Lieber Klaus!
Habe grade sehr entsetzt von deiner lieben Frau gelesen!
Ich schreib dir jetzt mal was als Trost und Mutmacher:
Mein Papa ist im Okt. 18 schwer gestürzt, damals war er 80 Jahre alt. Mehrfachbeckenbruch, Schultertrümmerbruch.
Er wurde dann im Unfallkrankenhaus an der Schulter operiert, eine Prothese eingesetzt, da die Schulter nur mehr aus Trümmern bestand.
Danach war er soweit recht fit.
Am 3. postoperativen Tag bekam er Durchfall, dass es wie Wasser aus ihm rausrann.
Innerhalb weniger Stunden, verschlechterte sich sein Zustand so, dass er auf die Intensivstation kam - septischer Schock, Multiorganversagen, künstliches Koma.
Wir waren auch geschockt, da es ihm kurz nach der OP recht gut ging.
Man gab ihm maximal 10% Überlebenchance.
Er war dann wochenlang im künstlichen Koma, beatmet, mehrere Aufweckversuche scheiterten, weil er es kreislaufmäßig nicht schaffte.
Täglich versorgten uns die Ärzte mit neuen schlechten Nachrichten - die Nieren versagten komplett.
Man mußte ihm einen Luftröhrenschnitt machen, da er Langzeit-intubiert war.
Nach 6 Wochen ließ man ihn dann langsam aufwachen, es folgten 2 schreckliche Wochen im Medikamentendelir, er konnte NICHTS mehr.
Und er hatte in kurzer Zeit fast 30 kg verloren, keine Muskelmasse mehr, konnte nicht mal schlucken, erkannte uns nicht, hatte das geistige Potential eines 2-Jährigen.
Nach diesen Monaten auf Intensiv kam er auf eine Akutgeriatrie wo er sich etwas stabilisierte, er konnte dann zumindest wieder schlucken, also etwas essen, aber sprechen ohne Kanüle, aufsitzen usw. mußte er erst wieder lernen.
Das erste Mal im Bett sitzen kollabierte er.
Es hat fast ein halbes Jahr gedauert bis er wieder halbwegs der Alte war, jedoch mit großen Defiziten.
Gehen geht schwer, er ist schwach geblieben, und er hat eine leichte Form von Alzheimer behalten - also definitiv kognitive Einbußen, aber er kann sprechen, lesen, Unterhaltungen führen, braucht nur Hilfe beim Anziehen und der Körperpflege, da man durch das Koma keine Physio für den kaputten Arm machen konnte.
Aber er war damals schon 80 Jahre, und hat es überlebt!
Deine Frau ist viel jünger, und wird das schaffen, und zwar besser und ohne dass was zurückbleiben wird, davon bin ich überzeugt!!!!
Sepsis kommt viel häufiger vor als man glaubt, ist aber als schwere Erkrankung, vor allem nach OP`s wenig bekannt.
Ich kann dir nachempfinden, wie es dir grade geht! Uns hat es damals den Boden unter den Füßen weggezogen - ein gesunder, fitter 80-Jähriger, und plötzlich schaut er dem Tod ins Auge.
Ich nehme dich mal ganz sanft in den Arm, und schicke dir ein dickes Kraft- und Mutpaket, und alles Liebe und Gute für deine Frau - ihr schafft das! Es wird dauern, von sowas erholt man sich nicht auf die Schnelle, aber es wird wieder - ganz sicher!
GLG! lunetta