Hallöchen lieben Forenmitglieder,
Ich hoffe ihr habt Geduld und Zeit mitgebracht, denn eine meiner Schwächen ist es, mich nie kurz fassen zu können. =)
Ich geselle mich ab heute zu Eurer trauten, hilfsbereiten Runde. Der allseits bekannte Satz den schon so viele hier, wenn auch in abgewandelter Form kennen: "sie haben da etwas im Kopf und wir wissen nicht genau was es ist" traf mich am Mittwoch, den 27.04.2016 auf dem Flur der Radiologie zwischen CT und MRT. Nachdem ich mich auf Grund von akutem Schwindel und einem Mißempfinden im rechten Bein habe von meinen Kollegen in Tatü Tata ins Krankenhaus bringen lassen.
Mittwoch, 27.04.2016
Bei Erstaufnahme im Eberswalder Krankenhaus erfuhr ich von der Radiologischen Oberärztin im Flur lediglich das sie etwas unklares in meinem Kopf gefunden hätten und ein MRT direkt nachgeschoben wird. Mir wurde gesagt dass ich für große Fragezeichen dort sorge und man den nächsten Tag abwarten müsse.
Meine Unterbringung auf der Stroke Unit war für mich psychisch einfach nicht umsetzbar, da mein Bruder dort 2012 nach mehreren kleinen Ischämien noch auf der Station einen Kleinhirn- und einem Brückeninfarkt erlitt und sie als Pflegefall verließ. Sein altes Zimmer, sein Bett, sein Platz am Tisch und nun 4 Jahre später sitze und liege ich genau an diesen Stellen und weiß noch gar nicht was aus mir wird ..... ich bin psychisch eigentlich kein labiler Mensch, aber dort war eine Grenze erreicht.
Im groben lief das in etwa dann so ab.
Donnerstag, 28.04.2016
Raus aus dem einen Krankenhaus, direkt rein in das bevorzugte Hochleistungsunternehmen Helios in Buch. Aufnahme in der Rettungsstelle und Betrachten der Bilder durch eine Neurologin. Dort habe ich selbst die Bilder das erste Mal zu Gesicht bekommen.
Ich zitiere die Ärztin: „Oha .... ist ja eindeutig zu sehen, na Mensch da können wir ja nur hoffen dass es nichts Böses ist. Aber sie sind neurologisch recht unauffällig, das sind doch wenigstens eine Gute Nachrichten. Und vielleicht ist es ja etwas wo wir 3 Monate warten und dann erstmal kontrollieren.
Freitag, 29.04.2016
Ein Haufen Ärzte die ins Zimmer stürmen und sich als Neurologen vorstellen, kurz die Frage stellen was ich denn schon wisse. Meine Standartantwort nach Eberswalde lautete ab da immer: „ich hab da was im Kopf und keiner kann mir ganz genau sagen was es ist“
Er ließ mich durchs Zimmer hüpfen, ein paar neurologische Tests machen, sich noch einmal kurz die weiterhin bestehende Symptomatik erklären. Fragte mich seit wann ich davon denn überhaupt schon wisse und quittierte alles mit dem Satz das der Schwindel überhaupt nicht ins Bild passt. Verabschiedete sich mit den Worten eine Kollegin werde mir erklären wie es weiter geht. (Der kleine schwerkranke junge Mann der gerade mit seiner Mama im Zimmer war und seine Infusion erhielt fand mein rumhüpfen und meinen verdutzten Gesichtsausdruck im Übrigen sehr amüsant, ich lag nämlich auf der Kinderonkologie, weil sonst war kein Bett mehr frei)
Es ging weiter mit einer Lumbalpunktion. Ein bisschen zwischen Tür und Angel, weil musste ja schnell gehen, damit die Probe noch vor 14 Uhr im Labor ist. Eine sehr nette junge Ärztin mit viel Feingefühl ebenfalls der Aussage: Naja wir müssen gucken, vielleicht ist es ja was wo wir erstmal 3 Monate warten und dann nochmal ein MRT machen. LP ohne Lokalanästhesie, ohne Vorbereitung, nur die Ärztin und ich in trauter Zweisamkeit und alles so wie als wenn wir ein bißchen Blut abzapfen, fand ich mutig aber ok.
Danach Auftritt im Zimmer einer sehr sehr sehr motivierten und sympathischen Neurochirurgin. Sie schenkte mir eine Kopie meines Aufnahmen und meinte: „Also die Neurologen werden Ihnen vermutlich empfehlen drei Monate zu warten, aber wenn ich sie wäre ich würde ja wissen wollen was es ist und ich würde es aus meinem Kopf haben wollen“
Für mich natürlich eine tolle Nachricht das es, was auch immer es ist, operabel ist. Sie erklärte mir dann noch wie sehr bei einer Entfernung natürlich auf mich geachtet werden würde aber im schlimmsten Fall irreparable Ausfälle zu befürchten wären und das jetzt vielleicht noch gutartiges Gewebe sich zum bösartigen entwickeln könnte. Ich sagte darauf auch ganz ehrlich gemeint, dass ich auch gerne wissen würde was es ist. Ich stand ja eh immer mehr auf chirurgische Fälle. Sie wollte dies mit den Oberärzten am Montag besprechen aber letztendlich ist es meine Entscheidung weil mein Körper. Supi, warten wir den Montag ab, mein Schädel brummte eh von der LP bissl Ruhe kann nicht schaden.
Samstag, Sonntag und auch Montag war Ruhe, ich sah niemanden. Montagnachmittag hieß es dann, Frau Kuhn sie möchten bitte mit ihren Sachen auf die Neurochirurgie. Visite hatte ich verpasst und einen Neurologen der mich offensichtlich sprechen wollte auch. Ich hatte noch mehrfach auf der Neurologie nachgefragt ob mir jemand die Verlegung aus Ihrer Sicht erklärt. Leider war dies, wahrscheinlich auch auf Grund der völligen Überbelegung gar nicht umsetzbar.
Dienstag, 03.05.2016
Visite .... Ja Frau Kuhn, sie sind ja hier weil wir da den Verdacht auf einen Tumor haben und eine Probe nehmen wollen. (Aha jetzt hat das der Erste dann doch mal Tumor genannt) Auf meine Frage warum jetzt nur eine Probe und nicht entfernen hieß es: „nein, die Oberärztin hat gesagt geht nicht, liegt zu nah am Bewegungs- und Gefühl Zentrum, merken sie ja an ihrem Bein.“ Das musste ich ehrlich gesagt in dem Moment erstmal verdauen.
Meine Fragen waren, wann ist die OP (vermutlich nächste Woche). Kann ich über die Feier- und Brückentage noch einmal nach Hause (ja bestimmt) und spricht bitte vorher noch einmal ein Arzt mit mir warum jetzt doch gleich und nicht warten (ja na sicher kommt ein Arzt, sie müssen ja dafür auch unterschreiben).
Also war ich fleißig, EKG und Anästhesie Gespräch, ein weiteres MRT. Vom Anästhesisten erfuhr ich dann das erste Mal im Groben, was diese Biopsie überhaupt für ein kleiner Aufwand ist und um was für eine OP es sich eigentlich handelt. Er war etwas verdutzt das ich das noch nicht wusste, meinte aber das der Arzt eh noch einmal mit mir reden würde. So unter medizinischem Peronal und weil er eh schon gekündigte hatte vertraute er mir noch an, das die Chirurgen beim schnippeln dort ganz schön schnell sind und er würde sich auch ne Zweitmeinung holen.
Mittwoch 04.05.2016
Visite mit sehr netten Ärzte, aber ich war zwischenzeitlich auch schon überfordert von der Gesamtsituation. Blutbild war ok, ein Wert sollte noch abgenommen werden und dann können sie erstmal nach Hause. meine Frage nach dem Arztgespräch wurde beantwortet mit den Worten: „ja das wird dann vor der OP noch gemacht.“
An der Stelle war ich dann einfach nur froh zu meiner Familie zu kommen und habe auf Station noch darauf hingewiesen das ich die OP bitte nicht gleich am Montag sein möge, denn meine Freunde aus dem Rettungsdienst hatten mir noch einen Termin für eine Neurochirurgischen Zweitmeinung organisiert. Geil wa ^^ ging schnell
Dies, war dann auch der erste Termin, bei dem ein Arzt sich mit mir die Bilder angeschaut hat. Sie durchgesprochen hat. Natürlich waren wir dann auch nicht schlauer, kein Arzt kann mir ohne Biopsie sagen was es tatsächlich ist. Aber ich hatte endlich mal eine kleine tatsächliche Erklärung. Sie würde drei Monate warten wenn es ihr Kopf wäre. Ich habe den abschließenden Entlassungsbrief mit der Differentialdiagnose und dem Verdacht auf ein niedrig gradiges Astrozytom in die Hand gedrückt bekommen. (Ein Moment im Übrigen in dem ich es hasse medizinische Vorkenntnisse zu haben und nicht mich zischen nicht wissen oder Tante Google entscheiden zu können.)
In den darauf folgenden Tagen rief ich noch regelmäßig an, ob ich im OP Plan stehe und wann ich ein ärztliches Gespräch haben könne. Antwort war immer, nein Frau Kuhn sie stehen nicht drinnen und es redet ja nochmal jemand mit Ihnen.
Am 18.05. (14 Tage nach meiner Beurlaubung, 3 Wochen nach meiner Einweisung) um 15:18 Uhr rief mich das Krankenhaus an. Frau Kuhn morgen stehen sie im OP Plan, seien sie bitte in einer Stunde hier. BÄM .... Ich hab das dankend abgelehnt, ging auch gar nicht. Ich wollte erstmal mit einem Arzt reden und mir ihren Sinneswandel erklären lassen. Bißchen Bockig meinte er ... kann ich sie Freitag in den OP Plan nehmen .... (NEIN). Er würde es mit dem Oberarzt besprechen und sich bei mir melden. Ich wartete dann bis Montag den 24.05. auf diesen Anruf der nie erfolgte. Dann schrieb ich eine E-Mail an den dortigen Oberarzt.
Am Dienstag erfolgte dann der Anruf dass der leitende Oberarzt mit mir am Mittwoch reden wolle. Super dachte ich, naja dann hat das ja wenigstens geholfen.
Gestern war nun dieses, ja nennen wir es Gespräch. Also eigentlich hat nur er geredet und meine Fragen etwas ignoriert. Er erklärte mir vom Urschleim an was ein Gliom ist und die Grade und wie eine offene OP abläuft. (HÖ ???, wie Diagnose Gliom grad 2 steht, wie jetzt offene OP) Ich hatte mehrfach zwischendurch kurz darauf hingewiesen, dass ich bis vor 2 monaten selbst Pflege- und Rettungspersonal ausgebildet habe und hab ausbilden lassen. Das wir das Gespräch eingrenzen und auf die obigen Fragen eingehen können). Aber verstehe schon seine Taktik, erkläre einem absoluten Laien was Phase ist und weiche bloß nicht vom Schema ab, dass er sich nachher nicht unberaten fühlt. Als er dann aber mir die Gefahr der malignität an Hand einer Herde weißer Schafe und schwarzer Schafe erklären wollte war dann bei mir auch vorbei.
Er war nett und lieb und er war gründlich, aber auf meine konkrete Frage warum jetzt von heute auf Morgen die Taktik zwischen 3 Monate warten, Biopsie und OP und dann plötzlich nur Biopsie schwankt hat er komplett abgeblockt. Stattdessen setzte er noch den Vogel oben drauf und meinte. Also warten ist gar nicht in betracht zu ziehen (nicht das ich seit 4 Wochen beurlaubt zu Hause sitzte und auch den Termin nur habe weil ich gebettelt habe). In seinen Augen habe ich jetzt die Wahl zwischen 1. Biopsie 2. Biospie und Resektion oder 3. gleich Resektion
ÖHM: Wie jetzt doch OP und nen Rest drinnen lassen und vor 6 Tagen hätten sie die Stereotaktische Biopsie einfach durchgezogen weil, wir müssen jetzt erstmal rausfinden was nun ist. Er hat dann das Gespräch direkt beendet. Mir seinen Schmierzettel als Gedächtnisstütze kopiert und ich solle das mal mit meinem Mann in Ruhe besprechen, wenigstens das an was ich mich jetzt noch erinnern kann von den ganzen Infos. (vermutet er etwa Alzheimer bei mir? grummel) Ich soll ihn dann in den nächsten Tagen anrufen wie ich mich entschieden habe ÖHM
Bin dann total Banane im Kopf nach Hause.
Und jetzt zu meiner Frage, bin ich jetzt total hypersensibel oder darf ich das Gefühl haben mich dort nicht in vertrauensvolle Hände zu übergeben.
Ich hab bisschen Angst so ein Patient zu werden der sich (nur um sich nicht entscheiden zu müssen) ständig andere Meinungen oder andere Krankenhäuser sucht. Bis sie eins findet wo ihr das gesagt wird was sie hören will. Mir ist klar das ich um eine OP nicht drum herumkomme und wegen meiner auch Biopsie mit Resektion aber ich dachte mit dem Gespräch kommt das Vertrauen nicht nur eine Nummer zu sein. Wisst ihr was ich meine ...
Nicht: Patientin 36 Jahre, Astro II, neurologisch bisher unauffällig
sondern: Patientin 36 Jahre, Astro II, 2 Kinder, verheiratet, Ehemann malignes Melanom 2006, Papa hat Alzheimer, wollte gerade im beruflichen etwas ruhiger treten und neu durchstarten, Bruder Pflegestufe 2 nach mehreren Schlaganfällen. Redet viel wenn sie aufgeregt ist aber sonst ganz lustig, empathisch und umgänglich, hat medizinische Vorkenntnisse. Und sie hat Angst.
Ich hab heute in der Charite (Berlin) angerufen und einen Termin direkt für Dienstag bekommen. (erschreckend wie schnell man mit solchen Diagnosen Termine bekommt, man gruselt sich und ist dankbar zugleich) Aber sicher, ob ich das alles so richtig mache bin ich mir nicht. Hat mit denen schon jemand Erfahrung? Oder im Helios Berlin Buch?
Für die die sich das Gedankenchaos bis hirhin antun konnten, danke fürs lesen und danke dass ich das alles mal los werden konnte, danke dass es euch gibt.
LG Grüße Cathi