Liebe Foris,
Schwieriges und wichtiges Thema.
Da ich gerade nicht gut im formulieren bin (eher untypisch),
bekommt ihr nur die Kurzfassung (seht es mir bitte nach)
Die Gesellschaft (im Allgemeinen, ja natürlich) schafft es nicht, sich adäquat mit den "unbequemen" Themen wie Tod und Krankheit, Behinderung etc. auseinander zu setzen. Gefragt ist Konformität, Gesundheit, Erfolg, Leistung. Schöne, heile Welt.
Der Vogel frisst den Wurm, die Katze den Vogel, jeden Herbst fallen die Blätter von den Bäumen, aber der Tod gehört nicht zum Leben dazu?
Der Tod ist das einzige, was im Leben sicher ist. Bei jedem Kind, das gezeugt wird, das geboren wird ist eins klar: Es wird sterben. Nur weiß (zum Glück) niemand wann.
Der Ausbau der palliativen Versorgung ist dringend erforderlich, damit Sterbende und Angehörige einen gute Rahmen bekommen und begleitet werden.
Gleichzeitig ist es wichtig, dass diese Themen (und dafür ist die Debatte doch schon hilfreich) in die Gesellschaft getragen werden und wieder einen normalen, weil selbstverständlichen Stellenwert bekommen. Durch Information und Aufklärung auf allen Ebenen.
Ebenso auch die Themen die dazu gehören Patientenverfügung,
Vollmachten, Sorgerechtsverfügung, Nachfolgeregelung....
Ich denke, dass jeder das Recht aber auch ein Stück weit die Pflicht hat, sich mit seinem eigenen Tod auseinander zu setzen. Damit meine ich besonders auch eine Sorgfaltspflicht gegenüber seinem sozialen Umfeld.
Ich jedenfalls möchte Dinge geregelt haben für meinen Tod. Was mit den Kindern passiert, wer sich kümmert, was mit meinen Dingen passieren soll... ich möchte auch ganz bewusst entscheiden, welche Musik bei meiner Beerdigung gespielt wird, möchte festlegen, welche Stimmung dadurch erzeugt wird.
Die Beerdigung oder wie wir eigentlich sagen, das Abschiedsfest von meinem Mann war groß und bunt, traurig und schön. Mal schauen, was ich für mich plane und wie oft ich die Planung dann noch ändern werde.
Zurück zum Thema Sterben.
Jeder, der unheilbar an einer lebensverkürzenden Erkrankung erkrank ist, sollte die Möglichkeit haben über sein Sterben zu entscheiden, sollte einen für ihn geeigneten Weg auswählen können. Das setzt ein Angebot voraus und Beratung... oder besser Information.
Was ist mit Patienten, deren Lebensqualität durch eine Erkrankung beeinträchtigt ist? Da wird es für mich schon weniger greifbar. Ich meine ja, aber hier ist Aufklärung noch wichtiger, oder?
Ich habe vor einiger Zeit eine Stellungnahme gehört, in der vertreten wurde, Sterbehilfe oder Beihilfe geht gar nicht, Palliative Unterstützung sei auszubauen und die paar, die da nicht herein passen, müssten sich halt Möglichkeiten suchen.
Was war ich böse! - Lilyfee hat es schon angesprochen: Ja, das will keiner, schon um die Menschen vor unweigerlichen Traumata zu schützen, die einen Selbstmörder finden, den Tod eines Selbstmörders ungewollt mit verursachen und damit klar kommen müssten.
Dann doch bitte lieber mit Hilfe, in einem geschützten Raum, mit Menschen umgeben, für die wieder rum auch gesorgt wird.
Mein Mann ist seinen Weg gegangen und hat seinen eigenen Verfall tapfer ausgehalten und das Sterben mit Würde geschafft. Wie Welle es schreibt, denke ich es auch für meinen Mann, er hätte nichts anders gemacht, wenn es andere Möglichkeiten gegeben hätte.
Ich habe große Hochachtung und wäre mir nicht sicher, ob ich es nur annähernd so hätte tragen können. und das ist wohl der wahre Grund, warum ich mir wünschte, es gäbe andere Regelungen...
Herzliche Grüsse von Dirlis,
)die nebenbei vollständig mit den Herausforderungen eines Lebens ohne Mann ausgelastete ist
und wünschte, es wäre neben aller Organisiererei mal Zeit zum traurig sein )
Menschen, die an unheilbaren Erkrankungen leiden, haben einen anderen Blick auf das Leben und auf das Sterben. Wer in dieser Situation für sich den geeigneten Zeitpunkt zum Sterben festlegen möchte, der sollte dies dürfen.
Der sollte aber auch einen Raum dafür bekommen und sich begleiten lassen können.