Hallo, ich bin seit einiger Zeit stille Mitleserin. Ich bin Ehefrau eines Gehirntumorpatienten (Oligodendrogliom/anaplastisches Astrocytom).Ich schreibe, weil ich mich gerne austauschen würde mit anderen Angehörigen. Kurz zu unserer Geschichte: Grand mal Anfall Ende 2005- MRT- Diagnose. OP (inkomplette Resektion); keine Reha- wollte mein Mann nicht. Antikonvulsive Einstellung mit Lamothrigin. Keine Chemo, keine Bestrahlung nach Absprache mit unserem Onkologen. Viele Jahre vergingen daraufhin- in den Folgejahren Berufsunfähigkeitsrente. Ab 2015 vermehrt Krampfanfälle. Tumorrezidiv (PE)- inoperabel- über 1 Jahr Bestrahlungs- und Chemotherapie.
Ich begleite meinen Mann schon sehr lange und merke selber, dass meine Kräfte langsam zu Ende gehen und ich auch immer ungeduldiger werde. Es existiert kein erkennbarer Tagesablauf bei meinem Mann- alles in allem sind wir im Vergleich zu Anderen gut "weggekommen". Leider stelle ich immer häufiger fest, dass unsere Beziehung nicht mehr auf Augenhöhe stattfindet. Ich bin seit Jahren der Motor der Familie, habe alles im Blick, arbeite natürlich auch und kümmere mich hauptsächlich um unsere Tochter, die chronisch krank ist und sich derzeit in einer akuten Krankheitsphase befindet. Mein Mann gefällt sich als geschmeidiger "Plauderer" ohne für mich erkennbare Lebensschwerpunkte. Eine psychotherapeutische Begleitung nehme ich bereits in Anspruch. Eine Kur wurde abgelehnt mit dem Hinweis, dass ich mich mit ambulanten Angeboten abdecken kann- ferner weist mein Berufsalltag kaum Fehlzeiten auf, was für eine Kur ja immer eher ungünstig ist.
Mich würde interessieren, welche "Inseln" Ihr für Euch gefunden habt, um mit einer solchen Lebenssituation umzugehen.
Ich habe oftmals den Eindruck, dass ich bereits Witwe bin; meinen Mann erreiche ich oftmals nicht mit meinen Worten- seine Wahrnehmung differiert von meiner.
Also, was tun?