
Marit
es folgt eine längere geschichte; ich würde mich jedoch sehr freuen, wenn ihr es auf euch nehmt, dies alles zu lesen und mir - vielmehr UNS - dann vielleicht den einen oder anderen rat geben könnt.
deshalb kurz ein paar daten zum »fall« meines bruders (31 jahre). bei ihm wurde am 8.
dez. 2000 ein hirntumor entdeckt, er wurde am 14. dez. 2000 in köln von prof.klug operiert (»makroskopische totalresektion«) und der tumor wurde zunächst als gbm-multiforme klassifiziert (inzwischen ist eine zweite hystologie in bonn in auftrag gegeben worden, da die diagnose wohl doch nicht so eindeutig ist, das ergebnis steht aber noch aus). er unterzog sich dann vom 23. januar bis zum 7. märz einer sechswöchigen strahlentherapie die mit 140mg temodal pro tag begleitet wurde. seit dem 7 märz hat bisher keine weitere behandlung stattgefunden und die letzten beiden kontroll-mrts (14. mai und 18. juni) lassen keine anzeichen für ein rezidiv erkennen. übrigens geht es meinem bruder zur zeit körperlich und seelisch ziemlich gut. er ist
optimistisch, macht pläne für die zukunft und wird wohl im september mit beginn der neuen spielzeit auch wieder seine arbeit im orchester aufnehmen.
inzwischen haben wir mit einigen ärzten kontakt aufgenommen, da wir die abwartende haltung, die die kölner ärzte vertreten zumindest überprüfen wollten. unsere erste adresse war das tumorzentrum in regensburg. die ärzte dort meinten, dass mein bruder ausgezeichnet operiert sei und sie keine anzeichen für ein rezidiv erkennen könnten - (also extrem gute voraussetzungen, tja, für was eigentlich???). sie haben ihm zu einer
zyklischen weiterbehandlung (6 bis 8 zyklen) mit temodal geraten um dann, falls das rezidiv weiter ausbleibt, anschließend möglw. mit roaccutane weiterzumachen. außerdem halten sie mrt-kontrollen im abstand von 4 wochen für angemessen (das macht er jetzt auch). übrigens wurden wir dort sehr nett empfangen, und wir hatten alle (mutter, bruder, schwester) nicht in einer minute den eindruck, einer der ärzte würde »innerlich auf die uhr sehen«. das war sehr angenehm, vor allem im vergleich zu unserer nächsten station: düsseldorf. hier hatten wir zunächst ein gespräch mit einem arzt, der sich zumindest an diesem tag - das muss ich einfach so ausdrücken - menschlich als echte null präsentierte, da er u.a. in unserer anwesenheit am telefon
über den (hoffnungslosen) zustand der patientin berichtete, die vor uns in seiner sprechstunde war den er aber trotzdem als einen (wörtlich) »interessanten case« bezeichnete -naja, unser »case« wurde von ihm eher flüchtig betrachtet, er hielt es nicht einmal für nötig sich die mrt´s vernünftig anzuschauen, und hat sich die gesammelten unterlagen (op-bericht, hystologie, gesammelte blutbilder etc) auch nur auf Aufforderung bzw Nachfrage durchgelesen. kurzum, er hat uns geraten abzuwarten (»was wollen sie denn jetzt von mir?« naja, vielleicht war dieser arzt auch einfach nur überfragt) - und musste diese einschätzung dann prompt zurücknehmen als er seinem chef den fall am telefon schilderte - und dieser sofort die meinung vertrat, mein bruder solle auf jeden fall die chemo à la regensburg machen. nun denn, wir haben dann darauf bestanden mit besagtem oberarzt persönlich zu sprechen und bekamen also anschließend noch einen kurzen termin, bei dem auch er meinte (MIT blick auf die mrt´s), dass die voraussetzungen sehr gut seien und die referenzhystologie ganz angebracht sei, da der befund auch seiner ansicht nach etwas unklar sei. drei tage später waren wir dann in dülmen. dort war man vom operationserfolg ebenfalls sehr angetan und hat vorgeschlagen, dass nächste mrt am 19.6. abzuwarten, bevor eine therapie angedacht wird.(neuer termin am 26.6.). wenn sich keine veränderung zeigt, kann dr. dresemann sich sogar vorstellen ausser melatonin erst einmal nichts zu »verordnen«! ansonsten empfiehlt er eine kombinierte chemo (temodal + caelyx -hat jemand damit schon erfahrungen gemacht???) tja, am montag (18.6.) hatten wir dann noch einen termin im berliner getraudenkrankenhaus, wo der betreffende arzt aber leider sehr, sehr angespannt war und nur wenig zeit hatte. er hat (natürlich?) thalidomid + johanniskraut angesprochen, aber ehrlich gesagt hat uns dieser termin eher mehr verwirrt als weitergeholfen, denn die anspannung war so greifbar, dass wir uns kaum getraut haben nachzufragen und wir wissen nun überhaupt nicht, was wir von dieser art der therapie halten sollen.
tja, dass ist ganz grob die geschichte bis heute - und die große frage, was tun? wirklich nur abwarten, noch eine chemo oder???. hat vielleicht irgendjemand ähnliches erlebt, gibt es eine meinung zu den ärzten und deren einschätzungen, die uns vielleicht weiterhelfen kann? gibt es jemanden, der bei dieser ja eigentlich so hoffnungslosen gbm-geschichte ähnlich »gute karten« für ein bisschen mehr zeit hatte - und ein tipp, wie er/sie die zeit gewonnen/genutzt hat? ich will weiter daran glauben, dass man es wirklich schaffen kann, aber muss man nicht auch etwas dafür tun? oder beruhigt man mit »etwas tun« (sprich etwas einnehmen) eher nur die nerven? es wäre fein, wenn ich die eine oder andere rückmeldung bekäme.
alles gute und dank im voraus, margit