Hallo liebe Leidensgenossen/-innen,
Über einen Zeitraum von etwa 10 Tagen habe ich nun CBD, ein Extrakt der Hanfpflanze (keine Rauschwirkung!) ausprobiert. Vielleicht ist es noch etwas zu früh, Endgültiges darüber zu berichten, aber ich möchte hier schon einmal erste Eindrücke schildern - und zuvor einen Bericht zu meiner Krankengeschichte bzw. zur Geschichte meiner Epilepsie abgeben.
Bereits an anderer Stelle hier im HT-Forum habe ich immer wieder darüber geschrieben, dass ich unter fokalen epileptischen Anfälle leide: aufsteigende Übelkeit, Sprachausfälle mit und ohne Bewusstseinsaussetzer, Deja-vues, Absencen. Mein Tumor ist zweiten Grades (keine Kontrastmittelaufnahme), liegt links im Schläfenlappen, genau im Sprachzentrum. Er liegt dort, das vermuten die Ärzte, sehr tief und das bereits seit Jahrzehnten; heute hat er eine Grösse von rund 5 cm. (Die Neurologen am Epi Zentrum in Zürich, die nach eigener Aussage niedriggradige Hirntumoren häufiger sehen als Neurochirurgen, die das wiederum bestätigen, erwägen sogar einen sog. Missbildungstumor oder einen LEAT low-grade epilepsy-associated brain tumor. Zu letzterem habe ich an anderer Stelle bereits geschrieben.)
Ich habe mich gegen eine klassische HT-OP entschieden (12 Stunden Wach-OP mit offenem Ausgang). Gründe möchte ich hierzu nicht anführen. Aktuell prüfe ich für mich eine epilepsie-orientierte Hirntumoroperation ... (HT-Gewebe bzw. -Lokalisation und epileptogenes Potential sind nicht identisch.)
Die Anfälle kommen nicht nur täglich, sondern zweitweise sogar stündlich und halbstündlich. Sie sind z.T. nur leicht, aber echt lästig!
Keppra war das erste Mittel, das mir in einer Dosis von 500 - 0 - 500 mg noch im Unispital am Tag des allerersten MRTs verordnet wurde; 4 Monate ging es gut, ich hatte keinen einzigen Anfall oder Aussetzer. Dann ging es (wieder) los. Über Monate gingen wir mit der Dosis weiter nach oben. Das einzige was sich veränderte, waren die Nebenwirkungen. Sie steigerten sich massiv. Einzelheiten bereits an anderer Stelle (Stichwort Karpaltunnelsyndrom vs. Keppra Nebenwirkungen).
Es ist jedenfalls inzwischen so, dass ich nicht mehr unterscheiden kann zwischen Symptom und Nebenwirkung - so viel ist bei mir los.
Während eines Aufenthalts im Epi Zentrum/Klinik Lengg Zürich mit 6 Tagen und Nächten Intensiv-Monitoring (Puh!) wurde Keppra wieder herunter dosiert, andere Medikamente (Lamotrigin, Vimpat, Trileptal) ausprobiert. Mir ging es zeitweise richtig elend. Das einzige was konstant blieb, waren die Anfälle, bei jedweder Dosierung. Darüber gibt es nun Aufzeichnungen.
Mitte März war der Zeitpunkt für mich gekommen, in dem ich mich endgültig für eine langfristige Herabdosierung bzw. Ausschleichung von Keppra entschied. (Ich hatte in dieser Zeit intensiveren Kontakt mit einem anderen HT-Mitglied, der Keppra komplett ausgeschlichen hatte, allerdings operiert.)
Nun kann man ja nicht einfach munter herunter dosieren ohne dafür etwas anderes zu tun - zumal der HT ja noch immer dort liegt, wo er bereits zum Zeitpunkt der Diagnose lag. Auf der Suche nach etwas Komplementärem stiess ich auf Berichte zu Hanf.
Ja, und da befinde ich mich nun. Ich nehme CBD nur bei Bedarf, d.h. wenn es gerade mal wieder heftig losgeht (Symptome s.o.) und bisher auch nur einmal täglich.
Auffallend ist vom ersten Moment an die starke Abschwächung der Anfälle. Es bleibt bei einem Anflug, fast eine Art Erinnerung daran, wie es sich vorher immer anfühlte ...
Die Menge, die ich nehme, ist fast "nichts" zu nennen. Allerdings habe ich den Eindruck, zunehmend mehr zu brauchen.
Ich habe vor, das Mittel nun über einen Zeitraum von einigen Monaten zu nehmen und parallel das Mittel Keppra weiter herunter zu dosieren ggf. sogar auszuschleichen.
Fortsetzung folgt.
Liebe Grüsse
Weihnacht.