachlichen und handwerklichen Kompetenz, auch wenn der Chefarzt üblicherweise die meiste Erfahrung und Verantwortung hat.
Wichtig ist, dass man sich als Patient gut aufgehoben fühlt, und den behandelnden Ärzten vertraut.
paolo
milka135
07.10.2018 01:23:24
Hallo Jürgen,
wenn medizinische Notwendigkeit besteht, dass der Chefarzt die OP führen muss. Ist es auch für gesetzlich Versicherte Kassenleistung, dass der CA d. OP führt.

Auch wenn Chefärzte nicht so häufig operieren wie Oberärzte u. Fachärzte. So, heißt das nicht das CÄ nur privat Versicherte operieren oder gesetzlich Versicherte die selbst zahlen.

Hol dir eine Zweitmeinung. Wenn ein CA oder ggf. es die Klinikleitung dem CA nicht mal gestattet bei med. Notwendigkeit einen gesetzl. Versicherten zulassten der seiner Krankenversicherung zubehandeln/operieren. Sollte man das weite suchen.

Mich hat sogar mehr ein CA im Rahmen von Bandscheiben-OP´s operiert.

Wobei OÄ und FÄ meist mehr Praxis haben. Selbst Assistenzärzte und Schwestern u. Physiotherapeuten haben in bestimmten Dingen ein besseres Ergebniss als OÄ oder CÄ. Weil, manchmal mit Pat. reden muss oder gut klinisch Untersuchen können muss, um eine Therapie XYZ erstellen zukönnen.

Liebe Grüße,
Milka
milka135
jürgen
07.10.2018 12:19:19
Hallo Leute,
danke für Eure Auskünfte. Meine OP ist um eine Woche verschoben worden, da dort eine Notfall-OP vorgeschoben worden ist. Ich werde nun Dienstag operiert und hatte mich vorher zwischenzeitlich (nach Rücksprache und Einsatz meiner KV) für eine Operation durch die Oberärzte entschieden. Ich bin guter Dinge, dass die das schon rocken werden.
Ironischer- und blöderweise hatte ich von Mittwoch auf Donnerstag Nacht nochmal einen Krampfanfall (eigentlich wäre ich ja schon operiert), so dass ich in immer größerer Hoffnung lebe, dass nach der OP Anfälle ausbleiben.
Danke, beste Grüße, Jürgen
jürgen
asteri1
07.10.2018 14:45:50
Hallo Jürgen,

Ich wünsche Dir für Dienstag alles Gute und beste Gesundheit. Ich denke, dass Team wird sich schon etwas dabei gedacht haben, dir einen bestimmten Arzt zugewiesen zu haben. Ich würde auch einfach vertrauen. Als Patient hat man ja eh keinen Überblick über die persönlichen Fertigkeiten einzelner Ärzte. Zudem hat das Krankenhaus und jeder einzelne Arzt einen Ruf zu verlieren. Auch aus dem Grunde habe ich Chirurgen immer sehr vorsichtig, durchdacht und gewissenhaft erlebt. Alles Gute!
asteri1
suace
09.10.2018 19:17:00
Assistenzärzte operieren nie allen, da ist IMMER ein erfahrener OA /CA dabei ...meistens operieren die auch und die AÄ assistieren.
Man bekommt immer eine gute Behandlung, unabhänig vom Versicherungsstatus.
Und jede Klinik hat einen Qualitätsbericht der öffentlich einsehbar ist. Frag danach und frag wieviele Glios sie im Jahr operieren.
suace
jürgen
25.04.2019 12:11:14
Hey, noch einmal vielen Dank für Eure Wünsche.
Ein kurzes Update von mir:
Seit der OP hatte ich keine Anfälle mehr. Noch nicht einmal Auren. Es läuft also alles gut.
LG, Jürgen
jürgen
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