Jährlich erkrankt etwa einer von 10.000 Einwohnern in Deutschland an einem primären Hirntumor. Man unterscheidet verschiedene Hirntumor-Arten: maligen Gliome sind mit Abstand die häufigsten, gefolgt von den Meningeomen, den Hypophysenadenomen und den Neurinomen. Etwas anderes sind Hirnmetastasen, die sehr viel häufiger auftreten, eigentlich aber keine echten Hirntumoren sind. Sie gehen von einem Tumor in einem anderen Organ aus, der Zellen ins Zentralnervensystem gestreut hat.
Wie kann man Hirntumoren behandeln?
Wie läuft die Bestrahlung von Hirntumoren ab?
Was bedeutet der Begriff Strahlenchirurgie?
Wie geht eine stereotaktische Bestrahlung vor sich?
Bei welchen Tumorarten kommt die Konvergenzbestrahlung in Frage?
Wie kann man Hirntumoren behandeln?
Die Behandlung setzt eine sorgfältige Diagnose voraus: Zunächst muss vor allem bei älteren Patienten abgeklärt werden, ob es sich tatsächlich um einen primären Hirntumor handelt und nicht vielmehr um Metastasen, die von einem anderen Organtumor ausgehen. Leider sind solche Hirnmetastasen (hier mehr Informationen dazu) nicht selten der erste Hinweis auf einen Lungentumor, einen bisher nicht erkannten Brustkrebs oder ein übersehenes Melanom.
Echte Hirntumoren sind dagegen vergleichsweise selten. Die Operation, im Idealfall mit vollständiger Entfernung des gesamten Tumorgewebes, ist die wichtigste Behandlungsform bei diesen Krebsarten.
Bei Tumoren, die nicht klar abgegrenzt sind, sondern das umgebende Gewebe stark durchdringen, die in schwer zugänglichen Regionen des Gehirns oder in solchen Bezirken liegen, in denen wichtige Hirnfunktionen auf engem Raum konzentriert sind, ist dies aber oft sehr schwierig. Durch den Eingriff soll zwar so viel Tumorgewebe wie möglich entfernt werden, aber er soll auch so schonend wie möglich sein, um schwerwiegende Funktionsstörungen zu vermeiden. Das bedeutet, dass Nutzen und Risiken der Operation sorgfältig abgewogen werden müssen.
Besonders die sehr bösartigen Formen von Hirntumoren erfordern grundsätzlich eine Kombination von Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Letztere kann bei Tumoren im Gehirn allerdings nur in begrenztem Umfang sinnvoll eingesetzt werden, da die meisten zur Krebsbehandlung verwendeten Medikamente nur schlecht an ihren Zielort im Gehirn gelangen. Ursache ist die "Blut-Hirn-Schranke", eine Art Filter in den Blutgefäßwänden des Gehirns, der nur für bestimmte Substanzen durchlässig ist. Bei Tumoren in oder um die Hirnkammern kann man die Medikamente zur Umgehung dieses Problems direkt in das Hirnwasser, den Liquor, verabreichen. Nach dem chirurgischen Eingriff ist die Bestrahlung die wirksamste Behandlungsmethode. Meist wird sie im Anschluss an die Operation vorgenommen, um Tumorreste zu zerstören. Nicht operierbare Tumoren oder Hirnmetastasen werden grundsätzlich bestrahlt.
Wie läuft die Bestrahlung von Hirntumoren ab?
Weil energiereiche Strahlen auch gesundes Hirngewebe schädigen können, muss die Bestrahlung anhand der computertomographischen und kernspintomographischen Bilder sehr sorgfältig dreidimensional, also räumlich, geplant werden. Mit Rechnerunterstützung lässt sich der Zielbereich sehr exakt bestimmen. Durch moderne Bestrahlungstechniken kann dann die erforderliche Strahlenmenge auf den Tumorbereich und einen kleinen "Sicherheitsabstand" um den Tumor herum konzentriert werden. Bei verstreuten Hirnmetastasen wird der gesamte Hirnschädel bestrahlt, bei einigen speziellen Hirntumoren auch der Liquorraum des Rückenmarks. Üblicherweise teilt man die erforderliche Strahlendosis in kleine Einzelportionen (Fraktionen) auf, die über etwa sechs Wochen verabreicht werden, um das Risiko für Spätschäden zu verringern. Die Patienten kommen jeweils für die Behandlung in die Klinik. Wichtig ist dabei, dass die Lagerung zur Bestrahlung immer gleich ist, damit das berechnete Ziel eingehalten werden kann. Dazu wurden verschiedene Vorrichtungen, z.B. Kunststoffmasken, entwickelt, durch die der Kopf des Patienten vor jeder Bestrahlung in derselben Position fixiert wird.
Was bedeutet der Begriff Strahlenchirurgie?
Dies ist Bestrahlungstechnik, bei der die energiereichen Strahlen in hoher Dosis punktgenau in den Körper eingestrahlt werden. Damit wirken sie wie ein chirurgisches Messer. Die zur Gewebezerstörung erforderliche Strahlenmenge wird in einer einzigen oder in wenigen aufeinanderfolgenden Sitzungen verabreicht. Das funktioniert nur dann, wenn nach genauer Bestimmung von Sitz, Größe und Form des Tumors die Bestrahlung in Kooperation von Strahlentherapeuten und Strahlenphysikern mit Hilfe eines leistungsstarken Computers und modernsten Techniken so geplant und durchgeführt wird, dass eine maximale Dosis den genau eingegrenzten Zielbereich trifft, während nur unschädliche Strahlenmengen das restliche Hirngewebe erreichen. Wegen ihrer "messerscharfen" Präzision nennt man diese Bestrahlungsform auch stereotaktisch (räumlich gezielt). Dadurch können hohe Dosen in kurzer Zeit gegeben werden, die zu einer räumlich begrenzten Gewebszerstörung im Tumorbereich führen.
Wie geht eine stereotaktische Bestrahlung vor sich?
Die stereotaktische Bestrahlung kann zum einen von innen erfolgen. Bei diesem Verfahren werden radioaktive Substanzen über eine Kanüle in den Tumor eingebracht und so platziert, dass die von ihnen ausgehende energiereiche Strahlung genau in dem vorher errechneten Umkreis wirkt. Die genaue Dosierung der Strahlenmenge ist möglich, da bekannt ist, wie viel Strahlung vom jeweiligen Stoff, meist radioaktives Jod oder Iridium, abgegeben wird und wie weit sie im Gewebe reicht. Die Strahler werden entweder kurzzeitig eingeführt (Strahlentherapie, Afterloading), oder sie bleiben dauerhaft im Gewebe. Diese so genannten "Seeds" geben ihre Energie innerhalb einer bestimmten Zeit ab und strahlen danach nicht mehr.
Eine andere Möglichkeit ist die punktgenaue Bestrahlung von außen. Sie gelingt dadurch, dass die energiereiche Strahlung den Tumor von verschiedenen Richtungen erreicht, entweder aus einer "Haube", in der viele Strahlenquellen eingebettet sind oder dadurch, dass sich das Bestrahlungsgerät um den Kopf des Patienten herum bewegt. Im Zielgebiet kreuzen sich die Strahlen, wodurch eine sehr hohe Dosis dort konzentriert wird. Weil die Strahlen im Tumor zusammenkommen, also konvergieren, nennt man diese Technik auch stereotaktische Konvergenzbestrahlung. Besonders wichtig ist wiederum die ganz exakte Fixierung des Kopfes, der sich auf keinen Fall während der Behandlung bewegen darf. Würde das vorher berechnete Zielgebiet "verrutschen", hätte dies aufgrund der hohen Strahlendosen eine schwere Zerstörung gesunden Hirngewebes zur Folge. Bewährt hat sich dazu ein sogenannter stereotaktischer Ring, der bereits zur Bestrahlungsplanung am Schädel des Patienten befestigt wird und ein räumliches Bezugssystem für die exakte Lokalisation des Tumors darstellt. Alternativ können individuell angefertigte Kunststoffmasken zur Kopffixierung verwendet werden.
Bei welchen Tumorarten kommt die Konvergenzbestrahlung in Frage?
Eines der Haupteinsatzgebiete für diese Bestrahlungstechnik sind Gefäßmissbildungen im Gehirn. Obwohl dies keine Tumoren im eigentlichen Sinne sind, können sie durch Größenzunahme und Blutungsrisiko gefährlich werden. In Fällen, in denen eine Operation zu gefährlich ist, oder wenn der chirurgische Eingriff oder die Einspritzung gefäßverstopfender Substanzen (Embolisation) nicht erfolgreich waren, können solche Gefäßmissbildungen mit der stereotaktischen Konvergenzbestrahlung behandelt werden. Bei einzelnen Hirnmetastasen von Tumoren anderer Organe kann die Methode ebenfalls angewendet werden. Zwar hat hier die Operation mit Nachbestrahlung grundsätzlich Vorrang, aber bei Sitz in schwer zugänglichen Regionen stellt die Konvergenzbestrahlung eine Alternative dar. Der Einsatz bei bösartigen hirneigenen Tumoren, die aus dem Hüll- und Stützgewebe der Nervenzellen hervorgehen, wird erprobt. Eventuell kann es von Vorteil sein, nach Operation und normaler Bestrahlung den Tumorbereich zusätzlich noch gezielt und hochdosiert zu bestrahlen. Auch nach unvollständiger Operation und wenn nach einer ersten Behandlung der Tumor erneut auftritt, wird die Möglichkeit einer stereotaktischen Bestrahlung von innen oder von außen geprüft.