Hallo Lombard
Ich schätze mal, dass die Beule dann durch eine Knochenverdickung kommt, die das Meningeom verursacht hat. Das passiert, muss aber nichts schlechtes bedeuten.
Was die Behandlung eines Meningeoms angeht, ist das Ziel der Ärzte immer die Lebensqualität zu erhalten, ohne dabei zu viel Risiko einzugehen.
Das heisst, so lange das Meningeom keine Symptome macht und keine Gefahr besteht dass irreparable Schäden entstehen, wird ein Arzt immer auf die Karte "Zeit" setzen.
Warum sollte man auch ein Risiko eingehen, wenn keine Notwendigkeit besteht.
In solchen Fällen wird nach 6 Monaten nochmals ein MRT gemacht, um die Wachstumsgeschwindigkeit zu beurteilen. Ist dieses im Rahmen wird jährlich kontrolliert. Ein normales Wachstum liegt übrigens bei 1-2 mm pro Jahr. Wenn man Glück hat, kann ein Meningeom aber auch über Jahre zum Stillstand kommen.
Wird es dann von der Grösse her problematisch oder verursacht es neurologische Probleme, kann immer noch eingegriffen werden und hat Zeit gewonnen. Dass ein Meningeom überhaupt nicht mehr wächst kommt vor, aber ist eher selten.
Für mich ist diese abwartende Haltung eine sehr vernünftige Lösung und wenn der Neurochirurg dazu rät, würde ich das ernsthaft in Betracht ziehen. Ich hatte diese Möglichkeit nicht, weil mein Meningeom bereits neurologische Störungen verursachte und daher raus musste, ehe irreparable Schäden entstehen.
Einziger Haken dabei ist die psychische Belastung, weil man weiss das der Tumor im Kopf ist. Man hat es also quasi noch vor sich, wobei ich 18 Monate nach der OP nicht viel anders denke als vor der OP. Wenn du also ein cooler Typ bist und damit leben kannst, der Tumor noch keine signifikante Grösse hat, würde ich dem Rat deines Neurochirurgen erstmal folgen!
Auf der anderen Seite ist da dein noch junges Alter. Bei einer Lebenserwartung von ca 75 Jahren, hast du natürlich noch viel Zeit an deinem Meningeom zu brüten. Kurz gesagt, es wird vermutlich irgendwann der Tag kommen, an dem der Tumor entfernt oder bestrahlt werden muss.
Bis dahin hast du jedoch Zeit gewonnen, denn nach der OP ist nicht gesagt, dass der Tumor für immer aus deinem Leben verschwindet. Zum besseren Verständnis. Lässt du es heute operieren wäre es gut möglich, dass du an dem Tag bereits ein Rezidiv hättest, an dem der erste Tumor mit der "Wait and See" Taktik erst hätte entfernt werden müssen. Ich weiss, es klingt seltsam und es wird hier "schlaue Menschen" geben die das nicht im Ansatz verstehen können, aber dieses Szenario ist möglich, da nachwachsende Tumore aufgrund der erhöhten Platzverhältnisse durch den ersten Tumor oft ungehemmter wachsen.
Ich hoffe du erkennst aus meinen Ausführungen, das die "Zeit" der Schlüssel für eine langfristig gute Therapie und Erhalt der Lebensqualität entscheidend sein kann. Zeit zum eingreifen bleibt immer und Meningeome streuen mit Ausnahme der anaplastischen Variante nicht, bleiben in ihrem Kokon und infiltrieren das umliegende Gewebe sehr sehr selten, was man in den MRT Untersuchungen (Gutartige Tumore sind gut abgegrenzt vom umliegenden Gewebe) rechtzeitig erkennt. Ein mehr als kalkulierbares Risiko.
Die zweite Variante ist die Operation. Die radikale und effektivste Art, den Tumor los zu werden. Hier muss der Neurochirurg das Risiko abschätzen und dich informieren, was ausser den üblichen OP Risiken für Schäden durch den Eingriff drohen.
Wird der Tumor komplett entfernt und ist es ein WHO 1 Meningeom, stehen die Chancen statistisch gesehen bei etwa 6:1 dass du nach ein paar Jahren Nachsorge nichts mehr mit diesem Thema zu tun hast. Allerdings muss man auch hier das Alter mit einbeziehen. Hat man noch 40 Lebensjahre vor sich, hat man natürlich auch noch eine Menge Zeit nochmals solch ein Gewächs zu produzieren.
Alles kann, nichts muss und es gibt keine Garantie für irgendwas. Man kann auch an etwas anderem sterben, ehe der Tumor überhaupt zum Problem wird. Ich hoffe du verstehst es so, wie ich es meine.
Die dritte Möglichkeit ist die Bestrahlung des Meningeoms, welches bist zu einer Grösse von 3cm jederzeit möglich ist, so daß umliegende Gehirnareal diese Prozedur toleriert. Ich sehe jedoch die Bestrahlung als "Joker" in der Therapie eines Meningeoms und werde deshalb hier auch nicht so genau darauf eingehen. Wenn man einmal nicht mehr operieren kann, ist immer noch genug Zeit für die zerstörerischen Strahlen, weshalb man sich diese Möglichkeit besser bis zum Schluss aufhebt, zumal die Langzeitfolgen trotz neuester Technologie nicht sicher auszuschließen sind.
Alles hat vor und Nachteile und am Ende muss jeder seinen Weg finden um mit dem Problem umzugehen oder es zu beseitigen. Der Neurochirurg deines Vertrauens wird dich hierin nach bestem Wissen und Gewissen beraten. Ob du einen zweiten Neurochirurgen brauchst, muss dir dein Gefühl sagen.
So, genug getextet und das sind einfach meine Gedanken dazu. Ich hoffe es sind ein paar hilfreiche Ansätze dabei für eine solch schwierige Entscheidung. Es ist nicht alles schwarz oder weiss, manches kann Vorteile haben, aber auch Nachteile bringen.
Auf was es am Ende ankommt ist "Zeit & Lebensqualität", die es bestmöglich zu erhalten gilt. Je weniger eingegriffen werden muss, desto geringer ist das Risiko von Schäden durch die gewählte Therapieform. Man muss dabei aber auch gut aufpassen und rechtzeitig eingreifen, wenn der Tumor zu aktiv wird. Der Neurochirurg wird, egal wie deine Entscheidung ausfällt, einen Plan haben.
Nimm dir Zeit und alles Gute!