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Thema: Chemotherapie bei Glioblastom?

Chemotherapie bei Glioblastom?
Thomas[a]
09.01.2006 12:10:46
Bei meinem Vater wurde Ende Oktober 2005 ein Glioblastom entfernt. Danach folgte eine Strahlentherapie. Ihm geht es sehr gut. Nun soll eine Chemotherapie beginnen. Favorisiert wird ACNU+VM26. Obwohl man nur noch von Temodal hört, soll es nicht so wirksam sein. Dort will man es in der Second-Line-Therapie einsetzen. Die zweite Klinik will natürlich nur mit Temodal behandeln. An einer anderen Klinik würden die Onkologen mit BCNU therapieren. Der vierte Arzt möchte Fotemustin einsetzen. Was ist richtig? Ach ja, und der fünfte Mediziner will erst mit der Chemo beginnen, wenn der Tumor wieder wächst. Ich bin etwas irritiert. Gibt es denn keine Standardtherapie?

Hat jemand einen Vorschlag, wie wir das Problem am besten lösen können bzw. für welche Chemo wir uns entscheiden sollen?

Vielen Dank!
Thomas[a]
Feodora
09.01.2006 19:08:08
Hallo!

Bei meinem Mann (56) wurde im März 2005 ein Glioblastom IV diagnostiziert, operiert, anschließend bestrahlt bei gleichzeitiger Chemo mit Temodal. Beim Kontroll-MRT im Sept. 05 wurde trotzdem weiteres Wachstum festgestellt und die Chemo auf ACNU + VM 26 umgestellt. Bei einem weiteren MRT im Dez. ist der Tumor immer noch weiter gewachsen. Seit 30.12.05 bekommt er jetzt auf unsere eigenen Kosten zusätzlich eine Hyperthermiebehandlung. Mal sehen ob das was bringt. Aber Du siehst es ist sehr schwierig eine Aussage zu machen für welche Therapie man sich entscheiden soll. Immerhin wählt man ja den Arzt seines Vertrauens und vertraut somit auch der vorgeschlagenen Therapie.

EM
Feodora
Angel[a]
09.01.2006 19:16:20
Hallo Thomas,

ja, daist leider net so leicht zu beantworten betüglich Chemo. Frag doch mal nach einem Chemosensitivitätstest. War bei mir leider net möglich, weil Operationen nicht mehr möglich. Habe mich für Temodal entschieden,
Bei der favorisierten Chemo habe ich schon Dinge gelesen über Vincrystin oder wie das Zeug heisst, was für mich dagegen gesprochen hat.
Auch das mit der Second_Line_Therapie war mir schon zu Gehör gekommen, nur verdammt, wie soll man sich denn entscheiden?

Verstehe also Deine Angst sehr gut, nur eine Lösung habe ich leider nicht für Dich!

Sende Dir und Deinem Dad einen ganz liebeb Gruss und viel viel Kraft!

Angel
Angel[a]
Sven[a]
17.01.2006 22:03:20
Hallo Thomas,

welche Chemo besser ist, kann Dir für den Einzelfall leider kein Arzt sagen. Der eine Patient profitiert von Nitroseharnstoffen (ACNU, BCNU, CCNU) in verschiedenen Kombinationen, der andere von anderen Wirkstoffen wie Temozolomid oder PCV. Die Expression eines bestimmten Enzyms (MGMT) soll Auswirkungen auf das Ansprechen der chemotherapie haben. Man untersucht nun, ob man dies durch ein geändertes Schema bei der Verabreichung ausgleichen kann. Jedenfalls konnte der Tumor für rund 6 Monate in Schach gehalten werden.

Grüße,
Sven
Sven[a]
Linus[a]
17.01.2006 22:45:30
Ich zitiere Dr. Walter Rella: "... Innerhalb der letzten Jahrzehnte wurde nach dem Beispiel vieler anderer Krebserkrankungen auch beim GBM eine postchirurgische, postradiotherapeutische sog. adjuvante Chemotherapie eingeführt. Als Standardtherapeutika gelten seit 1970 die alkylierenden Nitrosourea-Präparate BCNU (Carmustin intravenös) und CCNU (Lomustin peroral). Seit 1985 wird auch das besser liquorgängige Fotemustin angewandt. Weitere erprobte Mittel sind die ebenfalls alkylierend wirkenden Carbazine MTIC (Procarbazin) und DTIC (Dacarbazin), sowie der Mitosehemmer Vincristin. Mit diesen Chemotherapeutika, allein oder in Kombination in Form einer Polychemotherapie, konnte die MedÜZ bei hochmalignen primären Gehirntumoren etwas verlängert werden. ... Im letzten Jahrzehnt drängt ein neues Chemotherapeutikum - Temozolomide (TMZ) auf den Markt. TMZ befindet sich derzeit in der Phase III-Erprobung, das heißt, man prüft nach den Kriterien der Evidence Based Medicine (EBM) in entsprechend kontrollierten Studien, ob die erwartete bessere Wirksamkeit im Vergleich mit anderen Mitteln statistisch nachweisbar ist... Mit der bloßen Registrierung einer Arznei ist ja noch keinesfalls die Frage beantwortet, ob gewisse statistisch signifikante Vorteile für den Patienten tatsächlich relevant sind und ob sie für den Einzelnen bzw. für die Gesellschaft die Kosten rechtfertigen... Einige Vergleiche mit der ältere Kombination eines Carbazins (DTIC) mit Fotemustin habe ergeben: ... Minimal höhere Ansprechrate von TMZ, aber Anzeichen für eine kürzere Wirksamkeit.... Eine Kosten-/Nutzen-Analyse zeigt, dass die Kosten einer TMZ-Therapie ein Vielfaches der herkömmlichen Behandlung ausmachen und in keinem Verhältnis zu den geringen Vorteilen stehen... Ob sich in Anbetracht der heutigen Möglichkeiten einer besten Palliativtherapie dieser Effekt überhaupt noch zeigen würde, darf zu Recht bezweifelt werden. Indirekte Hinweise können aus Studien abgeleitet werden, welche TMZ zur Behandlung von metastatischen Gehirntumoren einsetzen. Eine rezente derartige Phase II-Studie weist für TMZ plus Radiotherapie eine MedÜZ von 8,6 Monaten aus, gegenüber 7,0 Monaten für Radiotherapie allein. Dieser Unterschied war nicht signifikant (p = 0,45). Übelkeit, Erbrechen und Thrombozytopenien hingegen waren in der TMZ-Gruppe signifikant häufiger...

IMABE, Österreich, 4/2004
Linus[a]
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