Liebe Almostheaven
Wenn ein Tumor bestrahlt wird, wird die Erbinformation seiner Zellen in der Situation zerstört, wenn sich die Zellen gerade teilen.
Die Zellteilung beginnt damit, dass sich der Doppelstrang der DNS (engl. DNA) zu teilen beginnt. Die DNS besteht aus zwei identischen Strängen mit vielen verschiedenen Chromosonen, die je zweimal vorkommen.
(Es gibt Ausnahmen, die z.B. zu Erbkrankheiten führen können, wenn z.B. das 21. Chromoson dreimal vorkommt, dann hat dieses Kind die Erbkrankheit "Trisomie 21", früher abwertend als "Mongolismus" bezeichnet.)
Der Doppelstrang der DNS teilt sich also in seine zwei identischen Hälften. Nun ist die Zelle nicht mehr stabil und äußere Einflüsse können sie schädigen.
Dann teilt sich diese eine Zelle in zwei Zellen, indem die Zellmembran sich so verändert, als wenn man einen Luftballon in der Mitte zusammendreht. Und dann teilen sich die Zellen völlig voneinander. (Das geht beim Luftballon nicht.)
Nun verdoppelt sich der jeweils eine, also halbe, DNS-Strang und wird wieder zu einer vollständigen DNS. Und nun ist die Zelle wieder stabil.
Wenn nun in der Situation der Teilung der Zelle schädigende Strahlen (oder giftige Chemo-Medikamente) auf die Tumorzellen einwirken, dann wird die halbe DNS noch mehr zerstört und die Verdopplung der DNS kann nicht mehr so erfolgen, dass die beiden neuen Tumorzellen wieder dieselbe DNS wie die Ursprungszelle haben. Und damit können sie also so verändert werden, dass sie (im besten Fall) keine Tumorzellen mehr sind oder (im schlechteren Fall), dass sie einige Tumoreigenschaften verlieren, aber nicht völlig "tot" sind.
Darin besteht das Risiko des Erfolgs der Bestrahlung.
Man muss die Tumorzellen dann "erwischen", wenn sie sich gerade teilen. Deswegen sprechen höhergradige Tumoren mitunter besser auf die Bestrahlung an, weil sich deren Zellen häufiger teilen.
Das generelle Problem bei der Bestrahlung ist aber auch, dass die Tumorzellen im Kopf bleiben.
Dort können sie vom Immunsystem bereits während der Tumorentstehung erkannt werden und dann werden sie schon dann von einem Ödem umgeben, das das Gehirn vor dem "fremden Eindringling" schützen soll.
Bei schnell wachsenden Tumoren (Glioblastomen) kommt das häufiger vor als bei den langsam wachsenden Tumoren.
Meningeome gehören zu den Tumoren, die im Gehirn irgendwann entstehen und ganz langsam wachsen, dabei das Gehirn verdrängen, vom Immunsystem nicht bemerkt werden und von dem Betroffenen auch erst, wenn der Tumor einen Schaden verursacht.
Deswegen können Meningeome symptomlos sehr, sehr groß werden und werden oft erst durch einen epileptischen Anfall o.ä. entdeckt.
Wenn das Immunsystem den Tumor jahrelang toleriert hat, umgibt es ihn auch nicht unbedingt mit einem Ödem.
Aber nun wird er bestrahlt.
Die Strahlen können durchaus auch das Immunsystem "dazu auffordern" sie als Feinde, als Eindringlinge anzusehen und gegen sie aktiv zu werden, indem sie ein Ödem erzeugen.
Das kann sein, muss aber nicht.
Nach Ablauf der 6-Wochen-Bestrahlung sind also alle oder die meisten Tumorzellen so geschädigt, dass sie sich nicht mehr oder nur noch "falsch" teilen.
Aber sie sind noch da.
Und der Tumor ist noch wochen- oder monatelang ein bisschen oder mehr aktiv, weil einige Zellen sich doch noch teilen "wollen".
Dann nehmen einige oder viele Zellen noch Kontrastmittel auf.
Im weiteren Verlauf kann das weniger werden. Oder auch nicht.
Der Tumor wandelt sich um in tote Zellen (Ich glaube, das heißt Nekrose) und in Narbengewebe und vielleicht bleiben auch noch lebende Zellen übrig.
Im Laufe einer sehr langen Zeit (1Jahr oder viel länger?) werden diese "zerstrahlten" Zellen "abtransportiert".
Also wie unnützen Müll oder unmoderne Kleidung, den/die man lange lagert, weil man denkt, "könnte ich nochmal brauchen", ehe man ihn nach und nach dann doch entsorgt.
Da das lange dauern kann, kann die Wirkung des Tumors, der ja eine "Raumforderung" ist, durch die umgewandelte "Raumforderung" noch länger bestehen bleiben, insbesondere, wenn er - wie bei Dir - auf die Hypophyse schon gedrückt hat und nun immer noch drückt.
Bei mir hatte der Tumor noch nicht auf irgendetwas gedrückt, also hat er vor der OP, nach der OP, durch die Bestrahlung und nach der Bestrahlung noch (!) keine Symptome ausgelöst, aber die Gefahr war groß, deswegen die Therapien. Die Gefahr ist immer noch groß, aber es ist keine Therapie ... möglich, nötig, ...
Warum die Symptome bei Dir aber weg waren und nun wiederkommen, das weiß ich nicht.
(Ich kann es nur - öh, Eigenlob - berufsbedingt so wunderschön erklären.)
KaSy