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Mamamaus

Hallo,

ich hätte da mal eine Frage. Mein Mann hat sich vor der Diagnose schon sehr verändert und war total launisch und unzufrieden und gereizt. Nach der OP war er eigentlich wieder ganz normal. Die OP ist ca 4 Wochen her und seit Dienstag hat er Chemo und Bestrahlung. Nun ist er plötzlich wieder richtig miess und gemein zu mir und den Kids. Ihm geht es aber ganz gut sagt er. Er geht viel spazieren. Trifft sich mit Freunden zum Kaffee usw. aber heut fragte ich ihn wie wir den nun zueinander stehen, sind wir eine WG oder ein Ehepaar und er sagte er weiß es nicht. Dazu muss ich sagen dass wir uns räumlich 4 Wochen vor der Diagnose getrennt haben weil es für mich und die Kinder nicht mehr erträglich war mit ihm mit seiner Aggressivität usw. Nun hab ich ihn wieder heim genommen, er war nun vier Wochen lammfromm und nun fängt es wieder an. Und nun? Ich bin überfordert. Wie soll ich mit ihm zusammen diesen schweren Weg gehen wenn er nicht mal weiß ob er mich als Ehefrau noch möchte. Und von den Kindern ist er nur genervt. Er meinte heute dass Kinder alle Ehen kaputt machen würden. Erst weiß ich nicht woran ich selber bin und zweitens muss ich die Diagnose verkraften und der Gedanke dass ich irgendwann mit meinen Kinder ganz allein klar kommen muss. Irgendwo ist in meinem Kopf auch die Angst wieder da dass das Ding wieder wächst weil er wieder solche Wesensveränderungen zeigt. Ich selber habe ein komplexe PTBS und es setzt mir sehr zu wenn er so mit mir umgeht. Ich selber muss ja auch schauen dass ich irgendwie stabil bleibe. Ich bin gerade sehr ratlos. Und das was alles vor der Diagnose war so einfach verzeihen geht auch nicht, es war auch eine andere Frau im Spiel. Und nun weiß er nicht was er will in seinem Leben bzw. die Zeit die er eben noch hat.
Oder kann das einfach nur eine allgemeine Angst sein vor dem was kommt. Es ist verdammt schwer für mich und ich bin wahnsinnig unglücklich.

Liebe Grüsse
Mamamaus

Ingostarr

Hallo,

von diesen starken Stimmungsschwankungen höre/lese ich immer wieder und meines Wissens sind diese u.U. auch als Symptom des Tumors zu werten. Ich würde zur psychoonkologischen Beratung gehen. Vielleicht zunächst sogar getrennt, denn sonst müsste Dein Mann sich in Deiner Gegenwart vor Dritten seine Schwäche zeigen. Bedenke, dass in seinem Kopf aktuell sehr viel Chaos ist und jedwede Ablenkung zu noch mehr Chaos führt. Wenn Du noch die Kraft und den Willen spürst, bei ihm zu bleiben, erkläre es ihm und mache ihm klar, dass er dafür auch etwas tun muss, nämlich zu zeigen, dass auch er es möchte (und Dich und die Kinder nicht einfach nur duldet...) . Drück Dir die Daumen!

Mamamaus

Danke Ingostarr für die Antwort,

kann ich als Angehöriger auch zu einer psychoonkologischen Beratung gehen? Also ohne dass er etwas davon weiß. Ich bin zwar selbst in psychotherapeutischer Behandlung aber das ist eine Spezialisitin auf dem Gebiet Traumafolgestörungen und hat mit Krebs usw. nichts zu tun. Komisch war aber dass er 4 Wochen lang zahm wie ein Lamm war so wie ich ihn eben geheiratet habe. Und ich dachte schon zum Glück. Aber nun wird er wieder sagen wir mal "komisch". Naja irgendwo will er ja schon Frau und Familie aber andererseits eben was anderes was er vermisst. Wir sind nun 16 Jahre zusammen und haben zwei Jungs 5 und 8. Es ist einfach nur der Wahnsinn grade für alle. Ich habe nun zum Glück Unterstützung durch eine Haushaltshilfe 4 Stunden am Tag und letzte Woche war das erste mal eine Familienhelferin da die uns beistehen wird und helfen wird das zusammen irgendwie hinzubekommen so dass die Kinder nicht zu sehr leiden.

Er sagte aber selber als er diese Symptome hatte vor der Diagnose hat er selber diese Wesensveränderung gar nicht so richtig bemerkt aber für mich und die Kinder war es krass, wir dachten an eine Psychose oder ähnliches. Die Jungs haben auch aggressive Durchbrüche erleben müssen sowie ein paar mal Handgreiflichkeiten, ich hab verdammt Angst dass es wieder dazu kommt.

Für mich ist es halt so wenn er Spaß haben möchte mit anderen Frauen dann bin ich nicht gewillt den Weg weiter zu gehen. Ich bin mir auch was wert und die Kinder haben es auch verdient eine normale Kindheit zu bekommen. Gerade durch meine schwere psychische Erkrankung bin ich sehr schnell am Rand meiner Belastbarkeit das macht es nicht leichter.

Du schreibst du bist Betroffener. Was geht in einem Menschen vor der diese Krankheit hat. Ich glaube das kann nur derjenige wissen der das hat. Mein Wunsch wäre es dass er noch so viel wie möglich mit mir und den Kids macht solange er das noch kann. Aber irgendwie nervt ihn alles nur noch. Ich finde es auch extrem lang dass die zwischen OP und Strahlen bzw. Chemo 4 Wochen verstreichen lassen. Die Angst ist echt da dass das Ding wieder gewachsen sein könnte und man es nicht merkt. Klar ich hoffe Chemo und Strahlung helfen nun auch. Trotzdem die Angst bleibt.

Das Ding hatte 7 cm Durchmesser und keiner weiß wie lange es da war und wie schnell es gewachsen war. Wesensverändert hat er sich seit November und im März die Diagnose. Ich denke dass er in diesen 4 Monaten gewachsen ist.

Viele Grüsse
Mamamaus

hopeflower

Hallo,

nur kurz zu deiner Frage mit der psychoonkologischen Beratung: du kannst da auch hingehen. Ich bin auch Angehörige, war aber in der akuten Zeit bei einer Psychoonkologin. Jetzt V.a. Progression, werde wieder hingehen. Ich muss auch Kraft sammeln und mich um mich kümmern, dass ich mich um meinen Mann und meine Kleine kümmern kann!

Ich wünsche dir viel Kraft!!

Bertschi

Liebe Mamamaus,
uns hat der Radiologe erklärt, dass erst die Wundheilung nach der OP abgeschlossen sein muss, bevor die Bestrahlung starten kann, und das sind eben diese 4 Wochen.

Was da alles in den letzten Monaten über Dich hereingebrochenen ist, ist schon heftig. Das reicht eigentlich für ein ganzes Leben und Du hast es komprimiert in ein paar Monaten. Du brauchst viel Kraft und Unterstützung. Vielleicht könnt Ihr beide als langjährige Weggefährten einen Weg finden, wie ihr als Familie weiter macht. Nichts ist mehr wie es war und wird es auch nie mehr sein. Aber ich bin überzeugt, auch wenn alles anders ist und sein wird, es kann trotzdem eine Art von Gut werden - euer neues Leben. Dein Mann hat es weiß Gott auch nicht leicht. Ich bin sicher, er weiß, was er an Dir hat, aber er kämpft seinen eigenen Kampf. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute. Rosi

Mamamaus

Hallo Rosi,

es ist einfach verdammt schwer. Ich habe selbst vor zwei Jahren meine eigene Diagnose erfahren mit der schweren komplexen PTBS und kämpfe seit der Geburt des ersten Kindes schon mit schlimmen Problemen. Ich musste mich auch damit auseinander setzen wie es weiter geht, natürlich verläuft meine Erkrankung nicht tödlich, aber sie ist leider auch nicht heilbar, man kann nur lernen einigermassen gut damit durchs Leben zu kommen. Ich weiß wie es sich anfühlt zu wissen dass man keine Heilung erwarten darf. Zum Glück weiß ich nicht wie es ist zu wissen dass die Lebenserwartung nicht sehr hoch sein wird.
Mein kleiner Sohn mit 5 hat im Dezember die Diagnose Asperger Autismus bekommen was auch ein Schock war, er ist sehr anstrengend und einfach anders und allein das kostet unheimlich Kraft. Mein Großer hat eine Legasthenie auch letzten Herbst diagnostiziert. Dann nun mein Mann im März diese Diagnose. Ich frage mich oft wie ein Mensch das aushalten soll und stemmen soll. Ich selber habe mir nun Hilfe beim Jugendamt geholt weil ich das allein nicht schultern kann.

Schön und gut Familie sein aber ich bin noch jung und 35 und wünsche mir einen Partner an meiner Seite. Einen Freund zu haben ja aber gemeinsam unter einem Dach zu leben als Freunde ist für mich unvorstellbar. Besonders wenn er sich ein anderes Leben wünscht und die Wut an mir und den Kids ablässt. Als er ausgezogen war war ich an dem Punkt mein Leben neu zu gestalten und habe fast abgeschlossen mit der Ehe weil ich merkte ich brauche einen Partner der zu mir steht und mit dem ich über alles reden kann. Ich bin ein schwer traumatisierter Mensch und musste gerade durch Männer schon gewalt erleben und wenn mein Mann dann so zu mir und den Jungs ist verstärkt sich wiederum meine eigene Erkrankung. Es ist ein Teufelskreislauf. Und unsere Kinder sind erst recht die leid tragenden, Ihn nervt ja alles auch die Kinder.

Viele Grüsse
Mamamaus

Ingostarr

Guten Morgen Mamamaus,

ich kann leider nur ganz kurz antworten, da ich gleich das Haus verlasse. Ja, Du kannst die psychoonkologische Beratung auch als Angehörige in Anspruch nehmen. Diese Dienste werden in fast jedem größeren KH angeboten. Geh mal ins Wartezimmer der Onkologie und schau mal, welche Flyer/Broschüren dort ausliegen. Zu Eurem gemeinsamen Problem kann ich leider nicht viel Hilfestellung anbieten. Ich denke aber, dass Ihr das nur geklärt bekommt, wenn Ihr Euch mal zusammensetzt und Euch offen und ehrlich aussprecht. Vielleicht bietest Du ihm an, dass er Dir alles erzählen kann/soll, auch wenn er sich schämt oder Bedenken hat, seine wahren Wünsche zu äußern, die er sonst gern für sich behalten wollte. Ich denke, dass Ihr da bnur mit einer offenen Aussprache weiterkommt. Die Stimmungsschwankungen, allerdings nicht so krass, kenne ich auch. Ich denke, dass es bei mir damit zusammenhängt, dass ich durch die Krankheit über sehr vieles fast gleichzeitig nachdenke und mich übertriebenes Mitleid, zu starke Fürsorge und zu viele gut gemeinte Ratschläge überfordern und ich dann schnell zickig werde. Kurz gesagt: Man ist als Betroffener sehr schnell überfordert und reagiert entsprechend. Aber es muss einem dann auch klar sein, dass eine funktionierende und offene Partnerschaft ein wesentlicher Schlüssel für einen guten Umgang mit der Krankheit sein kann. Ohne meine Partnerin, auch wenn es Krisen gibt, könnte ich niemals so gut mit der Situation umgehen. Wir machen auch zusammen Yoga und meditieren. Das hilft wirklich sehr gut, um innere Spannungen abzubauen...Ich wünsche Euch, dass Ihr das hinbekommt. Alles Liebe. Ingostarr

suace

Wir haben im KH leider gar keinen Hinweis auf psychoonkologische Hilfe bekommen. Ich erhielt die Adresse von der örtlichen Lebensberatungsstelle an die ich mich nach meinem Zusammenbruch im Oktober gewandt hatte. Ich habe sehr gute Erfahrung damit gemacht, bin auch alleine als Angehörige dorthin gegangen. Ich muß allerdings ein bißchen fahren, in der nahen Kreisstadt gibt es nur Hilfe für Brustkrebs.
Bei uns hat die Bestrahlung sehr schnell nach der OP begonnen (OP 21.7. und Bestrahlungs/Chemo Beginn ab 7.8.)
Mein Mann und ich waren bis zur Diagnose "richtig verheiratet" - jetzt muß man leider sagen, daß es keine Partnerschaft mehr auf Augenhöhe ist. Ich versuche dagegen anzusteuern aber meistens bin ich so eine Art Mischung zwischen Mutti und Dienstleisterin für ihn. Er nimmt nicht mehr wahr wie es mir geht und körperliche Nähe wie nur dicht nebeneinandersitzen erträgt er nicht mehr. Das ist schwer.

Mamamaus

Heute ist es extrem bei ihm. Er ist zwar körperlich fit und unterwegs aber seine Stimmung ist extremst. E hat mich und die Kinder heut schon zig mal wegen nix und wieder nix angebrüllt. Er meinte heute schon dass er kein Papatyp sei und das zweite KInd erst recht ein Fehler war (er wollte das zweite noch ). Er geht sofort hoch bei Gesprächen. Ich bin echt am verzweifeln. Für die Kinder ist das ganz schlimm wenn er sofort schreit wegen eigentlich nix. Mich hat er teilweise heut schon beschimpft weil ich nicht verstanden habe was er mir erzählt hat weil es einfach komisch war. Meine Freundin wurde heut auch schon von ihm angefahren im Gespräch weil er etwas behauptet hat was einfach nicht so ist (also ganz offensichtlich) er fühlte sich im Recht und sie hat dann des Friedens Willen die Diskussion beendet und ihm eben recht gegeben. Wie soll das Ganze nur weiter gehen wenn es schon wieder so anfängt wie vor der Diagnose. Ich Frage mich auch was der plötzliche Auslöser ist, er war nach der OP wieder lammfromm. Kann die Chemo und Bestrahlung so krasse Auswirkungen haben? Oder ist das einfach nur die Kriese weil er Angst hat nicht mehr viel Zeit zu haben und stellt nun alles in Frage?

Ich werde mich die nächsten Tage auf jeden Fall mit der Psychoonkologie in Verbindung setzen so krass wie sich das nun entwickelt.

LG Mamamaus

Liese

Liebe Mamamaus, ich verfolge hier im Forum fast alle Einträge. Mich macht so traurig, was ich von dir lese.
Auch wenn dein Mann so krank ist, kann er sich nicht so extrem gegenüber dir und den Kindern verhalten. Suche das Gespräch mit ihm! Kündige vorher schon an, dass du mit ihm reden musst. Ihr seid das Liebste, was er hat. Das auch er es nicht leicht hat, streitet niemand ab. Aber lasst euch nicht mit Füßen treten, sprichwörtlich gemeint. Du unterstützt ihn in allem, was es durchzustehen gibt. Aber du bist wertvoll, mach dir und deinem Mann das klar. Und dies alles hinterlässt in den Kinderseelen gravierende Spuren. Ein Kind, was von seinem geliebten Papa hört, er ist nicht gewollt, vergisst das nie.
Ich nehme dich in den Arm, Mamamaus!
Liebe Grüße von Liese!

Mamamaus

Danke Liese, ich selber habe eine komplexe PTBS resultuierend aus schwerwiegenden kindlichen Traumas. Ich selber war ein nicht gewolltes KInd, mein Vater wollte mich nicht mal sehn. Gerade mein Mann war immer der der sagte er versteht solche Männer nicht und nun ist er selber so geworden. Ich hoffe dass die Kinder solche Worte nie mitbekommen von ihrem Vater. Ich kann es nicht verstehen wie ein Mann sich so sehr zum Negativen verändern kann. Ich stehe hinter meinen Kindern das ist ganz sicher, ich will nicht dass sie später mit der selben Krankheit wie ich zu kämpfen haben.

Zum Glück habe ich beim Jugendamt eine Familienhilfe bekommen wegen der schweren Situation. Ich hoffe dass diese mir gut zur Seite stehen wird. Ich versteh in voll und ganz gegen was er ankämpft keine Frage. Und wenn wir respektvoll miteinander umgehen könnten wäre es ja für mich selbstverständlich mit ihm zu kämpfen. Aber wenn es um meine Kinder geht da hört alles auf. Ich liebe meine kinder und bin für sie da immer.

Ich werde mich die nächsten Tage von ihm zurück ziehen dass er seinen Pegel etwas senken kann und werde mit den Kids mein Ding durchziehen. Zum Glück kommt unter der Woche 4 Stunden täglich eine Haushaltshilfe zur Unterstützung übers JUgendamt dass auch ich mit meiner eigenen Erkrankung der ganzen Situation stand halten kann. Morgen ist Schule und Kindergarten nach den Ferien. Ich hoffe wenn er mehr Ruhe hat dass sich die Lage auch wieder etwas entspannt.

Liebe Grüsse
Mamamaus

sharanam..

Ich verstehe, dass es für Dich nicht auszuhalten ist Mamamaus. Seit meiner Glioblastom-OP geht es meinen Angehörigen auch so :-((((
Als ich vorher nur ein Astrozytom II hatte, ist mir das nie passiert, denn der Tumor hat sich ja nicht Hirngewebe infiltrierert.

Es sind einige Defizite vorhanden, die ich nicht vorenthalten möchte. Da ist zum Einen eine fortschreitende Wesensveränderung, die ich immer weniger kontrollieren kann und welche vor Allem für die Angehörigen schwer zu ertragen ist. Die Symptome sind Reizbarkeit, Wutausbrüche, enorme Stimmungsschwankungen und emotionale Blockaden. Depressionen und eine negative Lebenshaltung entladen sich zyklisch. In diesen Phasen flippe ich wegen jeder Kleinigkeit aus und habe absolut keine Kontrolle darüber, ich streite und schimpfe dann unentwegt und greife vor Allem diejenigen an, die unmittelbar mit mir zusammen sind. Zur Rede gestellt ist mir dies dann gar nicht bewusst und ich bestreite die Umstände dann. Eine Psychotherapie hat gar nichts gebracht, auch Einweisung in die Psychiatrie war nicht erfolgreich.

Diese realen Wesensveränderungen werden in den Krebssforen von vielen Krebspatienten und den Angehörigen berichtet, leider geht die Krebsmedizin gar nicht darauf ein und Psychologen oder Psychiater scheinen mir hier überfordert. Wenn ich zu meinem Neurologen , dann ist sein Antwort auf diese Probleme einfach ein Psychopharmaka oder Beruhigungsmittel. So wie ich es sehe, ist diese fortschreitende Wesensveränderung nicht nur ein psychisches Problem, sondern eine Reaktion des Gehirns auf die Verletzungen und Beschränkungen aus der OP. Es ist ja bei mir links temporo-basal der linke Schläfenlappen und der Hippocampus entfernt worden, was für das Gehirn sehr gravierende Auswirkungen hat. Nicht nur, dass der Hippocampus das Gedächtnis kontrolliert und konditioniert, auch das Emotionalzentrum wird von dort aus stark geprägt mit direkten Auswirkungen auf Empfinden wie Angst, Liebe, Lust, Frust, Zorn etc. Durch seine starken Verbindungen zur Amygdala, dem Furchtzentrum unseres Gehirns, kommt dem Hippocampus eine zusätzliche Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen zu. Die Amygdala formt mit dem Hippocampus ein emotionales Gedächtnis. Dies macht den Hippocampus aber auch anfällig für starke emotionale Reize und Stressoren. So führen Traumata oder Verletzungen des Hippocampus zu Depressionen, Angst- und Essstörungen. Da wahrscheinlich auch die Amygdala bei mir durch die OP beeinflusst oder gar ganz entfernt worden ist, habe ich die starken emotionalen Probleme, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen könnte.

Schwan01

Hallo sharanam,

du hast die Problematik sehr treffend beschrieben, vor allem sehr ehrlich,

ich möchte mich dafür bedanken.

Alles Liebe

Schwan01

Irmhelm

Hallo sharanam,
kann mich Schwans Ausführungen nur anschließen. Du hilfst uns Angehörigen mit deiner Schilderung der Problematik sehr.
Vielen Dank dafür.
LG
Irmhelm

fasulia

die Problematik kommt doch sehr auf das Areal an in dem operiert wurde oder das entfernt wurde- ich denke zu oft werden von manchen Angehörigen Überforderungen aufgrund der reduzierten Belastbarkeit, die sich als "Wutausbrüche" zeigen, oder Dinge, die man aufgrund der erlebten Lebensbedrohung, einfach nicht mehr hinnehmen will oder kann, als Wesensveränderungen hier dargestellt.

fasulia

unter pflege-gewalt.de gibt es auch für Bundesländer sortiert Rufnummern, wo man sich als Angehöriger auch bei noch nicht von Pflege betroffen, Hilfe holen kann.

Mamamaus

Danke für diese Beschreibung oben. Ich weiß genau was bestimmte Hirnareale bewirken wie bei mir die Schäden durch meine frühkindlichen Traumata die einfach da sind und auch bleiben werden, aber mit sehr viel Therapie kann man diese Defizite so ausgleichen dass man damit leben kann, die Menschen die das nicht haben für die bin ich auch ein Exot.
Ich bin aber dadurch sehr leicht retraumatisierbar was durch solche Situationen gefördert wird. Und wir haben 2 Kinder und ich möchte nicht dass diese später die gleichen Defizite wie ich davontragen, sie haben noch ihr ganzes Leben vor sich. Ich bin so froh dass ich nun Hilfe in Form eines Familienhelfers bekomme vom Jugendamt, allein ist die Situation nicht mehr zu bewerkstelligen. Ich muss meine Kinder schützen dass sie nicht dadurch für ihr Leben geschädigt werden.

Ich finde es sehr erschreckend was für Wesensveränderungen solche Tumore mit sich bringen. Wären wir zu zweit wäre es weniger gravierend aber die Kinder sind nun mal da und ich liebe meine Kinder.

Er hatte den Tumor hinten rechts da sitzt ja soweit ich weiß nicht das emotionale Zentrum. Und entfernt vom Gehirn wurde nix, der Tumor konnte zu 99 Prozent entfernt werden ohne irgendwelche Defizite bis auf das eingeschränkte Gesichtsfeld.

Viele Grüsse
Mamamaus

Schwan01

Hallo fasulia,
du hast Recht es kommt immer darauf an, welches Areal operiert wurde,
sharanam hat dieses für mich sehr treffend beschrieben auch meine Tochter ist im gleichen Areal operiert worden.

In der Vergangenheit habe ich versucht sie darauf aufmerksam zu machen
auf diese Veränderungen, es bringt aber garnichts.

Die reduzierte Belastbarkeit ist nicht dasProblem, man fühlt sich als Angehöriger überfordert, wenn diese Wesensveränderungen da sind und man keinerlei Unterstützung von Fachkräften bekommt, als Antwort kam, aushalten oder Kontakt abbrechen - so ist die Erkrankung nun mal.

So wie sharanam schreibt, Psychologen, Neurologen nehmen sich dieser Problematik garnicht an, ich bin der Meinung sie sind schlecht weg überfordert, auch die Krebsmedizin geht auf diese Problematik garnicht ein.

Es gibt ganz wenige Momente wo meine Tochter mit mir ganz normal spricht, ganz plötzlich blockt sie, meine Therapeutin hat es mir so erklärt, es ist ein medizinisches Problem, ich bin auch gegen Antidepressiva - aber wenn es helfen würde und das Zusammen leben für alle erträglicher wird, wäre es gut der Betroffene - wenn er diese dann auch ein nimmt - aber wer kann es kontrollieren ob sie auch wirklich eingenommen werden?

Als Angehöriger, Mutter, Partnerin wie auch immer ist dieser Zustand unerträglich, wie schütze ich mich als Mutter????

Ich hoffe ich darf meine Tochter, die ich mehr wie mein eigenes Leben liebe - begleiten darf, so weiß sie - ich bin für sie da!!!!!

Liebe Mamamaus, ich verfolge hier im Forum die einen oder anderenn Beiträge, bei deinem Beitrag, werde ich sehr traurig, es spricht von soviel Verzweiflung, trotz allem hat dein Mann keinen Freifahrtsschein und hat nicht das recht mit den Kindern und dir so um zu gehen.

Ich möchte dir den gut gemeinten Rat geben, schütze dich und deine Kinder, wenn es garnicht anders geht auch räumlich.
Mamamaus es ist auch zu zweit gravierend, eine unbeschreibliche Situation für jeden,

liebe Grüße

Schwan01

PS: Chemo/bestrahlung haben Nebenwirkungen liebe Mamamaus, die Operation ist ein sehr großer Eingriff, ich bin immer wieder begeistert wie weit die Medizin heute ist, für mich immer noch unvorstellbar am Kopf zu operieren - gut das es die Möglichkeit gibt - ich und sher, sehr viele andere hoffen das doch entlich der Durchbruch kommen möge, der Hirntumor ist heilbar, die Diagnose zerstört so viele Familien, es gibt sicher auch viele schöne Momente, aber man hat immer die Angst, Verzeiflung im Nacken,
es ist sehr wichtig psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, ich nehme diese seit 1 Jahr und 7 Monaten in Anspruch, du kannst übrigens auch bei der Hirntumorhilfe an rufen, bzw. in jeder größeren Stadt ist der Krebsverein vertreten, dort bekommt man in der Regel schneller einen Termin,
ich drück dir die Daumen, das du einen Weg findest für deine Kinder und für dich.

Nela01

Liebe Mamamaus,
ich kann der lieben Schwan nur zustimmen- wenn es nicht anders geht, würde ich mich räumlich trennen.

Meine Mama wurde rechts bei der Schläfe der Tumor operiert, ich bemerke bei ihr gar keine Wesensveränderung. Darüber bin ich sehr froh.
Ich wünsche Euch alles Gute!
Liebe Grüße
Nela

Mamamaus

Hallo,

er ist heute immer noch gleich sehr reizbar das ist für mich und die Kinder schlimm. Ich selber versuche ihm keine Angriffsfläche zu bieten so gut es eben geht. Heute Mittag hatte ich Gruppentherapie und ich habe dieses Thema besprochen und die Therapeutin sowie die anderen Mitpatienten meinten dass ich meine Kinder und auch mich schützen muss wenn er so zu uns ist. Sie meinten auch dass eine räumliche Trennung wohl das beste wäre für alle beteiligten. Leider ist das finanziell gerade nicht machbar. Ich selber verdiene nichts da ich bei den Kindern zu Hause war seit der Geburt des ersten Sohnes. Und mit meiner Erkrankung unter diesen Umständen arbeiten anfangen wäre wohl für mich zu viel. Irgendwie müssen wir wohl schauen dass wir hier zusammen in einer Wohnung erstmal zu Recht kommen. Alles andere werde ich morgen unter vier Augen mit der Familienhelferin besprechen und bin gespannt was sie mir rät.

Ansonsten bin ich gerade einfach nur sehr sehr traurig und erschöpft wie das hier gerade abläuft. Er denkt ans Leben draußen und an Spaß haben usw. und ich mache mir Gedanken über die Kinder. Wenn ich in so einer Lage wäre würde ich jeden Moment mit meinen Kindern geniessen können wo es mir gut geht und mit meinem Partner. Aber das sieht er wohl anders. Zum Glück habe ich morgen Traumatherapie dass ich das mit meiner Therapeutin durchsprechen kann.

Viele Grüsse
Mamamaus

alma

Ich weiß ja nicht, wie es euch vorher miteinander ging. Aber eine solche OP mit einer solchen Diagnose sind eine starke Belastung. Dein Mann ist offenbar davon überfordert und reagiert in seiner momentan engen Sicht so, wie es für ihn am einfachsten ist. Dampf ablassen.
Ich würde nicht von Wesensänderung reden, sondern von Verhaltens-änderung, das ist eine Nummer kleiner und daher gerechter.
Die OP ist gerade mal 4 Wochen her, keine ausreichende Zeit, um sich wieder zu fangen. Wer so etwas noch nicht erlebt hat, kann sich schwer hineinversetzen. Es ist eine Extremsituation, in der man die Kontrolle über sein bisheriges Leben verlieren kann, auch über die eigenen Äußerungen.
Dein Mann braucht ein verständiges soziales Umfeld. Du bist dazu im Moment nicht in der Lage, weil du mit eigenen Problemen belastet bist.
Distanz ist nur nicht immer das Mittel der Wahl. Das kann die Situation noch verschlimmern, weil der Betreffende sich dann vollends abgelehnt fühlt.
Wahrscheinlich braucht ihr mehr Hilfe von außen, auch dein Mann. Sucht doch beide mal das Gespräch mit der behandelnden Klinik. Vielleicht gibt es da eine therapeutische Beratung.

Gruß, Alma.

Mamamaus

Hallo Alma, mein Mann möchte keine psychologische Hilfe er meint das kriegt er selber hin.

Die Monate vor der Diagnose waren einfach nur der Horror für mich und die Kinder. Und da wusste er noch nicht dass er krank ist. Er hatte isch im November in eine andere Frau verliebt die ihn aber nicht haben wollte. Ich kann nur sagen keine sehr guten Voraussetzungen für unseren weiteren gemeinsamen Weg.

Ich selber hole mir grade viel Hilfe an Bord. Meine Therapeutin. Psychosozialer Dienst. Und übers Jugendamt Haushaltshilfe stundenweise und eine Familienhelferin.

LG Mamamaus

Mamamaus

Der aktuelle stand ist dass ich mit dem Arzt gesprochen habe und ihm die Lage geschildert habe dass er Tag für Tag immer aggressiver wird und es für die Kinder einfach nimmer geht. Er macht jetzt die Chemo und Strahlentherapie stationär weiter. Wir besuchen ihn oft. Aber hier unter einem Dach ging es nimmer.

Es war die beste Lösung, wir gehen ihn besuchen und merken wir er wird überreizt gehen wir nach Hause und er hat seine Ruhe.

Bertschi

Liebe Mamamaus,
Das ist doch eine vernünftige Lösung. Alles Gute für euch. LG Rosi

Mamamaus

Hallo, ich wollte mal über die Neuigkeiten berichten. Mein Mann ist nun 6 Tage stationär und er hatte im Kopf dass er von Freitag auf Sonntag heim kommt sozusagen Klinikurlaub. Ich habe gesagt dass ich mir das nicht vorstellen kann da mir und den Kindern seine Aggressionen Angst macht und wir jeden Tag tagsüber kommen können und mit ihm was schönes unternehmen können aber dass es nicht geht ein komplettes verlängertes Wochenende zu verbringen daheim. Der Arzt meinte man soll jeden Stress meiden. Die KInder sind gerade wieder extrem anstrengend und er meinte am Telefon dass ihn das Geschrei wahnsinnig macht. Trotzdem will er heim. Ich habe es abgelehnt und wie gesagt den Vorschlag gemacht jeden Tag zu kommen und was zu unternehmen.

Er sagte wir wollen ihn loswerden. Ich sagte nein das hat damit nichts zu tun sondern dass es mit seiner Aggressivität zu tun hat und wir Angst haben. Das hat er natürlich nicht verstanden und allgemein hat er mich mal wieder nieder gemacht dass ich nichts kann und Schuld dran bin dass die Kinder so laut sind usw.er wurde schon am Telefon richtig aggressiv. Einerseits habe ich ein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber aber andererseits muss ich meine Kinder schützen vor seinen Angriffen.

Morgen hab ich zum Glück einen Termin beim Psychoonkologen in der Klinik, bin grad echt am verzweifeln. Ich will es allen recht machen aber es geht nicht. Mein Mann meinte auch gleich wieder wenn er zu uns in unseren Saustall heim kommt wäre es kein Wunder wenn er aggressiv wird. Ich hätte die KInder nicht im Griff. Die müssten mit Härte erzogen werden. Dazu muss ich sagen dass der Kleine Asperger Autist ist und einen sehr strukturierten Ablauf braucht, Struktur ist für meinen Mann ein Fremdwort. Und dann wundert er sich wenn der Kleine dauernd ausflippt und ich bin dann wieder Schuld. Bin sehr am verzweifeln.

LG

alma

Schrecklich. Auch für deinen Mann.
Wir kennen hier nicht seine Sicht der Dinge. Deshalb wäre es nicht gerecht, deine Partei zu ergreifen.
Niemand hat Schuld an der Tumorerkrankung, auch dein Mann nicht. Ihr seid alle überfordert, damit umzugehen. Vielleicht gibt es Gründe für seine Aggressivität, die am Umfeld liegen, vielleicht liegen sie in der Erkrankung, vielleicht in seiner Persönlichkeit zusammen mit der Erkrankung. Das kann man von hier aus schwer beurteilen.
Aber es ist auch sein Zuhause. Wenn er für ein WE nicht heimkommen darf, was ist, wenn er entlassen wird? Wo soll er hin? Was stellt er sich als Alternative vor?
Am besten wäre es, ihr würdet gemeinsam und mit fachkundiger Hilfe nach einer praktischen Lösung suchen.

Mamamaus

Hallo,

gestern war ich beim Psychoonkologen in der Klinik und der sagte eben auch wenn Kinder im Spiel sind und gefährdet werden muss man eben Vorsicht walten lassen. Ich selber würde schon irgendwie mit ihm klar kommen, aber die Kinder sind die Schwächeren und dienen als Angriffsfläche seiner Aggressionen.

Es wird geschaut ob er danach nach den drei Wochen gleich eine Anschlussheilbehandlung bekommt. Und dann meinte er sieht man wenn er die Medikamente runterfährt ob sich dieses Aggressive Verhalten auch rückbildet. Er war schon immer sehr impulsiv, aber bis zu der Erkrankung konnte er es gut steuern und wurde nie aggressiv anderen Menschen gegenüber, er ist halt so ab und an mal explodiert und hat rum gebrüllt. Aber man musste keine Angst haben dass er jemanden was tut. Nun sieht die Lage eben anders aus er kann seine Impulse in der Wut nicht mehr genug steuern und das macht auch den Kindern Angst, mein Sohn sagte er sei froh dass Papa in der Klinik sei weil er echt ganz doll Angst hat. Er meinte Papa brüllt ihn ja nur noch an und droht ihm. Jetzt in der Situation mit kurzen Besuchen dort kommen wir alle besser klar. Und wir sind nicht allein mit ihm, im Falle eines Falles sind immer Menschen um uns.

Der Psychoonkologe meinte ob wir Platz hätten dass er ein eigenes Zimmer bekommt nur für ihn, aber die Möglichkeiten haben wir leider nicht. Wir haben mit 2 Kinder nur 4 Zimmer mit 95 Quadratmeter, ein Kinderzimmer für beide Kids ist zu klein hier.
Und mein Mann sagt ja selber immer er hält die Situation mit schreienden Kindern den ganzen Tag nicht aus, aber die sind nun mal da und erst 5 und 8, zwei wilde Jungs, ich kann sie nicht in den Schrank stellen. Und der Kleine hat nun mal Asperger und wenn er überreizt ist wird er auch impulsiv und schreit ganz unerträglich, aber dafür kann er genau so wenig was wie mein Mann für seine Erkrankung.

Am Dienstag hab ich nochmal beim Psychoonkologen einen Termin und danach mit meinem Mann ein Arztgespräch um zu besprechen wie es weiter gehen kann.

Nun hat er isch etwas abgeregt. Wir werden ihn jeden Tag besuchen gehen übers Wochenende, was schönes unternehmen was nicht zu stressig ist. Ich denke damit ist allen geholfen. Und für mich ist es auch stressig mit den 2 Jungs jeden Tag Ausflüge mit dem kranken Papa zu machen. Aber ich tu es allen zu liebe.

Drückt mir heute die Daumen, Sohnemann hat Schlaf EEG, wünscht mir dass es ok ist, letztes mal das Wach EEG zeigte Unregelmässigkeiten und er hat ab und an Anfälle, nun wird untersucht in wie weit diese Anfälle auf Epilepsie hinweisen. Hab echt Angst Sohn und Vater mit solchen Hirnspezifischen Problemen zu haben. Ich komme auch an meine Grenzen.

Viele Grüsse
Mamamaus

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